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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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Die Schwarz-Weiss-Ausstellung der Berliner freien Sezession
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0149

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285

Personalien — Ausstellungen — Forschungen

286

Mit ein paar Namen wie Großmann, Meseck, Faure,
Oesterle, Gabler, Nauen, von dem eine Reihe groß ge-
sehener Landschaften besondere Erwähnung verdienen,
sind beinahe alle Radierer genannt, die innerhalb der
Ausstellung vertreten sind. Und fast noch dürftiger
bleibt die Ausbeute im Bereiche der Lithographie, wo
nur Röhrichts empfindungsvolle Landschaftzeichnun-
gen auffallen. Bei weitem die überwiegende Zahl
der ausgestellten Blätter sind dieses Mal Zeichnungen
und Aquarelle, deren starke Farbigkeit zu der her-
gebrachten Bezeichnung Schwarz-Weiß wenig stimmen
will. Es ist dabei in der Hauptsache an den Raum
gedacht, dem die Aquarelle von Oskar Moll und Curt
Herrmann die Hauptnote geben. Moll wirkt in diesen
Blättern reiner als in seinen Gemälden. Es sind reiche
und schöne Effekte erzielt mit einer bewußt gehand-
habten Palette weniger reiner Farbtöne. Herrmanns
Aquarelle wirken neben diesen spielerischer und gleich-
sam wesenloser. Aber auch an ihnen mag eine ge-
schmackvolle Farbigkeit gerühmt werden. Max Pech-
stein packt kräftiger zu, aber es ist merkwürdig, wie
stark vedutenhaft er in dieser Umgebung wirkt.

Es ist nicht die Absicht, auf die große Zahl von
Zeichnungen hier im einzelnen einzugehen. Ein paar
Namen mögen genügen. So sei Hans Baluschek genannt,
der eine ganze Reihe großer Aquarelle ausstellt, einen Bei-
trag zum Thema der künstlerischen Phantasie, da hier ein
extremer Realist rein aus der Vorstellung die Ereignisse
des Kriegsschauplatzes zu schildern unternimmt. Einer,
der wirklich draußen gewesen ist, Fritz Rhein, brachte
im Gegensatz zu diesen gequälten Grausamkeiten nichts
anderes mit als eine große Zahl anmutig liebens-
würdiger Zeichnungen, von denen hier wieder eine
Reihe gezeigt werden. Als Aktzeichner treten neben
Hettners Akademiestudien, denen eine Anzahl Ma-
reesscher Zeichnungen wie eine ernste Mahnung gegen-
überstehen, die Bildhauer Gerstel und Kolbe und Mar-
garete Moll mit streng komponierten Figuren hervor.
Endlich sei unter vielem anderen einer merkwürdig
sicher erfaßten Porträtzeichnung von Augusta von
Zitzewitz als starker Talentprobe Erwähnung getan.

Unter den Karikaturzeichnern treten die Künstler
des Münchener Simplicissimus vor allem auf den Plan.
Trotz eines merkwürdig großartigen Porträts Macken-
sens, mit dem Thomas Theodor Heine überrascht,
ragt doch über alle Lebenden der leider so früh ver-
storbene Rudolf Wilke weit heraus. Seine Bedeutung
tritt immer klarer hervor, je mehr es sich zeigt, daß
alle übrigen doch nur innerhalb einer Manier sich zu
bewegen vermögen, sei es auch mitstets so erfinderischem
Geiste wie Olaf Gulbransson. Wer aber der wahre
Meister der deutschen Karikatur ist, auch das kann
diese Ausstellung erkennen lehren. Denn mit ein paar
alten und oft gezeigten Blättern ist Oberländer hier
vertreten. Sein »Konzertbildhauer«, seine »Schule in
Sparhausen«, sein »Gaunerstreich« sind Erfindungen
eines wahrhaft genialen Zeichners. Mit scheinbar
dürftigsten Mitteln sind sie gestaltet. Beinahe kind-
lich naiv wirkt der Strich, aber er ist in der Tat
in jedem Zuge bewußt und beherrscht. Es gehört
zum Witz dieser Zeichnungen, daß der Künstler auch

mit dem Strich gleichsam zu spielen scheint, und es
ist die größte Kunst, daß er es vermag.

Vieles blieb noch unerwähnt, von einer Reihe
schöner alter Zeichnungen Thomas und ein paar geist-
reichen Federskizzen Liebermanns bis zu den Versuchen
der Jüngsten wie K. Nebel und Richard Janthur. Aber
auch dieser Überblick kann gezeigt haben, daß die
Ausstellung reichhaltig genug ist, und daß sie nicht
zu Unrecht in ihrer Gesamtheit als wohlgelungen be-
zeichnet werden durfte. GLASER

PERSONALIEN
Hugo Lederer hat einen Ruf als Leiter einer Bild-
hauerwerkstatt an der Akademischen Hochschule für die
bildenden Künste zu Charlottenliurg erhalten und ange-
nommen. Er übernimmt die Nachfolge des ausgeschiedenen
Professors Ernst Herter, welcher der Leiter des Bildhauer-
aktsaales war. Lederer hatte vor einigen Jahren einen Ruf
an die Wiener Akademie abgelehnt. Wenn es Arthur Kampf
gelungen ist, den Schöpfer des Hamburger Bismarck-Denk-
mals für Aufgaben des Hochschulunterrichts zu gewinnen,
so ist das ein neuer Erfolg in der planmäßig unternommenen
Auffrischung des Berliner Hochschul-Unterrichtswesens.
Lederer übernimmt sofort seine Lehrstelle.

Der Leipziger Maler und Graphiker Professor Hugo
Steiner-Prag arbeitet an einem größeren Zyklus von
Steinzeichnungen, die von Meyrinks Golem < angeregt
sind. Wie jetzt bekannt wird, wurde der Künstler kürzlich
von der Gesellschaft zur Förderung Deutscher Wissen-
schaft, Kunst und Literatur in Böhmen zum korrespon-
dierenden Mitglied ernannt.

AUSSTELLUNGEN
Worms. Die Weckerling-Ausstellung in der Städt.
Gemäldegalerie. Am 20. März wurde zu Ehren und aus
Anlaß des siebzigsten Geburtstages von Herrn Professor
Dr. August Weckerling, dem langjährigen, hochverdienten
Leiter des Paulusmuseums und der Stadtbibliothek, eine
Ausstellung eröffnet, die über 500 Ansichten von Worms
und seinen bemerkenswertesten Gebäuden enthält. Diese
»Stadtgeschichte in Bildern« umfaßt Gemälde, Aquarelle
und Handzeichnungen, Holzschnitte, Kupfer- und Stahl-
stiche, Radierungen, Litho- und Photographien, sowie
Karten und Pläne aus öffentlichem und privatem, hiesigem
und auswärtigem Besitz. Ein ausführliches gedrucktes Ver-
zeichnis gibt über die Bedeutung und Herkunft der ein-
zelnen Blätter Aufschluß und leitet zu ihrer Betrachtung
an. Denn sie wollen nicht flüchtig gesehen, sondern gründ-
lich studiert sein. Dann nur erfüllt die Veranstaltung wirk-
lich ihre Aufgabe, die darin besteht, belehrend und auf-
klärend zu wirken. Sie möchte das Verständnis wecken
für die großzügige deutsche Baukunst der Vergangenheit
und den Blick schärfen für die Schönheiten des alten Stadt-
bildes, soweit es noch bis in die Gegenwart erhalten blieb.
Sie möchte ferner zukünftige bauliche Gestaltungen günstig
beeinflussen, indem sie die alten Städteerbauer als leuchtende
Beispiele vorführt, denen wir folgen sollten, ohne ihre Stil-
arten blindlings nachzuahmen. Und endlich erscheint die
Weckerling-Ausstellung geeignet, die Liebe zur Heimat,
die wir immer noch gegen eine Welt von Feinden ver-
teidigen müssen, zu verstärken und zu vertiefen. e. a.

FORSCHUNGEN

Im Märzheft der Monatshefte für Kunstwissenschaft«
veröffentlicht Paul Schubring einen Aufsatz über Francesco
di Giorgio, den sienesischen Baumeister, Maler und
Bildhauer. Er gibt darin eine Übersicht über Francescos
 
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