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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0034

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Sammlungen

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Sintflut zeigt neben seinen doch nur banalen Sonnenunter-
gangslandschaften das vergebliche Bemühen eines Malers,
der nicht die Grenzen seines Könnens einzugestehen ge-
willt ist. Von plastischen Arbeiten interessiert zumeist Ernst
Wencks Modell zum Eugen-Richter-Denkmal für Berlin.
Man möchte wünschen, daß es noch nicht die endgültige
Form sei. Es bleibt allzuviel zufällige Erscheinung, auch
wenn man nicht in jeder Stilisierung das Ziel der Plastik
erblickt und in Metzners Kolossalgestalten, von denen hier
ein Überfluß zu sehen ist, nicht jetzt erst den Keim des
Kunstgewerbes entdeckt hat.

Das Vorwort des Kataloges spricht von der Bestimmung
des Hauses, das nicht nur den Ausstellungen der Berliner
Sezession dienen soll, »eine Stätte der künstlerischen Aus-
sprache soll unser Haus werden, zum Ruhme des ge-
samten deutschen Kunstschaffens.« Die großen Worte,
die jetzt üblich sind, wird man leicht auf ihr rechtes Maß
zurückführen. Aber auch wenn man den Ton bescheidener
stimmt, wird man kaum sagen dürfen, daß dieser Anfang
ein verheißungsvoller gewesen sei. Doch das wäre gewiß
kein Grund, dem Hause nicht ein gutes Gedeihen zu
wünschen, obwohl es gerade zur jetzigen Zeit nicht ganz
einleuchten will, daß eine Mehrung der Ausstellungsmög-
lichkeiten in Berlin vonnöten gewesen sei. Scheint doch
ohne erhebliche Mühe der bisher verfügbare Raum zu
füllen zu sein. Wenigstens läßt es sich kaum anders ver-
stehen, daß Paul Cassirer die neue Ausstellungszeit mit
einem Programm beginnt, das dem recht ähnlich sieht,
das Gurlitt für seinen ersten Kriegswinter aufgestellt hatte.
Die Trübner-Ausstellung, die kürzlich eröffnet wurde, bietet
kaum Anlaß, aufs neue das Schaffen des Künstlers kritisch
zu würdigen, um so weniger als die Hauptstücke der
älteren Zeit, wie der Christus im Grabe, die Dogge, die
Amazonenschlachten, oft gezeigt und gesehen wurden, die
jüngeren Werke so gleichförmig in ihrem Charakter blieben,
daß man nur schwer Bekanntes von Unbekanntem unter-
scheidet. Interessant ist ein Jugend werk aus dem Jahre 1870,
das den Neunzehnjährigen auf einer Höhe des Könnens
zeigt, die kaum einen Weg der Entwicklung offen läßt.
Es scheint, als setze in der absichtsvollen Härte späterer
Werke ein sehr bewußter Wille sich einem allzu raschen
Können entgegen. Und es entsteht eine Problematik des
malerischen Ausdruckes, die erst in der aufs neue fast
routinierten Pinselschrift des Spätstiles sich löst.

Die Voranzeige Cassirers kündigt nach dem Intermezzo
einer Rayski-Ausstellung wieder Liebermann und Slevogt
an, die beide auch in Gurlitts Programm vom vorigen
Winter vertreten waren. Der Kreis wird eng, wenn das
feindliche Ausland ganz ausscheiden muß. Die wenigen
Neutralen bieten nur dürftigen Ersatz. Angesichts der
Ausstellung eines amerikanischen Pseudo-Künstlers im
Graphik-Verlag am Pariser Platz möchte man fast unsere
Nachgiebigkeit im Unterseebootkrieg bedauern. In Friedens-
zeit mußten wir uns ähnlichen Import wohl auch gefallen
lassen, aus Paris von wo der »Simultanisme« als eine der ver-
schiedenen neuesten Entdeckungen der Malerei gepriesen
wurde, oder aus Italien, wo der Futurismus erfunden wurde.
Bei den Franzosen war aber doch noch eine letzte Spur
von farbigem Geschmack in dem methodischen Wahnsinn,
bei den Italienern immerhin ein Rest von Segantinis Tech-
nik. Der Amerikaner ist nicht von solcher Tradition be-
schwert. Aus seiner Heimat brachte er nur eine indianer-
hafte Buntheit, und die deutsche Gastfreundschaft vergilt
er durch gepinselte Musterkarten von allerlei militärischen

Abzeichen. Man fragt vergebens, warum diese sogenannten
Gemälde ausgestellt werden mußten. Braucht es schon
solche Mittel, den vorhandenen Platz zu füllen, so wird
man besorgt um das Schicksal eines neuen Ausstellungs-
hauses in Berlin. Glaser.

Weimar. In den Räumen des Großh. Museums am
Karlsplatz hat der bekannte Maler der deutschen Schutzgebiete,
Ernst Vollbehr, gegenwärtig Kriegstnaler im Gr. Haupt-
quartier, seine sehr umfangreiche und anziehende Sammlung
von Studien vom westlichen Kriegsschauplatz ausgestellt.
Die Ausstellung, unter der'Devise »Von der Front«, umfaßt
über 250 in Tempera unmittelbar vor der Natur gemalte
Studien und Skizzen zu größeren Gemälden, deren Wert
als Zeiturkunden, abgesehen vom rein Malerischen, unbe-
streitbar ist. Die malerischen Werte sind dabei, wo es das
Motiv bot, nicht zu kurz gekommen. Auch die Entstehungs-
geschichte der Bilder, die der Künstler launig und anschau-
lich zu schildern weiß, ist von Bedeutung. Sie sind zum
Teil im Schrapnell- und Granatfeuer in unmittelbarer Nähe
und Sicht des Feindes gemalt und unter mancherlei Hinder-
nissen entstanden. W. Schölermann.

SAMMLUNGEN
Breslau. Die Stadt Breslau ist einer Anregung Pro-
fessor Dr. Masners gefolgt und hat die Errichtung eines
Museums des jetzigen Weltkrieges beschlossen. Die
vorläufige Durchführung des Planes wurde der Stelle, von
der er ausgegangen, der Direktion des Schlesischen Mu-
seums für Kunstgewerbe und Altertümer, übertragen. Das
leerstehende, für die große historische Ausstellung zur
Jahrhundertfeier der Freiheitskriege von Poelzig 1913 er-
richtete Gebäude würde als Haus des neuen Museums sich
wohl eignen. Wird dieses auch erst nach dem Friedens-
schluß festere Gestalt annehmen, so werden doch schon jetzt,
ehe es zu spät ist, dafür Ankäufe gemacht, die zeigen,
daß man neben den historischen und kulturhistorischen
Dokumenten, neben den rein militärischen Sammlungs-
gruppen besonderen Wert auf Werke der Kunst legt, die
die kriegerischen Ereignisse der Jetztzeit widerspiegeln.
So wurden zwei der Originale des unter dem Titel »1914/15«
von Erler und Spiegel veröffentlichten Mappenwerkes an-
gekauft, beide von Fritz Erler, darunter das stimmungsvolle
Bild der Verwundeten an den Gräbern ihrer gefallenen
Kameraden »vor Arras«, ferner außer der Mappe selbst
drei unveröffentlichte Bilder derselben Serie von demselben
Künstler, von denen namentlich das eine, ein in einer
Kirche eingerichtetes Lazarett mit einer Krankenschwester
im Vordergrunde, von starker Wirkung ist. Weiter wurden
erworben Handzeichnungen von Richard Müller, Hans
von Hayeck, Franz Klemmer, Arnold Busch; letzterer hat
eine große Reihe von Bildnissen in Kreidezeichnungen
nach dem Leben geschaffen im Stabe der Armeeabteilung
von Woyrsch, darunter auch ein Bild Sven Hedins. Eine
besondere Abteilung des zukünftigen Museums wird die
auf den Krieg bezügliche Graphik bilden, für die u. a. die
nur in wenigen Exemplaren herausgegebene Folge von
Radierungen »Krieg« von Erich Erler angeschafft wurde.
Auch eine Reihe ausgewählter, künstlerisch wertvoller
Kriegsmedaillen und Plaketten, namentlich von Münchener
Bildhauern, ist erworben worden. Im Januar 1916 soll im
Lichthofe des Kunstgewerbemuseums eine Ausstellung aller
bisherigen Erwerbungen für das Breslauer Kriegsmuseum
stattfinden. Bd.

ungen in

Inhalt: Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften. — F. Hart Nibbrig f, Christian Wilhelm Allers t- — Personalien. — Ausstell
Berlin und Weimar. — Errichtung eines Kriegsmuseums in Breslau.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G.m.b.H., Leipzig
 
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