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Denkmalpflege — Sammlungen
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fangreiche Gedächtnisausstellung, wie die unsrige. Aus-
gehend von den harmlosen, bunten Schilderungen aus dem
Matrosenleben und mythologischen Meeresszenen im Stile
von Böcklin ging der Künstler mit der Zeit zu weit in-
timeren und großartigeren, episch gestalteten Problemen
auf dem Gebiete des Meeres über.
Die künstlerische Darstellung des unerbittlichen und
unermüdlichen Kampfes des Menschen mit dem Meere in
allen ihren Formen und Arten und die Bewältigung der
hierbei sich ergebenden, ewig wechselnden Licht- und Luft-
probleme, sowie des Reizes der verschiedensten Meeres-
stimmungen, wurde nun sein ausschließliches Arbeitsfeld.
Namentlich in letzter Zeit, seit der Übersiedelung nach
Stuttgart, leistete Carlos Grethe auf diesem schwierigen
Kunstgebiete, unterstützt von einer glänzenden impressio-
nistischen Technik, geradezu Hervorragendes in der geist-
reichen Zerlegung der hier ewig wechselnden Eindrücke,
die er in großzügiger, monumentaler Weise zum einheit-
lichen Bilde zu gestalten wußte.
Dies bezeugt uns eindringlichst die große Zahl der
hier ausgestellten, der Verherrlichung des Meeres und seiner
im starken Kampfe mit ihm tätigen Anwohner gewidmeten
Werke; Ölgemälde und prächtige Farbensteindrucke, auf
welchem Gebiete der vielseitige, erfinderische Künstler be-
kanntlich ein bahnbrechender Meister war. k.
Hamburg. Aus Anlaß seines 60. Geburtstages ist
eine größere Ausstellung von Werken des Hochsee-
malers Prof. Schnars-Alquist bei L. Bock & Sohn eröffnet
worden. Sie enthält 30 große Gemälde und weit mehr
Studien, Zeichnungen, Skizzen und Kupf erdrücke. Also
gewiß nicht wenig. Und doch ist dieser Reichtum nur
ein Teilabschnitt aus dem Lebenswerk des Künstlers.
Nur die Studien gehen weiter zurück. Die Gemälde,
durchweg aus Hamburger Privatbesitz entlehnt, sind
innerhalb des letzten Jahrzehnts entstanden. Auf die
Anwesenheit anderer, gleichfalls innerhalb dieses Zeit-
abschnittes gemalter Werke hat verzichtet werden müssen,
weil sie nach außerhalb verkauft oder auch, weil sie in
Haus- und Schiffswände fest eingelassen sind.
Daß Prof. Schnars-Alquist noch nie mit einer, der
jetzigen an Mitteilsamkeit auch nur annähernd gleichen
Ausstellung hervorgetreten und vielleicht mehr noch der
Umstand, daß die See infolge der ungeheuerlichen Zeit-
ereignisse unserem Interessenkreise um so viel näher ge-
bracht worden ist, hat beigetragen, dieser Ausstellung ein
so besonderes Ansehen zu verleihen.
Nach Wunsch und Willen seiner Angehörigen — einer
angesehenen Hamburger Großkaufmannsfamilie — sollte
auch Schnars-Alquist Kaufmann werden. Der aber hat sich
nur kurze Zeit dem Zwange gefügt. Hans Gude war sein
erster Lehrer, das Meer sein zweiter. Über die Strenge und
Genauigkeit, mit der der Künstler von Anbeginn an sich
gearbeitet, unterrichten seine Studien am besten. Wie geht
hier alles ins Kleine und Kleinste, ohne dessen Kenntnis
gerade im Seebilde das Große nie erreicht werden kann.
»Richtigkeit« atmen alle Gemälde unseres Künstlers in
hohem Maße, ohne daß die künstlerische Freiheit in Auf-
fassung und Behandlung dadurch Einbuße erlitte.
In der Metzer Templerkapelle, der einstigen Kapelle
des Ordens der Tempelritter auf der Zitadelle, zwischen
Esplanade und Generalkommando, wurde dieser Tage eine
bedeutsame Ausstellung eröffnet. Sie enthält Bildwerke,
die auf Veranlassung der maßgebenden deutschen Militär-
behörden von uns in Schutzverwahrung übernommen
worden sind, um sie vor der Vernichtung durch fran-
zösische Beschießung zu retten. Vor allem handelt es
sich um Schöpfungen von Ligier Richier, aus der Gegend
von St. Mihiel, dem im vorigen Jahre gestürmten Maasfort,
u. a. auch aus der Kirche des Ortes St. Mihiel selbst.
Chemnitz. In der Kunsthütte zeigten im Oktober:
Hans Heider-München: Landschaften von großer Kraft und
Geschlossenheit der künstlerischen Auffassung. Raum und
atmosphärische Eigenart der Natur kraftvoll und leuchtend
erfaßt, sowohl in Sommer- als Wintetstimmungen. Still-
leben in gleicher Art und Farbgebung. Professor Hermann
Gröber-München: Porträts. Vornehmes Kolorit, kräftig,
ohne zu verletzen. Die Zeichnung hält auf Charakter und
Schlichtheit des Umrisses. Der Ausdruck von der schlichten
Lieblichkeit bis zur Herbheit des bäuerlichen Vorbildes.
H. Neuber-Dresden: Landschaftliche Zeichnungen von größ-
ter Gewissenhaftigkeit der Durcharbeitung. Ilse Krause-
Wittgenstein-Berlin: Aquarelle. W. Müller-Reichenhein:
Ernste und stimmungsvolle Kohlezeichnungen von der West-
front. Von Gustav Schaffer-Chemnitz wurde eine »Grable-
gung« von der Kunsthütte angekauft, ein Gemälde unter An-
lehnung an den Stil der früh- mittelalterlichen Meister, doch
von ganz eigenartiger persönlicher Auffassung und trotz
kleinen Formates wuchtiger Gestaltung und Farbenharmonie.
— Ferner eine Kriegsphotosammlung, zusammengestellt vom
Frankfurter und Breslauer Kunstverein. e. Meistir.
DENKMALPFLEGE
Seit dem Brande des Schweriner Schlosses im De-
zember 1913 sind erhebliche Wiederherstellungsarbeiten
ausgeführt. Der Rohbau des Flügels mit dem bisherigen
»unvollendeten« Saal ist fertiggestellt. Das Schloß wurde
mit Heizungs- und Lüftungsanlagen versehen. In dem
Goldenen Saal wurde eine neue feierliche Decke eingebracht.
Durch den Ausbau des »unvollendeten« Saales wird ein
neuer Speisesaal mit kleineren Sälen und eine Bühne für Vor-
führungen mit den dazugehörigen Nebenräumen geschaffen.
SAMMLUNGEN
Das Neue Museum in Berlin mußte wegen Umbaus
der Heizungsanlagen für einige Wochen geschlossen werden.
Auch in seinem Inneren sind durchgreifende Veränderungen
im Gange, da die Gipsabgüsse der antiken Bildwerke in
den Neubau der Universität übergeführt werden, wo sie
unter der Leitung von Prof. Löschke aufgestellt werden
sollen. Es ist zu hoffen, daß dieses akademische Unterrichts-
museum in ebenso weitgehendem Maße, wie die Gips-
sammlungen der Museen es gewesen, dem Publikum
offenstehen wird.
Im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum haben kürz-
lich drei interessante Neuerwerbungen Aufstellung gefunden.
Das Hauptstück ist ein Kircheninterieur von Emanuel de
Witte, zum Unterschiede von seinen bekannteren Schöpfun-
gen ein großer Hallenbau im Renaissancestil. An vor-
nehmer Haltung reiht das neue Bild sich den besten Werken
des Hauptmeisters der holländischen Architekturdarstellung
würdig an. Eine liebenswürdige Gesellschaftszene vertritt
in charakteristischer Weise den Meister Dirk Hals. Noch
frischer in der Auffassung, lebendiger im Strich und
kräftiger in der Farbe ist das ebenfalls kleine Bildchen
eines Maskenfestes von Cornelis Duyster, das als eine
besonders glückliche Erwerbung gelten darf.
In Lübeck ist am 23. September das neue Museum
für Kunst- und Kulturgeschichte eröffnet worden. Da-
durch ist mit schönem Erfolg dem unerquicklichen Zustand
ein Ende gemacht worden, in dem sich seit 1893 die
Sammlungen, die kulturhistorischen und die kunstgewerb-
lichen, in dem anspruchsvollen pseudogotischen Gebäude
Denkmalpflege — Sammlungen
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fangreiche Gedächtnisausstellung, wie die unsrige. Aus-
gehend von den harmlosen, bunten Schilderungen aus dem
Matrosenleben und mythologischen Meeresszenen im Stile
von Böcklin ging der Künstler mit der Zeit zu weit in-
timeren und großartigeren, episch gestalteten Problemen
auf dem Gebiete des Meeres über.
Die künstlerische Darstellung des unerbittlichen und
unermüdlichen Kampfes des Menschen mit dem Meere in
allen ihren Formen und Arten und die Bewältigung der
hierbei sich ergebenden, ewig wechselnden Licht- und Luft-
probleme, sowie des Reizes der verschiedensten Meeres-
stimmungen, wurde nun sein ausschließliches Arbeitsfeld.
Namentlich in letzter Zeit, seit der Übersiedelung nach
Stuttgart, leistete Carlos Grethe auf diesem schwierigen
Kunstgebiete, unterstützt von einer glänzenden impressio-
nistischen Technik, geradezu Hervorragendes in der geist-
reichen Zerlegung der hier ewig wechselnden Eindrücke,
die er in großzügiger, monumentaler Weise zum einheit-
lichen Bilde zu gestalten wußte.
Dies bezeugt uns eindringlichst die große Zahl der
hier ausgestellten, der Verherrlichung des Meeres und seiner
im starken Kampfe mit ihm tätigen Anwohner gewidmeten
Werke; Ölgemälde und prächtige Farbensteindrucke, auf
welchem Gebiete der vielseitige, erfinderische Künstler be-
kanntlich ein bahnbrechender Meister war. k.
Hamburg. Aus Anlaß seines 60. Geburtstages ist
eine größere Ausstellung von Werken des Hochsee-
malers Prof. Schnars-Alquist bei L. Bock & Sohn eröffnet
worden. Sie enthält 30 große Gemälde und weit mehr
Studien, Zeichnungen, Skizzen und Kupf erdrücke. Also
gewiß nicht wenig. Und doch ist dieser Reichtum nur
ein Teilabschnitt aus dem Lebenswerk des Künstlers.
Nur die Studien gehen weiter zurück. Die Gemälde,
durchweg aus Hamburger Privatbesitz entlehnt, sind
innerhalb des letzten Jahrzehnts entstanden. Auf die
Anwesenheit anderer, gleichfalls innerhalb dieses Zeit-
abschnittes gemalter Werke hat verzichtet werden müssen,
weil sie nach außerhalb verkauft oder auch, weil sie in
Haus- und Schiffswände fest eingelassen sind.
Daß Prof. Schnars-Alquist noch nie mit einer, der
jetzigen an Mitteilsamkeit auch nur annähernd gleichen
Ausstellung hervorgetreten und vielleicht mehr noch der
Umstand, daß die See infolge der ungeheuerlichen Zeit-
ereignisse unserem Interessenkreise um so viel näher ge-
bracht worden ist, hat beigetragen, dieser Ausstellung ein
so besonderes Ansehen zu verleihen.
Nach Wunsch und Willen seiner Angehörigen — einer
angesehenen Hamburger Großkaufmannsfamilie — sollte
auch Schnars-Alquist Kaufmann werden. Der aber hat sich
nur kurze Zeit dem Zwange gefügt. Hans Gude war sein
erster Lehrer, das Meer sein zweiter. Über die Strenge und
Genauigkeit, mit der der Künstler von Anbeginn an sich
gearbeitet, unterrichten seine Studien am besten. Wie geht
hier alles ins Kleine und Kleinste, ohne dessen Kenntnis
gerade im Seebilde das Große nie erreicht werden kann.
»Richtigkeit« atmen alle Gemälde unseres Künstlers in
hohem Maße, ohne daß die künstlerische Freiheit in Auf-
fassung und Behandlung dadurch Einbuße erlitte.
In der Metzer Templerkapelle, der einstigen Kapelle
des Ordens der Tempelritter auf der Zitadelle, zwischen
Esplanade und Generalkommando, wurde dieser Tage eine
bedeutsame Ausstellung eröffnet. Sie enthält Bildwerke,
die auf Veranlassung der maßgebenden deutschen Militär-
behörden von uns in Schutzverwahrung übernommen
worden sind, um sie vor der Vernichtung durch fran-
zösische Beschießung zu retten. Vor allem handelt es
sich um Schöpfungen von Ligier Richier, aus der Gegend
von St. Mihiel, dem im vorigen Jahre gestürmten Maasfort,
u. a. auch aus der Kirche des Ortes St. Mihiel selbst.
Chemnitz. In der Kunsthütte zeigten im Oktober:
Hans Heider-München: Landschaften von großer Kraft und
Geschlossenheit der künstlerischen Auffassung. Raum und
atmosphärische Eigenart der Natur kraftvoll und leuchtend
erfaßt, sowohl in Sommer- als Wintetstimmungen. Still-
leben in gleicher Art und Farbgebung. Professor Hermann
Gröber-München: Porträts. Vornehmes Kolorit, kräftig,
ohne zu verletzen. Die Zeichnung hält auf Charakter und
Schlichtheit des Umrisses. Der Ausdruck von der schlichten
Lieblichkeit bis zur Herbheit des bäuerlichen Vorbildes.
H. Neuber-Dresden: Landschaftliche Zeichnungen von größ-
ter Gewissenhaftigkeit der Durcharbeitung. Ilse Krause-
Wittgenstein-Berlin: Aquarelle. W. Müller-Reichenhein:
Ernste und stimmungsvolle Kohlezeichnungen von der West-
front. Von Gustav Schaffer-Chemnitz wurde eine »Grable-
gung« von der Kunsthütte angekauft, ein Gemälde unter An-
lehnung an den Stil der früh- mittelalterlichen Meister, doch
von ganz eigenartiger persönlicher Auffassung und trotz
kleinen Formates wuchtiger Gestaltung und Farbenharmonie.
— Ferner eine Kriegsphotosammlung, zusammengestellt vom
Frankfurter und Breslauer Kunstverein. e. Meistir.
DENKMALPFLEGE
Seit dem Brande des Schweriner Schlosses im De-
zember 1913 sind erhebliche Wiederherstellungsarbeiten
ausgeführt. Der Rohbau des Flügels mit dem bisherigen
»unvollendeten« Saal ist fertiggestellt. Das Schloß wurde
mit Heizungs- und Lüftungsanlagen versehen. In dem
Goldenen Saal wurde eine neue feierliche Decke eingebracht.
Durch den Ausbau des »unvollendeten« Saales wird ein
neuer Speisesaal mit kleineren Sälen und eine Bühne für Vor-
führungen mit den dazugehörigen Nebenräumen geschaffen.
SAMMLUNGEN
Das Neue Museum in Berlin mußte wegen Umbaus
der Heizungsanlagen für einige Wochen geschlossen werden.
Auch in seinem Inneren sind durchgreifende Veränderungen
im Gange, da die Gipsabgüsse der antiken Bildwerke in
den Neubau der Universität übergeführt werden, wo sie
unter der Leitung von Prof. Löschke aufgestellt werden
sollen. Es ist zu hoffen, daß dieses akademische Unterrichts-
museum in ebenso weitgehendem Maße, wie die Gips-
sammlungen der Museen es gewesen, dem Publikum
offenstehen wird.
Im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum haben kürz-
lich drei interessante Neuerwerbungen Aufstellung gefunden.
Das Hauptstück ist ein Kircheninterieur von Emanuel de
Witte, zum Unterschiede von seinen bekannteren Schöpfun-
gen ein großer Hallenbau im Renaissancestil. An vor-
nehmer Haltung reiht das neue Bild sich den besten Werken
des Hauptmeisters der holländischen Architekturdarstellung
würdig an. Eine liebenswürdige Gesellschaftszene vertritt
in charakteristischer Weise den Meister Dirk Hals. Noch
frischer in der Auffassung, lebendiger im Strich und
kräftiger in der Farbe ist das ebenfalls kleine Bildchen
eines Maskenfestes von Cornelis Duyster, das als eine
besonders glückliche Erwerbung gelten darf.
In Lübeck ist am 23. September das neue Museum
für Kunst- und Kulturgeschichte eröffnet worden. Da-
durch ist mit schönem Erfolg dem unerquicklichen Zustand
ein Ende gemacht worden, in dem sich seit 1893 die
Sammlungen, die kulturhistorischen und die kunstgewerb-
lichen, in dem anspruchsvollen pseudogotischen Gebäude