Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0115

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
217

Ausstellungen

218

diesem Jahre unterbleiben. Ebenso war es nicht möglich,
die Arbeiten in Pompeji auszuführen.

Bis zum Ausbruch des italienischen Krieges konnte in
Rom die wissenschaftliche Arbeit wie in normalen Zeiten
fortschreiten. Dr. Koch führte die Erforschung der Nekropole
von Bieda zu Ende. Dr. Nachod bearbeitete Kammer-
gräber von Canosa, Dr. von Stockar untersuchte gemein-
sam mit Delbrück den Bezirk unterhalb des Palatin, in
dem S. Maria Antiqua liegt. Die Ausgrabungen am Ka-
rameikos in Athen unter Mitwirkung von A. Brückner er-
freuten sich der lebhaftesten Förderung der griechischen
Behörden auch im Kriege. Unter den Arbeiten der Römisch-
Oermanischen Kommission nahmen die Grabungen des
Herrn Wolff auf dem Salisberg bei Kesselstadt ihren Fort-
gang, die die für die Geschichte der Limesanlagen sehr
wichtige Auffindung eines zweifellos zu einem Erdkastell
gehörigen Bades aus dem ersten Jahrhundert zurFolge hatte.

AUSSTELLUNGEN

Von den Frankfurter Kunstsalons brachte der
Schneidersche eine dem Andenken des in Serbien gefallenen
Fritz Grätz gewidmete Ausstellung, die eine gute Vorstellung
von seiner etwas spröden, aber ehrlich charakterisierenden,
mehr auf das Lineare, als auf das Malerische ausgehenden
Kunst vermittelte. Bei Schames beanspruchte nach einer
umfassenden Vorführung von Werken E. R. Weiß' eine
Ausstellung von Werken Emil Noldes größeres Interesse,
von dem hier wohl zum erstenmal eine größere Zahl von
Bildern gezeigt wurde. Auch hier mußte trotz manchem
befremdend Erscheinendem seine große und vielfältig
differenzierende Kraft des Ausdrucks anerkannt werden, die
bei den figürlichen Konipositionen etwa in dem »Alten Pascha«,
»Findung Mosis« ihren Höhepunkt hatte und in den »Drei
Russen« ein rassenpsychologisches Meisterstück lieferte.
Seine Meerbilder mußten auch Fernerstehende durch die
Stärke der Einfühlung in rein naturhaftes Geschehen und die
prachtvolle koloristische Behandlung in ihren Bann zwingen.
Der Kunstvereiii widmete wie gewöhnlich vor Weihnachten
seine Säle vorwiegend der Frankfurter Kunst und brachte
zu Anfang des Jahres eine Ausstellung von Werken des
Münchener Malers Max Feldbaur, die eine gute Anschauung
von der tüchtigen, malerisch feinfühligen Kunst gaben, die
sich zurzeit offenbar mit besonderer Vorliebe dem viel-
fältigen Problem der Pferdedarstellung widmet.

München. Im Kunstausstellungsgebäude am Königs-
platz veranstaltet die Neue Sezession im März eine große
Weisgerber-Gedächtnisausstellung. — Die Alte Sezession
wird wie alljährlich im gleichen Haus auch dieses Jahr
eine Sommerausstellung in der üblichen Weise abhalten,
ebenso die Münchener Künstlergenossenschaft im
ülaspalast. M.

Rheinische Kunstausstellungen. Im Kölner
Kunstverein wird am 23. Februar eine Ausstellung
neuerer deutscher Kunst aus Kölner Privatbesitz eröffnet,
über die hier noch ausführlich berichtet werden soll. Im
Lichthofe des Kunstgewerbemuseums haben Freunde des
111 der Champagne gefallenen Kölner Malers Michael
Brunthaler eine Ausstellung von Bildnissen, Landschaften
und Stilleben aus seinem Nachlasse veranstaltet. — In der
Kunsthalle zu Düsseldorf wurden mehr als 70 Gemälde
und Studien des 1915 im Osten gefallenen Landschafts-
malers Carl Jutzd.J. aus der Gedächtnisausstellung ver-
kauft. Der etwas zu Fruchtbare Wilhelm Lucas, der auch
auf den Berliner Kunstausstellungen regelmäßig vertreten

ist, bewies in einer Folge sehr farbiger Straßenbilder aus
Münster i. W., Paderborn und Düsseldorf einen erfreulichen
Aufschwung seiner im Impressionismus wurzelnden Land-
schaflskunst. — Im Kaiser-Wilhelm-Museum zu Krefeld
füllen die prächtigen Interieurs, besonders aus den Schlössern
zu Würzburg und Brühl, von Prof. August von Brandis in
Aachen den großen Oberlichtsaal. Außerdem stellt der
jetzt an der Kölner Kunstgewerbeschule wirkende Prof.
Ernst Riegel zahlreiche Gold- und Silberschmiedearbeiten,
sowie Arbeiten aus anderem Metall und Halbedelsteinen
aus. — Josef Urbach, der als Lehrer an der Essener Kunst-
gewerbeschule tätig ist, fesselt mit seinen Gemälden, die
das Kunstmuseum in Essen ausgestellt hat. Josse Goossens,
der von Düsseldorf nach München ging, bringt gleichfalls
eine Sammelausstellung. — Die Gesellschaft für Literatur
und Kunst in Bonn hat eine Ausstellung »Deutsche Maler«
veranstaltet, in der besonders die Meister der alten Berliner
Sezession, Liebermann, Leistikow, Corinth, K. v. Kardorff,
Breyer und U. Hübner vertreten sind. c.

Hamburg. Innerhalb fünfviertel Jahren haben die Ham-
burger Künstler drei örtlich begrenzte größere Ausstellungen
veranstaltet. Das ist mehr als das sonst für derlei Unter-
nehmungen übliche Maß. Die Leitung des Kunstvereins
scheint diese Empfindung geteilt zu haben. Denn in einem
Rundschreiben führt sie zur Begründung dieser Erscheinung
den Wunsch an, den Künstlern in ihrem Bestreben, über
die schwere Zeit hinweg zu gelangen, behilflich zu sein.
Gleichwohl ist die Sache nicht frei von einem Haken, wie
ihn derlei an das Pflichtgefühl der Kauffähigen gerichtete
Aufforderungen ja allemal haben. Diese können dadurch
leicht zu der Annahme verleitet werden, daß es sich um
minderwertige Ladenhüter handelt. Auf der jetzt in den
Räumen des Kunstvereins eröffneten dritten Ausstellung
wird wirkliche Kunst geboten, die sich überall sehen lassen
kann. Vorab gilt dies von den Bildnistafeln des R. Zeller,
der bei breitem Strich und flottem Anhieb unter einem
nicht gewöhnlichen Aufwand von vornehmlich grauen
Haupt- und Mitteltönen und unter Vermeidung von
jeglichem Farbenüberschwang das Interesse des Be-
schauers vor allem geistig zu binden bemüht ist, was ihm
denn auch in einwandfreier Weise gelingt. Momme Nissen
hat ein Brustbild Papst Pius' X. ausgestellt, an dem das
mild und gütig blickende Auge des dargestellten Kirchen-
fürsten den Beschauer kaum weniger interessiert als die
Frage, wie der ketzerische schleswigsche Künstler Se. Hei-
ligkeit dahin gebracht, ihm zu sitzen. Daß bei dem reichen
Wechsel in den Bildungen der niedersächsischen Land-
schaft und bei der Liebe, mit der die hier beheimateten
Künstler an dieser hängen, auch auf unserer Ausstellung
das Landschaftsbild vorherrscht, bedarf wohl keiner be-
sonderen Erwähnung. Die Arbeiten von Ernst Eitner,
Fr. Schaper, Carl Rahtjen, Richard Hünten fallen zunächst
angenehm ins Auge. Eduard Steinbach hat einen Ausschnitt
aus dem übereisten Elbhafen und eine Vedute aus dem
Alt-Hamburger Abbruchsquartier beigesteuert. Sophus
Hansen, der als Schilderer junger, in maienlinde Landschaf-
ten hineinversetzter, sinnierender Menschenkinder eine ge-
wisse Geltung erlangte, hat mit einem großzügig aufgefaß-
ten, vornehmen Innenraumbild, das mit seiner überaus dis-
kreten Pinselführung wieder einmal die große Eignung des
Pointiiiismus für die Gewinnung von gesteigerten Raum-
und Tiefenwirkungen dartut, den Vogel abgeschossen. Einige
das Tier- und Landschaftsleben Islands behandelnde Ge-
mälde und Farbendrucke erinnern daran, daß der furchtbare
Krieg, den wir jetzt durchkämpfen, in Fr. Lißmann einen
der Besten und Zukunftsvollsten aus der Kiinstlerschar in
Hamburg als Opfer eingefordert hat. /;. e. w
 
Annotationen