Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0134

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Museen — Ausstellungen — Denkmalpflege — Vereine — Krieg und Kunst 256

In seltener Frische und Schaffensfreudigkeit feierte am
lO.'März 1916 der Landschaftsmaler Professor Phil. Roth
seinen 75. Geburtstag. Geboren in Darmstadt am 10. März
1841 als Sohn eines in guter Handwerksüberlieferung
arbeitenden Odenwälder Schreinermeisters, verlebte er seine
Studienjahre in Darmstadt, Karlsruhe und Düsseldorf, zeit-
weise in enger Fühlung mit seinem Jugendfreunde Hans
Thoma. Im Banne der leuchtenden Wolkenbildungen und
weiten Fernen der bayerischen Flochebene ließ er sich im
Jahre 1871 in München nieder, in junger Ehe mit der
Tochter seines einstigen Darmstädter Lehrers Paul Weber,
des jetzt dreiundneunzigjährigen Nestors der Münchner
Künstler. In Gern bei München gründete er sich sein
Heim; dies entwickelte sich bald zu einem Sammelpunkt
für den engeren und weiteren Kreis seiner Freunde, die
ihn als Menschen und Künstler gleich hoch verehren. Eine
Reihe von Ausstellungen, u. a. in Darmstadt, Frankfurt,
Karlsruhe, wird jetzt dem Werke Roths gewidmet.

Professor Hugo Schneider, der Kasseler Architekt,

beging am 12. März seinen 75. Geburtstag. Prof. Schneiders
bekanntestes Werk ist der Ausbau des Aachener Münster-
turms in spätgotischer Form. Von Schneider sind auch
die bronzenen Haupttüren des Kölner Doms. Von 1879 bis
1910 lehrte er an der Kasseler Akademie.

MUSEEN

Hugo Vogels durch Ausstellungen und Reproduktionen
sehr bekannt gewordenes Bildnis Hindenburgs im
Schnee ist vom Dresdner Museums-Verein der Dresdner
Gemäldegalerie geschenkt worden. — Weitere interessante
Bereicherungen der Dresdner Sammlung auf gleichem Wege
sind zur Zeit im Kupferstichkabinett ausgestellt; darunter
besonders fesselnd einige glänzende Probedrucke kaum be-
kannter Radierungen von Karl Köpping. Soeben hatdie Dresd-
ner Galerie auch zwei bedeutende Werke von Thoma (Land-
schaft) und Liebermann (Generaloberst v. Bülow) gekauft.

Das Kunstmuseum in Essen erwarb auf der Hans
Thonia-Ausstellung der Kunsthandlung Schneider in Frank-
furt a. M. das 1887 gemalte Bild »Die Bogenschützen .
Das Museum besitzt bereits ein ausgezeichnetes Früh-
werk des Meisters.

AUSSTELLUNGEN
Im Kupferstichsaal des Kestner-Museums in Han-
nover kommt diesmal ein Vertreter der jüngsten Richtung
zu Wort. Max Pechstein-Berlin zeigt Handzeichnungen,
Linoleumschnitte und Radierungen, die ein gutes Bild dieser
starken Persönlichkeit und einen interessanten Einblick in
das Streben des Expressionismus vermitteln. Ein neuer,
wuchtender Hammertakt dröhnt durch diese Blätter. Man
braucht sie nicht zu lieben, aber man muß sie verstehen
lernen. Unmöglich kann man diesen Werken gegenüber
das fehlende Verständnis mit der dünnen Entschuldigung
verbrämen, diese Dinge seien die Ausgeburt einer Laune
oder eines verschrobenen Gehirns. Wir dürfen uns nicht
länger daran stroßen, daß diese Kunst die Natur gewalt-
sam umformt. Eine Weltanschauung, die über die Dinge
der Natur hinaus in die Dunkelheit der Lebensrätsel zu
dringen versucht, eine Generation, die in geistiger Willens-
tätigkeit alles Fließende und Wandelbare zum dauernden
Gesetz zu verdichten versucht, die kann aus innerer Not-
wendigkeit heraus nicht eine Dienerin der Natur werden,
die sie in geistiger Anstrengung ja gerade zu bändigen,
zu meistern unternimmt. Ebenso wie wir nicht daran
denken, die seltsamen gotischen Formen, die doch stark

von der Natur abweichen, auf das Unvermögen oder gar
die Laune des Künstlers zurückzuführen, ganz ebenso werden
wir die uns noch befremdlich erscheinenden Werke der
Expressionisten nicht leicht abtun dürfen. Diese in »krampf-
hafter Steigerung und pathetischer Spannung erfaßten gei-
stigen Visionen« stehen — im lodernden Feuer der Schöpfer-
seele geschmiedet — jenseits der billigen Wertung von
häßlich Und schön. Paul Erich Küppers.

Ende April eröffnet die Neue Münchener Secession
in ihren Räumen in der Galeriestraße 26 (künstliche Eis-
bahn) die Weisgerber-Gedächtnis-Ausstellung. Sie wird das
ganze Lebenswerk des Künstlers umfassen; der größte Teil
der Werke wird zum ersten Male der Öffentlichkeit gezeigt
werden. An die Ausstellung wird sich Anfang Juni die
zweite Sommerausstellung der Neuen Münchener Sezession
mit Werken der Mitglieder und Gäste anschließen.

Der Verein Leipziger Jahres-Ausstellung (Lia) wird
während der Monate Mai und Juni in den Räumen der
Kunsthalle von P. H. Beyer und Sohn in Leipzig eine
Ausstellung veranstalten. Die Ausstellung wird Gemälde,
Graphik und Kleinplastik umfassen. Es werden nur
eingeladene Künstler ausstellen.

DENKMALPFLEGE
* Der Eliasfriedhof zu Dresden wird voraussichtlich
in diesem Jahre aufgelassen. Der Rat zu Dresden schreibt
daher drei Preise von 2000, 1500 und 1000 Mark aus zur
Erlangung von Entwürfen für die städtebauliche Gestaltung
dieses Friedhofs. Nach Befinden können drei weitere Ent-
würfe für zusammen 1500 Mark angekauft werden. Zuge-
lassen sind Architekten, Künstler und Gartenbaukünstler
in Dresden, in den Amtshauptmannschaften Dresden-Alt-
stadt und Dresden-Neustadt, in Meißen und Pirna. Preis-
richter sind u. a. die Architekten Dülfer, Gurlitt, Högg, die
Maler Prell und Sterl, die Bildhauer Wrba und Werner.
Die Entwürfe sind bis zum 18. September 1916 einzu-
reichen. Der Eliaskirchhof wurde wegen der Pest 1680
in der Pirnaischen Vorstadt als Armenfriedhof angelegt und
1724 erweitert. Benutzt wurde er bis ungefähr 1820. Er ist
jetzt im Frühling und im Sommer ungemein stimmungsvoll
und birgt eine Fülle von Denkmälern aus der Zeit des Barock,
des Rokoko und des Empire. Die Grüfte an den Mauern
weisen prächtige schmiedeeiserne Gitter im Rokokostil auf.

VEREINE

Der Verband deutscher Illustratoren, dessen Sitz
in Berlin ist, feierte dieser Tage sein zwanzigjähriges Be-
stehen. Am 6. März 1896 ist der Verband begründet worden.

KRIEG UND KUNST
Die Fragen der Beseitigung von Kriegsschäden und
des wirtschaftlichen Wiederaufbaus werden auch in Loth-
ringen nach dem Kriege eine große Rolle spielen, sind
doch zu Beginn des Krieges zahlreiche Ortschaften schwer
heimgesucht worden, und noch jetzt zerstören da und dort
feindliche Geschosse friedliche Wohnstätten hinter der Front.
Für die Wiederherstellung konnte bisher, abgesehen vom
Aufbau einzelner Häuser, wegen der Nähe der Front nicht
viel getan werden. Die Frage des Wiederaufbaues ist für
Lothringen deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil sich
hiermit für die Zukunft eine Neugestaltung in baulicher
Beziehung verbinden muß. Eine der ersten Schriften, die
sich mit Fragen des lothringischen Wiederaufbaues be-
schäftigt, ist ein Aufsatz von Ministerialrat Franz in Straß-
burg im Zentralblatt für Bauverwaltung.

Inhalt: Das jetzige Kunstleben in Brüssel. Von Friedrich M. Huebner. — Personalien. — Neuerwerbungen der Gemäldegalerie zu Dresden.

Neuerwerbung des Kunstmuseums in Essen. — Ausstellungen in Hannover, München und Leipzig. — Preisausschreiben tm Erlangung von
Entwürfen für den Eliasfriedhof zu Dresden. — Verband deutscher Illustratoren. — Krieg und Kunst.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q.m.b.h., Leipzig
 
Annotationen