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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0194

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375

Vermischtes — Krieg und Kunst Berichtigung

37Ö

sogleich unabhängig von mir den Zusammenhang — möchte
ich weiteren irrtümlichen Folgerungen, die angesichts der
versprengten Teile leicht möglich sind, vorbeugen und dar-
auf hinweisen, daß über den gemeinsamen Ursprung der
drei Tafeln nicht der geringste Zweifel aufkommen kann.
Abgesehen von der durchaus gleichartigen Kompositions-
weise, die sich in der Zerlegung der Bilder in eine untere
und obere Zone äußert, und von den engen stilistischen
Beziehungen — auch Nimben und Spruchbänder sind ganz
gleichartig behandelt, wie man das eben auf ein und dem-
selben Altar findet — abgesehen von diesen Merkmalen
stimmen die Maße auf den Zentimeter genau überein. Es
handelt sich um Teile eines Flügelaltars, an dessen Zu-
sammenhang niemand Anstoß nehmen würde, wenn sich
die Teile an einem Orte befinden würden und der ge-
nannten Notiz kommt keine andere Bedeutung zu, als daß
ihr Inhalt tale quäle als Ausgangspunkt neuer Kombina-
tionen übernommen wird, wohl aber beansprucht der Altar
als einer der wenigen erhaltenen aus der 1. Jahrhundert-
hälfte mehr Beachtung, als ihm bisher zuteil geworden ist.

Es ist typisch für die unerhört angeschwollene Literatur
über die altdeutsche Malerei, daß ihr Umfang in schlimmem
Mißverhältnis zu ihren positiven Ergebnissen steht, und
es scheint mir angebrachter — auf diesen Einzelfall ange-
wendet — eine begründete Widerlegung vorzubringen oder
nach dem Verbleib der anderen Tafeln, der Herkunft der
bisher nachgewiesenen zu forschen, als mit Mela Escherich
phantastischen, hemmungslos quellenden Vorstellungen über
den Bildungsgang des Anonymus nachzuspüren, der »See-
schwabe von Geburt, früh in Burgund, dann Schüler des
Witz, Mitschüler des roheren Meisters der Berliner Hand-
schrift 24« und vieles andere gewesen sein soll. Die ent-
sprechend variierten Oedankengänge über den Meister des
Lütticher Bildes schrecken durch den hypothetischen Cha-
rakter der Äußerungen vor weiterem Eingehen ab. Wir
würden bei der Verfolgung der von M. Escherich ange-
deuteten Spuren nicht nur die Verfasserin, sondern auch
die Wissenschaft in Verlegenheit bringen. Denn über die
Vorbilder, die für den Lütticher Meister maßgebend ge-
wesen sein sollen, wissen beide, Mela Escherich und die
Wissenschaft, noch äußerst wenig. p, winkler

VERMISCHTES

Freunde des Berliner Charite-Krankenhauses haben
für einen Saal der Charite ein großes Wandgemälde ge-
stiftet, das den Prometheus darstellt, wie er den Menschen das
Licht bringt. Das Werk ist eine Schöpfung des Professors
Hugo Vogel. Es ist in Kasein-Farben direkt auf die Wand
gemalt, ist 19 m lang und 7 m hoch. Prometheus, einen
brennenden Baum schwingend, steht in wilder Gebirgs-
gegend, die von Wasserstürzen durchbraust ist. Aus den
Höhlen kommen Ur-Menschen, die von dem neuen Lichte
wie geblendet erscheinen. Das Bild soll erst nach dem
Kriege der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

KRIEG UND KUNST
Im Tuileriengarten in Paris ist gegenwärtig eine Aus-
stellung untergebracht, welche zeigt, daß man in Frankreich
bereits an den Wiederaufbau der zerstörten Städte
und Dörfer denkt. Außer zahlreichen Modellen und Plänen
von Einzelbauten, die zum Teil zum Zerlegen und Zusam-
mensetzen bestimmt sind, werden Wiederaufbauungspläne
ganzer Städte gezeigt. Besonders Reims, Arras und Ypern
haben die französischen und belgischen Architekten zu
neuen Bauplänen gereizt, die zum Teil den großen Beifall
der Kritik finden.

BERICHTIGUNG
Noch einmal die »Meister von Schloß Horst«. Zu
der Kritik Hermann Ehrenbergs über das Werk Richard
Klaphecks in Nr. 33 dieser Zeitschrift vom Yl. Mai d. J.
darf ich mir die Bemerkung gestatten, daß der verehrte
Kritiker irrt, wenn er in allzu liebenswürdiger Weise meine
Mitarbeit an dem bedeutsamen Werke in dem Umfange,
wie es in seiner Besprechung geschehen ist, annehmen
zu sollen glaubt. Ich habe zu den Ausführungen nichts
Wesentliches beigetragen. Die wertvollen kunstgeschicht-
lichen Untersuchungen stammen von Dr. Klapheck, nicht
von mir.
Z. Zt. im Felde, 3. Juni 1916.

Freiherr v. Kerkering zur Borg.

I Der XII Band j
| desThiemeschen Künftlerlexikons I

1 ericheint im Juli 1

■ ■

I Mit diefem Bande wird der Buchftabe F zu Ende geführt,-

I die Drucklegung von Band XIII hat fchon begonnen

1 E. A. SEEMANN

Inhalt: Das Salzburger Museum und die Feste Hohensalzburg. Von Hans Tietze. — Luxembourg-Museum in Paris. — Berliner kunstgeschicht-
liche Gesellschaft. — Über Konrad Witz. — Stiftung eines Wandgemäldes Hugo Vogels für das Berliner Charite-Krankenhaus. — Krieg
und Kunst. — Berichtigung Meister von Schloß Horst« betreffend. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von F.rnst HedriCH Nachf., o.m.b.H., Leipzig
 
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