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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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Erste Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden
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Erste Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden

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rischen Mittel im Sinne eines farbig gesteigerten reiz-
vollen Impressionismus. Nur mit solchen rein künst-
lerischen Mitteln weiß Sterl seinen Kriegsbildern
Stimmung zu geben, die uns auch innerlich erregt,
während uns in den anderen vor allem der Maler
fesselt. Anders Otto Oußmann, der nur Einzelfiguren,
bildnismäßig oder in freier Auffassung, oder Stilleben
malt. Vom Dekorativen herkommend wirkt er auch
im Bildnis, indem er die reinen Farben durch Gegen-
stellung zu höchster Kraft steigert. In dem Bildnis
in Rot, einer meisterlichen Leistung, kommt er über
das Dekorative hinaus. Auch die anderen weiblichen
Bildnisse und Blumenstilleben zeigen Oußmanns
temperamentvolle kühne Farbenkunst in voller Blüte.
Bantzer stellt einen Zug hessischer Bauern im Walde
aus, in dem sich Festfreude, Sonnenschein, Waldesluft
und Farbenrausch zum frohen Gesamteindruck vereinen.
Das Bild ist von der städtischen Galerie zu Kassel an-
gekauft. Ungemein fein in der dämmerigen Abend-
stimmung und in der eindringlichen Wiedergabe der
stumpfen Müdigkeit der hessischen Bauern ist Bantzers
Abendruhe, die veränderte Fassung eines älteren Ge-
mäldes. Von Eugen Bracht sehen wir drei geschmack-
voll, mit ausgereiftem Geschick gemalte Landschaften:
Gutshof Rheinsberg, eine Kastanienallee und einen
Pflüger, der sich auf seinem dunklen Acker in vollem
Umriß vom sonnigblauen weißbewölkten Himmel ab-
hebt. Emanuel Hegenbarth weist sich mit seiner
Pferdegruppe und seiner Reiterstudie wieder als der
geschickte Tiermaler aus, zeigt sich aber in seinen
badenden Kindern mit dem ausgezeichnet gemalten
Wasser und der sommerlich-freudigen Stimmung der
badenden Jugend von einer neuen Seite. Nennen
wir von den älteren Dresdnern noch Wilhelm Ritter,
von dem ein ungemein feiner, in Licht und Farben
wohlausgeglichener Maimorgen vorhanden ist, und
Wilhelm Claudius, dessen norddeutsche Bauerndiele
mit der ganzen liebevollen Beobachtung des Gegen-
ständlichen wie der feinen dämmerigen Stimmung
gemalt ist, die wir an diesem aus Holstein stammenden
Künstler von jeher kennen.

Unter den jüngeren Dresdnern ragen H. Nadler,
Cilio Jensen, Ernst Richard Dietze, Meyer-Buchwald
und Erich Buchwald-Zinnwald hervor. Vor allem
hat H. Nadler einen starken Schritt vorwärts getan:
sein Familienbild und das Bildnis der Frau Heims-
Reinhard weisen eine sichere und feste Haltung in
stilisierten glanzlosen aber kräftigen Farbenklängen auf,
die ausgezeichnet zu der deutsch-bürgerlichen Auf-
fassung in diesen Bildern paßt: Mittel und Wirkung
sind hier im vollen Einklang. Die Trauernden in der
eigenartigen schwarzen Tracht der Bauern des Lieben-
werdaer Kreises sind herb in der Betonung der Rasse
und ihrer schmerzlichen Bewegung, wirksam ist der
Gegensatz der schwarzen Kleidung zu dem grauen
Schnee und der fahlen Gesichter herausgearbeitet.
Buchwald-Zinnwalds Abendsonne über Zinnwald ist
ein echtes Erzgebirgsbild in der zusammenfassenden
ernsten Weise dieses Künstlers. Von Cilio Jensen
sehen wir ein gemütvoll aufgefaßtes Bildnis von
Mutter und Kind in nordisch anmutender Farbenfrische,

von Meyer-Buchwald helle Ton in Ton gemalte flotte
Bildnisse von deutschen Offizieren, von Ernst Richard
Dietze einen weiten Blick über die sommerlichen
Felder mit der Feste Stolpen im Hintergrund. Nennen
wir wenigstens noch Ferdinand Dorschs temperament-
voll gemaltes Festmahl des Pierrot, dann sehr ver-
schiedenartige aber gleich lobenswerte Bildnisse von
Fritz Stotz, Walter Kurau, Paul Perks und Paul Rösler,
die geschickt gemachten Aquarelle von Johannes Ufer
sowie Fritz Beckerts reich belebten in kräftiger frischer
Farbengebung zusammengefaßten Grünen Markt in
Würzburg.

Ein eigener Raum ist den jungen Dresdner Ex-
pressionisten überlassen. Das kräftigste Talent ist hier
Felix Müller, der in seiner Atelierszene auch kubistische
Anregungen zu verwerten sucht; neben ihm steht
August Böckstiegel mit noch etwas wüsten grob-
strichigen Farbenschwelgereien und Richard Dreher,
der von seiner feinen Stimmungsmalerei zu einer noch
ziemlich grob wirkenden Vereinfachung des Land-
schaftlichen gelangt ist. Einstweilen ist der Erfolg
noch beschränkt.

Die auswärtigen Maler haben, wie zumeist, ältere
Bilder geschickt. Da sind die künftigen Mitglieder
der Dresdner Kunstakademie Robert Breyer und Lud-
wig von Hof mann: jener hat ein feines Stilleben mit
vergoldetem Porzellangeschirr, dieser zeigt zwei lebens-
große Frauen auf »Schmalem Ufer« vor der Uferwand
gehend, ein vorzügliches Beispiel seines dekorativen
Stils, sowie eine expressioniste Landschaft Am Berge
Gibad. Von dem Berliner Max Liebermann ist eine
elegante Reiterin im Grünen da, von Corinth die
übliche derbe Fleischmalerei, besonders gut ein auf-
gehängtes geschlachtetes Schwein — von Slevogt eine
helle luftige Ansicht des Theaters zu Taormina
mit dem Ätna, von Waldemar Rösler eine stimmungs-
volle Abendlandschaft mit einem vom Berg absteigen-
den Paar. Max Klinger hat ein anmutiges Bildnis der
Frau Asenijeff geschickt. Feldbauer, Herterich, Haber-
mann, Landenberger, Schramm-Zittau, Trübner, Stuck,
Weisgerber, Paul Baum, Koloman Moser sind ent-
sprechend vertreten, ohne Neues zu sagen.

In der plastischen Abteilung kommt vor allem
Georg Wrbas überragende Persönlichkeit zur Geltung.
Seine Reitergruppe — das ist eine thronende Göttin
der Kunst auf einem schreitenden Roß — jetzt noch
in Gips, wird einst in Bronze den Aufbau des Aus-
stellungshauses schmücken: ein glänzendes vornehmes
Werk architektonisch-dekorativer Plastik, mit feinster
Berechnung seinem Platze, im Umriß der Wirkung
gegen den Himmel angepaßt, im prachtvollen Gegen-
satz zwischen dem streng stilisierten wuchtigen Roß
und der hoheitsvoll schönen, anmutig bewegten
Göttin. Die Seitenfigur der Gesundheit vom Denkmal
Lahmanns für den Weißen Hirsch, die Figuren vom
Hamburger Mönckeberg-Brunnen und die Bildnisbüste
von Wrbas Vater zeigen die gleichen Vorzüge der
ebenso eindringlich auf das Wesentliche wie auf die
dekorative Wirkung ausgehenden Kunst Wrbas. Neben
ihm steht Peter Pöppelmann mit einer ausdrucksvollen
Büste des Schriftstellers Karl Sohle und einer an-
 
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