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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0207

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401 Personalien — Ausstellungen 402

frühen Stücken reiche Sammlung alter Zinngeräte zusammen,
die auf Betreiben Direktor Orauls schon vor einer Reihe
von Jahren für das Leipziger Kunstgewerbe-Museum er-
worben wurde und zu dessen wertvollstem Besitz gehört.
Zöllner widmete sich dem Studium alten Zinnes mit durch-
aus wissenschaftlichem Ernst und galt — neben seinem
Leipziger Konkurrenten als Zinnsammler Dr. Hans Demiani —
seinerzeit als einer der besten Kenner desselben. Leider
hat er sich aber nie entschließen können, die Ergebnisse
seiner Forschungen zu veröffentlichen, abgesehen von einem
wertvollen Artikel über »Zinnstempel und Zinnmarken« in
der Zeitschrift für bildende Kunst (Neue Folge, Jahrg. IX u. X).
Aber nicht nur seinem Spezialgebiet, sondern der alten Kunst
überhaupt galt Zöllners Liebhaberei, und in früheren Jahren
hat er als Mitglied des Vorstandes des Kunstgewerbe-
Museums und des Kunstvereins auf die Entwicklung der
Leipziger Museen maßgebenden Einfluß gehabt. — Wem
es vergönnt war, mit Zöllner in freundschaftlichem Verkehr
zu stehen, wird sich stets dankbar der vielfachen Anregungen
erinnern, die von ihm ausgingen, und unvergeßlich werden
ihm besonders die Stunden sein, in denen der liebens-
würdige, bis zu den letzten Tagen geistig erstaunlich frische
Greis alte Erinnerungen auskramte und mit köstlichem
Humor von seinen Erlebnissen als Sammler oder aus dem
Krieg 1870—71 erzählte, den er als Korrespondent der
Gartenlaube mitgemacht hatte. u. n.

Hans Bartelmeß f. Bei den letzten schweren Kämpfen
im Westen ist am 11. Juli auch der Maler und Radierer
Hans Bartelmeß im Alter von 28 Jahren gefallen. Er
stammte aus Erlangen, studierte bei P. Halm in München
und schloß sich dann eng an A. Schinnerer an; von seinem
Können als Radierer haben die Leser der Zeitschrift für
bildende Kunst in dem feinen Blatte Markttreiben (N. F.
Bd. XIX 1907/08) eine Probe gehabt. Längere Zeit weilte
der Künstler in Holland, Paris und in Italien. Als Porträtist
ist er weiteren Kreisen mehr bekannt geworden denn als
ausgezeichneter Landschafter. Seine Mainlandschaften sind
neben seinen eigenartigen Zirkusstücken vielleicht das beste,
was er in seinem allzukurzen Leben geschaffen hat. a. l. m.

Franz Bernauer f. Am 25. Juli starb im Alter von
55 Jahren der Münchener Bildhauer Franz Bernauer. Er
war ein Münchener Kind, hatte bei Heß und Eberle an
der Akademie studiert und seine Kunst im Schatten der
Adolf Hildebrandts reifen lassen. Sein Schaffen war viel-
seitig: Monumentalplastik, Grabmäler, Brunnen, Porträt-
büsten, Plaketten und alles zeigt nicht nur ein sehr solides
ehrliches Können, sondern auch Geschmack. Eines seiner
Hauptwerke ist der Luitpoldbrunnen in Augsburg. Im
goldenen Rathaussaal der gleichen Stadt stehen auch die
Originale seiner vielkopierten Büsten des Prinzregenten
Luitpold und König Ludwigs III. A, Ln M%

Der Bildhauer J. Ringel d'Illzach ist am 28. Juli
nach mehrmonatigem Leiden im 70. Lebensjahre in Straß-
burg in Eis. gestorben. Ringel war am 29. September 1847
zu Illzach im Oberelsaß geboren; seine künstlerische Aus-
bildung erhielt er auf der Ecole des Beaux-Arts in Paris
unter Jouffron und Falguiere, später arbeitete er bei Haehnel
in Dresden. Die längste Zeit seines Lebens verbrachte
der Künstler in Paris und Brüssel, seit 1900 lebte er in
Straßburg. Neben den verschiedenartigsten Entwürfen
mehr kunstgewerblicher Art entstand überall eine große
Zahl von Büsten hervorragender Persönlichkeiten, so der
beiden Coquelins, Sarah Bernhardt, General de Gallifet,.
Rosita Mauri, Gambetta, Victorien Sardou, Massenet, Zola,
und Bildnismedaillons, darunter diejenigen von Chevreul,
Victor Hugo, Pasteur, Alex. Dumas d. J., des Dichters und

Ingenieurs Max von Eyth u. a. Ringel liebte das Experi-
mentieren und hat sich in den verschiedenen keramischen
Techniken und im Glasguß versucht, in welch letzterem
er ein neues Verfahren erfunden hat (D. R. P.). Größere
Arbeiten, besonders Denkmäler, von seiner Hand befinden
sich in Versailles, Lyon, Münster i. Eis., Straßburg i. Eis.,
Sidney, Marseille, Paris, Tunis, Chicago und Guernesey.
Die Reihenfolge der genannten Städte entspricht der Zeit-
folge der Arbeiten. Der Künstlername mit Hinzufügung
des Ortsnamens seiner Heimat rührt daher, daß einst im
Pariser Salon gleichzeitig drei Ringel erschienen, von denen
einer Maler, die beiden anderen Bildhauer waren. Knorr.

PERSONALIEN
Der Ordinarius der Kunstgeschichte an der Freiburger
Universität Professor Dr. Wilhelm Vöge ist wegen leiden-
der Gesundheit in den Ruhestand getreten. Dr. Vöge, ge-
boren 1868 zu Bremen, erwarb in Straßburg den Doktor-
grad und habilitierte sich ebendort 1895 für Kunstgeschichte.
Bald darauf wurde er Direktoialassistent bei den König-
lichen Museen in Berlin und siedelte Ostern 1909 als
etatsmäßiger a. o. Professor nach Freiburg über, wo er
ein Jahr später zum Ordinarius vorrückte.

Ludwig von Hofmann hat die Berufung an die
Dresdener Akademie angenommen.

Der Maler und Kunstgewerbler Prof. Johann Vincenz
Cissarz hat einen Ruf an die Kunstgewerbeschule in
Frankfurt a. M. erhalten und soll die Leitung der Abteilung
für Malerei übernehmen. Er hat den Ruf angenommen
und wird seine Frankfurter Lehrtätigkeit im Winter be-
ginnen. Bisher unterrichtete der Künstler, der aus Danzig
stammt und jetzt im 43. Lebensjahre steht, als Lehrer an
den Kgl. Lehr- und Versuchswerkstätten in Stuttgart.

AUSSTELLUNGEN
Ausstellung von Handzeichnungen holländischer
Meister aus der Sammlung Hofstede de Groot im
Leidener Museum. Dr. C. Hofstede de Groot fährt in
schätzenswerter Weise fort, durch wechselnde Ausstel-
lungen im Leidener Museum (Lakenhai) einem größeren
Publikum seine Handzeichnungen holländischer Meister
für kürzere Zeit zugänglich zu machen. Auf die an
dieser Stelle (Nr. 35) ausführlich besprochenen vorrem-
brandtschen Meister folgte zuerst der Großmeister selbst.
Im ganzen waren es 94 Zeichnungen Rembrandts, die uns
de Groot in chronologischer Folge zu sehen gab. Diese
Rembrandtzeichnungen hatte man bis auf zwei offenbar in
der Zwischenzeit erworbene Blätter vor drei Jahren in einer
von der»Rembrandt-Gesellschaft« veranstalteten Ausstellung
im Städtischen Museum in Amsterdam (August—Septem-
ber 1913) in Augenschein nehmen können. In dem Katalog
jener Ausstellung waren die Zeichnungen in systematischer
Reihenfolge beschrieben, aller Datierungsversuche hatte
man sich weislich enthalten. Der Leidener Katalog ver-
fährt anders, indem alle Zeichnungen wenigstens annähernd
datiert und in streng chronologischer Ordnung aufgeführt
werden; diesem Umstand entlehnt der Leidener Katalog
seine besondere Bedeutung. Als Hofstede de Groot sein
kritisches Verzeichnis derRembrandtschen Handzeichnungen
zusammenstellte, das 1906 erschien, mußte der Verfasser
offenbar aus Vorsicht von einer Datierung der Zeichnungen
absehen; in den seitdem verstrichenen zehn Jahren ist nun
Hofstede de Groot tiefer in die Geheimnisse des Rembrandt-
schen Schaffens eingedrungen, so daß er wenigstens bei seiner
eigenen Sammlung die so ungeheuer schwierige Arbeit der
Datierung unternommen hat. Die Datierungen stützen sich
 
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