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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0226

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Sammlungen — Vermischtes

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war er später dem Einflüsse Andreas Achenbachs unterlegen.
Der 7. Band des Thieme-Beckerschen Künstlerlexikons be-
richtet ausreichend von seinem Schaffen. Beide Künstler,
Jutz wie Deiters, sind auch als Radierer tätig gewesen. c.

In Paris ist Henri Harpignies, der Nestor der Pariser
Maler, im hohen Alter von 97 Jahren gestorben. Harpignies
war in Valenciennes am 28. Juli 1819 geboren; er war der
letzte der großen Landschafter, die die französische Schule
um die Mitte des 19. Jahrhunderts berühmt gemacht haben.
Seine heute etwas tot und stumpf, wenn auch immer ge-
schmackvoll anmutenden Bilder galten einst für den Gipfel
der Naturwahrheit und des Realismus. Harpignies stellte
bis in die letzten Jahre noch aus und genoß in Frankreich
noch immer Bewunderung. Am populärsten ist sein
»Mondaufgang« im Luxembourg (reproduziert z. B. in
»Meister der Farbe« Jahrgang 3, 1906).

SAMMLUNGEN
Ein Museum für Kunde der Indianer in New York.

Ein Bauplatz in der oberen Stadt ist dem »Museum of the
American Indian« von Mr. Archer M. Huntington geschenkt
worden mit der Bestimmung, daß dort ein Gebäude er-
richtet werden soll, das architektonisch mit der Gruppe
anderer Museen, die an demselben Straßenblock liegen,
zusammen geht; es befinden sich dort nämlich bereits die
Bauten der numismatischen, spanischen und geographischen
Gesellschaft. In dem neuen Hause sollen die Sammlungen
indianischer Kultur und Kunst untergebracht werden, die
George G. Heye zusammengebracht hat, eine Kollektion
von etwa 400000 Nummern.

Der National Gallery in London sind von Mr.
Asher Wertheimer seine neun berühmten Porträts von
Sargent überwiesen worden. Die Bilder sind fast alle in
Lebensgröße ausgeführt und zwar in den Jahren 1898 bis
1902. Die beiden Töchter Ena und Betty, auch in Deutsch-
land durch Wiedergaben bekannt, waren die große Sen-
sation der Academy-Ausstellung im Jahre 1901. Übrigens
waren gerade in den Grafton Galleries etwa 40 Zeichnungen
des bekannten amerikanischen Porträtisten zu sehen, deren
Auswahl allerdings weniger nach ihrem künstlerischen
Werte als nach den dargestellten Persönlichkeiten getroffen
worden war. Sargent hat erklärt, in Zukunft keine Bild-
nisse mehr ausführen zu wollen.

VERMISCHTES
Die Stadtverwaltung von Berlin-Lichtenberg fördert
rührig die Vorarbeiten für die geplante umfangreiche
Einfamilienhaussiedlung in der Wuhlheide und die Auf-
stellung eines neuzeitlichen Gesamtbebauungsplanes für
die Stadt. Der Vorstand und Aufsichtsrat der zur Durch-
führung dieses Planes gegründeten Waldsiedlung Berlin-
Lichtenberg G. m. b. H. haben dem Architekten Prof. Peter
Behrens den Auftrag erteilt, den Bebauungsplan für die
Waldsiedlung und die Wohnhaustypen für die in der
Siedlung zu errichtenden Einfamilienhäuser zu entwerfen.
Der weitausschauende Lichtenberger Siedlungsplan stellt
wie die »Bauwelt« schreibt, den ersten Versuch großen
Maßstabes dar, in der Nähe des Mittelpunktes von Groß-
Berlin den Gedanken des Einfamilienhauses zu verwirk-
lichen. Es kommen hierbei etwa 500 Einfamilienhäuser
verschiedener Größe in Betracht.

Inhalt: Aus den Berliner Museen. Von O. - Conrad von Soest und die Lübecker Malerei im Beginn des 15. Jahrhunderts Von r Struck Lübeck
- Der Schnitzer des Rolher Altars. Von F. r. - Karl Jutz f; Heinrich Deiters f, Henri Harpignies t. _ Ein Museum für Knnri lr
Indianer ,„ New York. Zuwendungen an die National Gallery in London. - Förderung von Einfamilienhaus edtng in der Wuhlhetde

_durch die Stadtverwaltung Berlin-Lichtenberg. Pariser Neuigkeiten. aussieciung in Oer Wuhlheide

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag vo7e. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q.m.b.H., Leipzig

Pariser Neuigkeiten. Der nächste Pariser »Salon«
soll in — Barcelona eröffnet werden. Der sehr francophile
Stadtrat von Barcelona hat eine Summe Geldes bewilligt
und den städtischen Kunstpalast zur Verfügung gestellt.
Die französische Regierung hat dieses Mittel der Propa-
ganda sofort ergriffen und zwei Vertreter, den Senator
Pams und den Deputierten Brousse, nach Barcelona ge-
schickt, um alles Nähere zu vereinbaren. Auf diese Weise
kämen die französischen Künstler doch wieder zu ihrem
Salon, den sie jetzt schon zwei Jahre entbehren mußten.
So ganz das nämliche wie an den Champs Elysees wird
der Salon in Barcelona aber doch kaum werden!

Ein merkwürdiger Streit ist in Paris zwischen den
Anhängern der alten akademischen Kunst und den Freunden
der in den letzten zehn oder zwanzig Jahren aufgekommenen
Ismen ausgebrochen. Die Modernen werden von den Alten
beschuldigt, mehr oder weniger verkappte »Boches« zu
sein und ihre Ideen aus Deutschland geholt zu haben;
selbstverständlich wollen die Modernen einen so entsetz-
lichen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen. Das merk-
würdigste dabei ist, daß man in Deutschland ganz im
Gegenteil den Modernen vorwirft, von Paris beeinflußt zu
sein, und daß auch hier die Hüter der akademischen Kunst
die allein deutsche und des deutschen Volkes würdige Kunst
auszuüben glauben. Vermutlich heben sich die französischen
und deutschen Anklagen gegenseitig auf, und es wird wohl
dabei bleiben, daß weder die akademische noch die moderne
Kunst »deutsch« oder »französisch« genannt werden kann.

Die Academie des Beaux-arts in Paris hat den
alljährlich vergebenen Preis Houllevigne, der 5000 Franken
beträgt, unter die verwundeten und unter die Familien der
gefallenen Preisträger verteilt. Außer dem Rompreis sind
die vom Kriege betroffenen Inhaber des alljährlich im Salon
bestimmten Prix national berücksichtigt worden, und im
ganzen hat man zehn Teile machen müssen. Gefallen sind
die fünf Rompreisler Mirland, Grenier, Moulin, Ponsard
und Ambrosio-Donet und der Inhaber des Nationalpreises
von 1912 Gourdault; vermißt Marc Gregoire (Rompreis)
und Lemercier (Nationalpreis); verwundet Piron (Rompreis)
und Laurent (Nationalpreis).

Da beim Herannahen der deutschen Heere nicht nur
die Regierung aus Paris floh, sondern auch die Kunstschätze
der Hauptstadt eilends nach dem Süden in Sicherheit ge-
bracht wurden, von wo sie immer noch nicht zurückgekehrt
sind, mußten die Pariser Museen bisher geschlossen
bleiben. Im Louvre sind nur einige wenige Räume des
Erdgeschosses geöffnet, und im Luxembourg war die
moderne Galerie bisher nur zweimal in ganz beschränktem
Maße zugänglich. Einmal zeigte man darin die dem fran-
zösischen Staate gehörigen belgischen Kunstwerke, das
zweite Mal gab die Schenkung des Engländers Edmund
Davis Anlaß, die modernen Engländer vorzuführen. Jetzt
ist der Luxembourg zum dritten Male seit Kriegsanfang
geöffnet, diesmal mit französischen Zeichnungen. Die
Kartons von Puvis de Chavannes für seine heilige Geno-
veva im Pariser Pantheon, die von Besnard für die Kapelle
zu Berck sur mer, andere, ältere, von Paul Boudry für die
Pariser Oper, sodann zahlreiche Blätter von Fantin-Latour,
Carolus-Duran, Legros und Lepere bilden den Kernpunkt
dieser Veranstaltung. Von einer endgültigen Wiedereröff-
nung des Louvre und des Luxembourg ist auffallender-
weise immer noch nicht die Rede.
 
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