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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1/2) — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44126#0271
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raseszeitvag für die werktätige Bevötterung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Sppingen, Sberdach, Mosbach, Buche»», Adersheim, Boxbe g,
Tauberbischofsheim und Wertheim §


Bezugspreis: Monatlich einscht. Trägettohn 2^0 28. Anzeigenpreise:
vt« einspalüg« petitzeile (ZS nun brat) 70 pfg., ReName-Anzttgen
sivni, brat) 2^0 Mt. Lei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
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VeschSstsstunden: 8- '/,6 Uhr. Sprechstunden derNedattien: 11-12 Uhr.
voMch«tt»nt» Karlsruhe Nr. 22577. Tel^Abr.: AoN-MungHeidetberg.

Heidelberg, Samstag, 6. März it920
Nr. S6 » 2. Jahrgang

Verantwort«.: Mr innere u. äußer« Politik, Volkswirtschaft u.Aeuiileton: Dr.
S.KrauS; für Kommunales u. soziale Rundschau: Z. Kahnfür Lokale«!
O. Gribrlk für dir Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in Heidelberg
Druck und Verlag ber llnterbadlschen VerlagSanstatt G. m. b. H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Echröderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2S7Z, Redaktion 264».

Politische Ueberficht.
Deutschland« Lage.
Eine Unterredung des Reichsminifiers Müller mit einem
ungarischen Journalisten.
Budapest, 4. März. (W.B.) Der „Pest er Lloyd"
veröffentlicht eine Unterredung seines Berliner Sonderbettchter-
haNers mit dem Reichsminister des Auswärtigen, Müller, der u. a.
erklärte, die deutsche Regierung stehe nach wie vor unerschütterlich
auf dem Standpunkt des Völkerbundes. Selbstverständlich
dürfe aber der Völkerbund nicht das Instrument zur dauernden Nie-
derhaltung Deutschlands werden. Die deutsche Regierung würde na-
türlich nur der Aufnahme als vollkommen gleichberech-
tigtesMitglied näher treten. Er sei überzeugt, daß die auf
den internationalen Beziehungen heute noch lastende Atmosphäre
des Hasses und des Mißtrauens behoben würde und daß die Be-
stimmungen der Artikel 11 und 19 der Völkerbundsakte zu der
Revision jener Artikel des Friedensvertrages, die u n -
erfüll d a r seien, führen würden. Es fehle schon heute nicht
an erfreulichen Anzeichen einer solchen Sinnesänderung in einigen
Ententestaalen. Der Minister erklärte weiter, daß die vertrauens-
vollen Beziehungen Deutschlands zu den neutralen Staaten seit
Kriegsende noch eine erfreuliche Stärkung erfahren hätten.
Zum Antrag auf Auflösung der Nationalversammlung.
Berlin, 5. März. (W.-B.) Nach dem, was man aus den
Reihen der Mehrheitsparteien hört, hat der A n l r a g d e r b e i-
den Rechtsparteien auf Auflösung der Nationalversamm-
lung im Mai keine Aussicht auf Annahme.
Der Prozeß Erzberger-Helfferich.
Berlin, 5. März. Der heutige Tag im Erzberger-Helffe-
rich-Prozeß begann mit den Plädoyers des Vertreters
Erzberge r s. Morgen wird nicht verhandelt. Am Montag
sollen die Gegner sich zum ersten Male im Redekampf gegenüber-
stehen. Erzberger wird zuerst sprechen, dann Helfferich.
Iustizrat v. Gordvn wandte sich zuerst gegen den Vertreter
Helfferichs, später auch gegen die Staatsanwaltschaft.
Wenn alles das wahr wäre, was die Gegenseite als wahr annimmt
und es wäre schon der Gipfelpunkt der Korruption, wenn ein
Abgeordneter einen Posten in einem Verwaltungsrat annimmt —
ich würde unser Vaterland glücklich preisen und vielleicht hat es auch
in der guten alten Zeit so etwas gegeben, das man Konnek 1 io -
nen nannte. Im übrigen, so führte er aus, hat es im alten Reichs-
tag auch Abgeordnete anderer Parteien gegeben, die mehrere Auf-
Hchtsratsstellen bekleidet haben. Er nennt die Abgeordneten Bas -
»ermann, Paasche und Stresemann. Der Parlamen-
tarier darf bei Vertretung der eigenen Interessen nicht gegen das
Gemeinwohl arbeiten, er darf nicht mit Repressalien drohen. Mer
hat man jemals im Beweisverfahren bewiesen, daß Herr Erzberger
mit Repressalien gedroht hätte? Was hat nun Erzberger
getan? Thyssen hat während des Friedens für seine Werke
eine durchaus ausreichende Erzbasis durch seine Gruben in der
Normandie. Das war nach dem Kriege anders. Ist es nun nicht
das gute Recht eines Aufsichtsrates, auch wenn er Parlamentarier
ist, sich für einen solchen Ausgleich einzusetzen. Es war doch auch
im Interesse des Vaterlandes, daß der Thyssen-Konzern produk-
1 ivnsfähig blieb. Die Tätigkeit Erzbergers sei absolut
korrekt gewesen; von einem Angestelltenverhältnis zwischen Erz-
derger und Thyssen könne durchaus nicht gesprochen werden, aber
ebensowenig liege eine unerlaubte Vermischung politischer und ge-
schäftlicher Interessen vor.
Der Rechtsbeistand geht dann auf den Vorwurf des Gesin-
nuugswechsels ein, den er für absolut ungerechtfertigt HM. Ge-
heimrat Gvrdon erwähnt dann die Zeugenaussagen Thyssens, wo-
nach Erzberger seinen Austritt aus dem Aufsichtsrat selbst erbat,
weil er sich in politischen Fragen nicht zu Thyssens Ansicht bekehren
konnte und sagt mit erhobener Stimme: Und das ist der Mann, dem
man verwirft, er hade seine politische Ueberzeugung verkauft.
Der Fall Berger hat meiner Ansicht nach mit der Ver-
quickung von parlamentarischen und geschäftlichen Interessen nichts
zu tun. Ich habe nur noch einen Fall zu erörtern, aber nicht, um
Herrn Erzberger zu verteidigen, sondern um zum Angriff ge-
gen Herrn Helfferich überzugehen, nämlich den Fall Wolf.
Die hier vorgebrachten Umstände erklären sich so, daß in den
schwersten Tagen, die die Regierung durchzumachen hatte, zur Zeit
der Straßenkämpfe in Berlin, Herr Strauß hilfreich emge-
sprungen ist und der Regierung große Geldmittel zur Verfügung
gestellt hat, um die wankenden Truppen festzuhalten. Er hat dann
seine große Arbeitskraft in den Dienst der Regierung
gestellt und in durchaus überzeugender Wesse dargelegt, daß nicht
er die Regierung, sondern die Regierung ihn gesucht habe. Dafür
ist er Reichsrat und später Geheimer Regierungsrat geworden.
Jedenfalls hat Herr Erzberger mit diesem Fall nicht das Mindeste
zu tun und ich hoffe, daß auch die Richter meine Ueberzeugung testen
werden. , „ ,
Der Vorwurf und die Frage, wo hat Herr Erzberger
seine Millionen her, ist durch den Diebstahl des Teuer-
beamten als Märchen dargestellt. Es ist im ganzen ein Betrag
von 200 000 Mark, der Herrn Erzberger gehört. Eine Verqmckung
seiner Tätigkeit im Interesse der eigenen Kasse liegt ihm völlig fern.
Wie im Krupp-Prozeß, wo Liebknecht sich in die Toga des ent- .
rüsteten Anklägers warf und wonach uns das ganze Ausland aus-
gelacht hat, so habe ich heute das Gefühl, daß uns wieder das
Ausland verspottet, weil wir in dieser trüben Zeit mit solchen
unrichtigen und unbegründeten Beschuldigungen gegen einen Recchs-
wimster hervortteten und diese Beschuldigungen des breiteren er-
^Soweit es sich -um den Vorwurf der U nw a h r h a f 1 i g k e i t
bandelt, hat es mir Herr Erzberger nicht ganz so leicht gemacht, ihn
,u verteidigen, wie in den anderen Fällen. Das spreche ich rund-
weg aus Ader wir dürfen eines nicht vergessen. Erzberger rst
Kit seinem 2«. Lebensjahre im Parlamentarismus groß geworden,
wo «s weniger , auf Exaktheit als aus politisches Wirken ankommt
und das rst auch bezeichnend dafür, daß er seine Worte nicht
'»«er aus die Gvidwag« legt. Aber gerade aus dem.

Die deutsche Delegation nach Rußland.
Berlin, 6. März. (W.T.B.) Wie verschiedenen Blät-
tern gemeldet wird, würde der Führer der deutschen Dele-
gation, die nach Moskau geht, der Generaldirektor der
A. E. G. Walter Rathenau sein.
Schutzhaftbefehl gegen Däumig
aufgehoben.
Berlin, 5. März. (W.T.B.) Laut „Freiheit" be-
schloß das Reichsmilitärgericht gestern, den Schutz Haft-
befehl gegen den Vorsitzenden der unabhängigen sozial-
demokratischen Partei, Däumig aufzuheben. Der Ent-
schädigungsanspruch gegen das Reich nach 45 tägiger Haft
wurde Däumig zverbilligt. Aus den Verhandlungen
des Leipziger Parteitages habe sich genügendes Material,
gerade gegen Däumig die Schutzhaft zu verhängen, nicht
ergeben.
Nochmals Holland und die Auslieferung
des Exkaisers.
Haag, 6. März. (W.T.B.) In der Antwortnote
der niederländischen Regierung auf die letzte
Note der Alliierten bezüglich der Auslieferung des vor-
maligen deutschen Kaisers wird gesagt, daß die Niederlande
zu keinem anderen Schluß kommen können, als dem,
den sie bereits in ihrer Note vom 21. Januar niedergelegt
haben, und die es nicht gestattet, dem Verlangen der Alli-
ierten Mächte Folge zu leisten. In den Schlußsätzen der
Note heißt es in Bezug auf die Gefahr, die die Alliierten
befürchten, daß die Niederlande an Ort und Stelle ge-
nügend Vorsichtsmaßregeln treffen werden, um
die Freiheit des ehemaligen Kaisers den er-
forderlichen Beschränkungen zu unterwerfen.
^Schweden tritt dem Völkerbund bei.
Stockholm, 6. März. (W.T.B.) Die 2. Kammer
des schwedischen Reichstages stimmte mit 152 gegen 67
Stimmen für den Beitritt in den Völkerbund.
Hollands Eintritt zum Völkerbund.
Haag, 6. März. (W.T.B.) Die Kammer nahm mit
62 gegen 2 Stimmen die Gesetzesvorlage über den Beitritt
Hollands zum Völkerbund an.
Haag, 6. März. (W.T.B.) Die niederländische erste
Kammer hat den Gesetzentwurf betreffend den Vorbehalt
bezüglich des Beitrittes der Niederlande zum Völkerbund
mit 31 gegen 2 Stimmen angenommen.
Französische Politik.
Paris, 6. März. (W.T.B.) Der Temps veröffent-
licht offenbar eine inspirierende Mitteilung, wonach die
französische Regierung in bezug auf die Angelegenheit des
wirtschaftlichen Manifestes, das der Oberste Rat den
Alliierten festgesetzt hat, gewisse Bemerkungen gemacht hat,
die zu einer Abänderung des ursprünglichen Textes
geführt haben.
was wir hier gesehen haben, geht meines Erachtens klar hervor,
daß es sich um eine gewisse Schwäche handelt, daß aber
nirgends bewußte Unwahrheit in Frage steht, so baß
nur von einem Hang zur Unwabrhastigkett gesprochen werden kann.
Damit bin w- am Ende meiner Ausführungen. Herr Rechtsanwalt
Dr. Friedländer wird auch in den anderen Fällen nachweisen, daß
die von dem Angeklagten erhobenen Beschuldigungen
durchaus ungerechtfertigt st-nd.
Erzbergers Freunde.
Berlin, 4. März. Die „Germania" teilt einen Brief
mit, in dem der langjährige Zentrumsabgeordnete Müller-
Fulda sich dem Vorsitzenden der Zentrumssraktion Trimborn
gegenüber sehr warmherzig über Erzberger äußert, mik
dem er volle 17 Jahre in der Fraktion zusammengö-
arbeitet habe.
Verhandlungen vor dem Reichsmilttärgericht.
Berlin, 5. März. (W.B.) Laut „Lokalanzeiger" begann
gestern vor dem Reichs Militärgericht die Verhandlung
wegen Aufhebung der Schutzhaft gegen den Führer der Unabhän-
gigen Ernst Däumig und den Kommunisten Dr. Levi.
Schwere Aisschuldigungen gegen Bankleitungen.
Leipzig, 4. März. In einer öffentlichen Bankbeamtenver-
sammlung in Leipzig beschuldigte der Vorsitzende der Leipziger
Ortsgruppe des Allgemeinen Bankbeamtenvereins, Bauer, die
Darmstädter Bank, daß sie Rundschreiben in das ehemals
feindliche Ausland verschickt habe, in denen sie besonders hoch-
wertige Industriepapiere zur Kapitalanlage
empfohlen habe, besonders solcher Werke, die in ihrer Roh-
stoffversorgung vom Auslande abhängig sind. Derselbe Redner
behauptete ferner, daß der Vorsitzende des Bankbeamtenverdandes,
Marx, denselben Vorwurf, daß deutsche Bankltttungen^ das deut-
sche Volksdermögen an das Ausland verschleudern, während der
Verhandlungen des Schlichtungsausschusses in Berlin über den
ReichÄarif für Bankangestellte erhoben habe, ohne baß die an-
wesenden Vertreter der Bankleitungen de« Versuch gemacht habe»,
diese, Vorwurf zu Widers«-«,.

Deutsche Nationalversammlung.
Berlin, 5. März.
Auf der Tagesordnung stehen zunächst einige kurze Anfra-
gen; zwei derselben, die von Abg. Kunert (U.S.P.) gestellt
werden, lehnt die Regierung ab zu beantworten.
Das Gesetz zur Verfolgung von Kriegsverbrecher» wird in
3. Lesung gegen hie Stimmen der Deutschnattvnalen angenommen.
Es wird in der 2. Lesung des Landessteuergesetzes fortgefahren.

Ausland.
Norwegische Protestbewegung gegen den Völkerbund.
Christiania, 3. März. Am Vorabend der Stvrthings-
entscheidung wurde hier eine Protestverjammlung gegen den Eintritt
Norwegens in den Völkerbund einberufen. Die stark besuchte Ver-
sammlung sprach sich gegen den Völkerbund aus und verlangte hier-
über eine Vo lksabstimmung. Es wurde folgende Entschlie-
ßung angenommen: Norwegische Bürger aller Parteien verlan-
gen, daß das Storthing uns nicht ohne Volksabstimmung für de»
Völkerbund anmeldet, da das gegen unser Grundgesetz und
unser Rechtsbewußtsein verstößt.
Amerikas Anteilnahme an der Friedenskonferenz.
Washington, 4. März. (Wolff.) Das Staatsde-
partement dementiert die von einigen amerikanischen
Blättern veröffentlichten Pariser Meldungen, nach denen sich die
Vereinigten Staaten von allen Kommissionen der Friedens-
konferenz zurückziehen wollen.
Das Staatsdepartement hat Hughes Wilson als Ver-
treter der Wiedergutmachung sk omm issivn in Deutsch-
land bezeichnet. Er wird heute nach Europa abreisen.
Englands Schuldenbegleichung.
Amsterdam, 5. März. (W.B.) Einem Bericht der
„Times" aus Newyork zufolge wird dort viel vor der Oeffentlich-
keit gesprochen, daß England seine Schulden an Amerika durch Ab-
tretung westindischer Inseln bezahlen könnte.
Ritti beantragt Aenderung des ungarischen Friedensvertrags.
Paris, 4. Febr. (Wolff.) Wie Perti nax dem „Echo de
Paris" aus London meldet, hat der italienische Ministerpräsident
Nitti den formellen Antrag gestellt, den ungarischen Frie-
de nsvertragumzu ändern. Die 3 Millionen Magyaren
auf südslawischem, rumänischem und tschecho-slowakischem Gebiet
mühten Ungarn zugesprochen werden. Pertinax meint,Lloyd George
teile die Ansicht seines italienischen Kollegen. P e r 1 i n a x ist un-
zufrieden, denn er glaubt, durch eine derartige Politik zerstöre
man mit eigenen Händen das Werk, das in Patts seit mehr als
einem Jahre aufgerichtet worden sei.
Ein französischer Gesetzentwurf über die Beteiligung der Arbeiter
an den Unternehmungen.
Paris, 4. März. (W.B.) Der Kammerausschuss
für Arbeiterangelegenheiten beschloß auf den An-
trag des Abg. Justin eine Umfrage zu veranstalten, um einen
Gesetzentwurf über die Beteiligung der Arbeiter und Angestellten
an dem Nutzen der Unternehmungen ausarbeiten zu lassen.
Wiederaufnahme des internationalen Güter- und Personenverkehrs.
Basel, 4. März. (W.B.) In Basel tagten am 3. und 4.
März etwa 50 Vertreter -er französischen, belgischen, deutschen und
schweizerischen Eisenbahnverwaltungen, um die Bedingungen für
die Wiederaufnahme des seit Kriegsbeginn gänzlich unterbrochenen
direkten Güterverkehrs zwischen Frankreich und Bel-
gien einerseits und Deutschland andererseits festzusetzen. Nach län-
geren, unter den zurzeit noch bestehenden Verhältnissen begreiflicher-
weise noch mühsamen Verhandlungen, die durch denPräsiden -
len der General-irektivn der schweizerischen Bundesbahnen, Win-
kelmann, geleitet wurden, ist schließlich eine Einigung zustande»
gekommen, die es ermöglicht, den direkten Güterverkehr wieder auf-
zunehmen. Vom Zeitpunkt des Inkrafttretens der zustande gekom-
menen Vereinbarungen an werden also Gütersendungen zwischen
Frankreich und Belgien einerseits und Deutschland andererseits
(auch über die Schweiz) wieder wie vor dem Kriege auf Grund
direkter Frachtbriefe und auf Grund der Bestimmungen
des Uebereinkommens über den internationalen Frachtverkehr (Ber-
ner Uebereinkommen) befördert werden können. Da aber mit diesen
Vorkehrungen allein den Bedürfnissen des internattonalen Güter-
verkehrs nur zum Teil gedient wäre, sind nebenher aus Verhand-
lungen über die Wiederaufnahme der gegenseitigen Wagenbenutzung
eingeleitet worden. Endlich ist auch noch eine Konferenz in Aussicht
genommen, welche die Grundlage für die Einrichtung des direk-
ten Personenverkehrs schaffen soll.
Der Oberste Rat für Deutschlands Mitarbeit im Wetthaushalt.
Haag, 4. März. (W.B.) Laut „Nieuwe Courant" wird
aus London gemeldet, daß es in dem Memorandum, das der
Oberste Rat über die Teuerung veröffentlichen wird, u. a.
heißt: Deutschland ist für den gesamten Welthaushall
unentbehrlich. Die Alliierten müssen Deutschland beim Wie»
deraustmu behilflich sein. Ohne die deutsche Erzeu»
gungskraft und die deuffche Organisation geht di«
Kaufkraft Europas zugrunde.
Englisch« Journalisten als Teilnehmer des Ausschusses für Unter-
suchung -er russischen Verhältnisse.
London, 5. März. Lloyd George betonte energisch,
es sei wünschenswert, daß unabhängige Mitarbeiter
von Blättern die Erlaubnis erhalten, den Ausschuß, den der
Völkerbundsrat zur Untersuchung der Lage in Rußland ein-
setzte, zu begleiten. Man nimmt an, daß Maßnahmen hierfür ge-
troffen werden.
England erwartet eine Delegation russischer Korporationen.
London, 5. Mär». „Telegraaf" meldet, daß in London
viel über die Ankunft einer von der Svwjetregierung zu entsenden-
den Delegation russischer Korporationen gespro-
chen werde. Unter den russischen Delegierten soll sich auch Lit-
win,« befinden.
 
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