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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 3
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Baldass, Ludwig: Die Wiener Tafelmalerei von 1410-1460, 1: (Neuerwerbungen des Wiener kunsthistorischen Museums)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0096

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Abb. 2. Meister der St. Lambrechter Votivtafel Kreuztragung
St. Lambrecht
mit der Verkündigung- und der Vermählung der hl. Katharina, das aus Stift Heiligen-
kreuz 1926 für die Wiener Galerie erworben wurde. Daß das Werk wahrscheinlich
für Österreich, sicher für den Export gemalt wurde, davon gibt der —- mir durch Fer-
dinand Mercier in Dijon freundlichst mitgeteilte — Umstand Kunde, daß die hl. Dorothea
in Frankreich, dem Fände, dessen Kunstart die ungemein prunkvollen, stark farbigen
Tafeln vollkommen entsprechen1, um diese Zeit nicht dargestellt wurde. Dieser offen-
bar aus der Pariser Hofkunst herausgewachsene Meister von Heiligenkreuz scheint
ein Wandermaler gewesen zu sein, denn sein nächstes Werk, die Tafeln des Marien-
todes und des Todes einer Nonne im Münchner Kunsthandel2, ist nicht nur auf
alpines Zirbelholz gemalt, sondern zeigt vor allem auch in der dunkleren, viel weniger
bunten Farbengebung und in dem Verzicht auf die komplizierte Räumlichkeit, auf
die naturalistischen Einzelheiten und die differenzierten Blumen und Gräser des Heiligen-
kreuzer Diptychons eine Abkehr von den französischen Stiltendenzen.
Wenn von diesen Werken immerhin, wie Büchner w^ohl richtig beobachtet hat, ein
1 Die richtige Bestimmung zuerst von Betty Kurth ausgesprochen (Zeitschrift für bildende Kunst,
1922, S. 14!!.). Eine 1928 von S. Isepp vorgenommene Abdeckung der falschen Uberbronzierung
des im wesentlichen intakten Goldgrundes ergab, daß der im Bilde herrschende horror vacui
sich auch auf die ornamentierten Nimben erstreckt. Als etwa gleichzeitige Erzeugnisse der öster-
reichischen Malerei nenne ich die kleine Geburt Christi in Kremsmünster und zwei mit diesem
Täfelchen eng verwandte kleine Flügel des Budapester Museums mit einer Geburt Christi und
einer Anbetung der Könige.
2 Erkannt und publiziert von Büchner, Beiträge zur Geschichte der deutschen Kunst I, S. iff.


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