Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Sammler und Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0179

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Georg Pencz. Selbstbildnis und das Porträt seiner Frau
Aus dem Porträt-Katalog XVII der Firma H. Gilhofer & H. Ranscliburg A.-G., Luzern
SAMMLER UND MARKT

VOM AMERIKANISCHEN MARKT
Neuerwerbungen der Privatsammler / Re-
kordverkäufe der Händler Die Preis-
steigerung für Handschriften / Auktionen
in den American Art Galleries / Vom kom-
menden Kunstmarkt / Altamerikanische
Kunst
Die größeren Händler haben in den verflossenen
Monaten gute Umsätze gemacht, und die großen
Sammler haben bedeutende neue Werke ihren Kol-
lektionen hinzugefügt. So hörte man, daß der Fi-
nanzminister A. Mellon, dessen Sammlung erst-
klassiger alter Meister einen immer höheren Rang
erreicht, von Knoedlers für einen Rekordpreis das
lebensgroße Bildnis der Miß Betty Compton von
Reynolds erworben habe, das aus der Sammlung
des Lorcl Chcsham stammt und als schönstes Da-
menporträt von Reynolds gilt. Es scheint im Preise
gar Lawrences »Pinkie« übertroffen zu haben!
Ein anderer bekannter Sammler, der seit einigen
Jahren erfolgreich bemüht ist. nur das Allerbeste
seiner Kollektion zuzuführen, ist Mr. Jules Bache.
Durch Sir Joseph Duvecn hat er soeben Holbeins
kleines Profilbildnis des jungen Prinzen Edward,
Sohnes Heinrichs VIIJ.| aus der Sammlung des
Lord Lee of Fareham, das auf einer kleinen Ei-
chentafel gemalt ist und als Holbeins letztes Werk
gilt, für sich erworben und sodann, ebenfalls durch
Sir Joseph, den wunderbaren Watteau aus dem Be-
sitz des ehemaligen deutschen Kaisers »Die Fran-
zösischen Komödianten«, vielleicht den schönsten
Watteau, der sich jetzt in Amerika befindet.

Sir Joseph Duveen hat natürlich noch eine ganze
Reihe anderer berühmter Werke an große Samm-
ler verkauft, so solche aus der Benson-Sammlung.
Sämtliche Ducciobilder derselben sind s. B. jetzt in
amerikanischen Privatsammlungen untergebracht,
eines hat jüngst Clarence Mackay erworben. Daß
zwei in das Eigentum J. D. Rockefeller Jrs. über-
gegangen sind, hatte ich bereits früher schon be-
richtet.
An den obenerwähnten Mr. Mellon hat Sir Joseph
die große Cowper Madonna von Raffael verkauft,
für die er selber seinerzeit $ 800000 gezahlt haben
soll. Und an Air. A. W. Erichson kam durch Sir
Joseph ein W underwerk Rembrandts, der »Ari-
stoteles mit der Büste Homers«, der sich schon seit
einiger Zeit in Amerika befunden hatte.
Zwei andere vor nicht langer Zeit verkaufte Rem-
brandts stammten aus der Holford-Sammlung und
waren auf deren Versteigerung in London im letz-
ten Jahre von Afessrs. Knoedler erstanden worden:
»Mann mit der Torah« und »Junger Alaun mit ge-
spaltenem Kinn«. Beide kosteten damals zusammen
fast eine halbe Alillion Dollar und sind an hiesige
Sammler verkauft worden. Dieselbe Firma tätigte
auch den Verkauf eines Männerporträts von Ca-
riani an die National Gallery in Canada. Schließ-
lich wurde bekannt, daß die Londoner Firma Col-
naghi das Rembrandtsche Selbstporträt aus der
Sammlung des Herzogs von Buccleuch, das sie von
diesem, wie es hieß, um eine halbe Alillion Dollar
erworben hatte, nach Amerika geschickt habe, wo
1 49
 
Annotationen