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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 16
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0499

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Corot Dekoration für einen Badesaal in Mantes. Detail
Louvre
RUNDSCHAU

NEUORDNUNG IM LOUVRE
Die Aufnahme der im Luxembourg ausgewählten
Bilder in den Louvre hat eine neue Anordnung
der Gemälde der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts mit sich gebracht. Ein graugestrichener großer
Saal mit hellem Licht —- der Caillebotte -Saal -—
hat die Impressionisten auf genommen. Jetzt hängt
Manets »Olympia« zwischen Altan und Zolas
Bildnis auf dem Ehrenplatz. Wenn man bedenkt,
daß der Louvre von demselben Künstler noch die
Bilder der Sammlung Camondo und das Lrüh-
stück im Ereien der Sammlung Moreau-Nelaton
besitzt, so muß man gestehen, daß unser Museum
die früher verpaßten Gelegenheiten sehr würdig
ausgeglichen hat und daß Vianet kaum irgendwo
anders so prächtig vertreten ist. Von seinen Zeit-
genossen kann man leider nicht dasselbe sagen.
Es ist Bedeutendes von Renoir da: die ganze Ent-
wicklung des Malers ist aber im Louvre nicht zu
verfolgen. Die traurigste Lücke betrifft Gezanne.
Es heißt, daß eines Tages die Sammlung Pellerin,
die reichste in der Welt an Werken Cezannes, dem
Louvre vermacht wird. Bis jetzt nur eine Hoff-
nung.
Degas wurde von seinen Kampfgesellen getrennt.
Neben Puvis de Chavannes und Bazille — diesem
früh verstorbenen Künstler, der ein zweiter Manet

zu werden versprach — treten seine wahren Be-
ziehungen viel richtiger hervor. Denn nur der
Widerwille des Publikums konnte seinerzeit die
künstliche Einheit des Impressionismus schaffen.
Eine der schönsten Ergebnisse der neuen Anord-
nung ist die Hervorhebung C o r o t s, dessen delikateste
Bilder früher etwas verlorengingen. Besonders
unter den Sälen, die früher nur ZeichnungenSSent-
hielten, ist für den französischsten der Maler eine
Art »Tribuna« geschaffen worden, in welcher seine
kleinen Bilder nur mit einem Paar ebenso kleiner
Delacroix wetteifern. So wurde die Bedeutung
eines Vermächtnisses, das dem Louvre 1926 zu-
kam, in rechtem Lichte gezeigt: das Vermächtnis
der Gebrüder Robert. Diese alten Herren, die in
dem Städtchen Mantes einsam und bürgerlich
wohnten, waren noch kleine Kinder, als Corot
gegen i84o—42 bei ihrer Tante, der Frau Osmond,
und bei ihren Eltern weilte. Ihre Porträts, zwei
wunderhafte kleine Landschaften, eine Vedute von
Florenz rühren aus ihrem Besitz her und zum
ersten Male konnte der Louvre das Hauptwerk ihres
Legats ausstellen, die dekorativen Malereien, die
Corot für einen Badesaal in ihrem Hause ausführte.
Nach der Familienüberlieferung waren Handwerker
beauftragt, den Saal anzustreichen, als der gut ge-
launte Maler sich anbot, selber die Wände zu

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