Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI Heft:
Heft 18
DOI Artikel:
Sammler und Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0565

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Giovanni di Paolo Anbetung der Könige
Versteigerung der Sammlung Ed. Simon am 10. und 11, Oktober durch Gassirer-Helbing, Berlin
SAMMLER UND MARKT

DIE GEMÄLDE DEPi SAMMLUNG SIMON
Der Zahl nach bilden die Gemälde nur einen
Bruchteil der an überragenden Kunstwerken so
reichen Sammlung Simon. Zählt man die Fresken
des Tiepolozimmers (vgl. Heft 16) einzeln mit,
dann sind es etwa 3o Bilder, die meisten von aus-
gezeichneter Qualität und Erhaltung. Ein kleines
Juwel ist die bekannte, schon mehrfach publizierte
Anbetung der Könige des Giovanni di Paolo, um
i4oo entstanden, von reinster Erhaltung die Ma-
donna Botticellis, die in der Komposition mit dem
Marienbild des Berliner Kaiser-Friedrich-Mu-
seums (Nr. 106) übereinstimmt. Dagegen kann die
Madonna mit Josef, ein Fragment einer Epiphanie,
wohl kaum als eigenhändiges Werk des Meisters
gelten. Tüchtige Werke sind die drei Madonnen
des Bartolommeo Vivarini, Bramantino und des
Andrea del Sarto, welch letztere das Madonnenbild
mit Heiligen im Prado auf die Hauptgruppe redu-
ziert und in der Komposition frei variiert. Die
Malerei der Florentinischen Spätrenaissance ist mit
einer koloristisch interessanten Tobias-Darstellung
von Baccliiacca, einem weiblichen Bikinis des
Bugiardini und dem Bildnis eines bärtigen Man-
nes von Bronzino, einem der Hauptwerke seiner
reifen Zeit, vorzüglich vertreten. So sehr auch die
Vorliebe des Sammlers der Kunst der italienischen
Renaissance galt, so trug er trotzdem einiges aus
anderen Schulen zusammen. Obzwar namenlos, ist
die Brügger Madonna um iöoo ein ausgezeichnetes
Werk, das einst Hugo van der Goes zugeschrieben
wurde, was bereits Waagen als unrichtig erkannt
hat. Die beiden Bildchen von Juan de Flandes, die

Dornenkrönung Christi und den Abschied Christi
von Maria darstellend, gehören zu jener Reihe von
mehr als vierzig Darstellungen aus dem Leben Chri-
sti, die um i5o5 für Isabella die Katholische ausge-
führt worden ist. Heute ist die Serie ganz zerstreut.
Fünfzehn Teile befinden sich noch im Escorial,
zwei in Wien, zwei im Besitze des Fürsten di Fondi
in Neapel, je eins im Louvre, in der Londoner Na-
tional Gallery und in Apsley House zu London.
Von niederländischen Bildern sind weiterhin zu
nennen das Bildnis eines Mannes vom Meister der
Magdalenen-Legende, eine Landschaft mit der hei-
ligen Familie auf der Flucht von Patinir und eine
Madonna von Gossaert. Urnen schließen sich einige
englische Bildnisse von Peter Lely, Gainsborough,
Reynolds, Romney und Iloppner an. S.
DER KATALOG DER SAMMLUNG E. SIMON
In zwei Bänden handlichen Formates liegt der Ka-
talog nunmehr vor, dessen vornehme, fast biblio-
phile Ausstattung dem Inhalt der Sammlung wun-
derbar entspricht. Druck des Textes bei Idegner in
Hellerau, Herstellung der Tafeln durch »Gany-
med«-Berlin. Um die Bearbeitung haben sich die
um Bode vereinigt, gewesenen Museumsbeamten
verdient gemacht, an der Spitze Friedländer, der
nicht nur die Gemälde bearbeitete, sondern auch
an Stelle seines Vorgängers die Einleitung ver-
faßte. Nach ihm besorgten die Katalogisierung
der Schätze: E. F. Bange die Bildwerke, Frida
Schottmüller die dekorativen Marmorarbeiten, die
Ausstatlungsgegenstände, Möbel und Textilien,
Ernst Kühnei die orientalischen Teppiche und last

533
 
Annotationen