Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (21.1929)

Gainsborough

Landschaft. Tuschpinsel
Berlin, Kupferstichkabinett

MEISTERZEICHNUNGEN VOM 15.—18. JAHRHUNDERT


AUSSTELLUNG IM BERLINER KUPFERSTICHKABINETT

Das Kupferstichkabinett, eine der schönsten und
wichtigsten Abteilungen der Berliner Museen, ist
leider auch die allge-
mein am wenigsten be-
kannte. Abgesehen von
den Fachleuten wird es
vom kunstliebenden Pu-
blikum nur selten be-
sucht. Sollte die Kunst
des Zeichners, die des
Kupferstechers und des
Holzschneiders wirklich
so unpopulär sein? Dem
widerspricht die Fülle
graphischer Produktion
und die Reproduktion
graphischer Gegenstände.
Die Gründe dafür müssen
anderer Art sein. Die
Propaganda des Kabinetts
für seine Sammlung ist
nur gering, vielleicht
scheint auch vielen der
stille Ausstellungsraum,
zwischen demSludiensaal
und den Verwaltungsräu-
men gelegen, nur schwer
erreichbar. Jedenfalls
harren der Verlebendi-
gung des kostbaren Be-
sitzes des Kupferstich-
kabinetts noch Aufgaben.

VON ALFRED SCHARF
Allzu wenig ist bekannt, daß die wenigen Ausstel-
lungen, die das Kupferstichkabinett jährlich in sei-
nem kleinen Ausstel-
lungsräume veranstaltet
und die immer unter
neuen Gesichtspunkten
zusannnengestellt die
schönsten Objekte der
Sammlung zeigen, zu
den größten Eindrücken
zählen. Gegenwärtig wird
eine Auswahl von Mei-
sterzeichnungen des i5.
bis 18. Jahrhunderts ge-
zeigt. Jedes Land und
jedes Jahrhundert ist
gleich gut vertreten.
Neben altem Besitz fal-
len die vielen Neuerwer-
bungen M. J. Friedlän-
ders auf, die auszustellen
nicht der ausschlag-
gebende Gesichtspunkt
der von Elfricd Bock,
seinem langjährigen Mit-
arbeiter, arrangierten
Ausstellung gewesen sein
dürfte. Die Auswahl der
Abbildungen führt mit
zwei Ausnahmen bisher
nicht publizierte Erwer-
bungen Friedländers vor.

Albrecht Altdorfer Madonna. Feder. 1518
Berlin, Kupferstichkabinett

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