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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 22
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Kühnel, Ernst: Die Mosaiken der Omayadenmoschee in Damaskus
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0671

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Abb. 5. Mosaikgemiilde im Hofe der Omayadenmoschee in Damaskus. Anfang 8. Jahrh.
Nach dem Hofe zu sind über den Säulen die Bogenzwickel jeweils mit einem in sich
geschlossenen Baummotiv gefüllt, während wir über den Pfeilern wieder Architektur-
gebilde erkennen- von dem Dekor der oberen Galerie (vgl. Abb. 1) sind nur ganz ge-
ringe Spuren festzustellen gewiesen.
Der Gesamteindruck dieser eigenartigen Dekoration ist der einer spätantiken Kunst-
schöpfung, und wenn wir nicht wüßten, daß der Hof der Moschee von Walid 1. aller-
dings kaum neu hinzugebaut, aber doch bestimmt neu ausgestattet wurde, könnten wir
zweifeln, ob wir es hier nicht überhaupt mit einem vorislamischen Denkmal zu tun
haben. Es handelt sich offenbar um die letzten Nachwirkungen einer in der alexan-
drinischen Landschaftsmalerei gepflegten Gattung, die von byzantinischen Künstlern
aufgegriffen und dem islamischen religiösen Rahmen angepaßt wurde. Der letztere
kommt vor allem darin zur Geltung, daß die an sich naheliegende Belebung dieser
Lustgärten mit Menschen und Tieren anscheinend geflissentlich unterblieb. Auch in
anderer Hinsicht sickert die neue Gesinnung merklich durch: das Baumwerk ist zwar
noch stark naturalistisch empfunden, aber der dekorative Geschmack, der für die Folge-
zeit maßgebend werden sollte, zeigt sich bereits in der willkürlichen Abtönung von
Stämmen und Blättern vom tiefen Oliv bis zum reinen Gelb, und bei den Architektur-
motiven klingt, ganz abgesehen von der Frage, ob sie der Wirklichkeit nachempfunden
sind, in ihrer phantasievollen Ausgestaltung und vor allem in der Tendenz zur flächen-
haften Wiedergabe die islamische Note schon hörbar mit. Ja, man ist versucht, an die
Möglichkeit zu denken, daß der gewaltige Eindruck, den die aus ihrer Wüste plötzlich
in die syrische Hauptstadt versetzten arabischen Machthaber von der üppigen Vegetation
und den luxuriösen Bauten am Ufer des Barada empfingen, hier seinen monumentalen
Niederschlag gefunden hat.
Die bekannteste \ orstufe für unseren Zyklus wird man in den landschaftlichen Pro-

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