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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 24
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0750

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KUNST-LITERATUR

C. LEONARD WOOLLEY: VOR 5000 JAHREN.
(Die Ausgrabungen von Ur und die Geschichte
der Sumerer.) Franckh’sche Verlagshandlung.
Stuttgart 192 g.
Leonard Woolleys epochemachendes Euch »The
Sumerians« über die Kunst und die Kultur der
Sumerer, das im vorigen Jahre in Oxford in der
Clarendon Press erschien, liegt jetzt auch in deut-
scher Ausgabe vor, übersetzt, gut übersetzt von
Heribert Kassier, mit einem Geleitwort des be-
kannten Berliner Assyrologen Eckhard Unger. Die
Veranstaltung der deutschen Ausgabe ist höchst
verdienstlich. Denn seit den Ausgrabungen auf
Kreta vor 3o Jahren haben Archäologie und
Orientalistik nichts so Bedeutendes erlebt wie
diese Ausgrabungen in Ur in Chaldaea, in deren
Verdienst sich Leonard Woolley mit
den Gelehrten der Universität Penn-
sylvania (U.S. A.) teilt. Der »Cicerone«
hat seinerzeit, als die ganzen Grab-
funde, vor ihrer Teilung zwischen
London, Pennsylvania und Bagdad,
im British-Museum ausgestellt waren,
über diese Grabungen berichtet, be-
sonders natürlich über das kunstwissen-
schaftlich Interessante und das künst-
lerisch Großartige daran. (S. Cicerone,
Jahrg. XX, Heft 17.) Woolleys Buch
nun behandelt nicht nur das Künst-
lerische und Archäologische, sondern
schreibt die Geschichte der alten Su-
merer neu, nach den alten Quellen
und auf Grund der durch die Aus-
grabungen neu gewonnenen Erkennt-
nisse. Höchst anschaulich erzähl I
Woolley, von den Anfängen an, die
Geschichte und die Schicksale dieses
Volkes bis zur Zeit des Gudea, schil-
dert dann in einem überraschend
interessanten Kapitel das soziale Le-
ben der Sumerer mit seinen äußerst
durchgearbeiteten Rechtsformen und
seiner sehr hochentwickelten geistigen
und künstlerischen Kultur. Die Ge-
schichte der dritten Dynastie von Ur,
das Aufkommen von Isin, das Schick-
sal von Larsa unter der Dynastie von
Elam, das Emporblühen Babylons und
das Ende der Sumerer werden im
Schlußkapitel behandelt. Woolley er-
zählt anschaulich und plastisch, sehr
lebendig, so, daß auch der Nichtge-
lehrte, sofern er nur gebildet ist, alles
verstehen und ihm überall folgen kann.
Siebzehn Bildtafeln und eine Reihe
von Textabbildungen begleiten die
Darstellung. Für eine wahrschein-
lich bald nötig werdende Neuauflage
7 1 4

dieser deutschen Ausgabe sei der Wunsch gestat-
tet, es möchten noch einige Eilder mehr hinein-
genommen werden; etwa: Der kleine silberne Esel,
der auf den Zügelführungsringen einer Wagen-
deichsel stand; der (neugefundene) Widder im
Dornbusch; und eine Originalaufnahme der Mo-
saikstandarte, die in der vorliegenden Ausgabe nur
in Nachzeichnung vorkommt. E. Waldmann
DAGOBERT FREY: DAS BURGENLAND, SEINE
BAUTEN UND KUNSTSCHÄTZE. Mit 160 Ab-
bildungen und 8 Plänen. Verlag von Anton
Schroll & Co. in Wien, 1929.
Eine populäre Einführung in ein kunstgeschichtli-
ches Neuland, dessen Burgen und Schlösser (neben
denen der Kirchenbau zurücktritt) zu den archi-
tektonisch bedeutsamsten Adelssitzen
Österreichs von der Gotik bis zu dem
Ausklang des Barock zählen. So hat
die Eisenstädter Residenz der Eszter-
häzy (der größten Grundherren des
Burgenlandes), denen nicht nur Eisen-
stadt selbst, sondern auch eine Reihe
von Herrensitzen wie Lockenhaus,
Kobersdorf, Forchtenstein, Deutsch-
Kreutz, Lackenbach, Kittsee ihr heu-
tiges Aussehen, zum Teil auch ihre
Gründung dankt, ihr baukünstleri-
sches Antlitz durch den Umbau Carlo
Martino Carlones erhalten. Und kein
Geringerer als Lukas von Hildebrandt
ist der Erbauer des Harrachschen
Schlosses IJalbthurn gewesen. Die kurz-
gefaßte Einleitung entwirft in knap-
pen, doch lebendigen Zügen ein farben-
reiches Bild des Landes und seiner
(zum überwiegenden Teil dem Barock
angehörenden) Kunstschätze, die uns
an Hand eines reichen, sorgfältig ge-
wählten Bildmateriales vorgeführt
werden. Ein an das Vorwort sich
schließendes Bilderregister enthält aus-
führliche Erläuterungen zu den einzel-
nen Abbildungen. Poglayen-Neuwall
VLAMINCK: GEFAHR VORAUS!
Aufzeichnungen eines Malers. Über-
setzt v. Jürgen Eggebrecht. Deutsche
Verlags-Anstalt. Stuttgart, Berlin
und Leipzig 1980.
Der französische Titel dieses Buches
lautet: »Tournant dangeraux. Souve-
nirs de ma vie.« Jeder, der mal im
Auto durch Frankreich gefahren ist,
weiß, was »Tournant dangereux« be-
deutet. Der deutsche Titel ist also, wie
man sieht, reichlich unklar und sicher
nicht glücklich gewählt. Das muß be


Mythologische
Szenen- Gravierung
auf Muschelplättchen
(stammt von einer mit
einem Stierkopf in Gold
und Lasurstein »Dem
Blaubart« verzierten
Harfe (?). Aufgefunden
in dem Königsgrab in
Ur. Aus G. L. Wolley,
Vor 5000 Jahren, Aus-
grabungen in Ur (Chal-
däa). Geschichte und
Leben der Sumerer.
Franckh’sche Verlags -
handlung, Stuttgart.
 
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