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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0275

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Hnde^erger TaMatt.

M-- 222. D-»»-«st<ig,2«.S-ptc»ibcr S'SSL?«L 18«O.

D e tt t s ch l a n d.

Karlc.ruhe, 18. Srpt. Cti'iic König-
liche Hohkit dcr Großhcrzog sind gcstcrn
Abcnd i»n acht Uhr von dcr Mainan
hier cingetroffcii.

^ Heidclberft, 19. Scpt. Anf nior-
gcn, Toiincrslag Nachinittag, ist bckannt-
lich cinc Eisciibahnfahrt nach Maiinhcini
zur Festoper „Dinorah" für die Mitglie-
der der XXI. Lersaiiiiiilling der Land« und
Forstwirthe angcordnet. Cs ist fedoch Fnr»
sorge getroffrn, daß anch das größcre
Pliblikuni bei dicscr Fahrt sich bethciligcn
kanii, ivorauf wir dasselbe aufinerksain
inachcn

sHeidelberg, 19-Sept. Gestern Vor-
inittag wurden di'e Verhandlungen der hicr
tagcndcu Laud- und Forstwirthe fortgesetzt,
und zwar von 7—11 Uhr in dcu Sections-
sißungen, wclche iin Universitcitsgebäudc
statlfindcn, von 11—2 Uhr in der Ple-
iiarversainuilung, wobci sich übcrall das
regste Jnteresse kuud gibt. Zn Ictztcrcr
wiirden inchrere Fragen des Prograinins
erledigt, nänilich über dcn landwirthschaft-
lichen Unterricht iu Volks- und Gcwerb-
schulen", begründct von dcni Herrn Negie-
ruiigspräsidcntcn vou Scckendorf aus
Mcuselwitz und Pfarrer Allinang ans
Heddcsheiin, und „über die Zusaniiiieii-
legung der Grundstücke", eingelkitct von
Prof. Dr. Nau aus Hoheuhciin, serncr
die vierte Frage „über dic Mittel, die
forstliche Production zu erhöhcn", worübcr
Hcrr Obcrforstrath Noth aus Donau-
cschingcii cincn ciiilcitcndcn Vortrag hiclt.
Aii'. Schluß dcr Sihung bcgründcte Herr
Pfarrer Schwarz aus Fcldbcrg ciiicu
Anlrag auf „Grüiidnng eincs allgcincincii
dciitschcil Accliniatisiruiigs-Vcreiiis, welchcr
aii dic Scckioncn sür Ackcr- und Wicfcn-
ba», für Thicrziicht und Forstwirthschaft
übcrwicseii wird. Dcr Nachinittag wurde!
theils der Dcsichtigung dcr aiisgcstcNteii §
Dodciicrzcugniffc, lhcils dcr Probiruiig^
dcr iii dcni It all'schcii Hofc apsgcstclltcn!
laiidwirthschafllichcii Maschiiicn iind Ge-!
räthschaften gcwidinct. Ain Abcnd sand!
eiiic zu Chi'en dcr Vcrsanuiiluiig voui!
Miiseuiii vcranstaltete Danz-Uiiterhaltuiig!
statt, ivclche äußcrst zahlrcich vou dcn
Gästcn bcsucht war, uud wv allgcuiciucr
Frchsiii» uud Hcitcikcit hcrrschle.

Dvi, din, vorgcsirigcn Tage habcn wir

noch uachzutragru, daß wcgeu dcr großcn
Anzahl der Festtheilnehiiicr in zwci vcr-
schicdcncn Localc» Fcstesscii gehaltcn wur-
dcn, eines obcn in drr prachtvoll dccorir-
tcn Nuprrchtshalle (Bandhaus), wclchcm
Herr Stadtdircclor I)r. Wilchelnii prä-
sidirte und an welchem vorzugsweise Forst-
wirihe sich bethriligtcn, das andere iin
großen Muscuinssaale, der über 300 Per-
soneu Rauni gewährtc. Bei letztercin
brachte zuerst Herr Geh. Nath und Ne-
gieriingsdl'rcctor B öhnie den crstcn Toast
auf Se. K. Hoheit den Großherzog
in so nieistcrhastcr und ergreifcnder Rcde,
daß wir es uns nicht versagen könncn,
denselbcn so wortgetrau, als es uns mög-
lich ist, sic wiederzugcben. Er lautct:

„Meiiic Herre» ! Erlauben Sie niir, bci
unsereni Mahle Jhnen cinen Trinkspruch
vorzuschlagcn, dcn in uiisercin Laudc war-
iner Hcrzrnsdrang übcrall zuerst hcrvor-
ruft, w.o heitcre Kreise zu ^esclliger Lust
vereiuigt sind.

Wir Badener gcdenkcn dann nn't Stolz
unsercs erhabencn Landeshcrrn, dcr in
Wort und That die cdlcn Gruüdsätze be-
währt, die cin Erbtheil iu scincni hohrn
Hause sind, und fesihaltend an der Ver-
fassung des Landes, nach Skincin cigcnen
schöncn Ausspruche kcincn fcindlichen Ge-
gensatz kennt zwischcn dcn Nechtcn des
Volks und den Nechten der Krone und
ni'cht gelrcnnt habcn will, was zusaui-
iiiengchört, Fürst und Volk sich wcchsel-
scitig crgänzcnd, dcr das Wvhl Scines
Volks als die crstc Aufgabe Scincr Re-
gicrung rrkcnnt und, sclbst cin Frcund
dcs Lichts, dcs Fortschritts und dcr gc-
sctzlichcn Frrihcit, sicts bciuüht ist, die
Fesscln zu bcsciligcu, die dcr Volksbil-
dung, dcr Aufklärung und der freieii Be-
wcgung auf allcn Gebietcn dcs bürger-
lichcn Lcbcns hcuimcnd cntgegcnstchcn.

Dankbar wcidcn Scinc cdlcu Bcstre-
bungcil crkaniii und das Band deS Vn--
trauciis umschlicßt iuiiig Fürst nnd Volk,
dic sichcrstc Bürgschaft für dcn Fricdcn
dcs Landes und die iuuncr fcstcre Degrüii-
dung glücklichcr Zuständc.

Unscre vcrchrtcn Gäste wcrdcu Land
und Lcutc bci uus kcnncu lcrncii, u»d da-
, bci die crfrculiche H?ahrnchniuug niachcn,
l daß dns Gcsühl dcr Bcsricdignng u.it dcn
^ inncrn Vrihältnisscn dcs Landcs allcSchich-
. tcn dcr Bcvölkcrung durchdriiigt, daß un.
scr Großhcrzvg », vollcm Maßc dic Licbc

verdirnt, die das Volk ihni weiht und daß
das Volk in seinein Kerue scines cdeln
Fürsten werth ist. Sie wcrdeu gernc nn-
serin Zubcl sich auschließen uud auch ihrer-
scitS ciucni Fürstcn dcu Zoll ihrer Ver-
ehrung darbringeu, der auch vhne Krone
als der edclstc Mann des Laudes dastcheu
würde; von dem sie längst wisscn, daß
ein warmes Herz für die Kraft und
Einigung uuseres geinciiisaineii Vatcrlands
in Seiner Brust schlägt, daß er an Opfer-
willigkeit hi'nter ktiiieni andcrn Fürstcn
zurücksteht, weun cs gilt, der dcutschen
Nation die Ehrcn- und Machtstelluug zu
vcrschaffcn, die ihr nach Größe und Bil-
dung gebührt.

Ergreifen Sic Alle die gesüllten Gläser
und lasscn Sn'e uns unscrer Huldignng uud
Verehrung für dcu Fürsten des schönen
Landcs, iu welcheni uusere diesjährige
Vcrsaliinilung tagt, den freudigsteu Aus-
druck geben. Stinlincn Sie eiu in dcn
Nuf: Es lebe Se. Königl. Hoheit der
Großhcrzog Friedrich von Baden!"

Das zwcite Hoch wurde ausgebracht
vvn Geh. Nath und Fiiianzininisterialprä-
sident I)r. Vogelinauil aus Karlsrnhe auf
die Vcrsalninluugcu der Land- und Forst-
wirthe und ihr ferneres Gedeihen; das
drittc von Pfarrer Allinang auf die
hicsige Universität; der vicrte vou einein
Schlcswig-Holsteiiicr auf Baden, ci'n wei-
tercr von Herrn Regicrungs-Präsideut v.
Scckcndorff auf das „paradicsisch ge-
lcgcue gastlichc Heidclbcrg", von Hcrrn
Bürgerincistcr Krausinaiiu auf die
Francn dcr Gäste u. A. Der Abcnd wurde
thcils, wic gcwöhnlich, iin Lokale dcs
Muscuins verbracht, wo auch eine Sainiil-
lung für Schleswig-Holstein veranstaltet
wurdc, die übcr 90 fl. crgab, thcils auch
auf dcui Schloß i'u dcr schon erwähntcn
Nuprechtöhallk. Dicse ist cs, welche ins-
bcsondrrc dic Dcwundcruiig dcr Fremden
und Einhciinischcn crrcgt, und die einen
Glaiizpnnkt dcr zu Ehrcu der Gäste ver-
aiistallclcn Fcsilichkcitcn bildet, und auf
dic wir in cincni spätcren Berichte zurück-
koiniiicu wolleu. Täglich treffcn uvch ncue
Thciliicbiner cin; dic Zahl dcr Eiuge-
scbri'cbciicn hat jctzt nahczu 700 errcicht,
wornnter ungcfähr 150 uuserui Großhcr-
zogthuin augchören. Dcr hentigc Tag ist zn
Ercnrsioneii bcstiuiuit, und wird in Schwe-
tzingrii durch cin solcniics Mittagsiuahl
in dcn Oraligerie-Gcbändc» »ud durch
 
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