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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0465

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Beilage zum Heidelberger TagbLatt Nr. 267.

D e u t s ch l a n

Karlsruhe, 8. Nov. Di'c dl'csjähriqc
Prüfmig der Nechlöc<indidatcn ist von
großh. Instizmlnistcrl'um auf den 26. No-
uembcr und die folgenden Tage fcstgesetzt
mordcn. — Am 30. Nov. stndet dahier
die di'esjährl'gc ordentliche Generalver-
sammlnng der badischen Gesellschaft für
Tabaks-Prodnction und Handcl im Ma-
gazingebäudc statt.

Darmstadt- Am 7. Novbr. ist cin
authcntischcr Bericht über di'e Convcntion
mit dem bischvflichcn Stuhle zu Mainz
.ncbst den Erläutcrungen dcs Ministers
v. Dalwigk, welchc derselbe in dcr
Sitzung dcr Ersten Kammer am 26.
Octbr. gegeben, crschienen. Dcr Herr
Minister v. Dalwigk hofft, daß die hohe
Kammcr durch diese offeuc und ver-
trauensvollc Mittheilung des Jnhalts
dcr mit dcm Herrn Bischofc von Mai'nz
abgcschlosskuen Convention sich überzeugt
habc, daß diefelbe nichts enthalte, was
irgendwie dcn Nechten des Staates , den
Rcchtcn dcr Stände und dcn Nechien
anderer Confessioncn zu nahe trcte. Man
werde auch bei späteren Verhandlungen
die Glcichheit dcr Confessionen im >L>kaate
überall vor Augcn haben, nichts thun,
was denselben zu nahc trete, weder durch
ciue Begünstigung, noch durch eine Bc-
ei'nträchtigung dcr katholischen Kirchc.
Weder die Negierung noch die Kammern
dürften einen einseitigen rcligiösen Stand-
punkt einnehinen. Zhre Aufgabe sci,
gerecht zn sein nach allcn Nichtungen
und vorhandene Ncchte anzuerkennen,
mögen sie Katholiken ovcr Protestanten
zustehen.

Frankfurt, 7. Novbr. Selbst die
»Atlg. Ztg." ist dahin gebracht, auszu-
sprcchen/daß die östcrr. Landeöstalutcn
«die gerechlen Erwartungen der wahrru
Freunde Öesierreichs und Deutschlands
schmerzlich gctäuscht habcn." Weun wir
gar nichts Andcrcs wüßtrn von dcr Miß-
stimmung in dem Kaiscrstaate, so würde
diese Aeußerung dcs dem Wiener Hofc so
ergcbcncn Vlattes keincn Zweifcl lassen
über die Ausdchnung und Ticfe dieser Miß-
siimmuug. Die „Allg. Ztg." fügt ihrcn
Bcincrkungen, über die durch mid durch
fehlerhaft gcordnete, cl'geiiilichblosnominelle
Volksvcrtretnng n. A. folgende Bcmcrkuiigen
bei: Daß unter solchen Umständcn der Blick
in bic.Zukunft kcin hcitcrer sein kann, ist
nur allzu klar. Dic fiiistcrn Gewittcr-
wolkcn, welche Stürmc von Außcn drohen,
häufen sich i»imer mehr. Von Außen hat
Oesterrcich kcinc, oder doch nur dann Hülfe
zu erwarten, wenn cs selbst dem Sturm

die Stirn zn bieten vcrmag. Ohnc im
Mindesten in das Geheiinniß dcrWarschauer
Bcsprechlingen eingeweiht zu sein, wagcn
wir dies zu behaupten — bcr Erfolg wird
uilscre Worte bcpätigri,. Oesterrcich muß
vor Allcm auf die ci'geiieu Kräfle zählcn,
dic nur dann ausreichen können, wenn
seine i'nncrn Zustände gehörig bcfcstigt sind!
Dcnnoch lasscn wir dcn Muth nicht sinken.

2.lu6 der Wetterau, 5. Oct. Es
ist eine Bittschrift von cvangelischcn
Geistlichcn nnd Laieii in Umlauf gesrtzt
unv zahlreich unterzeichnct wordcn, welchc
bestimmt ist, dcn Großherzog um Er-
theilung cincr Prcsbpterial- und Spnodal-
vcrfassung zu bittcn.

Bertin, 6. Nov. Bei Hoffmann und
Campe ist socben erschienen: „Pütriotischc
Unterslichungen. bezüglich prcußischer Zu-
ständc. Von Freiinund Glithsmuths Ilt.
Der Pairsschub und das Hcrrcnhaus."
Der Verfasser crklärt die Auflösung des
Herrenhauscs und desscn Neubildung auf
verfasslingsingßiger Grundlage als cinc
polilische und moralische Nolhwendigkcit
für dic Negicrung nnd für das Land, für
welche kcin Pairsschub Ersatz bietcn kann.

Berlin, 6. Nov. „Die von den
Nheinllferstaatcn zur Ccnkralkomiill'ssivn
abgesrdneten Bevollinächtigten werden in
Zukunft in Mannhcim zusaminentrcten.
Dcr Wohnsitz des Obcraufsehcrs dcr
Nheinschiff'ahrt wird cbenfalls nach Mann-
heim verlegt."

München, 8. Novbr. Das klerikalc
Münchener Blatt, der Volksbote, veröf-
fentlicht ben Anfang des Hi'rteilbriefs des
Erzbischofs Grcgor. Die Thatsachen der
italienischen Bewegung werdcn darin fol-
gendcrmaßcn grschildcrt: „Sich vcrsündi-
gcnd gcgen das Wort des Apostelfürsten,
der die Gläubigen beschwört, nicht solche
zu sein, die dic Freiheit zum Deckmaiitel
dcr Bosheit mißbrauchcn, haben verblen-
dete, vom Geisic Golteö verlassene Men-
schcn, allcs göttliche und menschliche Ncchl
vcrhöhnciid, an dem im vorigen Jahre
nur bedrohtcn Erbgute des heiligcn Pe-
trus sich nun thatsächlich vergriffen! Ein
unglttcklicher, mi'ßleitcter Mouarch hat es
im Bundc mit der Nevoluti'on Angesichts
und uiiter ruhi'gcm Znschaucn von ganz
Europa gewagt, in allcn Gcbictcn Jta-
lieiis die Bcvölkerung gcgen ihre recht-
mäßigcn Fürsten zuin Aufruhr zu stacheln,
diese letztern wirklich mit höchstcr Ungc-
rcchtigkeit aus ihren Ländcrn zu vcrtrci-
ben uud dann, das gotlcsräuberischc Dc-
ginnen fortsetzend, aiich »n't einem großen
Hecre i» die Provinzen des Kirchcnstaats
ohnc Kriegscrkläruiig einzufaNcn und diese
an fich z„ reißcn." Die Bedcutung die-

ser Thatsachen soll folgende sein: „Unter
fürstlichrm iLchutze wagt man die flnch-
würdkge That: rnan will Zcrtrüinmerung
bcr wcltlichen und geistlichen Herrschaft
dcs römischcn Papstes und in folgcrich-
tiger Anreihung dann dic Zertrüinmerung
der Altäre uud sämmtlicher rcchtmäßiger
von Gottcs Gnade bestehcnder weltlicher
Throne! Man will Gesetzlosigkeit und
Willkür, man will Eiitledigung von Au-
torilät und Ehrfnrcht — diescn bciben
mächtigen Stützen, d'ercn die Wclt bcdarf,
u'.n nicht in Barbarei zurückzufinkcn."

Die Lage dcs Papstes wird geschildert,
wir folgt: „Pi'us IX. steht verrathen,
verlassen, einsam da im Schifflein der
Kirche, preisgegcben dem Sturme der von
dcr Hölle aufgepeitschtcn Mcercswogenl
beinahe seiner ganzcn wcltlr'chcn Herrschaft
beraubt, und allcr jcner Mittel beraubt,
dic den Träger der apostolischcn Vollgc-
walt seincr von Gott gcgebcnen Stcttung
auf Erden würdig crscheinen laffcn! Abcr
er steht La der heilige Vater rnhig und
gclasscn! ein Bild von Majestät, Milde.
uud Äottvcrtraucn: er stcht da betend,
duldcnd, glaubensstark sich zu noch hcr-
bercn Lciden rüstend! jcden Allgenblick
bcrcit, scine Thränen, seine Seufzer, sein
Blut zu vereinen mit den Thränen und
Seufzcrn, mit der Schmach und allem
L>chmcrze, mit dem Schweiße und Blnte,
das so viele seiner Vorgängcr für ChristnS
unb die hciligc Kirche geopfert, Pius IX.
steht da als „Laeerckos ma§nu8" als ein
andcrcr Hohepriestcr, der das Haus des
Herrn stützt in scincn Tagen, und glcich
Si'mon, dem Sohne Onias, ist wie ein
lenchtend Fruer uiid ein im Fener ange-
zündeter Weihrauch! Viellcicht daß unr,
des Gercchten Willen dic Tage der Trübsal
abgckürzt werdeu!" Es folgt nun cine
Darlegung dcr bedrängtcir ökonomischcn
Lagc deS Papstcs und dic Bitte um Pelcrs-
Kreuzcr und Pfennige.

Wien, 3. Nov. Jn einem längeren
Artikel macht heute dic „Presse" auf die
Bedcutriiig dcs Nickitcr'schcii Processes
aufiilerksam. Sic sagt u. A.: „Wenige
Stundcn crst kennt das Pnbliknm die
Anklageacte, und schon ist der Strrit dar-
übcr ciitfesselt, ob das ans dcr scit
Jahresfrist geführten Voruiitcrsuchiiiig
gcwonuene Ergebniß, wie es sclbst die
Auklage hinstellt, nuch im Verbältiiiß zu
dcr uiigehcurcn Beliiiruhigung stehe, welche
cine Folge dcr cingcleitctcn Untersuchung
war. Dicselben Stimmen, wclchc frühcr
die Ansicht vcrthcidigteii, es sei ci» politi-
scber Fehler, diescn Proceß in Gang zu
briilgen, weil dcrsclbe cine Corruption
enthülle, die daö Vertranen untcrgrabe,
 
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