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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 1
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Herrmann, Wolfgang: Neue Berliner Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0057

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sich dieses Leben abspielt, bleiben die gleichen.
Für das Leben der Stadt sind diese Häuser am un-
wesentlichsten und die Diskrepanz ist deshalb kaum
fühlbar. Dennoch würde das neue, das dritte Berlin
im ganzen Umfange erst sichtbar zum Ausdruck
kommen, wenn auch die Straßenwände Abbild
dieses neuen Lebens würden. Aber die Baukunst
ist von je — sehr zu ihrem Vorteil — ökonomisch

den alten Vororten auf Neubauten. Die meisten
liegen weit draußen an der Peripherie — in Lank-
witz, Mariendorf, Friedrichs felde, Reinickendorf
und Pankow.

Die Straße verändert ihren Charakter. Aus der
vornehmen Wohnstraße wird eine reine Geschäfts-
straße. Im Westen hat die Tauentzienstraße diese
Umwandlung schon seit Jahren vollzogen. Der

PAUL MEBES, WOHNHAUSGRUPPE IN NEUKÖLLN

bedingt. Die Aussichten für eine Veränderung des
Stadtbildes sind nur gering.

Eine neue Berliner Baukunst, die ihren Stil
dem Stadtganzen aufzwingt, gibt es also nicht. Es
gibt nur einzelne neue Berliner Bauten, die zu-
sammengetragen so etwas wie eine Berliner Bau-
kunst ergeben — nun aber von einem viel beschei-
deneren Standpunkt aus.

Wer diese Baukunst kennenlernen will, hat
einen mühsamen Weg vor sich. Hier und da, aber
nur sehr vereinzelt, trifft er in der alten Stadt und

Kurfürstendamm wird bald folgen. Der Anfang
zur Umwandlung in ein Vergnügungsviertel ist
gemacht. Noch aber sind die Häuserfassaden die
gleichen geblieben. Das architektonische Bild ist
unverändert. Bis auf eine Ausnahme: seit kurzem
ist das Haus Tauentzienstraße 3 von den Brüdern
Luckhardt umgebaut worden. Es ist das erste Ge-
bäude, das dem neuen Charakter der Straße Rech-
nung trägt. Es stellt in so hohem Maße den reinen
Typus des Geschäfts- und Reklamehauses dar
(besser als das Eckhaus am Potsdamer Platz von
 
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