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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 6
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0267

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gut ist. Die Ausstellung witkte
altmodisch, nicht bahnbrechend;
der Künstler ist ein Nachläufer
der vorletzten Mode.

ALFRED SISLEY, LANDSCHAFT, ausgestellt in der Galerie m. goldschmidt a co., Berlin

Die Galerie Alfred Flechtheim lud zu einer umfangreichen
Ausstellung von Bilder Fernand Legers. Im Katalog sprach der
Künstler selbst in höchst unkünstlerischer und verworrener Wei-
se über sein Programm; Flechtheim teilte an derselben Stelle
mit, Leger sei sein Freund (was die Besucher nichts an-
geht) und gehöre zu den größten Künstlern unserer Zeit
(was durch die Ausstellung erst entschieden werden sollte).
Wir haben in Leger einen jener Maler besser kennen ge-
lernt, die im Grunde keine sind. Seine Bilder sind kunst-
gewerbliche Rechenexempel; sie sind zu nichts nütze, sind
nicht einmal dekorativ brauchbar und positiv nur nach
Seiten jenes Geschmacks, der in Frankreich Allgemein-

Eine Reihe schöner Impres-
sionistenbilder zeigte die Ga-
lerie M. Goldschmidt & Co. Das
schönste von Cezanne war die
berühmte „Straßenwendung"
mit den Gartenmauern rechts
und links und eine Darstellung
vier badender Frauen, ein Bild
von innerer Größe, in dem das
angestrebt ist, was Cezanne
selbst „Gestaltung" nannte. Das
Beste von Gauguin war eine
Darstellung zweier Kinder aus
Tahiti, groß gesehen und weit
mehr als dekorativ. Auch in
dieser Galerie waren einige Bil-
der von Manet zu sehen: die
sehr persönliche Kopie eines Jünglingskopfes von Filippo
Lippi, die Studie zu einem Christuskopf und eine bildmäßig
abgerundete Darstellung einer lesenden Dame — schön in der
Komposition, in der malerischen Behandlung des Stofflichen
und in der sinnlichen Harmonie aller Teile. Monets Landschaft
von 1882 ist ein schnell und spontan vor der Natur gemalte
Marine; der „Hafen von Rouen" ist dagegen ein wenig Selbst-
wiederholung. Gut waren auch die Kollektionen von Pissarro
und Sisley. Von Pissarro gefiel am besten die corotartige
Baumlandschaft, die trotz einer etwas kulissenhaften Komposi-
tion sehr schöne „Waldlandschaft" und die „Avenue de l'Opera".
Von Sisley sprach vor allem die an Theodore Rousseau leise
erinnernde Landschaft an, die im Katalog
die Nummer 47 trägt, die mehr nach Con-
stable orientierte Landschaft, die wir ab-
bilden und die Landschaft mit den Häusern
am Wasser hinter Bäumen, die ein Beispiel
dafür ist, wie Heimatkunst zur Weltkunst
wird. Unter den neun Bildern von Renoir
entzückt ein voll und reich gemaltes Rosen-
stilleben (Nr. 36), eine reizende Pariser Stadt-
landschaft und eine der bekannten Darstel-
lungen zweier lesender Mädchen. Von dem
Wagner-Bildnis hat Richard Wagner selbst
— wie im Vorwort erzählt wird — gesagt,
er sähe darauf aus wie ein protestantischer
Pastor. Er hatte eben damals den „Parsival"
vollendet, den er dann Nietzsche schickte
und sich im Begleitschreiben selbst als Ober-
konsistorialrat bezeichnete. So sieht er auf
dem Bild aus.

K. Sch.

JAKOB NUSSBAUM, HOLZKAHN AUF DEM MAIN.

ausgestellt bei dr. alfred gold, berlin

I9°5

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