Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0337
DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:Hildebrandt, Arnold: Die alten Räume des Schlosses Monbijou in Berlin
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SCHLOSS MONBIJOU, BERLIN. WOHNRAUM FÜR FRIEDERIKE LOUISE. 1790
BEMALTE BOISERIEN, SEIDENBESPANNUNG
aus Bronzekronleuchtern mit reichem Kristallbehang,
ebensolchen Branchen auf den Spiegeltüren und aus
Stühlen. Sie ist in dieser die Architektur hervor-
hebenden Sparsamkeit wiederum ein Beispiel für
die Art, wie im achtzehnten Jahrhundert repräsen-
tative Räume ausgestattet wurden, und steht der
unübersichtlichen, „gemütlich" sein sollenden Fülle
in den Räumen des bürgerlich gewordenen neun-
zehnten Jahrhunderts gegenüber, die erst in unse-
ren Tagen im Begriff zu sein scheint, endgültig
zu verschwinden. Im achtzehnten Jahrhundert war
es der im gleichen Stil festlich gekleidete und sich
bewegende Mensch, der die architektonische De-
koration eines Raumes weiterführen und mit sich
zusammen zu einer lebendigen Einheit bringen sollte.
Sie konnte nur erreicht werden in Räumen, deren Ein-
richtung demMenschenPlatz zuBewegung undWir-
kungließ. Vollkommen wurde sie, wie in Monbijou
zu erkennen wieder Gelegenheit ist, im Schein des zu-
gleich ent- wie verhüllenden warmen Kerzenlichts.
Die sublime Wohnkultur des achtzehnten Jahr-
hunderts kann auch da, wo ursprüngliche Deko-
ration und Einrichtung verletzt ist, Lücken hat
oder durch fremde Stücke hat ergänzt werden
müssen, aus den alten Räumen des Lustschlosses
an der Spree herausgelesen werden. Ob und wie-
weit aber mit diesen schloßartig erhaltenen Teilen
die nicht getrennt davon liegenden, sondern da-
zwischen eingesprengten museumsartigen Räume
in historischer, stilistischer und ästhetischer Be-
ziehung zu einem befriedigenden Ganzen haben
verbunden werden können, diese Frage von einiger
Bedeutung für die Einrichtung von Schloßmuseen
überhaupt, bedarf noch der Beantwortung.
3"
BEMALTE BOISERIEN, SEIDENBESPANNUNG
aus Bronzekronleuchtern mit reichem Kristallbehang,
ebensolchen Branchen auf den Spiegeltüren und aus
Stühlen. Sie ist in dieser die Architektur hervor-
hebenden Sparsamkeit wiederum ein Beispiel für
die Art, wie im achtzehnten Jahrhundert repräsen-
tative Räume ausgestattet wurden, und steht der
unübersichtlichen, „gemütlich" sein sollenden Fülle
in den Räumen des bürgerlich gewordenen neun-
zehnten Jahrhunderts gegenüber, die erst in unse-
ren Tagen im Begriff zu sein scheint, endgültig
zu verschwinden. Im achtzehnten Jahrhundert war
es der im gleichen Stil festlich gekleidete und sich
bewegende Mensch, der die architektonische De-
koration eines Raumes weiterführen und mit sich
zusammen zu einer lebendigen Einheit bringen sollte.
Sie konnte nur erreicht werden in Räumen, deren Ein-
richtung demMenschenPlatz zuBewegung undWir-
kungließ. Vollkommen wurde sie, wie in Monbijou
zu erkennen wieder Gelegenheit ist, im Schein des zu-
gleich ent- wie verhüllenden warmen Kerzenlichts.
Die sublime Wohnkultur des achtzehnten Jahr-
hunderts kann auch da, wo ursprüngliche Deko-
ration und Einrichtung verletzt ist, Lücken hat
oder durch fremde Stücke hat ergänzt werden
müssen, aus den alten Räumen des Lustschlosses
an der Spree herausgelesen werden. Ob und wie-
weit aber mit diesen schloßartig erhaltenen Teilen
die nicht getrennt davon liegenden, sondern da-
zwischen eingesprengten museumsartigen Räume
in historischer, stilistischer und ästhetischer Be-
ziehung zu einem befriedigenden Ganzen haben
verbunden werden können, diese Frage von einiger
Bedeutung für die Einrichtung von Schloßmuseen
überhaupt, bedarf noch der Beantwortung.
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