verbergen schien unter dem stark vortretenden Bogen der
Augenbrauen."
Es gibt innerhalb der deutschen Kunst jener Jahrzehnte
vor und nach der Jahrhundertwende kaum etwas, das an den
heiligen Ernst der Darstellung und die Größe des Ausdrucks
der Selbstbildnisse dieses Landschaftsmalers heranreicht. Auch
das ernste Selbstporträt des Carstens und die Friedrichscher
Kunst nahestehenden Bildnisse von Ph. O. Runge bleiben
dahinter zurück. Und wie bürgerlich erscheinen daneben die
biederen Bildnisse der Nazarener.
Das Friedrichsche Selbstbildnis, das 1867 aus dem Nach-
laß des Malers Lund in den Besitz des Kopenhagener Ka-
binetts gelangte, trägt am unteren Rande, in die Zeichnung
hineingeschrieben, eine Widmung von Friedrichs Hand:
„Wenn es Ihr Ernst gewesen ist, mein Portrait zu haben,
so glaube ich durch diesen Thausch kein Unrecht begangen
zu haben — von mir selbst gezeichnet."
Mit dem aus Kiel stammenden Johann Ludwig Lund war
Friedrich seit der Kopenhagener Studienzeit eng befreundet;
Lund weilte 1799—1800 in Dresden, wo er mit Friedrich
bei der gleichen Wirtin wohnte, und ging 1800 nach Paris.
Lund hat, wie aus der Inschrift hervorgeht, dieses Blatt von
Friedrich im „Tausch" erhalten. Wir glauben, daß es als
Gegengabe gedacht war für ein großes, Friedrich darstellen-
des Porträt von der Hand Lunds*. Eine Stelle im Brief-
* Dieser Briefwechsel zwischen Friedrich und Lund befindet sich
im Besitz der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen. Aubert hat als
erster darauf hingewiesen; den interessantesten, 181S an Lund nach
Wechsel der beiden Freunde deutet darauf hin. In einem
aus Dresden an Lund nach Paris gerichteten undatierten
Briefe schreibt Friedrich: „Sonst ist alles richtig von mir ge-
kommen, aber doch noch eins, mein Portrait konnte ich un-
möglich, ich meine das große was Sie gemahlet hatten, mit
nach Kiel schicken, ich habs behalten und über gestrichen
und daher mein Portrait von mir selbst geschickt, ich hoffe,
daß Sie nicht böse werden." Daß dieses Selbstbildnis eine
Zeichnung war, geht aus einem anderen undatierten, wohl
etwas früheren, ebenfalls an Lund nach Paris adressierten
Briefe hervor, in dem er mitteilt: „Ich habe mein Porträt
in schwarz Kreide gezeichnet." Im selben Briefe notiert er:
„Der Kupferstecher Gottschick ätzt heute mein Porträt" **.
Da nun das Blatt Gottschicks das Datum „1800" trägt, muß
die Entstehungszeit des Friedrichschen Selbstbildnisses ins
gleiche Jahr 1800 verlegt werden.
Zum Schluß sei hier noch flüchtig hingewiesen auf ein
bisher noch nicht abgebildetes Selbstbildnis von Ph. O. Runge,
der das Profil des Kopfes mit schöner reiner Umrißlinie um-
schreibt. Es befindet sich im Dresdener Kupferstichkabinett
und gehört zu der Vogelsteinschen Porträtsammlung, die eine
unerschöpfliche Fundgrube für Bildnisse bedeutender Persön-
lichkeiten der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ist.
Rom gesandten Brief hat er in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Eine
Abschrift dieser Briefe verdanke ich der Freundlichkeit von Frau
Dr. Vedastine Aubert.
** Die Vorlage für Gottschicks Atzung bildete ein andres Friedrich-
portra't von Lund : die hekannte Miniatur, die Friedrich, im Profil, sitzend
darstellt (Hannover, Museum).
CASPER DAVID FRIEDRICH, SELBSTBILDNISZEICHNUNG
AUS DEM „CARUSALBUM". DRESDEN, STADTMUSEUM
314
Augenbrauen."
Es gibt innerhalb der deutschen Kunst jener Jahrzehnte
vor und nach der Jahrhundertwende kaum etwas, das an den
heiligen Ernst der Darstellung und die Größe des Ausdrucks
der Selbstbildnisse dieses Landschaftsmalers heranreicht. Auch
das ernste Selbstporträt des Carstens und die Friedrichscher
Kunst nahestehenden Bildnisse von Ph. O. Runge bleiben
dahinter zurück. Und wie bürgerlich erscheinen daneben die
biederen Bildnisse der Nazarener.
Das Friedrichsche Selbstbildnis, das 1867 aus dem Nach-
laß des Malers Lund in den Besitz des Kopenhagener Ka-
binetts gelangte, trägt am unteren Rande, in die Zeichnung
hineingeschrieben, eine Widmung von Friedrichs Hand:
„Wenn es Ihr Ernst gewesen ist, mein Portrait zu haben,
so glaube ich durch diesen Thausch kein Unrecht begangen
zu haben — von mir selbst gezeichnet."
Mit dem aus Kiel stammenden Johann Ludwig Lund war
Friedrich seit der Kopenhagener Studienzeit eng befreundet;
Lund weilte 1799—1800 in Dresden, wo er mit Friedrich
bei der gleichen Wirtin wohnte, und ging 1800 nach Paris.
Lund hat, wie aus der Inschrift hervorgeht, dieses Blatt von
Friedrich im „Tausch" erhalten. Wir glauben, daß es als
Gegengabe gedacht war für ein großes, Friedrich darstellen-
des Porträt von der Hand Lunds*. Eine Stelle im Brief-
* Dieser Briefwechsel zwischen Friedrich und Lund befindet sich
im Besitz der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen. Aubert hat als
erster darauf hingewiesen; den interessantesten, 181S an Lund nach
Wechsel der beiden Freunde deutet darauf hin. In einem
aus Dresden an Lund nach Paris gerichteten undatierten
Briefe schreibt Friedrich: „Sonst ist alles richtig von mir ge-
kommen, aber doch noch eins, mein Portrait konnte ich un-
möglich, ich meine das große was Sie gemahlet hatten, mit
nach Kiel schicken, ich habs behalten und über gestrichen
und daher mein Portrait von mir selbst geschickt, ich hoffe,
daß Sie nicht böse werden." Daß dieses Selbstbildnis eine
Zeichnung war, geht aus einem anderen undatierten, wohl
etwas früheren, ebenfalls an Lund nach Paris adressierten
Briefe hervor, in dem er mitteilt: „Ich habe mein Porträt
in schwarz Kreide gezeichnet." Im selben Briefe notiert er:
„Der Kupferstecher Gottschick ätzt heute mein Porträt" **.
Da nun das Blatt Gottschicks das Datum „1800" trägt, muß
die Entstehungszeit des Friedrichschen Selbstbildnisses ins
gleiche Jahr 1800 verlegt werden.
Zum Schluß sei hier noch flüchtig hingewiesen auf ein
bisher noch nicht abgebildetes Selbstbildnis von Ph. O. Runge,
der das Profil des Kopfes mit schöner reiner Umrißlinie um-
schreibt. Es befindet sich im Dresdener Kupferstichkabinett
und gehört zu der Vogelsteinschen Porträtsammlung, die eine
unerschöpfliche Fundgrube für Bildnisse bedeutender Persön-
lichkeiten der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ist.
Rom gesandten Brief hat er in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Eine
Abschrift dieser Briefe verdanke ich der Freundlichkeit von Frau
Dr. Vedastine Aubert.
** Die Vorlage für Gottschicks Atzung bildete ein andres Friedrich-
portra't von Lund : die hekannte Miniatur, die Friedrich, im Profil, sitzend
darstellt (Hannover, Museum).
CASPER DAVID FRIEDRICH, SELBSTBILDNISZEICHNUNG
AUS DEM „CARUSALBUM". DRESDEN, STADTMUSEUM
314