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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 8
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0351

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die glücklichste unter den möglichen Lösungen der großen
Aufgabe ist, möchten wir bezweifeln. Das Ganze macht den
Eindruck eines riesenhaften Schaustücks für eine Weltaus-
stellung. Der Gedanke eines künstlichen Kanals, auf dem
sich, wie es heißt, wassersportliche Veranstaltungen abspielen
sollen, ist peinlich, um so mehr als der natürliche Wasser-
lauf der Havel nahe genug ist, um in die Gesamtplanung
einbezogen werden zu können. Ein Hauptfehler ist die Un-
ergiebigkeit des Projektes im städtebaulichen Sinne. Die
Riesenanlage schiebt sich gleichsam in einen toten Winkel,
es öffnen sich keine Perspektiven. Es ist der gleiche Fehler,
der in Berlin so oft gemacht worden ist. Monumentalbauten
werden errichtet, aber sie sprechen im Stadtbilde nicht mit,
weil sie nicht zu Blickpunkten gemacht werden, weil es an
großen Zufahrtstraßen fehlt. Wichtiger als kostspielige Kanäle,
die nicht viel mehr bedeuten als ein Riesenspielzeug,
sind neue Verkehrswege, die das Gelände aufschließen und
Verbindungen schaffen, an denen die Bauwerke sich orien-
tieren. Aber wie die Dinge heute liegen, scheint wenig
Aussicht, das Unheil aufzuhalten. Nicht einmal die Grund-
idee, die aus dem vom Stadtbauamt Wagner gebilligten
Projekt Poelzigs sich ergibt, wird geachtet. Zur Linken wie
zur Rechten werden Sonderprojekte durchgeführt, wird ge-
baut und geplant, ehe noch durch einen Wettbewerb, der
hier einmal notwendig gewesen wäre, die Idee der Gesamt-
bebauung Gestalt angenommen hätte.

UM DÜRERS „ROSENKRANZFEST"

Gerüchte über den geplanten Verkauf von Dürers „Rosen-
kranzfest" im Kloster Strahow in Prag sind seit längerer
Zeit im Umlauf. Jetzt werden Äußerungen Bodes in der
Presse mitgeteilt, die darauf schließen lassen, daß von den
Berliner Museen Verhandlungen gepflogen wurden, das Bild,
für das eine Million Dollars verlangt wird, zu erwerben. Die Ver-
handlungen sind gescheitert, weil es nicht möglich war, die er-
forderliche Summe aufzubringen, obgleich die Glatzer Madonna
und anderes mit in Tausch gegeben werden sollte. Das „Rosen-
kranzfest" ist nach dem übereinstimmenden Urteil der Kenner
eine Ruine. Kaiser Rudolf II. hatte es in Venedig, wo es
ursprünglich hing, erworben und nach Prag bringen lassen.
Von dort kam es im Jahre 1631 nach Wien. Es scheint
schon damals schwer gelitten zu haben. Eintragungen in
den Archiven bezeichnen es als total verdorben. Später wurde
es um eine geringe Summe an das Kloster Strahow verkauft.
Dort ist das Bild mehrfach restauriert worden. Große Teile
mußten völlig neu gemalt werden, so daß das einstmals be-
rühmte Gemälde heute nur noch sehr bedingt als echtes
Werk Dürers bezeichnet werden kann. Der Ankauf eines
solchen Bildes wäre ein immerhin zweifelhafter Gewinn. Die
Hingabe der Glatzer Madonna wäre dagegen ein sicherer Ver-
lust. Es handelt sich um ein Hauptwerk der sogenannten
böhmischen Malerschule des vierzehnten Jahrhunderts, um
das schönste und bedeutendste Stück dieses Zweiges alt-
deutscher Malerei im Besitz unserer Museen. Ein Kunstwerk
von solcher Bedeutung sollte grundsätzlich von jedem Tausch
ausgeschlossen sein, selbst wenn ein Dürer auf der anderen

Seite zur Wahl steht. Wir haben schon öfter Bedenken da-
gegen geäußert, daß wertvolle Stücke abgegeben werden,
um andere zu erwerben- In diesem Falle scheint uns eine
Warnung besonders dringend geboten, wenn auch angesichts
der übertriebenen Forderung des Klosters die Gefahr des
Zustandekommens der Tauschhandlung nur gering ist.

Hans Tietze, Wien, schreibt uns zu dieser Angelegenheit
noch, daß er bei dem beabsichtigten Verkauf des „Rosen-
kranzfestes" nach Pressemeldungen als „Sachverständiger"
fungiert haben solle, daß daran aber nichts Wahres sei. Er
hätte das Bild im Verlauf seiner Dürerstudien letzthin zwei-
mal besichtigt, dabei hätte ihm der Abt von Verkaufsab-
sichten gesprochen, von irgendeinem Eingreifen seinerseits
könne aber nicht die Rede sein.

PETER BEHRENS
Der sechzigste Geburtstag Peter Behrens' läßt an ein
charaktervolles Lebenswerk denken, das man schon über-
blicken und beurteilen kann, und das der Zeit standgehalten
hat, weil die Formempfindung darin etwas Gemeingültiges
hat. Vor dreißig Jahren war Peter Behrens einer der Führer,
als es galt, durch das Kunstgewerbe zu einer neuen Baukunst
zu gelangen. Er ist eigentlich immer Führer geblieben,
weil er es verstand, dem Sinn für jenes Wesentliche zu
folgen, der über den Richtungen und Moden steht. Zuweilen
hat er sich vom Pathos seiner Natur zu gewollten, über-
steigerten Wirkungen verleiten lassen; doch hat eine natu-
ralistisch denkende Vernunft diesen Hang immer wieder
korrigiert. Von allen deutschen Vertretern des „Jugendstils"
hat Behrens seine Gaben am glücklichsten objektiviert.
Einige seiner Bauten sind schlechthin Vorbilder geworden
und sind als solche schon in die Lehrbücher übergegangen.

BITTE: IHR INSERAT!

Der folgende Brief, den die Anzeigenverwaltung einer
Kunstzeitschrift versendet, konnte 1928 in Deutschland ge-
schrieben werden:

»Über jedes Erwarten groß ist die Anerkennung, die

,....." überall gefunden hat. Mr. Pierpont Morgan schrieb:

„I congratulate you for this best Art Review of our epoch";
die Kaiserin Hermine bestellte aus Doorn mehrere Abonne-
ments, wobei sie schrieb: „Der Kaiser und ich haben Ihre
wundervolle Zeitschrift mit dem größten Interesse durch-
studiert ...", und aus den englischen Hochadelskreisen
führen wir nur das Urteil der Lady Dalmeny an: „This most
attractive Periodical." Ungewöhnlich herzlich sind auch die
Presseurteile, namentlich die englischen und amerikanischen,
und dementsprechend strömen täglich die Abonnements-
bestellungen aus aller Welt herein. ......" hat sich mit

einem Satz an die Spitze aller Kunstzeitschriften gestellt!
In einer Zeitschrift, die in so ausgedehnter Weise in den
allerersten Gesellschafts und Kunstsammlerkreisen der ganzen
Welt verbreitet ist, bedeuten Ihre Inserate nicht nur vor-
nehmste Repräsentation, sondern auch den sichersten Weg
zur Anbahnung neuer und wertvoller Geschäftsbeziehungen.«

3*5
 
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