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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 9
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P. E.: Die Ausstellung des deutschen Künstlerbundes in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0384

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üblichen Überfülle des" Gebotenen? Wir meinen, daß auch
diese Ausstellung all diese Fragen nicht bejahen ließ.

Sie bot im übrigen das charakteristische Bild des höchst
heterogenen Mannigfalts, das der Künsrlerbund heute darstellt
und insofern einen ziemlich vollständigen Querschnitt des
derzeitigen künstlerischen Schaffens. Und doch war es gerade
das, war es gerade dies Querschnitthafte, was den nach-
denklichen Beschauer so verzweifelt stimmen mußte: jeder
Künstler sprach in seinem eigenen Idiom, jeder war auf sein
privates Ziel gerichtet, und doch wurden alle Zeiten und
Räume bildnerischen Gestaltens in diesem Vielerlei gespen-
sterhaft lebendig. Einzig die Plastik zeigte ein geschlossenes
Gesicht: hier gibt es ja wieder so etwas wie eine zusammen-
bindende Schule, wie ein gemeinsames Ziel im Wie und
im Was. War auch dieser Teil der Ausstellung nicht gerade
erregend interessant, so war er doch als Ganzes erfreulich:
Haller, Albiker, Kolbe, dann Abbo, Radtke, Claus, Roeder
mit schönen Arbeiten, gute Zeichnungen von Godenschweg
und von Mareks eine begabte, aber recht problematische
Gruppe, die ihm den Villa-Romana-Preis eingebracht.

ScharfF enttäuschte mit seiner groß gedachten, aber leer
gewordenen Theaterfigur. Aber auch bei der Malerei waren
gerade die bekannten Namen mit ziemlich schwachen Lei-
stungen nur vertreten: Hofer wie Kirchner, Nauen wie Spiro,
Rottluff, Kalckreuth wie Hübner; bei Rohlfs wäre weniger
mehr gewesen und Klinger sollte man von den Toten nicht
immer wieder auferwecken wollen, am wenigsten mit seiner
Malerei. Starkes boten Liebermann (sein wundervolles altes

Kösener Bild), Slevogr, die beiden Caspar (jeder in seiner
Weise), dann Heckendorf, Schinnerer, Ciarenbach, König
und von den Jüngeren, minder Bekannten: Adler, Fuchs,
Gleichmann (sein etwas zu illustratives Zirkusbild erhielt
den Preis der Continental-Werke), Kölberer, Kaus (Günther-
Wagner-Preis), Kerscbbaumer (Preis der Weberei zu Linden),
Koertzinger, Kowalski, Kretzschmar,Moll, Mosson, Oberländer,
Sarmatzki, Schmetz, Slavona, SeifFert-Wattenberg (Preis der
Bahlsenkeks-Fabrik), Stegemann, Stehr, Strübe, Voigt und
Wittmer. Damit sind freilich nicht alle guten Leistungen
erschöpft, aber es sind die genannt, die uns am bemerkens-
wertesten schienen. Nein aber mußten wir sagen zu Felix-
müller und Müller, zu Stuck und Kandinsky, zu Seewald und
L.v. Hofmann. — Alles in allem: Die Ausstellung hatte gewiß
ein gutes Niveau, sie war gewiß mit Sorgfalt und Strenge zu-
sammengestellt und doch war sie abermals eine der vielen, viel-
zuvielen Ausstellungen, die mehr Umstände aller erdenklicher
Art, mehr vergebliche Mühe kosten (man denke der tausen-
den zurückgewiesenen Arbeiten), als sie für den Aussteller,
für den Betrachter und für die Sache der Kunst wert sind —
wert sein können.

In nächster Nachbarschaft dieser Darbietung zeigte die
sehr tätige, sehr klug geleitete Kestner-Gesellschaft eine
Bildschau des jungen Belgien, die, in einen knappen Rahmen
gespannt, zusammengehalten von der Kraft des gemeinsamen
Lebensraumes, ein stärkeres Gepräge hatte, sinnvoller, le-
bendiger, entschiedenerwirkte, als die repräsentativ gedachte,
weit ausgebreitete, allzu diffus geratene des Künstlerbundes.

P. E.

ERICH MENDELSOHN, GESCHÄFTSHAUS RUD. PETERSDORFF, BRESLAU.

ERKERFENSTERBAND VON INNEN

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