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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 9
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Scheffler, Karl: Rudolf Schlichter: Ausstellung in der Galerie Neumann-Nierendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0386

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so ähnlich, so ausdrucksvoll wie möglich. Solche Mühe be-
lohnt sich immer. Der Dichter ist durchaus glaubwürdig dar-
gestellt. Nicht zuletzt darum, weil der Blick immer wieder
zum Kopf zurückgezwungen wird. Der Kopf aber ist vor-
trefflich gezeichnet und modelliert; er ist ebenso weit ent-
fernt vom Photographischen — was man von den andern
Bildnissen nicht immer sagen kann — wie von jener genia-
lischen Willkür, die sich viel auf sich selbst zugute tut.
Vertraut man diesem Bildnis — und es liegt kein Grund
vor, es nicht zu tun —, so kündigt sich hier ein Bildnis-
maler an, dessen Namen man nennen darf, wenn man immer
wieder nach einem guten jüngeren Porträtisren gefragt wird

und kaum eine Antwort weiß. Die Begabung steht außer
Frage. Der Fleiß ist offenbar groß. Sowohl die Zahl der im
Jahre 1927 und in diesem Jahr schon gemalten Bilder be-
weist ihn, wie das sorgfältige Suchen nach richtigen Formen
und richtigen Tönen. Was man in dieser hoffnungsvollen
Ausstellung vermißt, sind ein paar persönlich gemalte Kopien
nach Bildern alter Meister. Vielleicht befinden sie sich im
Atelier; vielleicht entstehen sie in der Folge noch aus
einem inneren Bedürfnis. Die alten Meister könnten Schlichter
vielleicht schnell dahin bringen, zu überwinden und abzu-
streifen, was in seiner Malerei noch krampfhaft modern ist
und darum ein wenig ängstlich und altmodisch wirkt.

Karl Scheffler.

RUDOLF SCHLICHTER, BILDNIS ALFRED DÖBLIN. 1928

AUSGESTELLT IN DER GALERIE NEUMANN-NIERENDORF, BERLIN
 
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