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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 12
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Preetorius, Emil: Vom Kunstgewerbe zur angewandten Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0502

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rufen: daß es auch für uns gilt, in tieferen Bezirken be-
scheiden anzufangen, und, ohne Kunst viel zu wollen, aus
der fruchtbar-spannenden Bindung an Werkzeug, Material
und Zweck langsam und wie von selber hinaufzudringen in
ihren hohen Bezirk.

Es ist ein neu erwachtes Gefühl für eine alte Weisheit:
daß nur der sich selber erfüllt, wer in einem höheren
Dienste steht, nur wer sich hingibt, zu sich selber gelangt, —
daß nur die unpersönlich-rückhaltlose Hingabe an die Sache
die bildnerischen Kräfte völlig lösen, das Produkt der An-
spannung erheben kann zu einem Werke der Kunst.

Und wenn es auch etwas anderes ist und bleibt, einen
Stuhl zu machen oder eine Landschaft, eine Zier oder ein
Bildnis: um dies wie jenes gut zu machen, so gut, daß es
dem weiten vereinenden Bezirk künstlerischer Gestaltung an-
gehöre, ist die gleiche Selbsvergessenheit, die gleiche sach-
bezogene, alle Fähigkeiten erst voll entbindende, ehrliche
Mühe, ja der gleiche Glaube nötig an ein Etwas, daß aller
Mühe wie auch immer einen tieferen Gehalt gäbe.

Von diesem Standpunkt aus bildet freilich alles formende
Schaffen jene große Einheit des Ringens nach der Idee,
nach Verleihung, nach Belebung — sind auch wir Angewandte,
um mit dem gefeierten Dürer zu sprechen, „inwendig voller
Figur".

Freilich: Kunst und Gewerbe sind nicht mehr Eines, die
Zeit vorbei, da es weder die Kunst als Sonderling, da es
weder Künstler gab noch Persönlichkeiten, sondern nur Wer-
kelnde in Gott — kann sie aber nicht wiederkehren, so soll
wiederkehren ihre Zucht, ihr Ernst, ihre Ehrfurcht.

Ohne diese Drei gibt es ja keine rechte Arbeit, kein
rechtes Finden, kein wahres Werk: sie lehren uns in der
Anwendung, im Zweck die künstlerische Verantwortung be-
wahren und in der Hingabe an die Kunst das nächste, den
Zweck nicht aus den Augen lassen.

So wollen wir in diesen Dreien zusammenstehen, Schüler
wie Lehrer, wo wir uns treffen, was wir auch tun, in diesem
Gelöbnis aufs neue vereint, gedenk bleiben des heutigen
Ehrentages.

GRIECHISCHKR GRABFUND AUS MAKEDONIEN. 4 JAHRHUNDERT V. CHR.

AUSGESTELLT IN DER GALERIE BACHSTITZ. BERLIN

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