diescv Ku»slps>)cholog!e. Dnsz wir diese Einsichi ersi
spüt gewunnen hnben, isk sicherlich mik ein Grund
sür die iirrwepe nuf dein Gebiet des Unkerrichts im
biidhnsken Gesknlten — früherer Zeiken.
Nniurgeinns; ist eine Einsichk in dns Wesen des
Bilünusürucks um so leichler zu czewinnen, je ein-
sncher dieser Ausdruck ist. Dnrum sind die bildhnften
Formungen primitiver Mlker und die sogennnnte
Zriuderkunst nls dns dnnkbnrske Studienmnkerinl
hierzu begrüjzt worden. 2» der Tnt knnn mnn das
rein Menschliche im Aildnusdruck nirgends besser
wnhrnehmen nls im primikiven Vildwerk, nns dem
der Ouell des Lebens, ivon Kullur und Zivilisnkion
uoch uuverdeckk und unverdorben, hervorspringt. Dns
rein Menschliche nber ist hier wie immer nuch dns
rein Götkliche, das mnu gern im Wesen der Kunsk
suchk. Sind wir ihm nus der Spur, so schwindet nuch
dns Dunkel, dns üie Kunst umgibt, womil doch nichk
gesngt werden soll, dns; wir uns jemnls rühmen
dürften, dns lehke Geheimnis enthüllt zu hnben, weil
es Immer noch ekwnS Lehtes geben wird, nn das wir
erdgebundenen Wesen nicht hernnreichen.
Von den Wesensmerkmnlen, welche sich im pri-
mitiveu Vildausdruck festskellen lassen, können hier
»ur einige Züge nngeführk werden. Dnzu gehörk in
erster Linie seine Ilrwüchsigkeit. 3st, wie wir sagen,
das Bild im weikesten Sinne ein seelischer, also
ein Lebensausdruck, so Ist eS schlechterdings eine
nolwendige Aeuszerung. Cs bricht spontan hervor,
erscheint unwillkürlich, nalurhaft und zwnngsmciszig.
Mnu brnuchl seine Lnlstehung nicht durch „Grund"
uud „Zweck" zu veranlnssen, sondern es ltellt sich
nlS nnkttrliche Lebenserscheinung ohne sichkbaren
Grund von selbsk ein. Es ist die vom Du aufgefan-
gene und nuf das Du zurückgeworfene Lebenswelle,
die nuch über Hindernisse Hinweggehk. Diese Wesen-
heik ist letzken Endes die Ilrsache, dasz die Kunst bei
keinem Volke fehlk, selbsk nichk bei denjenigen Natur-
völkern, die schwer für ihre rein leiblichen Vedlirf-
uisse zu lrnmpfen haben, wie beispielsweise bei de»
Lskimos. Es ist auch die Erklnrung dafür, dnsz
bildschnffende Tntigkeit schon in den Urzeiken des
Menschcngeschlechks vorhanden wnr, und endlich, dajz
jedes normale Kind in irgend einer Zeik seiner Ent-
wicklung das Bedürfnis zeigt, sich bildschöpferisch
nuszulcben. Kurzsichtige Erzieher — nicht zum min-
desken die Elkern — unkersngen den Kindern, beson-
dcrs wcnn sie zur Schule gehen, ihr freieS, bild-
sormendes „Spiel" und bedenken nichk, wie nok-
wendig es für die seelische Entwicklung des Men-
schen 'sein nuch, wenn die Nakür es zwangsläufig
von selbsk hervorbringk. Die Natur kut nichks um-
sonsk und der Grunü fllr dieses Bildspiel ist sicher-
lich vorhanden, wenn schon ftir solche Erwachsene
nicht erkennbnr, welche meinen, das Kind könnte
durch sein Zeichnen, Mnlen, Formen, Basteln und
Bauen vom „Lernen" nbgehnlten werden und wohl
gar zu Oskern die „Bersehung" nichk erreichen. Durch
die bildschnffende Aeknligung füllk sich die Seele des
Kindes mit inneren Bildcrn, die durch Zandkätig-
keik erarbeitet und zum wirkenden Eigenkum ge-
mncht werden. Denn die Hand.kff „nicht nur der
Scele beskes Werkzeug, sondern auch Ihr bewährke-
skeS Bildungsmikkel. Wäre die menschliche Zand
nichk üns vollkommenste Werkzeug, das sie ist, so
hätle der menschliche Geisk nie seine überragenoe
Mnchk erlangen köniien. Durch Ihre Wechselwirkung
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hnben sich beide vervollkommnet. Und nur durch die
Mikhilfe der Hand, die Werkzeuge und Geräte
schuf und damit ihre Tätlgkeil wirkungsvoller machke,
die ferner durch dieses immerwährende Neuschaf-
fen, Berbessern und Anwenden der Werkzeuge den
Geisk zum Denken zwnng, ist der hohe Kullurauf-
skieg der Menschheit überhnupt denkbnr. Nun aber
soll zum Dank dafiir die Hand lnhmgelegk werden,
um die Kinder zum „Lernen" zu veranlassen — nicht
im Sinne der neuen Pädagogik, welche die Hand-
täkigkeit zu schähen weif;.
Die Urwüchsigkeik des Bildausdruckes berechkigt
uns, ihn im Goetheschen Sinne- als „Urphänomen"
zu bezeichnen. Doch, wie sieht dieses Urphänomen
aus? Haben wir dns Wesen des Vildausdrucks richkig
verstanden, so müssen wir ihn wie jeden andern Aus-
druck nls das Erscheinungsbild der S e e l e i m g a n-
z e n aussnssen, uicht als dnS einzelner Funkkionen oder
Wesenskeile. Er ist, wenn auch in verschiedener Aus-
prägung, immer daS Bild ihrer Tokalitäk. Wenn
diese Erkennknis richtig ist, so erklärk sich daraus
das Gestalten aus der Gesamkvorstel-
lung oder das Darstellen aus dem Gedächknis, das
wir im Bildausdruck als nakürlich Gegebenes wahr-
nehmen. Die Taksache dieser Geskalkungsweise —
insbesondere der Kinder — ist uns reichlich bekannt,
doch wir nahmen sie lediglich als kyplsche Erschei-
nung, nicht nls Wesensnokwendigkeit. Wir KLnnen
nuch sagen, dajz selbst das Abzeichnen, Abbilden,
Abformen nach der Nnkur im Grunde ein Schaffen
auS dem Gedächknis ist, also ein Geskalten aus oem
Gesamtinhalt der Seele. Zu dieser Ileberzeugung
zwingk uns nicht nur die Beobachkung, dcch Dar-
stellungen verschiedener Personen nach demselben
Gegenstand skels subjekkiv-individuell sind, sondern
vor allem nuüz die Lehre von der Apperzep-
tion. Was unserer Seele als neuer llnhalk ein-
gefügt werden soll, mujz von ihr apperzipiert, d. h.
innerlich verarbeiket werden. Dabei treken alke Bor-
stellungen und Gefühle, die diesem Neuen verwandk
sind, in den Vordergrund des Vewußkseins, um das
Hinzukommende sich anzugleichen. Nur das schon
in der Seele durch Berwandtes Vorgebildete wlrd
nngeeignet und in den meisken Fällen auch über-
haupt nur wahrgenommen. 2a, es wird schon bei
üer Wahrnehmung so umgeblldet, daß es sich dem
Borhnndenen anpajzt, und späker wird es noch durch
verschiedene Assoziationen weiker verändert, bis es
dem Ganzen des Seeleninhalks konform wird. Daher
siehk auch das Auge immer nur das genau, was
seiner Gebieterin, der Seele, genehm isk, und es
sieht kausend andere Dinge nichk, zu denen diese
keine Beziehung hak. 2n der Darstellung, also im
Bildausdruck erscheink dann nakürlich der verarbei-
kete Seeleninhcuk, die assimilierte Borstellung und
das resulkierende Geftihl — auch beim direkken
Abbilden nach der Natur. Der Änkerschied dleser
Abbildungen gegenüber den Darskellungen aus dem
Gedächknis beskehk lediglich in der durch längere
Umbildungsdauer bedingken gröjzeren Beränderung
üer Bildvorskellungen in der wirkenden und schaf-
fenden Seele.
Es isk oft darauf hingewiesen worden, dajz der
Bildausdruck — insbesondere unserer Kinder —
eine Art Sprache ist. Wie in der Gesken- und Mork-
sprache werden durch bildliche Darskellungen Gedan-
ken und Gefühle ausgedrtickt, feskgehalten und mik-
spüt gewunnen hnben, isk sicherlich mik ein Grund
sür die iirrwepe nuf dein Gebiet des Unkerrichts im
biidhnsken Gesknlten — früherer Zeiken.
Nniurgeinns; ist eine Einsichk in dns Wesen des
Bilünusürucks um so leichler zu czewinnen, je ein-
sncher dieser Ausdruck ist. Dnrum sind die bildhnften
Formungen primitiver Mlker und die sogennnnte
Zriuderkunst nls dns dnnkbnrske Studienmnkerinl
hierzu begrüjzt worden. 2» der Tnt knnn mnn das
rein Menschliche im Aildnusdruck nirgends besser
wnhrnehmen nls im primikiven Vildwerk, nns dem
der Ouell des Lebens, ivon Kullur und Zivilisnkion
uoch uuverdeckk und unverdorben, hervorspringt. Dns
rein Menschliche nber ist hier wie immer nuch dns
rein Götkliche, das mnu gern im Wesen der Kunsk
suchk. Sind wir ihm nus der Spur, so schwindet nuch
dns Dunkel, dns üie Kunst umgibt, womil doch nichk
gesngt werden soll, dns; wir uns jemnls rühmen
dürften, dns lehke Geheimnis enthüllt zu hnben, weil
es Immer noch ekwnS Lehtes geben wird, nn das wir
erdgebundenen Wesen nicht hernnreichen.
Von den Wesensmerkmnlen, welche sich im pri-
mitiveu Vildausdruck festskellen lassen, können hier
»ur einige Züge nngeführk werden. Dnzu gehörk in
erster Linie seine Ilrwüchsigkeit. 3st, wie wir sagen,
das Bild im weikesten Sinne ein seelischer, also
ein Lebensausdruck, so Ist eS schlechterdings eine
nolwendige Aeuszerung. Cs bricht spontan hervor,
erscheint unwillkürlich, nalurhaft und zwnngsmciszig.
Mnu brnuchl seine Lnlstehung nicht durch „Grund"
uud „Zweck" zu veranlnssen, sondern es ltellt sich
nlS nnkttrliche Lebenserscheinung ohne sichkbaren
Grund von selbsk ein. Es ist die vom Du aufgefan-
gene und nuf das Du zurückgeworfene Lebenswelle,
die nuch über Hindernisse Hinweggehk. Diese Wesen-
heik ist letzken Endes die Ilrsache, dasz die Kunst bei
keinem Volke fehlk, selbsk nichk bei denjenigen Natur-
völkern, die schwer für ihre rein leiblichen Vedlirf-
uisse zu lrnmpfen haben, wie beispielsweise bei de»
Lskimos. Es ist auch die Erklnrung dafür, dnsz
bildschnffende Tntigkeit schon in den Urzeiken des
Menschcngeschlechks vorhanden wnr, und endlich, dajz
jedes normale Kind in irgend einer Zeik seiner Ent-
wicklung das Bedürfnis zeigt, sich bildschöpferisch
nuszulcben. Kurzsichtige Erzieher — nicht zum min-
desken die Elkern — unkersngen den Kindern, beson-
dcrs wcnn sie zur Schule gehen, ihr freieS, bild-
sormendes „Spiel" und bedenken nichk, wie nok-
wendig es für die seelische Entwicklung des Men-
schen 'sein nuch, wenn die Nakür es zwangsläufig
von selbsk hervorbringk. Die Natur kut nichks um-
sonsk und der Grunü fllr dieses Bildspiel ist sicher-
lich vorhanden, wenn schon ftir solche Erwachsene
nicht erkennbnr, welche meinen, das Kind könnte
durch sein Zeichnen, Mnlen, Formen, Basteln und
Bauen vom „Lernen" nbgehnlten werden und wohl
gar zu Oskern die „Bersehung" nichk erreichen. Durch
die bildschnffende Aeknligung füllk sich die Seele des
Kindes mit inneren Bildcrn, die durch Zandkätig-
keik erarbeitet und zum wirkenden Eigenkum ge-
mncht werden. Denn die Hand.kff „nicht nur der
Scele beskes Werkzeug, sondern auch Ihr bewährke-
skeS Bildungsmikkel. Wäre die menschliche Zand
nichk üns vollkommenste Werkzeug, das sie ist, so
hätle der menschliche Geisk nie seine überragenoe
Mnchk erlangen köniien. Durch Ihre Wechselwirkung
57
hnben sich beide vervollkommnet. Und nur durch die
Mikhilfe der Hand, die Werkzeuge und Geräte
schuf und damit ihre Tätlgkeil wirkungsvoller machke,
die ferner durch dieses immerwährende Neuschaf-
fen, Berbessern und Anwenden der Werkzeuge den
Geisk zum Denken zwnng, ist der hohe Kullurauf-
skieg der Menschheit überhnupt denkbnr. Nun aber
soll zum Dank dafiir die Hand lnhmgelegk werden,
um die Kinder zum „Lernen" zu veranlassen — nicht
im Sinne der neuen Pädagogik, welche die Hand-
täkigkeit zu schähen weif;.
Die Urwüchsigkeik des Bildausdruckes berechkigt
uns, ihn im Goetheschen Sinne- als „Urphänomen"
zu bezeichnen. Doch, wie sieht dieses Urphänomen
aus? Haben wir dns Wesen des Vildausdrucks richkig
verstanden, so müssen wir ihn wie jeden andern Aus-
druck nls das Erscheinungsbild der S e e l e i m g a n-
z e n aussnssen, uicht als dnS einzelner Funkkionen oder
Wesenskeile. Er ist, wenn auch in verschiedener Aus-
prägung, immer daS Bild ihrer Tokalitäk. Wenn
diese Erkennknis richtig ist, so erklärk sich daraus
das Gestalten aus der Gesamkvorstel-
lung oder das Darstellen aus dem Gedächknis, das
wir im Bildausdruck als nakürlich Gegebenes wahr-
nehmen. Die Taksache dieser Geskalkungsweise —
insbesondere der Kinder — ist uns reichlich bekannt,
doch wir nahmen sie lediglich als kyplsche Erschei-
nung, nicht nls Wesensnokwendigkeit. Wir KLnnen
nuch sagen, dajz selbst das Abzeichnen, Abbilden,
Abformen nach der Nnkur im Grunde ein Schaffen
auS dem Gedächknis ist, also ein Geskalten aus oem
Gesamtinhalt der Seele. Zu dieser Ileberzeugung
zwingk uns nicht nur die Beobachkung, dcch Dar-
stellungen verschiedener Personen nach demselben
Gegenstand skels subjekkiv-individuell sind, sondern
vor allem nuüz die Lehre von der Apperzep-
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gefügt werden soll, mujz von ihr apperzipiert, d. h.
innerlich verarbeiket werden. Dabei treken alke Bor-
stellungen und Gefühle, die diesem Neuen verwandk
sind, in den Vordergrund des Vewußkseins, um das
Hinzukommende sich anzugleichen. Nur das schon
in der Seele durch Berwandtes Vorgebildete wlrd
nngeeignet und in den meisken Fällen auch über-
haupt nur wahrgenommen. 2a, es wird schon bei
üer Wahrnehmung so umgeblldet, daß es sich dem
Borhnndenen anpajzt, und späker wird es noch durch
verschiedene Assoziationen weiker verändert, bis es
dem Ganzen des Seeleninhalks konform wird. Daher
siehk auch das Auge immer nur das genau, was
seiner Gebieterin, der Seele, genehm isk, und es
sieht kausend andere Dinge nichk, zu denen diese
keine Beziehung hak. 2n der Darstellung, also im
Bildausdruck erscheink dann nakürlich der verarbei-
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das resulkierende Geftihl — auch beim direkken
Abbilden nach der Natur. Der Änkerschied dleser
Abbildungen gegenüber den Darskellungen aus dem
Gedächknis beskehk lediglich in der durch längere
Umbildungsdauer bedingken gröjzeren Beränderung
üer Bildvorskellungen in der wirkenden und schaf-
fenden Seele.
Es isk oft darauf hingewiesen worden, dajz der
Bildausdruck — insbesondere unserer Kinder —
eine Art Sprache ist. Wie in der Gesken- und Mork-
sprache werden durch bildliche Darskellungen Gedan-
ken und Gefühle ausgedrtickt, feskgehalten und mik-