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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

DOI issue:
Heft 11 (November 1928)
DOI article:
Kolb, Gustav: An unsere Mitarbeiter
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0338

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Dmtsche Blätter für Zeichen-Kunft- und Werkunterricht

Zeltschrift desRelchsvrrbandes akad.geb.Zeichenlehrer undZekchenlehrerlnnen

Verantworittch sitr dte Schriftleituirg; Prosessor Gnstav Kolb, Stnttgart
Druck unb Verlag! Eugen tzardt G. b. H. Stuttgart, Langestraße sö
Für VelprrchungLexemplare, Mederlchristen oder andere Sinsendimgen trgendwelcher Art
wtrv eine Veraniworilichksit u»r dann übernoiiiiiiei!, wenn fle erbeten worden stnd

An^unsere Mitarbeiter. Vou G. ffritz und G. Kolb. — Stellnng zu Vritsch-Kormnann. Von Georg Stiehler,
Leipzig. — Kunstfahrt uach Aüruberg Von Prof. tzanns Schmiedel, tzetdelberg. — Der Unglücksgeist. -- Der
Verbrecher. Von Rudolf Wiuter, Ludwigsburg. — Neue Wege zur Heimatkunde. Vou Architekt Fritz Wieder-
mann, Vreslau-Oswiiz. — Umschau. — Sprechsaal. — Vuchbesprechungen. — Iuserate.

8. Iahrgang November 1928 tzeft 11

Wt uusere Mitarbeiter

Schreibt sachlich ltlar und einfach!
Meldek alle enkbehrlichen Fremdwörker!
E. Fri s, und G. Kolb.

Menn ich miä, schon seik mehr als zmei llahrzehnten
in Kunst und liugend um eine einsache lilnre, von
allen entbehrlichen Fremdwörkern sreie Sprache
bemlihe, so geschleht das nicht auS „nalionalislischen"
Gründen, wie mlr schon enkgegengehalken wurde,
— ich bin von ganzein Zerzen deulsch; doch liegt inir
jede „Teukschtlimelei" ferne — sondern zunächsl aus
s a ch l i 6) e n Grllnden.

Man wendet ein, es gäbe eben vielsach keinen
deukschen Ausdruäi, der den vollen, ofl inehrdeutigen
Begriffsinhalk des Fremdworles umfasse. Aber liegk
nicht gerade in der Bieldeuliglieit häufig die
Schwäche des Freindworkes? Mir haben in unserer
Mukkerspraäze fast iininer slir jeden der allenfalls
gemeinlen ünhalte einen besonderen, elndeullgen
Ausdrucli. Suchet, so werdet ihr sinden!

Dann aus k ü n st l e r i s ch e n Grllnden. Eine
Zellschrisk, die sich „Kunsl und tlugend" nennt, darf,
obwvhl sie zunächst dem bildnerischen Gestnlten dlenen
will, auch Iin Workgestalten die Gesehe des kllnst-
lerischen Geskalkens nicht verlehen. Dns oberske
Geses, alleS kllnstierllchen Geslnllens isl dns der Lin-
helklichkeit. Aedes Fremdwork, dns sich in einen
deukschen Aufsas, einschleichk, sprengt aber die Ein-
heiklichkeik, eben weil es ein wesenssrenides Besland-
teil isl. Man achte nur darauf, wie viel schöner
ein Sas, beim lauten Lesen klingt, wenn wir ein
Fremdwort, das sich eingeschlichen hak, durch elnen
Ausdruck unserer Mutkersprache ersehen.

Endlich alleröings auch aus v a k e r l ä n d i s 6z e n
Grllnben. tlnsere Multersprache Isl unser keuerskLS

Bolksguk. Sle ist das einzige eiuigende Band, das
alle Deulsäzen umschliebt, zu einer Bolksgenieinsäzafk
zusaniinenbindet. Sie rein zu erhallen, musz darum
eine ernske Sorge iedes Bvlkserziehers sein. Wer
seine Nede unö Schrifk aus Eikelkeik oder Nachlässigkeik
mik einem Aufpus; von Freindwörkern verschandelk,
verslindigt siä) bewußt oder unbewuszt an der Bolks-
gemeinschaft.

Besonders lächerliä) wirkt das bei svgenniinten
Bolksbildnern, öie in Bolksbildungsvereinen und
Bolkshochschulen käkig sind. Wir wiesen schon eininal
daranf hin, wie viel da heute nainentlich von solchen
aesllndigt wird, die vorgeben, dein Bolk die Ge-
heiinnisse der bildenden Kunsl erschliesjen zu wollen.
DaS Schriflkuin liber Kunst isl jn ein Hnupkkuinmel-
plns; der Frenidworlseuäze. Lllan glaubt wohl, „ge-
lehrl", erhaben uber das „Bolk", an daS inan sich
wendet, zu erscheinen, menn inan AuSdrticke wie
BnsiS, Kapitell, EnkasiS, Archilrav, Geisvn, Slma
herunterschnurren und von „piltoresken Sloffen"
„pastoser Malerei" und dergleichen Unsinn guatsäzen
kann. — Fnuler Zauber!

Mer seine Sache wirklich beherrscht und von Herz
zu Zerzen redet, braucht diesen Plunder nichl, ja
er verahscheut ihn. Lns;k uns daS gesagl sein: Wenn
wir Ansprnch erheben wollen, deulsche Kunskerzieher
u sein, so mus; uns vor allem daran gelegen sein,

er d e u k s ch e n 2 u g e n d die d e u l s ch e Ku n sl
in deutscher Spra 6) e zu e r s 6) l i e s; e n.
Dnzu gehörk aber, wie dle Sache heuke skeht, slrenge
Selbskzucht. G. K o l h.
 
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