Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0046

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
79

Sammlungen — Vermischtes — Literatur

80

bemerkbar. Arbeiten von Isselmann, Nauen und Seehaus
gaben vor allem eine Vorstellung von dem Streben nach neuer
künstlerischer Form auf dem Gebiete der Schwarzweißkunst.
Weitere Ausstellungen werden im November folgen.

SAMMLUNGEN
Hannover. Professor Hugo Vogels letzte Schöpfung,
ein Doppelbildnis Hindenburgs und Ludendorffs,

wurde dem städtischen Museum von zwei hochherzigen
Bürgern als Geschenk überwiesen. Das große Bild ist im
Hauptquartier Ost zu Lotzen entstanden und zeigt die
beiden Strategen in einem kleinen einfachen Zimmer vor
einem mit Karten bedeckten Tisch. Links sitzt in gelassener
Ruhe der Feldmarschall, rechts hinter dem Tische steht
sein Generalstabschef und beugt sich, das Einglas vor das
Auge haltend, über die Karten, als wolle er den eben ent-
wickelten Plan des Feldherrn einer Nachprüfung unterziehen.
Die Züge der beiden Männer sind von sprechender Ähn-
lichkeit, denn der Künstler hatte bei seinem langen Aufent-
halt in der Umgebung Hindenburgs Gelegenheit zu ein-
gehendem Studium. So wird das große Gemälde der
Nachwelt die Züge der erfolgreichen Führer in großer Zeit
wahrheitsgetreu überliefern und gleichzeitig dem segens-
reichen Zusammenwirken derOstpreußenbefreier ein dauern-
des Denkmal setzen, für das dis Stadl, die Hindenburg zu
ihren Ehrenbürgern zählt, den Spendern aufrichtig Dank
wissen wird. e. K-s.

Über die Königlichen Sammlungen in Dresden

bringt das Dekret an die sächsischen Stände betreffend
deren Verwaltung und Vermehrung in den Jahren 1912 und
1913 einiges Bemerkenswerte. Die so notwendige und längst
in Aussicht genommene Erweiterung der Räume der Skulp-
turensammlung hat leider verschoben werden müssen. Das
Hauptstaatsarchiv ist zwar aus dem Albertinum in ein
eigenes neues Gebäude gebracht worden, und seine früheren
Räume stehen für die Skulpturensammlung zur Verfügung.
Aber die Kosten für die bedeutenden Umbauten sind zu
hoch, als daß sie dem Staat jetzt während des Krieges zu-
gemutet werden dürften. Dagegen soll der Bau des neuen
Galeriegebäudes im Jahre 1916 beginnen. In dem neuen
Museumsgebäude für die naturwissenschaftlichen Samm-
lungen hat Geh. Hofrat Prof. Dr. Bestelmeyer, der inzwischen
nach Berlin übergesiedelt ist, die Pläne beinahe vollendet.
Doch muß auch dieser Bau verschoben werden. — Aus
dem Vermehrungsvermögen, aus dem Fonds für die heutige
Kunst und aus dem von Römerschen Fonds (für das Kgl.
Münzkabinett) wurden 1912/13 im ganzen 373022,73 M.
ausgegeben; es blieb ein Kassenbestand von 5899,62 M.
Die eigenen Einnahmen der Sammlungen — aus Eintritts-
geldern und aus dem Verkauf von Katalogen — betrugen
199727,62 M., das sind 83377,92 M. weniger als in der vor-
aufgehenden Haushaltsperiode, in die die Hygiene-Aus-
stellung 191 1 fiel, die Dresden und damit auch den Kgl. Samm-
lungen einen so gewaltigen Zustrom von Fremden brachte.

VERMISCHTES
Glasmalereien nach Thomaschen Gemälden. Der

bekannte bilderreiche Jahres-Zyklus im Karlsruher Thoma-
Museum hat nunmehr eine neue Verwendung gefunden.

Prof. W. Süs-Karlsruhe hat im Einvernehmen mit Thoma
einige der wichtigsten Bilder für Glasmalerei übertragen.
Das Werk ist in der neuen Stilfassung über Allerheiligen in
der Drinnebergschen Glasmalereiwerkstätte öffentlich aus-
gestellt gewesen und geht von da an seinen Bestimmungsort
nach Frankfurt a. M., wo es in der Sammlung des Auftrag-
gebers Konsul Kotzenberg aufgestellt werden wird. Von den
Festzeiten sind die »Ruhe auf der Flucht«, das »Lehramt*,
die »Kreuzigung«, das Chaos der »Unseligen« und die »Ge-
filde der Seligen« in verschiedenen Größen verwendet
worden. Die zwölf Monatsdarstellungen der Eingangswand
wurden zusammengefaßt in zwei Fenster. Die im Motivi-
schen sich streng an Thomas Original haltende Fassung hat
nur im Farbigen und Linearen die der Glasmalerei gemäße,
stilistisch gebotene Vereinfachung und Urnwandlung er-
fahren und kann als trefflich gelungen bezeichnet werden. —
Meister Thoma selbst arbeitet an neuen hellen Landschaften
größeren Formates und kleineren Figurenbildern, nachdem
er im Laufe von 1915 bereits eine Reihe von 40 landschaft-
lichen und figuralen Platten radiert hat. Bgr.

LITERATUR

Paolo D'Ancona, La Miniatura Fiorentina (Secoli XI
—XVI). Vol. I: Testo e tavole, Vol. II: Catalogo de-
scrittivo. Firenze 1914, Leo S. Olschki Editore.

Das lange erwartete Werk D'Anconas über die Flo-
rentiner Miniaturmalerei ist, von einem deutschen Verleger
in Florenz, Leo S. Olschki, verschwenderisch ausgestattet,
trotz des Krieges vor einigen Monaten erschienen. An
eigentlichen Vorarbeiten auf diesem Forschungsgebiete hat
es, abgesehen von Gaetano Milanesis 1850 erschienener
und nach der stilkritischen Seite ganz unzulänglicher »Storia
della Miniatura Italiana« bis jetzt gefehlt. So hat D'An-
cona das ungeheure, heute in alle Winde zerstreute Denk-
mälermaterial von Grund auf und zum ersten Male durch-
arbeiten müssen. Eine zehnjährige Tätigkeit und Reisen
in fast alle großen Kunststätten Europas waren hierzu er-
forderlich.

Das groß angelegte Werk hat den Charakter eines
Kompendiums erhalten, das sich aus zahlreichen Einzel-
beschreibungen zusammensetzt. In zwei Bände ist es ein-
geteilt. Im ersten Bande wird uns die Geschichte der
Florentiner Buchmalerei von den Anfängen bis tief in das
16. Jahrhundert hinein geboten, während auf 110, meist
vorzüglichen Lichtdrucktafeln die Hauptwerke des ein-
schlägigen Denkmälerbestandes wiedergegeben werden.
Der zweite Band enthält ein beschreibendes Verzeichnis
der zu übersichtlichen Gruppen vereinigten Bilderhand-
schriften, nicht weniger als 1717 an Zahl.

Da sich die große Veröffentlichung nicht an die All-
gemeinheit, sondern an den engeren Kreis der Fach-
genossen wendet, so ist es uns nur darum zu tun, an
dieser Stelle darauf hinzuweisen. Inhalt und Darstellung
sichern ihr einen Ehrenplatz in der Literatur über italie-
nische Kunst, und den Segen einer solchen sorgfältigen
und gründlichen Arbeit wird vor allem der ermessen
können, der weiß, mit welchem Ballast von Mißverständ-
nissen und Irrtümern der Forscher auf dem Gebiete der
italienischen Buchmalerei sich bisher schleppen und plagen
mußte. fl

Inhalt: Berliner Ausstellungen. Von O. — Kunstbestrebungen in Worms. Von E. O. — Ernst Roeber t; Salvador Sanpere y Miquel t; August
Le Gras t; D. Pablo Bosch f. — Altertumsfunde auf der Halbinsel Gallipoli. — Ausstellungen in Düsseldorf und Bonn. — Dopp'elbildnis
Hindenburgs und Ludendorffs im städtischen Museum in Hannover. Die Kgl. Sammlungen in Dresden. — Glasmalereien nach Thoma-
schen Gemälden. — Paolo D'Ancona, La Miniatura Fiorentina (Secoli XI-XVI).

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G.m.b.H., Leipzig
 
Annotationen