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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1/2) — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44126#0061
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Er habe stundenlang die
,,—.. 7lcrven wären längst ge-
Wen. Erst, als man die Sicherheitsbeamlcn blutüberströmt in den
Attchstag brachte, als die Gefahr bestand, daß die Masten in dis Hous
^drangen, und als die^öeamtcn sich in äußerster Lebensgefahr befan-
^vssprache wandten sich die Redner scharf gegen die gestrigen Vorfälle
VN Funktionär der Ä.E.G., Brunnenstraße, machte interessante Mittei-
W>gen über den Terror der Radikalen, mit dem die Demonstration er-
^etrwb werde um 12 Uhr geschlossen. Wer den Betrieb vorher verlasst
m entlasten. Dieses Mittel wirkte so gut, daß von NOM Ai

Aus dem Parteileben.
Berliner Parteifunktionäre zu den Borgäugen im Reichstag.
Die Funktionäredermehrheits sozialistischen
^rdeiterundAnge st eilten in den Groß-Berliner Betrie-
traten am Mittwoch nachmittag im Kriegervereinshaus in der
^yausfeestraße zusammen. Die Versammlung gestaltete sich zu einer
^mistigen Kundgebung gegendicPutsch taktikder U.S.P.
Utch K.P.D.
, Der Vorsitzende, Ministerialdirektor Franz Krüger, stellte zunächst
stn, daß ein großer Teil der an den Zügen Beteiligten gezwungener-
^Mcn dis zum Reichstag mstgegangen sei, dann aber, als die Kontrolle
Asddrle, abschwenkte. Es sei durch Zeugen bekundet worden, daß in den
^«trieben und während der Demonstration es von gewißen Elementen
w» Ausdruck gebracht wurde, daß man von vornherein bei der Dcmon-
üration mit blutigen Zusammenstößen rechnete. Bei einer Lichtenberger
Mma habe noch am gestrigen Mittwoch der Unabhängige Grawe die Ar-
^«erschüft aufgefvrderr, sich Waffen zu verschaffen und jeden „grünen
Lausejungen" niederzuschießcn. Es solle sich auch jeder mit Brechstangen
Ersehen, um im Fall der Not überall eindringen zu können. Die Sicher-
^stspolizei habe sich musterhaft rücksichtsvoll benommen. Das Vor-
ehen der Regierung sei durch das Treiben der U.S.P. und K.P.D. her-
"^gerufen worden. Diese Parteien hätten es sich selbst zuzuschreiben.
. Hierauf sprach Abg. S o l l m a n n - K ö l n. Lr wies darauf hin,
iW, als die Schießerei begann, die U.S.P.-Abgeordneten sich im sicheren
Sitzungssaal befanden. Die ersten Verwundeten seien nicht bei den Mas-
st», sondern bei den Schutzleuten gewesen. Er habe stundenlang die
"»mmesgeduld dieser Leute bewundert. Seine Nerven wären längst ge-
Wen. Erst, als man die Sicherheitsbeamlcn blutüberströmt in den
^ttchstag brachte, als dic^ Gefahr bestand, daß die Masten in drs Hous
habe man zu den Mascchnengcwehren gegriffen.
. '.7.
jungen werden sollte. Die Unabhängigen gaben die Parole aus, der
Betrieb werde um 12 Uhr geschloßen. Wer den Betrieb vorher verlasse,
lei entlasten. Dieses Mittel wirkte so gut, daß von 9000 Ar-
beitern des Werkes nur 500 um 12 Uhr Schluß machten.
In der Entschließung, die darauf gegen 5 Stimmen zur An-
»ahme gelangte, werden die Todesopfer bedauert und wird die Derant-
^vrluna für die beklagenswerten Zwischenfälle den Unabhängigen und
Kommunisten zugeschrieben. Gleichzeitig wurde betont, daß der von der
Regierung verhängte Ausnahmezustand unter diesen Umständen eine Not-
wendigkeit gewesen sei.

Soziale Rundschau
O Außerordentliche Landssversammlung der Freien Bereini-
gung badischer Krankenkassen. In Karlsruhe fand eine von
^02 Kasienverlretern, sowie Vertretern des Arbeitsministeriums des
Hrrsicherungsamtes und der Landesversicherungsanstalt besuchte
Außerordentliche Landesversammlung der Freien Vereinigung bad.
Krankenkassen statt, die sich mit der Regelung der kassenärzt-
lich e n V e r t r ä g e für das Jahr 1920 befaßte. Vorsitzender W.
D v f - Karlsruhe referierte über die Berliner Verhandlungen und
!<Äte den neuen Tarif vor. Nach diesem beträgt der Pauschbetrag für
I«des Mitglied und Jahr mindestens 8 Mk. und höchstens 13 Mk.
^'»schließlich der Bezahlung der Fachärzte. Wegegebühren werden
sonders vereinbart. Einzelne Leistungen werden mit 2 bis 3 Mk.
vergütet. Für Baden ist noch em besonderer Passus in den Tarif
^»gefügt worden, der ein weiteres Entgegenkommen in der Hono-
rierung der Aerzte darstellt, um den heutigen Teuerungsverhältnissen
A entsprechen. Ein Zwang, über den Höchstbetrag von 13 Mk.
Rauschnlhonorar hinauszugehen, besteht jedoch nicht. Was die
Ivegegebühren anbelangt, so wünschte der Referent, daß die Gemein-
en durch Zuschüße hier unterstützend eingriffen. Ferner regte er
Errichtung einer Aerzterevisivnsstelle an. — In der nun sol-
iden Aussprache fand der Tarif im allgemeinen Zustimmung und
A emer einstimmig angenommenen Entschließung die Billigung der
'Versammlung. Diese hörte sodann noch ein Referat von Rezept-
^dssvr Dörlam - Karlsruhe über den Entwurf eines Landes-
^pothekervertrags. Im weiteren Verlauf der Tagung
Wurden noch Entschließungen angenommen über die Erhöhung der
^rundlöhne auf mindestens 20 Mk., um eine Erhöhung der Kran-
Angelder durchführen zu können, ferner über die Mitarbeit an der
fchlung des Fürsorgegesetzes. In einer weiteren Entschließung sprach
och die Versammlung dahin aus, daß sie eine Verschmelzung
dem Verband Bad. Krankenkassen (Offenburg) begrü-
würde. Schließlich wurde noch der neue Tarif mit dem Ver-
»and der Büroangestellten der Krankenkasten durchberaten.
* Eine Zentralisation der Siedlungsgenostenscbatten. Dele-
p'erte von Bau- und Siedelungsgesellschaften von München, Ham-
Stettin, Leipzig und anderen Großstädten hatten sich gestern
Uominengefunden, um eine sich über ganz Deutschland erstreckende
" r n t r a l st e l l e für das Siedelungswesen zu errichten.
Espe Banarbeitergenostenfchaft in Karlsruhe. In einer
^«uarbeiterversammlung wurde eine Genossenschaft ge-
kündet. Sie führt den Namen „Selbsthilfe". Mitglieder kön-
nur genossenschaftlich organisierte Baufachleute werden. Die
Bauarbeiter wollen durch die Genostenschaft Bauarbeiten selbständig
"»»rnehmen. Das Eintrittsgeld beträgt 10 Mk. Der Geschäfte
"»teil 100 Mk. ist bei der Anmeldung zahlbar.
» r Die Lage des Arbeitsmarktes. In der Berichtswoche vom
I 9-Dezember 1919 bis 4. Januar 1920 ist die Zahl der Erwerbs-
noch weiter gestiegen von 8295 in der Vorwoche auf 8552,
zum größten Teil auf vorübergehende Betriebseinstellungen im
Astrk Mannheim infolge Hochwassers zurückzuführen ist. Die
o» Zulage ist in den einzelnen Industriezweigen weiterhin als
Ds»stig zu bezeichnen mit Ausnahme des Nahrungs- und Gcnuß-
ä"'ielgewerbes. Dringend gesucht werden immer Mädchen für die
Landwirtschaft, die melken können, sowie für häusliche Dienste, da-
^den Ofensetzer. Simsformer, Elektromonteur?, Kessel- und Kupfer-

Badische Politik.
Bayerische Bolkspartei und badisches Zentrum.
Lr. Bekanntlich hat der Landesparieitag der Bayerischen Vojks-
»arkei (d. i. das bayerische Zentrum) auf Vcranlastung der Freunde
Dr. Heim einen Antrag angenommen, die Arbeitsgemeinschaft
-N't der Zentrumsfraktion des Reichstags sofort zu lösen. Zu die-
Ar Beschluß nimmt nun der „Badische Beobachter"
Wellung, indem er seinen bayerischen Freunden folgende Ohr-
'*«8» gibt:
„Wir können nicht glauben, daß der Parteitag in München
wirklich das letzte Wort in dieser Richtung gesprochen hat. Wir
falten den Beschluß für unheilvoll, wie wir eine Führung
durch Dr. Heim für bedenklich halten. Dr. Heim hat im
«entrum bei all seinen hervorragenden Kenntnissen und seiner
Arbeitskraft, schon öfters eine zweifelhafte Rolle ge-
zielt. Von seiner Führung erwarten wirnichtsErsprieß-
'iches. Deutsch ist die Heimsche Politik nicht.
Und wer zu einer soliden Lösung der deutschen und der so drin-
genden preußischen Frage beitragen will, der darf , sich nicht
hinter Heim stellen."

Xu» Ai» »in» höchst einfache und logische Sache, die auf jedem Gebiet
Nutzen bringen kann. Wäre das Ziel erst schon erreicht. Letzterer
beherrschte auch zum größten Teil die Aussprache. Diese war
lebhaft. Erfreulicherweise war man sich im Prinzip vollständig
Man trat im allgemeinen für die recht baldige Verschmelzung,
' die Gründung des Volksbund für Sport- und Körperpflege ein.
Epvrt-Berein Darmstadt — B. s. B. Heidelberg. Am kommenden
s»I°i nachmittags ^3 Uhr, treffen sich zum fälligen Liga-Verbands-
»b'ge Mannschaften auf dem Sportplatz« bei der neuen Kaserne. Vvr-
Dfsten sich die unteren Mannschaften von Fußballgesellschaft Union
7 f. B. zur Fortsetzung der Pokalspiele. Beginn der Spiele der
»Kunde vormittags 9, 1^11 und )H1 Uhr.

schmiede, Former, Gießer, Holz- und Kellerküfer, Möbeljchreiner,
Modellschreiner, Wagner, Schwellenhauer und Schneider. — Ent-
lassungen mußten wieder vorgenommen werden infolge Bc-
tricbseinschränkungen und Schließungen, wovon insgesamt 258
männliche und weibliche Arbeitskräfte betroffen wurden. Die Zi-
garettenfabrik Batschari in Baden-Baden konnte in der Zeit vom
17.—31. Dezember 1919 zur Aufarbeitung von Rohtadakvorräten
128 Männer und 255 Frauen beschäftigen. — Für Erwerbs-
losenunter st ützungcn wurden in der Berichtswoche 258 928
Mark, in der Vorwoche 284 203 Mk. verausgabt.

Volkswirtschaftliches.
Wo bleiben die Protokolle der Lozialisierungskonunission?
Unter dem Titel „Amtsgeheimnis" veröffentlicht die „Franks.
Zeitung" folgende Zuschrift, der wir restlos zustimmen:
Die Demokratisierung Deutschlands, die in der Wei-
marer Verfassung ihren bewußten, starken Ausdruck gefunden hat,
leidet in der Verwaltung unter dem gewaltigen Beharrungsver-
mögen, wenn nicht gar dem direkten Widerstand der Männer des
„ancien regime" und der Unfähigkeit vieler Minister, sich gegen ihre
Geheimräte durchzusetzen.
Eine der wesentlichsten Eigentümlichkeiten der Bureau-
kratie ist, wie Max Weber an dieser Stelle vor einem Jahr so
glänzend ausgeführt hat, der Wunsch, aus ihren Kenntnissen ein
Amtsgeheimnis zu machen und durch die Vorenthaltung
von Mitteilungen die Kritik und die positive Arbeit nichtamtlicher
Personen zu erschweren. Keines der alten Prinzipien ist weniger
mit der Demokratie vereinbar als diese Geheimniskrämerei, wo
immer sie irgendwie vermeidbar ist.
Anfang Dezember 1918 ist die S v z i a l i s i e r u n g s kom-
mt s s i o n auf Berufung der Vvlksbcauftragten zusammengetreten.
Im März 1919 hat sie ihr Amt niedergelegt, weil ihr die Weiter-
arbeit unmöglich gemacht worden ist. Der Oeffentlichkeit ist außer
dem Vorbericht über die Sozialisierung des Kohlenbergbaues und
einiger kleineren Publikationen über die Arbeiten der Kommission
nichts bekannt geworden, obwohl die Kommission selbst, obwohl
zahlreiche Männer der Wissenschaft und Praxis dutzendemale die
Forderung erhoben haben, zum mindesten die stc n o g r a p h i s ch en
Berichte über die Sitzungen der Kommission zu ver-
öffentlichen. Sie schlummern oder vermodern in den Archiven des
Reichswirlschaftsamts. Große Projekte über die Regelung des
Kohlenbergbaus tauchen auf. Das deutsche Volk hat ein Recht
darauf, das große Maß von positiven Tatsachen und wertvollen
Ratschlägen, das in den Protokollen dieser Sitzungen von Männern
aller Berufsklassen und Parteirichtungen niedergelegt ist, endlich
kennenzulernen. Die Vvrenthaltung dieser Protokolle muh allmäh-
lich den Eindruck machen, daß das Reichswirtschaftsamt sich vor
einer Veröffentlichung fürchte.

AAL Stadt und Land.
Ein Kapitel zu den Sledlungsbauten.
Dic Siedlungsgcjellschaft „Badische Pfalz", die sich zur Ausgabe ge-
macht hat, in den Ortschaften der Amtsbezirks Heidelberg Siedlungshäu-
ser zu erstellen, um Kriegsteilnehmer und kinderreichen Familien für einen
angemessenen Preis ein eigenes Heim zu veychaffen. Man wollte auf
diese Äveise die Wvknunasnvt erfolgreich bekämpfen. Die Gemeinden
standen dem Gedanken sehr wohlwollend gegenüber und beteiligten sich
mit ganz beträchtlichen Summen an dem Unternehmen. Dic Mohnungs-
vcrhaltntzsc liegen ja gerade in den Ortschaften sehr im argen, warum
sollten da die Gemeinden nicht beispringen. Auch der badische Staat
wollte einen beträchtlichen Zuschuß leisten, sodaß ein Siedlungsbau unge-
fähr auf 8500 Mk. zu stehen kommen sollte. Dies Angebot war ver-
lockend genug, daß sich eine große Anzahl Bewerber meldeten und es
mußte eine engere Wahl in den einzelnen Gemeinden vorgenommen wer-
den. Dic wirklich Bedürfligcn wurden zunächst vorgezogen. Mancher
Arbeiter glaubte seine schönste Hoffnung in greifbare Nähe gerückt. Nun
sollte es an dic Arbeit gehen, die Plätze wurden zum Teil ausgesucht. Es
wurde mit dem Bauen begonnen und bis Herbst sollte ein Teil schon
fertiggestellt sein. So einfach war die Sache aber nicht. Offenbar man-
gelte es an Rohstoffen. Die Bauerei ging einfach nicht vorwärts und
Helt steckt die Angelegenheit noch in ihren Anfangsstadien. Nun kommt das
dicke Ende. Die Verhältnisse haben sich verschoben und die Siedlungs-
gesellschaft „Badische Pfalz" kann zu dem Preis nicht mehr bauen. Tin
Siedlungsbau für ein Einfamilienhaus kommt nunmehr auf 18 000 Mk.
Dies erklärte gestern einigen Interessenten, die von der Sache Wink be-
kommen hatten, bei einer Versprechung in der Siedlungsgescllschaft Herr
Dr. Schröder. Weiter erplärte dieser Herr, daß die Bürgermeister-
ämter hiervon verständigt würden. Welchem Arbeiter ist es möglich dic
Zinsen aufzubringen für ein solches Kapital. Viele der Beteiligten haben
schon eine Summe Geld einbezahlt und nun so ein Reinfall. Es müssen
hier Mittel und Wege gefunden werden, um den Beteiligten zu ihrem
Recht zu verhelfen. Es geht doch nicht an, daß man diesen Leuten, die
alle im schwersten Kampf um das tägliche Brot flehen, eine solche Auf-
bürdung aufläd, unter der sie zusammenbrechcn müssen und bei dieser Ge-
legenheit ihre Sparpfennige noch einbüßen. Die Siedlungsgescllschaft ist
doch ein gemeinnütziges Unternehmen. Oder glaubt sie vielleicht, daß die
Gemeinden den Zuschuß leisten, das wollen schon von vornherein dic Be-
teiligten nicht, denn gerade in den Orten würde ein solches Vorgehen viel
böses Blut schaffen.
Dic betroffenen Interessenten des.ganzen Amtsbezirks einschließlich
Schriesheims treffen sich am Sonntag, nwrgcns 10 Uhr, im „Artushos",
um zu dieser Angelegenheit Stellung zu nehmen. Sie werden, das ist
sicher, energisch auf ihrem Recht bestehen und werden alles daran setzen
sich auch durchzusetzen.

Einen künstlerischen Unterhaltungsabend veranstalten am Sams-
tag abend im „Artushos" die Teilnehmer am Gozialisicrungskurs des
Gen. Dr. Kraus. Der Abend r.rspricht einen hohen Genuß. Alle An-
gehörigen der Kursteilnehmer, Genossin und Freunde sind eingcladen.
(Näheres siehe Inserat.)
* Prämienzahlung für B otgetreide, Gerste und Kartoffeln. In der
am Montag, den 12. d. M. im Bezirksratssaal in Heidelberg stattgchabten
Besprechung der Geschäftsführer der ländlichen Kommunalverbände Ba-
dens wurde folgende „Resolution" abgefaßt, die sich gegen die Verord-
nungen vom 18. und 20. Dezember v. Is. über Prämienzahlung für Brot-
getreide, Gerste und Kartoffeln wendet.
An Minister Remmele, Ministerium des Innern.
Die in Heidelberg versammelten Geschäftsführer der ländlichen Kom-
munalverbände Badens erlauben sich, gezwungen durch Pflichtbewußtsein
und Verantwortung und in Sorge um die Vvlksernährung, folgende ernste
Vorstellung:
Die Durchführung der Verordnung vom 18. und 20. Dezember über
Prämienzahlung für Brotgetreide, Geiste und Kartoffeln nach Maßgabe
des Rundschreibens der Reichsgetreidestell: ist für die badischen Verhält-
nisse mit überwiegend Klein- und Zwergbetriebe technisch unmöglich, ganz
abgesehen von entstehenden großen zwecklosen Kosten und ungeheuren
Arbeit.
Das von der Reichsgctreidestellc auferlegte Liefersoll stützt sich durch-
weg auf statistisch falsche Zahlen. Festgestellt ist, daß einzelne Kommunal-
verbände eine viel zu niedere, andere eine unmöglich hohe Auflage ohne
Angabe der Grundlagen für die Zahlen erhalten haben. Verfügte Prä-
mienzahlung ist ausnahmslos ungerecht, wirkt verstimmend und keines-
wegs anreizend, sie erweckt berechtigtes Mißtrauen gegen die Kommunal-
verbände, da bereits zugestelltcs Liesersoll grundlegend geändert werden
mühte. Sofortige Auszahlung brächte ungeheure Verwirrung. Dic Aus-
setzung des Verfügten Prämienzahlung, wie bei Kartoffeln, daher unum-
gänglich erforderlich.
Eingehende statistische Unterlagen sämtlicher ländl. Kommunalver-
bände folgen.
Vom Gemeindeverband Heidelberg-Land wird uns geschrieben: Der
Verband der Bäckerinnungen Badens ist beim Ministerium angt»wts der
erheblichen Steigerung der Geschäftsunkosten und im Hinblick auf die
allgemeine Teuerung der Lebenshaltung mit dem Antrag vorstellig ge-
worben bei der Brotpxeis-Erhyhung der Mehrbelastung im Backer -
geweroc-/ Gewährung eines entzprechend höheren Verdienstes ech-
nurw -u tragen. Nachdem der Ausschuß des ^cmeindcverbands Heidel-
berg-Land nach den früheren Richtlinien die Preise in der am „9. v. M.
stattgesundenen Sitzung festgesetzt hatte, traf am 3. d. M. der Erlaß
des Ministeriums des Innern Nr. rO3 187 ein, worin in „»uoerung
des Erlaßes vom 23. Oktober v. I. Nr. 83 28« bestimmt wird, oaß auf
Grund des 8 67 der Reichsgetreideordnung vom 18. Mai 1919 bei
Berechnung der preise dem Druttoverdienst des Bäckers der Mehrauf-

wand für Kohlen, Hefe, Erhöhung der Umsatzsteuer, sowie sonstige erhöhte
.. usgaden für direkte Steuern, eoas, Wasser, Elektrizität usw. zugefeyMgea
wird. Der Ausschuß hat daher in seiner gestrigen Sitzung die am 29.
v. M. festgesetzten Preise einer Neuregelung untcrzicbcn müssen. Wir
verweisen dieserhalb auf die Bekanntmachung im Anzeigenteil dieses
Blattes.
* Ein Revolverheld. Nach vorausgegangenem Streite in der Wirt-
schaft zur „Pfalz" in Dielheim, Amt Wiesloch, feuerte der Wagner
Stadter auf den Taglöhner Loyer 5—6 Schüsse aus einem Revol-
ver ab. Glücklicherweise erhielt Layer nur leichte Verletzungen am rechten
Unterarm. Der Täler wurde verhaftet.
* Diebstähle. Dem Wagner Mathias Osteringer in Rettig-
Heim wurde ein trächtiges Schaf im Wette von 500 Mk. gestohlen. —
Dem Landwirt Peter Weigel in Oberhof bei Wiesloch ZsH Zentner
Tabak im Wette von 1200 Mk.
* Verhaftet wurde eine Ladnerin unter dem Verdachte des Diebstahls
von Blusen.
* Zur Anzeige gebracht: Lin Hausierer, der einem hiesigen Kauf-
mann seine Fahrradmäntcl zerschnitten hat; ferner ein Lisenbahnarbefter
und besten Sohn aus Handschuhsheim wegen Jagdvergehens.
1. Kirchheim, 12. Ian. (Generalversammlung.) Am Sonn-
tag, den 11. Ian., hielt der Arb.-Gesangverein seine Generalversammlung
im Pfälzer Hof ab. Der 1. Vorsitzende Hch. Theobald eröffnet« die
Versammlung mit folgender Tagesordnung: 1. Jahresbericht, 2. Kassin-
bericht, 3. Neuwahl des Gcsamtvorstandes. 4. Stellungnahme zur Mv-
natsbeitragserköhung. 5. Verschiedenes. Die Versammlung wurde mit
dem Männerchor „Morgenrot" eröffnet. Der Vorsitzende Theobald
gedachte vor Eintritt in die Tagesordnung der im Jahre 1919 verstorben
nen Sangesbrüdcr. Der Jahresbericht, vom "Vorsitzenden erstattet, wurde
von den Sängern entgegengenommen. Nach Anhörung des Kasten-
berichtes wurde dem Kassier Rudolf Entlastung erteilt. Als 1. Bors,
wurde wieder Hch. Theobald, zum 2. Bors. Adam Gottfried,
zum Kassier Ioh. Rudolf, zum Schriftführer Jakob Gottfried,
zu Revisoren Karl Schmitt, Christian Oehlenschläger, zum
Unterkassier Ludw. Steide! und als Bücherwatt Karl Rönisch ge-
wählt. Der monatliche Beitrag mußte erhöht werden. Sangesbruder
Adam Schwcbler begründete den Antrag. Der Antrag, den Monats-
beitrag von 30 auf 50 Pf. zu erhvyen, wurde genehmigt. Zu Punkt Ver-
schiedenes wurde beschlossen, das in der Sängerzeitung angeführt« Gedenk-
blatt für die im Kriege gefallenen Sänger anzuschafsen. Weiter wurde
beschlossen, im Februar einen unterhallungsabend abzuhalten, ferner im
Laufe des Sommers ein großes Volksfest in Gemeinschaft mir den übrigen
Arbeitervereinen zu veranstalten. Mit dem Sängergruß wurde Vie Ver-
sammlung geschlossen.
Osterburken, 15. Ian. (Zur Wohnungsnot.) Auf unfern in
der Nummer vom 6. Januar unter obiger Spitzmarke gebrachten Artikel
eriuchl uns das Wohnungsamt um Aufnahme folgender Berichtigung:
„Auf Grund des 8 11 des Pressegesetzes ersuchen wir um nachstehende
Berichtigung: Dic Angaben des in dem „Eingesancn" Osterburken vom
7. Ian. d. I. (zur Wohnungsnot) in Nr. 6 Ihres Blattes über die
Wohnräume des Herrn Brauereibesihers Karl Hofmann hier sind un-
wahr. Wahr dagegen ist folgendes: Herr Hofmann hat mit seiner
Familie und seinem Dienstpersonal auf Grund der gegen Wohnungsnot
crlastenen gesetzlichen Bestimmungen sechs ,--immer zu beanspruchen.
Diese 6 Wohnräume verteilen sich wie folgt: Im Erdgeschoß ein Ge-
schäftszimmer und ein Zimmer mit einem 8 Ouadraimelcr großen Vor-
raum, im ersten Stock 3 Zimmer und ein Mädchenzimmer mit durch
Bretterverschlag abgeteiltem, acht Quadratmeter großem, unheizborem
Vvrratsraum. In das noch vorhandene 7. Zimmer hat sich Herr Hof-
mann lange vor dem Fall des Wohnungssuchenden Kriegsteilnehmers
bereiterklärt, einen Linzelmieter aufzunehmen; auch nimmt derselbe ein
„Wiener Kind" in Pflege. Außerdem ist ein 8. Zimmer vorhanden, in
welchem die alleinstehende Schwester des Herrn Hofmann wohnt, ihre
Möbel stehen und aus welche dieselbe SitzgerechtiAeit hat. Herr Hof-
mann hat auf dieses Zimmer keinen Anspruch. In das Brauereigebäude
eingebaut ist das frühere Knechtszimmer, ein Lokal, das demnächst auf
Anordnung bet Fabrikinspcktion als Aufenthaltsort für das Brauerei-
persona! in Benützung kommen soll. Aus diesen Tatsachen geht klar
hervor, daß die gegen das unterzeichnete Wohnungsamt erhobenen An-
schuldigungen haltlos sind. Wohnungsamt: Bauer, Bürgermeister, Faul-
haber, Gemeinderat, Rödder, Gemeinderat.
Unser Mitarbeiter beharrt auf seiner Aussage und sendet uns fol-
gendes Schreiben: Osterburken, den 13. Ian. Vereheliche Redaktion!
Meine Angaben entsprechen voll und ganz den Tatsachen. Herr Hof-
mann hat 11 Wohnräume. Allerdings ist das Zimmer seiner Schwester
hier mitgerechnet. Diese wohnt jedoch in Heidelberg, was dem Wohnungs-
amt bekannt ist. Die Wohnungskommission hat auf die Notiz in Ihrer
Zeitung die Wohnung nachgeschen, allerdings nur teilweise, was eben
Herr Hofmann bereitwilligst vvrgezeigt hat. Ls ist auch der Kom-
mission bekannt, daß mehr Räume vorhanden sind, ober gegen eine solche
Ortsgröße hat sie keinen Mut, vorzügehen. Herr Hofmann meinte
sitzt, cs könne ihn nur von seinen Arbeitern einer verraten Kaden, da
cs doch sonst niemand so genau weiß, ist auch sitzt sehr aufgeregt ob
dieser Freveltat. So geht es, wenn man die Wahrheit nicht vertragen

Wlk NWMSM ttl LMkWs.
Berlin, 16. Ian. (W.B.) Im in- und ausländischen Telegra-
phenverkehr bestehen infolge zahlreicher, noch nicht gehobener Lei-
tungsstörungen noch erhebliche Verkehrsschwierigkeiten. Mit Frank-
reich besteht noch keine Verbindung, der Verkehr mit England und
Holland wurde wieder ausgenommen. Im Fernsprechverkehr Berlin
sind noch einige 70 Fernleitungen gestört. Bei den im Industrie-
gebiet verübten Sabotage-Akten handelt es sich um ein regelmäßiges
Komplott von Telegraphenarbeitern, deren Haupträdelsführer dem
zuständigen Schiedsgericht übergeben wurden.
Berlin, 16. Ian. (W.B.) Die Reichszentralstelle für Kriegs-
und Zivilgefangene teilt mit, daß in Wesel ein Heimkehrertransport
aus Südamerua angckommen ist. 81 Mann von der Besatzung der
Schiffe „Dresden" und „Seeadler" kamen damit an, außerdem 31
Zivilpersonen aus Argentinien.
Paris, 16. Ian. (W.B.) Die Uebergabe der Friedensbedin-
gungen der Alliierten und der ungarischen Delegation hat heute
nachmittag 4 Uhr im Ministerium des Aeußern stattgefunden.
London, 16. Ian. (W.B.) Die „Times" melden aus Peking,
General Semeo soll 3000 deutsche und österreichische Kriegsge-
fangene rekrutiert haben.

Briefkasten.
A. B. in Bargen. Wir haben kürzlich denselben Fall wie den Ihren
in unserem Blatt behandelt und wollen erst das Ergebnis abwarten.
Fragen Sie in einigen Wochen bei uns an.
D 100. Wenden Sie sich an die Fürsorgestell« Stäbt. Verkehrsamt,
Anlage 2.

Versammlungs-Kalender.
Gerverkschastskartell Heidelberg. Am Freitag, den 17. b. M., abends
s^8 Uhr im vorderen Saale des Artushos: V o r st ä n d e k o n f e-
renz der Gewerkschaften.
Graphische Berufe. Freitag. 15. Januar, )48 Uhr: Vortrag dr»
Herrn Baurat Kuckuk im kleinen Saale des Artushoses.
Arbefter-Radfabrerbund „Solidarität". Samstag, den 16. Januar, abds.
^8 Uhr im Artushos: Generalversammlung.
Deutscher Transportarbelterverband. Samstag abend 8 Uhr im vordere«
Lokale: Generalversammlung.
Holzarbeiterverband Heidelberg. Sonntag morgen ^10 Uhr im vor-
deren Lokal zum Artushos: Generalversammlung.
Verband des Friseur- und Haargewerbes. Sonntag morgen im kleine«
Saale: Generalversammlung.
Eberbach. Samstag, den 17. Januar, im „Stern": Mitglieder-
versammlung. _
Heidelberger Sisdttheater.
Spielpkan.
Freitag, den 10. Ian. außer Miete „Die Faschingssie".
Samstag, den 17. San. Geschlossen.
Sonntag, den 18. Ian. außer Miete „Der Dettelstudent."
Montag, den 19. San. außer Miete Volksvorst, zu irmätzlgten Preisen
„Iphigenie auf Tauris" Berkaus nur Montag, den 19.
Anfang Sonntags 0)H, Wochentag» 7 Uhr.
 
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