die Schlächterei für ML Mill. Mk. Güter her. Mühle, Möbel-
fabrik, Nährmittelfabrik und alle anderen Eigenprvduktbetriebe
Wietzen sich mil gleichfalls dauern- steigenden Umsatzzahlen orga-
nisch an. Es wurden 2434 Personen, gegen 2183 im Jahre 1918,
beschäftigt. Die Lohnsumme stieg von 5,1 Million« nMark aus
9L7 Millionen Mark. Für soziale Zwecke wurden mehr als eine
Million Mark verausgabt. Die innere Kräftigung des genossen-
schaftlichen Unternehmens hielt gleichen Schritt mit dem Zuströme
neuer Mitglieder und der Steigerung des Umsatzes. Vielleicht ist
die Hamburger Produktion der grötzte gelungene Sozialisierungs-
versuch.
Sammelt für den Mahlsands!
Werte Genossen, Freunde und Gönner der Sozialdemokratie!
Der Neichstagswcchlkampf steht vor der Tür!
Was das bedeutet, weiß jeder, der die Ereignisse der letzten
Wochen mit offenen Augen und Ohren erlebt hat. Der Kampfruf
wird lauten:
Hie Monarchie und Kapitalismus — Hie Republik und Sozialismus
und die WahlWacht wird mit einer nie geahnten Heftigkeit ent-
brennen. Die Gegner werden alle Minen springen lassen, um uns
den Erfolg streitig zu machen.
Vor allem: Geld wird eine grvtze Rolle spielen.
Ererbtes und durch Proletarierhände und Kriegskonjunktur erwor-
benes Vermögen wird auf bürgerlicher Seite eingesetzt werden, um
den kapitalistischen Staat vor dem Sozialismus zu bewähren.
Dem müssen wir mit aller Macht entgegenarbeiten!
Zwar verfügen wir nicht über die Riesensummen des Bürgertums
und müssen folglich mit bescheideneren Mitteln um den Sieg ringen.
Aber der Opfermut der Arbeiterklasse und der Sozialisten über-
haupt mutz sich auch jetzt wieder leuchtend abheben vom Krämergeist
des Bürgertums.
Darum gebe jeder nach Matzgabe seines Könnens. Sinds auch
nia)t „blaue Lappen", die eingehen, so sind es Pfennige und viele
Wenige geben auch ein Mel.
Benützt die kurze Zeit bis zur Wahl und helft den Wahlfonds
stärken.
Handelt rasch, wer schnell gibt, gibt doppelt!
Das P a rte i sek r e t a r i a t.
Für den Wahlfonds der Sozialdemokratischen Partei sind bis-
her folgende Gelder cingegangen:
Durch Baum
auf Block Nr. 10926
Mk.
47.—
Paulsen
//
11126
54.—
Müller
//
//
10 201
42.50
Müller
//
>-
10 251
56.—
Müller
>/
10 226
79.—
Müller
,?
10 976
72.—
Kirchner
>/
11876
50.—
Berlinghof
/>
7 801
,,
49.—
Walter G.
//
11526
59—
Pastvtter
5 376
47—
L. (vg.
11 576
82—
Kemm«t
>/
11026
60—
,,
Kern
10 126
26—
Baum
,,
//
10 301
86—
Wambsgans
11401
28.—
Bisher insgesamt eingegangen: Mk. 837.50
Inhaber von Sammelblocks müssen jede Gelegenheit wahr-
nehmen, um Geld beizubringen und sobald ein solcher Block voll ist,
denselben nebst dem eingegangenen Betrag sofort v» das Partei-
sekretariat eichenden.
Parteigenossen und Genossinnen, sowie Gönner und Freunde
unserer Sache, die gesonnen sind, ein Scherflein zu unserem Kampf-
fonds beizutragen, können solches an das Parteisekretariat unmittel-
bar, sowie bei <Gen Vertrauensleuten und in der Expedition der
„Volkszeitung", Schröderstrahe 39, abgeben.
Aus dem ParLeileben,
An die Delegierten zum Parteitag.
Die Delegierten zum außerordentlichen badischen Parteitag
werden dringend ersucht, dem Unterzeichneten sofort Mitteilung
darüber zugehen zu lassen, ob sie durch unsere Vermittlung auf
Nachtquartier und Verpflegung reflektieren. Bei der Anmeldung
mutz angegeben werden, ob Nachtquartier für Samstag auf Sonntag
und Sonntag auf Montag, desgleichen, ob Mittagessen am Sams-
tag und Sonntag verlangt wird. Das Bestellte muh von den
Delegierten bezahlt werden. Die Quartierkarten werden am Sams-
tag, den 24. April am Bahnhof, Restauration 2. Klasse, bis nacht»
11 Uhr und am Sonntag,.den 25. April, vormittags von 9 Uhr ab
am Saaleingang der „Eintracht" ausgegeben.
G. Schwerdt, Karlsruhe, Wilhelmstr. 76.
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Landes-Sinfonie-Orchester frir Pfalz
und Saarland.
Sinfonie-Konzert.
Es steht auher Frage: Das Programm war verlockend. — Johannes
Bahms: Sinfonie Nr. 1 in C-moll, Robert Schumann: Klavierkonzert
A-moll, Richard Strautz: Tod und Verklärung. Eine Entwicklung von
schwärmerischer, in Tönen schwelgender Romantik zur impressionistischen
Programm-Musik. „Das ureigene Leid der gegen die Schranken ihrer
Existenz fruchtlos ringenden, gegen die Dämonen ihres eigenen Innern
vergebens kämpfenden Menschheit und die Erlösung vom Wahn, die Ver-
klärung vom Lebensleid, ein Ideal, in der heiligen Kunst — das waren
die psychischen Motive, welche der Komponist hier in die Tonsprache um-
setzte." (Worte von Wilhelm Mauke). Das ist letzten Endes der seelische
Inhalt, der uns symbolisch von Strautz übermittelt wird. — Zwischen
beiden (Schumann und Strautz) steht Brahms, in dessen absoluter Musik
Wehmut und Lebensleid sich mischen in lebensbejahender aesthcbisch schön
wirkender Tonsprache. , .
So war das Konzert von zwingender Einheitlichkeit: eine notwendige
Forderung für jedes Konzert, das mehr sein will, als ein Sich-zeigen,
mehr als vornehme Reklame ,
Das Orchester bestcht noch nicht lange. Man durfte also nicht Voll-
endetes erwarten. Die letzte 'künstlerische Auswertung und Erschöpfung
fehlte eigentlich. Was vor allem erfreulich wirkte, das war jene jugend-
liche Frische und Begeisterung der aus innerer Ueberzeugung Musizieren-
den: vom ersten Geiger, der seine SoloparM recht schön spielte, bls zum
Kontrabassisten. (Der erste Kontrabassist O selten gut und imWalisch bi,
auf die Knochen.) Dirigent ist LudwigRüth, der als Persönlichkeit
den Durchschnitt kaum überragt, d. h. mit den ,Hanz Großen" kann man
ihn nicht vergleichen. Seine linke Hand besitzt nicht genWend die Fähig-
keit, zu gestalten, zu formen. Sie macht mitunter den Eindruck der Un-
geschicklichkeit. Trotzdem: er stellt seine» Mann. . ,
Klavieifolistin war List Koppel-Mannheim. Sie spielte das 'Schu-
mann-Konzert in stilistischer Nachenrpjindung mit Ueberlegtheit, aber ohne
den letzten Schwung z. B. einer Elly Ney. Die einwandfreie Technik,
die man vvraussetzen mutzte, war vorhanden. — Das Heidelberger Kon-
zrrtpublikum ist übersättigt — oder steht es noch zu sehr unter dem Ein-
druck des Fritz Busch-Abends? — Die Leistungen waren eines besseren
Bcjuches würdig. Es.
Kommunales.
* Bürgermeister««-! in Wiesloch. Bei der am Samstag
stattgehabten Bürgermeisterwahl wurde Herr Rechtsanwalt Dr. Götz-
Emm-mdingen mit 46 Stimmen zum Bürgermeister gewühlt. Der
seitherige Bürgermeister Walter erhielt 24 Stimmen.
Stadtratrwahlen in Ludwigshafen a. Rh.
Die Beteiligung an den gestrigen Stadtratsrvahlen war
mit Ausnahme der Linksparteien, die geschlossen an die
Wahlurne traten, eine verhältnismäßig staue. Von den
Wahlberechtigten dürsten etwa 50 bis 60"/» von ihrem
Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Bis 9.15 Uhr.nackm.
lagen aus 41 Stimmbezirken die Ergebnisse vor, 33 Bezirke
fehlen noch. Danach wurden folgende Stimmen abgegeben:
D. D. P. 2709, U. S. P. 7434, Zentr.4568, D. V. P. 3634,
S. P. D. 7448.
Aus Stadt und Land.
Herr Dr. Rüge ist zurückgekehrt.
Herr Dr. Rüge, der destbekaimte „deutschnationale Judenfresser, ist
von seiner Agitationsresse, die er durch Baden für die deutschnationale
Volkspartei unternommen hat, zurückgekehrt und hat seine Reiseerinne-
rungen in Form eines Flugblattes herausgegeben.
, man dieses „geistige Produkt" durchlieft, kann man feststellen,
oatz sich der Zustand des Herrn Rüge trotz der vielen Luftveränderung
noch nicht gebessert hat, im Gegenteil, wir glauben, datz bas schlimmste
zu befurchten ist.
Zunächst beklagt er sich über die schlecht gewordenen Eisenbahnen
— die Menschen, die mit ihm gefahren sind, müssen ihm im Verlaufe der
Gespräche ein
ordentliches Licht
aufgesteckt haben. Denn es wurde ihm angst und bange. — Wie er sich
selbst ausdrückt. —
In seiner Angst stieg er aus der Bahn und ging zu Fuß weiter.
Er ging über Brücken, durch die Städte und durch sprietzende Felder
und siehe da! — es geschehen noch Wunder! — die Steine und die Erde
predigten — dem Herrn Doktor ist dieses Wunder begegnet —:
„Dieser Mensch ist krank."
Oder lügt er so ungeheuer und er ist
das Lügenmaul
wie er seine Reiseerinnerungen überschrieben hat.
Die Hoffnung, die er von den Steinen und der Erde mit auf Lea
Weg bekommen hat, daß auch wieder eine Zeit kommt, wo der Wahnsinn
weicht und die Vernunft.herrscht, läßt tief blicken. Wenn diese Hoffnung
sich beim Herrn Doktor Rüge erfüllen würbe, bann hätte die Agitations-
reise doch einen guten Zweck gehabt. — Wir können aber nicht daran
glauben. — Der Herr Doktor hat sich bei seiner Vision der Stein- und
Crdenprcdigt überhört, denn sicherlich hat es weiter gelautet: Glaube
nicht, mein lieber Doktor, Latz Las
faule, schreiende Gesindel
Las heute den Ton angeben will, das deutsche Volk ist!
Nach dieser Vision überfiel den Herrn Doktor wieder der Wahn und
er sah vor sich lauter
Frankfurter Zeitungen
und sonstige Blätter, die ihm sein« geistigen Produkte nicht aufnahmen.
Sie gehören alle heute nach Ruges Ansicht zur
verdammten Iubenpresse. ,
Dann erzählt er weiter von seinen Erlebnissen im Oberland. Hier sind
ihm die Mchrheitsparteien ordentlich in die Quere gefahren und haben
ihm einen Str-ch durch seine Rechnung gemacht, denn überall hat er es
dort mit den
verlogene« Tageszeitungen
zu tun gehabt. Insbesondere mit den Zentrumsblättern, di« wohl auch
zur Iubenpresse gehören und zu den
feilen Dirnen
zu zählen sind, zu denen fast sämtliche deutsche Tageszeitungen gehören
mit wenigen Ausnahmen, die auf der Rückseite der Reiseerinnerung auf-
gezählt sind. Ls wundert uns, Latz Herr Dr. Rüge die „Badische Post"
noch nicht als vollwertig anerkannt, denn sie ist beim besten Willen im
Verzeichnis nicht zu finden.
Hier mutz etwas nicht in Orhmmg sein. — Denn überall gikk doch
diese Zeitung, die sich stark nach „Rechts" orientiert und während der
Kappregierung ganz im Kappfchen Sinne schrieb, als — sagen wir es
gelinde — gut reaktionär. Die Nummern der „Badischen Post", die
zur Zeit der Kappherrlichkeit erschienen sind, werden einmal
als verkappte Nummer»
ihren historischen Wert erhalten.
Alles in allem: Herr Dr. Rüge hat bei feiner deutsch-nationalen
Spritztour viel erlebt und wenig erreicht.
Der Name Rüge hat sich überlebt, den hält kein Mensch für einen
politisch ernsten Mann, sondern nur für einen Fanatiker, und diese finden
sich zusammen in der
deutsch-nationalen Volkspartei.
Heute abend Uhr:
Diskussionsabenb.
Fortsetzung der Aussprache über das Agrarproblem.
Vollzähliges und pünktliches Erscheinen erforderlich.
Sozialdemokratische Partei. Mittwoch, den 21. April, abends Z48
Uhr: Generalversammlung. Vollzähliges Erscheinen Ehren-
pflicht.
Wahlkreivkonserenz. Die gestern im Speisesaal des „Artushofes"
stattgöhabte Wahlkreiskonferenz war aus allen Teilen des ganzen Wahl-
kreises sehr stark beschickt. Als Vertreter des Landesvorstandes war Ge-
nosse Ritzertzu den Verhandlungen erschienen. Näherer Bericht folgt.
Bei der Begrüssungsfeier der aus der Gefangenschaft zuriickgekehrten
Heidelberger Kriegsteilnehmer am Samstag abend in der Etadkhalle er-
wies sich dieselbe wiederum als zu klein. Die Kriegsgefangenen hatten
sich mit ihren Familien fast alle eingefunden und mancher bekam keinen
Platz. Das Programm war in Anbetracht Les sich anschliessenden „Tänz-
chens" kurz und es war gut so; die Jugend — und auch mancher „Alte"
— wollte tanzen, wollte vergessen, wollte nicht mehr zurückdenken an die
düsteren Tage der Gefangenschaft. Mit der Friedens-Ouvertüre leitete
das Stadt. Orchester, das sehr flott spielte, den Abend ein: ihr folgte eine
kurze Begrüssung durch Herrn Stadtrat Atzler. Nun folgten zwei Massen-
chöre der Arbeitersänger, unter Leitung des Ehormeisters Rich. Gompf
wuchtig und frei und exakt vorgetragen. Nach einem weiteren Musikstück
und einer Ansprache des Vorsitzenden des Roten Kreuzes, Herrn Jage-
mann, folgten wiederum Massenchöre, diesmal vom Heidelberger
Sängerverband unter der Leitung von Herrn Musikdirektor Weidt.
Auch diese Chöre wurden wirkungsvoll zum Vortrag gebracht. Mit einem
Dank eines Kriegsgefangenen an die Stadtverwaltung für die schöne
Feier und einem Schluhmarsch endete der erste Teil. Es folgte eine,
zwanglose Unterhaltung mit Tanz. Man war in jeder Beziehung zu-
frieden.
Seit der Beschlagnahme des Zuckers ist die alkoholfreie Industrie
gezwungen, Saccharin und Dulcin zur Herstellung ihrer Limonaden zu
verwenden. Bis zum Juni 1919 kostete das Kilo Sacevarin Mk. 20Ü.—.
Damals zahlte Las Reich an die Fabrik Mk. 13.—; laut Gesetz vom
6. Juli 1887 beträjst die Zuckersteuer für 100 Kilo Zucker Mk. 12.—, das
ist für 1 Kilo Sacharin MI. 54.—. Demnach kostete Las Reich 1 Kilo
Sacharin Mk. «7.— Ankauf. Sm Suli 1919 wurde der Kaufpreis um
100 Prozent erhöht und seit ungefähr einem Monat verlangt nun das
Reich kür 1 Kilo Sacharin Mk. 800.—. Soviel uns bekannt ist, zahlt
heute das Reich an die Fabrik kür 1 Mo Mk. 100.-. , Dazu kommen
noch Mk. 54.— Steuer, so Latz bas Reichswirtfchaftsmmrstenum und die
Reichszuckerftelle heute mit Mk. 646.— Bruttonutzen aus 1 Kilo arbeitet.
Berücksichtigt man selbst die Verteuerung aller Herstellungskosten sehr
weitgehend, so besteht doch kein Zweifel, Latz bie beiden Relchchtellen der
derartigen Preisheraufsetzungen ganz ungewöhnliche Ueberschusse erzielen
müssen. Angeblich sollen diese in die Staatskasse stieben, was sich aber
jeder öffentlichen Kontrolle entzieht. Wenn der Staat in solcher Preis-
treiberei vorangeht, ist es ganz selbstverständlich, daß die Preisnoticrun-
gen auf allen Gebieten jeglichen Halt verlieren. Es ist aber auf die
Dauer unmöglich, derartige Presse aus die Konsumenten abwälzen zu
können. Es ist deshalb dringend notwendig, datz sowohl Hersteller wie
Verbraucher einem solchen Gebühren sich mit aller Macht zur Wehr
setzen und Mittel und Wege suchen, di« es verhindern, dass das Volk
weiterhin in willkürlicher und unkontrollierbarer Weise ausgebeutet wird.
Gr. ,
Der Bezug von ostsriesischen Milchschasen. Die Stadtgemeinde hat
durch Vermittelung des Stadtrats Dr. Leonhard für den hiesigen Bauern-
bund und sonstige Liebhaber 54 teils tragende, teils frischmelkende ost-
friesische Milchschase und 54 Lämmer aus Ostfriesland bezogen.
Die Einführung dieser Tiere ist bei dem geringen Bestand an Milchvieh
wegen ihrer vorzüglichen Milch besonders erfreulich. Die Milch wesst
einen annähernd doppelten Gehalt an Nährwerten auf als Kuhmilch und
etwa den dreifachen Gehalt an Fett. Außerdem wird durch das Halten
von Schafen die Versorgung mit Wolle erleichtert. Es ist beabsichtigt,
einen Verein von Liebhabern ostfriesischer Milchschase zu gründen. An-
meldungen werden bei Dr. Leonhard, Bergheimerstr. 68, entgegengenom-
men. Da noch weitere Wünsche nach ostfriesischen Milchschafen laut ge-
worden sind, ist beabsichtigt, bei Zusammenkommen genügender Bestellun-
gen eine erneute Sendung machen zu lassen.
Falsche Fünszigmarkscheine. Von den in letzter Zeit zur Ausgabe
gelangenden grünen Reichsbanknoten zu 50 Mark (Ausgabe vom 24. Juni
1919 sind äusser der im März durch die Tagespresse bekanntgegebenen
Fälschung weitere Nachbildungen aufgetaucht. Diese Fälschungen zeigen
meist die nachstehenden hauptsächlichsten Kennzeichen: 1. Papier in Stärke
und Färbung abweichend. 2. Vorderseite: schlecht und ungenau wieder-
gegeben, besonders mangelhaft die violetten Stempel, Unterschriften und
Nummern, Frauenkopf auffallend unrein, zum Teil ein altes, schielendes
Gesicht tragend. Unterer rechter Stern am Himmel fehlt. 3. Rückseite:
Unrein und fleckig. Zeichnung teilweise auf dem Kopf stehend. Brauner
Aussenrand schmaler. Strafdruck erheblich dicker. Der auf der Rückseite
in dem weissen Autzenrande bei echten Noten deutlich erkennbare, etwa
3 Zentimeter breite, aus dunkelbraunen in das Papier eingewirklen
Fasern bestehende Faserstreifen ist durch ausgedruckte Striche, die beim
Halten der Note gegen das Licht nicht durchschimmern, nachgeahmt. Vor
Annahme chicer Fälschungen wird gewarnt.
Verhaftet wurde ein lebiger Taglöhner aus Neuenburg (Westgreu-
ßen), der beim Betteln im Hause Bergheimerstr. 55 em paar Herrenzug-
stiefel im Werte von 250 Mk., die vor einem Glasabschlutz standen, mit-
ncchm. — Em Kellner aus Saarbrücken wegen Hexerei. — Ein Kauf-
mann und seine Geliebt« aus Mannheim wegen Einbruch bzw. Begün-
stigung desselben.
Zur Anzeige gelangten 8 Personen wegen nächtlicher Ruhestörung.
Wahlftimnrung.
Man merkt es der Z«it an, Latz sie wieder einmal politisch stark
bewegt wird. Die Leute in den Bahnen sind mehr in ihren Zeitungen
vertieft, als sonst. Die Gespräche werden leicht erregt. Meinung prallt
auf Meinung. Auch die Frauen reden ihr Wörtlein drein. Immer
näher rückt der Wahttermin. Schon werden die Wählerlisten zusammen-
gestellt. Da heisst cs Farbe bekennen. Die Zukunft des Landes gilt «s
nun zu bauen. Die gesetzgebende Körperschaft soll frisch gebildet werden.
Man brauch'! nur in ein-en Laden zu gehen, wo man längere Zeil
warten mutz, bis man abgefertigt wird. Da kann man allerlei zu hören
bekommen. Auf die Händler wird geschimpft und auf die Bauern.
Alles ist zu teuer. Und die Löhne hallen nicht gleichen Schritt mit der
von Tag zu Tag steigenden Teuerung. Jeder weih ein anderes Mittel,
wie man diesem Uebelstande am schleunigsten und gründlichsten abhelfen
könnte. Jeder wirst ganzen Bcvvlkerungsschichten Habgier und Unver-
schämtheit vor. Aber die meist«» lassen outzer Acht, dass wir «men
furchtbar schweren und ernsten Krieg verloren haben. 'Sie vergessen,
dass sich die Folgen dieses verlorenen Krieges jetzt erst bemerkbar machen.
Unterernährung und nervige Ueberrerzung haben bas Volk ousge-
mergest. Man sucht nach einem Ausweg aus dem Elend der Zeit, und
findet keinen. Politische Gewitterschwüle hat sich angesammelt. Nun
soll sie sich bei den Wahlen «ntlaben. Die Agitatoren aller Partien
sind bereits emsig an der Arbeit. Jeder sucht die Situation für dl« An-
schauung, die er vertritt, auszunutzen, d. h. er schiebt die Schuld.den „an-
deren" zu. Flugblätter werden auf den Strassen verteilt, wandern in
Li« Häuser. Die Versammlungen jagen einander. Man betreibt nut
allen erdenklichen Mitteln Stimmenbeeinflussung und Stimmenfang.
Ein paar alte Frauen humpeln mit «in«m Korb am Arm über die
Straße. Ihre greisenhaften Gesichter wackeln m d«r Erregung eines sich
überstürzenden Zwiegespräches hin und her. Jetzt sind sie schon bei der
Präsidentenwahl. Zufrieden sind sic all« beide nicht. Aber das eme
hört man aus den abgerissenen Worten ihres Zwiegesprächs heraus:
„Und wenn wir nun wieder wählen, dann doch so, datz die Reaktionäre
nicht wieder ans Ruder kommen..."
Oe. Eberbach, 18. April. (Diebstahl.) Am Donnerstag nacht
wurde in der hiesigen Dampfziegelei von einem unbekannten Täter ein
Treibriemen im Werte von 1200 Mk. gestohlen.
m. Brühl, Amt Schwetzingen, 18. April. (Grotzseuer.) Gestern
abend wurde bie hiesige Einwohnerschaft wiederum durch Feuer-
alarm aufgeschreckt. Das frühere Schmied Wündel gehörige Wohn-
haus, in dem einige Familien untergebracht sind, stand in Flammen. Es
musste die Motorsenerspritze von der Rheinau in Tätigkeit gefetzt wer-
den, um das Feuer vor weiterer Ausdehnung zurückzuhalten. Der Mate-
rial- und Mobilarschaden ist ein erheblicher. Das Bedauerliche ist, datz
«ine Anzahl sehr kinderreicher Familien obdachlos wurden.
Konstanz, 16. April. (F a m i l i e nt r a gv d i e.) Schon wieder ha'
sich hier eine Familientraqödie abgespielt. Während einer Auseinander-
setzung des Registrators Wilhelm Kienle mit seiner Frau erschien plötzlich
aus einem Nebenzimmer der 19jährige Sohn und schoss -mit einem Revol-
ver auf feinen Vater, der schwer verletzt wurde. Der junge Mann fluch-
tete, wurde aber später verhaftet.
Turnen, Sport und Spiel.
Fußball. Sonntagesspielergebnisse der Fussballabteilungen der freien
Turnerschaft. 1. Mannschaft Heidelberg — 1. Mannschaft Altrip 2:1,
Halbzeit 1:0. — 2. Mannschaft Heidelberg — 1. Mannschaft Mannhein
5:0, Halbzeit 2:0. — 3. Mannschaft Heidelberg — 3. Mannschaft Alirix
1:1, Halbzeit 1:0. — 3. Mannschaft des Arb.-Sportklubs Ziegelhauses
— 3. Mannschaft Freie Turnerschaft Kirchheim 3:2. — 1. Mannschafi
Arb.-Sportklub Ziegelhaus«» — 1. Mannschaft Viktoria Mauer 3:3. —
2. Mannschaft Arb.-Sportklub Aiegelhauftn -,2. Mannschaft Viktoria
Mauer-1:4. — 4. Mannschaft Arb.-Sportklub Ziegelhausen — 3. Mann-
schaft Viktoria Mauer 0:4.
--»i --
Mtk MWMIW Skk IMzeilW'.
Schweden nimmt an einer Kreditgewährung an die
Zentralmächte teil.
Stockholm, 18. April. Schweden wird auf der Kon-
ferenz vertreten fein, die am 21. April in Paris Zusammentritt um
über em Programm für die Kreditgewährung an
die Zentral machte zu beraten.
Englisches Militär rückt in Irland ein.
London, 18. April. Eine amüich veröffentlichte Depesche
besagt, dass eine Kavalieriebrigade nach Irlond
abgeht.
Autonomie des deutschen Südtirols.
Berlin, 19. Ap-rfl. Der Berliner „Lvk.-Anz medri aus
Lugano: Die Führer der politischen Parteien des deutschsprechcnoen
Südtirols feien nach Rom emgeladen worden, um ar dem
Autonomie-Entwurf für die deutsche Bevölkerung dc»
Oberetfchtales mitzuwirken.
Ein skandinavisches Lustich^ahrtsprogramm.
Stockholm, 18. April- 3n Chrrstiania fand rnc
Konferenz zwischen Vertretern Norwegens, Dänemarks, Fimands
und Schwedens statt zwecks Ausarbeitung eines Gesetzentnnufts zu,
Regelung der Luftverbindungen der vicr Länder.
fabrik, Nährmittelfabrik und alle anderen Eigenprvduktbetriebe
Wietzen sich mil gleichfalls dauern- steigenden Umsatzzahlen orga-
nisch an. Es wurden 2434 Personen, gegen 2183 im Jahre 1918,
beschäftigt. Die Lohnsumme stieg von 5,1 Million« nMark aus
9L7 Millionen Mark. Für soziale Zwecke wurden mehr als eine
Million Mark verausgabt. Die innere Kräftigung des genossen-
schaftlichen Unternehmens hielt gleichen Schritt mit dem Zuströme
neuer Mitglieder und der Steigerung des Umsatzes. Vielleicht ist
die Hamburger Produktion der grötzte gelungene Sozialisierungs-
versuch.
Sammelt für den Mahlsands!
Werte Genossen, Freunde und Gönner der Sozialdemokratie!
Der Neichstagswcchlkampf steht vor der Tür!
Was das bedeutet, weiß jeder, der die Ereignisse der letzten
Wochen mit offenen Augen und Ohren erlebt hat. Der Kampfruf
wird lauten:
Hie Monarchie und Kapitalismus — Hie Republik und Sozialismus
und die WahlWacht wird mit einer nie geahnten Heftigkeit ent-
brennen. Die Gegner werden alle Minen springen lassen, um uns
den Erfolg streitig zu machen.
Vor allem: Geld wird eine grvtze Rolle spielen.
Ererbtes und durch Proletarierhände und Kriegskonjunktur erwor-
benes Vermögen wird auf bürgerlicher Seite eingesetzt werden, um
den kapitalistischen Staat vor dem Sozialismus zu bewähren.
Dem müssen wir mit aller Macht entgegenarbeiten!
Zwar verfügen wir nicht über die Riesensummen des Bürgertums
und müssen folglich mit bescheideneren Mitteln um den Sieg ringen.
Aber der Opfermut der Arbeiterklasse und der Sozialisten über-
haupt mutz sich auch jetzt wieder leuchtend abheben vom Krämergeist
des Bürgertums.
Darum gebe jeder nach Matzgabe seines Könnens. Sinds auch
nia)t „blaue Lappen", die eingehen, so sind es Pfennige und viele
Wenige geben auch ein Mel.
Benützt die kurze Zeit bis zur Wahl und helft den Wahlfonds
stärken.
Handelt rasch, wer schnell gibt, gibt doppelt!
Das P a rte i sek r e t a r i a t.
Für den Wahlfonds der Sozialdemokratischen Partei sind bis-
her folgende Gelder cingegangen:
Durch Baum
auf Block Nr. 10926
Mk.
47.—
Paulsen
//
11126
54.—
Müller
//
//
10 201
42.50
Müller
//
>-
10 251
56.—
Müller
>/
10 226
79.—
Müller
,?
10 976
72.—
Kirchner
>/
11876
50.—
Berlinghof
/>
7 801
,,
49.—
Walter G.
//
11526
59—
Pastvtter
5 376
47—
L. (vg.
11 576
82—
Kemm«t
>/
11026
60—
,,
Kern
10 126
26—
Baum
,,
//
10 301
86—
Wambsgans
11401
28.—
Bisher insgesamt eingegangen: Mk. 837.50
Inhaber von Sammelblocks müssen jede Gelegenheit wahr-
nehmen, um Geld beizubringen und sobald ein solcher Block voll ist,
denselben nebst dem eingegangenen Betrag sofort v» das Partei-
sekretariat eichenden.
Parteigenossen und Genossinnen, sowie Gönner und Freunde
unserer Sache, die gesonnen sind, ein Scherflein zu unserem Kampf-
fonds beizutragen, können solches an das Parteisekretariat unmittel-
bar, sowie bei <Gen Vertrauensleuten und in der Expedition der
„Volkszeitung", Schröderstrahe 39, abgeben.
Aus dem ParLeileben,
An die Delegierten zum Parteitag.
Die Delegierten zum außerordentlichen badischen Parteitag
werden dringend ersucht, dem Unterzeichneten sofort Mitteilung
darüber zugehen zu lassen, ob sie durch unsere Vermittlung auf
Nachtquartier und Verpflegung reflektieren. Bei der Anmeldung
mutz angegeben werden, ob Nachtquartier für Samstag auf Sonntag
und Sonntag auf Montag, desgleichen, ob Mittagessen am Sams-
tag und Sonntag verlangt wird. Das Bestellte muh von den
Delegierten bezahlt werden. Die Quartierkarten werden am Sams-
tag, den 24. April am Bahnhof, Restauration 2. Klasse, bis nacht»
11 Uhr und am Sonntag,.den 25. April, vormittags von 9 Uhr ab
am Saaleingang der „Eintracht" ausgegeben.
G. Schwerdt, Karlsruhe, Wilhelmstr. 76.
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Landes-Sinfonie-Orchester frir Pfalz
und Saarland.
Sinfonie-Konzert.
Es steht auher Frage: Das Programm war verlockend. — Johannes
Bahms: Sinfonie Nr. 1 in C-moll, Robert Schumann: Klavierkonzert
A-moll, Richard Strautz: Tod und Verklärung. Eine Entwicklung von
schwärmerischer, in Tönen schwelgender Romantik zur impressionistischen
Programm-Musik. „Das ureigene Leid der gegen die Schranken ihrer
Existenz fruchtlos ringenden, gegen die Dämonen ihres eigenen Innern
vergebens kämpfenden Menschheit und die Erlösung vom Wahn, die Ver-
klärung vom Lebensleid, ein Ideal, in der heiligen Kunst — das waren
die psychischen Motive, welche der Komponist hier in die Tonsprache um-
setzte." (Worte von Wilhelm Mauke). Das ist letzten Endes der seelische
Inhalt, der uns symbolisch von Strautz übermittelt wird. — Zwischen
beiden (Schumann und Strautz) steht Brahms, in dessen absoluter Musik
Wehmut und Lebensleid sich mischen in lebensbejahender aesthcbisch schön
wirkender Tonsprache. , .
So war das Konzert von zwingender Einheitlichkeit: eine notwendige
Forderung für jedes Konzert, das mehr sein will, als ein Sich-zeigen,
mehr als vornehme Reklame ,
Das Orchester bestcht noch nicht lange. Man durfte also nicht Voll-
endetes erwarten. Die letzte 'künstlerische Auswertung und Erschöpfung
fehlte eigentlich. Was vor allem erfreulich wirkte, das war jene jugend-
liche Frische und Begeisterung der aus innerer Ueberzeugung Musizieren-
den: vom ersten Geiger, der seine SoloparM recht schön spielte, bls zum
Kontrabassisten. (Der erste Kontrabassist O selten gut und imWalisch bi,
auf die Knochen.) Dirigent ist LudwigRüth, der als Persönlichkeit
den Durchschnitt kaum überragt, d. h. mit den ,Hanz Großen" kann man
ihn nicht vergleichen. Seine linke Hand besitzt nicht genWend die Fähig-
keit, zu gestalten, zu formen. Sie macht mitunter den Eindruck der Un-
geschicklichkeit. Trotzdem: er stellt seine» Mann. . ,
Klavieifolistin war List Koppel-Mannheim. Sie spielte das 'Schu-
mann-Konzert in stilistischer Nachenrpjindung mit Ueberlegtheit, aber ohne
den letzten Schwung z. B. einer Elly Ney. Die einwandfreie Technik,
die man vvraussetzen mutzte, war vorhanden. — Das Heidelberger Kon-
zrrtpublikum ist übersättigt — oder steht es noch zu sehr unter dem Ein-
druck des Fritz Busch-Abends? — Die Leistungen waren eines besseren
Bcjuches würdig. Es.
Kommunales.
* Bürgermeister««-! in Wiesloch. Bei der am Samstag
stattgehabten Bürgermeisterwahl wurde Herr Rechtsanwalt Dr. Götz-
Emm-mdingen mit 46 Stimmen zum Bürgermeister gewühlt. Der
seitherige Bürgermeister Walter erhielt 24 Stimmen.
Stadtratrwahlen in Ludwigshafen a. Rh.
Die Beteiligung an den gestrigen Stadtratsrvahlen war
mit Ausnahme der Linksparteien, die geschlossen an die
Wahlurne traten, eine verhältnismäßig staue. Von den
Wahlberechtigten dürsten etwa 50 bis 60"/» von ihrem
Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Bis 9.15 Uhr.nackm.
lagen aus 41 Stimmbezirken die Ergebnisse vor, 33 Bezirke
fehlen noch. Danach wurden folgende Stimmen abgegeben:
D. D. P. 2709, U. S. P. 7434, Zentr.4568, D. V. P. 3634,
S. P. D. 7448.
Aus Stadt und Land.
Herr Dr. Rüge ist zurückgekehrt.
Herr Dr. Rüge, der destbekaimte „deutschnationale Judenfresser, ist
von seiner Agitationsresse, die er durch Baden für die deutschnationale
Volkspartei unternommen hat, zurückgekehrt und hat seine Reiseerinne-
rungen in Form eines Flugblattes herausgegeben.
, man dieses „geistige Produkt" durchlieft, kann man feststellen,
oatz sich der Zustand des Herrn Rüge trotz der vielen Luftveränderung
noch nicht gebessert hat, im Gegenteil, wir glauben, datz bas schlimmste
zu befurchten ist.
Zunächst beklagt er sich über die schlecht gewordenen Eisenbahnen
— die Menschen, die mit ihm gefahren sind, müssen ihm im Verlaufe der
Gespräche ein
ordentliches Licht
aufgesteckt haben. Denn es wurde ihm angst und bange. — Wie er sich
selbst ausdrückt. —
In seiner Angst stieg er aus der Bahn und ging zu Fuß weiter.
Er ging über Brücken, durch die Städte und durch sprietzende Felder
und siehe da! — es geschehen noch Wunder! — die Steine und die Erde
predigten — dem Herrn Doktor ist dieses Wunder begegnet —:
„Dieser Mensch ist krank."
Oder lügt er so ungeheuer und er ist
das Lügenmaul
wie er seine Reiseerinnerungen überschrieben hat.
Die Hoffnung, die er von den Steinen und der Erde mit auf Lea
Weg bekommen hat, daß auch wieder eine Zeit kommt, wo der Wahnsinn
weicht und die Vernunft.herrscht, läßt tief blicken. Wenn diese Hoffnung
sich beim Herrn Doktor Rüge erfüllen würbe, bann hätte die Agitations-
reise doch einen guten Zweck gehabt. — Wir können aber nicht daran
glauben. — Der Herr Doktor hat sich bei seiner Vision der Stein- und
Crdenprcdigt überhört, denn sicherlich hat es weiter gelautet: Glaube
nicht, mein lieber Doktor, Latz Las
faule, schreiende Gesindel
Las heute den Ton angeben will, das deutsche Volk ist!
Nach dieser Vision überfiel den Herrn Doktor wieder der Wahn und
er sah vor sich lauter
Frankfurter Zeitungen
und sonstige Blätter, die ihm sein« geistigen Produkte nicht aufnahmen.
Sie gehören alle heute nach Ruges Ansicht zur
verdammten Iubenpresse. ,
Dann erzählt er weiter von seinen Erlebnissen im Oberland. Hier sind
ihm die Mchrheitsparteien ordentlich in die Quere gefahren und haben
ihm einen Str-ch durch seine Rechnung gemacht, denn überall hat er es
dort mit den
verlogene« Tageszeitungen
zu tun gehabt. Insbesondere mit den Zentrumsblättern, di« wohl auch
zur Iubenpresse gehören und zu den
feilen Dirnen
zu zählen sind, zu denen fast sämtliche deutsche Tageszeitungen gehören
mit wenigen Ausnahmen, die auf der Rückseite der Reiseerinnerung auf-
gezählt sind. Ls wundert uns, Latz Herr Dr. Rüge die „Badische Post"
noch nicht als vollwertig anerkannt, denn sie ist beim besten Willen im
Verzeichnis nicht zu finden.
Hier mutz etwas nicht in Orhmmg sein. — Denn überall gikk doch
diese Zeitung, die sich stark nach „Rechts" orientiert und während der
Kappregierung ganz im Kappfchen Sinne schrieb, als — sagen wir es
gelinde — gut reaktionär. Die Nummern der „Badischen Post", die
zur Zeit der Kappherrlichkeit erschienen sind, werden einmal
als verkappte Nummer»
ihren historischen Wert erhalten.
Alles in allem: Herr Dr. Rüge hat bei feiner deutsch-nationalen
Spritztour viel erlebt und wenig erreicht.
Der Name Rüge hat sich überlebt, den hält kein Mensch für einen
politisch ernsten Mann, sondern nur für einen Fanatiker, und diese finden
sich zusammen in der
deutsch-nationalen Volkspartei.
Heute abend Uhr:
Diskussionsabenb.
Fortsetzung der Aussprache über das Agrarproblem.
Vollzähliges und pünktliches Erscheinen erforderlich.
Sozialdemokratische Partei. Mittwoch, den 21. April, abends Z48
Uhr: Generalversammlung. Vollzähliges Erscheinen Ehren-
pflicht.
Wahlkreivkonserenz. Die gestern im Speisesaal des „Artushofes"
stattgöhabte Wahlkreiskonferenz war aus allen Teilen des ganzen Wahl-
kreises sehr stark beschickt. Als Vertreter des Landesvorstandes war Ge-
nosse Ritzertzu den Verhandlungen erschienen. Näherer Bericht folgt.
Bei der Begrüssungsfeier der aus der Gefangenschaft zuriickgekehrten
Heidelberger Kriegsteilnehmer am Samstag abend in der Etadkhalle er-
wies sich dieselbe wiederum als zu klein. Die Kriegsgefangenen hatten
sich mit ihren Familien fast alle eingefunden und mancher bekam keinen
Platz. Das Programm war in Anbetracht Les sich anschliessenden „Tänz-
chens" kurz und es war gut so; die Jugend — und auch mancher „Alte"
— wollte tanzen, wollte vergessen, wollte nicht mehr zurückdenken an die
düsteren Tage der Gefangenschaft. Mit der Friedens-Ouvertüre leitete
das Stadt. Orchester, das sehr flott spielte, den Abend ein: ihr folgte eine
kurze Begrüssung durch Herrn Stadtrat Atzler. Nun folgten zwei Massen-
chöre der Arbeitersänger, unter Leitung des Ehormeisters Rich. Gompf
wuchtig und frei und exakt vorgetragen. Nach einem weiteren Musikstück
und einer Ansprache des Vorsitzenden des Roten Kreuzes, Herrn Jage-
mann, folgten wiederum Massenchöre, diesmal vom Heidelberger
Sängerverband unter der Leitung von Herrn Musikdirektor Weidt.
Auch diese Chöre wurden wirkungsvoll zum Vortrag gebracht. Mit einem
Dank eines Kriegsgefangenen an die Stadtverwaltung für die schöne
Feier und einem Schluhmarsch endete der erste Teil. Es folgte eine,
zwanglose Unterhaltung mit Tanz. Man war in jeder Beziehung zu-
frieden.
Seit der Beschlagnahme des Zuckers ist die alkoholfreie Industrie
gezwungen, Saccharin und Dulcin zur Herstellung ihrer Limonaden zu
verwenden. Bis zum Juni 1919 kostete das Kilo Sacevarin Mk. 20Ü.—.
Damals zahlte Las Reich an die Fabrik Mk. 13.—; laut Gesetz vom
6. Juli 1887 beträjst die Zuckersteuer für 100 Kilo Zucker Mk. 12.—, das
ist für 1 Kilo Sacharin MI. 54.—. Demnach kostete Las Reich 1 Kilo
Sacharin Mk. «7.— Ankauf. Sm Suli 1919 wurde der Kaufpreis um
100 Prozent erhöht und seit ungefähr einem Monat verlangt nun das
Reich kür 1 Kilo Sacharin Mk. 800.—. Soviel uns bekannt ist, zahlt
heute das Reich an die Fabrik kür 1 Mo Mk. 100.-. , Dazu kommen
noch Mk. 54.— Steuer, so Latz bas Reichswirtfchaftsmmrstenum und die
Reichszuckerftelle heute mit Mk. 646.— Bruttonutzen aus 1 Kilo arbeitet.
Berücksichtigt man selbst die Verteuerung aller Herstellungskosten sehr
weitgehend, so besteht doch kein Zweifel, Latz bie beiden Relchchtellen der
derartigen Preisheraufsetzungen ganz ungewöhnliche Ueberschusse erzielen
müssen. Angeblich sollen diese in die Staatskasse stieben, was sich aber
jeder öffentlichen Kontrolle entzieht. Wenn der Staat in solcher Preis-
treiberei vorangeht, ist es ganz selbstverständlich, daß die Preisnoticrun-
gen auf allen Gebieten jeglichen Halt verlieren. Es ist aber auf die
Dauer unmöglich, derartige Presse aus die Konsumenten abwälzen zu
können. Es ist deshalb dringend notwendig, datz sowohl Hersteller wie
Verbraucher einem solchen Gebühren sich mit aller Macht zur Wehr
setzen und Mittel und Wege suchen, di« es verhindern, dass das Volk
weiterhin in willkürlicher und unkontrollierbarer Weise ausgebeutet wird.
Gr. ,
Der Bezug von ostsriesischen Milchschasen. Die Stadtgemeinde hat
durch Vermittelung des Stadtrats Dr. Leonhard für den hiesigen Bauern-
bund und sonstige Liebhaber 54 teils tragende, teils frischmelkende ost-
friesische Milchschase und 54 Lämmer aus Ostfriesland bezogen.
Die Einführung dieser Tiere ist bei dem geringen Bestand an Milchvieh
wegen ihrer vorzüglichen Milch besonders erfreulich. Die Milch wesst
einen annähernd doppelten Gehalt an Nährwerten auf als Kuhmilch und
etwa den dreifachen Gehalt an Fett. Außerdem wird durch das Halten
von Schafen die Versorgung mit Wolle erleichtert. Es ist beabsichtigt,
einen Verein von Liebhabern ostfriesischer Milchschase zu gründen. An-
meldungen werden bei Dr. Leonhard, Bergheimerstr. 68, entgegengenom-
men. Da noch weitere Wünsche nach ostfriesischen Milchschafen laut ge-
worden sind, ist beabsichtigt, bei Zusammenkommen genügender Bestellun-
gen eine erneute Sendung machen zu lassen.
Falsche Fünszigmarkscheine. Von den in letzter Zeit zur Ausgabe
gelangenden grünen Reichsbanknoten zu 50 Mark (Ausgabe vom 24. Juni
1919 sind äusser der im März durch die Tagespresse bekanntgegebenen
Fälschung weitere Nachbildungen aufgetaucht. Diese Fälschungen zeigen
meist die nachstehenden hauptsächlichsten Kennzeichen: 1. Papier in Stärke
und Färbung abweichend. 2. Vorderseite: schlecht und ungenau wieder-
gegeben, besonders mangelhaft die violetten Stempel, Unterschriften und
Nummern, Frauenkopf auffallend unrein, zum Teil ein altes, schielendes
Gesicht tragend. Unterer rechter Stern am Himmel fehlt. 3. Rückseite:
Unrein und fleckig. Zeichnung teilweise auf dem Kopf stehend. Brauner
Aussenrand schmaler. Strafdruck erheblich dicker. Der auf der Rückseite
in dem weissen Autzenrande bei echten Noten deutlich erkennbare, etwa
3 Zentimeter breite, aus dunkelbraunen in das Papier eingewirklen
Fasern bestehende Faserstreifen ist durch ausgedruckte Striche, die beim
Halten der Note gegen das Licht nicht durchschimmern, nachgeahmt. Vor
Annahme chicer Fälschungen wird gewarnt.
Verhaftet wurde ein lebiger Taglöhner aus Neuenburg (Westgreu-
ßen), der beim Betteln im Hause Bergheimerstr. 55 em paar Herrenzug-
stiefel im Werte von 250 Mk., die vor einem Glasabschlutz standen, mit-
ncchm. — Em Kellner aus Saarbrücken wegen Hexerei. — Ein Kauf-
mann und seine Geliebt« aus Mannheim wegen Einbruch bzw. Begün-
stigung desselben.
Zur Anzeige gelangten 8 Personen wegen nächtlicher Ruhestörung.
Wahlftimnrung.
Man merkt es der Z«it an, Latz sie wieder einmal politisch stark
bewegt wird. Die Leute in den Bahnen sind mehr in ihren Zeitungen
vertieft, als sonst. Die Gespräche werden leicht erregt. Meinung prallt
auf Meinung. Auch die Frauen reden ihr Wörtlein drein. Immer
näher rückt der Wahttermin. Schon werden die Wählerlisten zusammen-
gestellt. Da heisst cs Farbe bekennen. Die Zukunft des Landes gilt «s
nun zu bauen. Die gesetzgebende Körperschaft soll frisch gebildet werden.
Man brauch'! nur in ein-en Laden zu gehen, wo man längere Zeil
warten mutz, bis man abgefertigt wird. Da kann man allerlei zu hören
bekommen. Auf die Händler wird geschimpft und auf die Bauern.
Alles ist zu teuer. Und die Löhne hallen nicht gleichen Schritt mit der
von Tag zu Tag steigenden Teuerung. Jeder weih ein anderes Mittel,
wie man diesem Uebelstande am schleunigsten und gründlichsten abhelfen
könnte. Jeder wirst ganzen Bcvvlkerungsschichten Habgier und Unver-
schämtheit vor. Aber die meist«» lassen outzer Acht, dass wir «men
furchtbar schweren und ernsten Krieg verloren haben. 'Sie vergessen,
dass sich die Folgen dieses verlorenen Krieges jetzt erst bemerkbar machen.
Unterernährung und nervige Ueberrerzung haben bas Volk ousge-
mergest. Man sucht nach einem Ausweg aus dem Elend der Zeit, und
findet keinen. Politische Gewitterschwüle hat sich angesammelt. Nun
soll sie sich bei den Wahlen «ntlaben. Die Agitatoren aller Partien
sind bereits emsig an der Arbeit. Jeder sucht die Situation für dl« An-
schauung, die er vertritt, auszunutzen, d. h. er schiebt die Schuld.den „an-
deren" zu. Flugblätter werden auf den Strassen verteilt, wandern in
Li« Häuser. Die Versammlungen jagen einander. Man betreibt nut
allen erdenklichen Mitteln Stimmenbeeinflussung und Stimmenfang.
Ein paar alte Frauen humpeln mit «in«m Korb am Arm über die
Straße. Ihre greisenhaften Gesichter wackeln m d«r Erregung eines sich
überstürzenden Zwiegespräches hin und her. Jetzt sind sie schon bei der
Präsidentenwahl. Zufrieden sind sic all« beide nicht. Aber das eme
hört man aus den abgerissenen Worten ihres Zwiegesprächs heraus:
„Und wenn wir nun wieder wählen, dann doch so, datz die Reaktionäre
nicht wieder ans Ruder kommen..."
Oe. Eberbach, 18. April. (Diebstahl.) Am Donnerstag nacht
wurde in der hiesigen Dampfziegelei von einem unbekannten Täter ein
Treibriemen im Werte von 1200 Mk. gestohlen.
m. Brühl, Amt Schwetzingen, 18. April. (Grotzseuer.) Gestern
abend wurde bie hiesige Einwohnerschaft wiederum durch Feuer-
alarm aufgeschreckt. Das frühere Schmied Wündel gehörige Wohn-
haus, in dem einige Familien untergebracht sind, stand in Flammen. Es
musste die Motorsenerspritze von der Rheinau in Tätigkeit gefetzt wer-
den, um das Feuer vor weiterer Ausdehnung zurückzuhalten. Der Mate-
rial- und Mobilarschaden ist ein erheblicher. Das Bedauerliche ist, datz
«ine Anzahl sehr kinderreicher Familien obdachlos wurden.
Konstanz, 16. April. (F a m i l i e nt r a gv d i e.) Schon wieder ha'
sich hier eine Familientraqödie abgespielt. Während einer Auseinander-
setzung des Registrators Wilhelm Kienle mit seiner Frau erschien plötzlich
aus einem Nebenzimmer der 19jährige Sohn und schoss -mit einem Revol-
ver auf feinen Vater, der schwer verletzt wurde. Der junge Mann fluch-
tete, wurde aber später verhaftet.
Turnen, Sport und Spiel.
Fußball. Sonntagesspielergebnisse der Fussballabteilungen der freien
Turnerschaft. 1. Mannschaft Heidelberg — 1. Mannschaft Altrip 2:1,
Halbzeit 1:0. — 2. Mannschaft Heidelberg — 1. Mannschaft Mannhein
5:0, Halbzeit 2:0. — 3. Mannschaft Heidelberg — 3. Mannschaft Alirix
1:1, Halbzeit 1:0. — 3. Mannschaft des Arb.-Sportklubs Ziegelhauses
— 3. Mannschaft Freie Turnerschaft Kirchheim 3:2. — 1. Mannschafi
Arb.-Sportklub Ziegelhaus«» — 1. Mannschaft Viktoria Mauer 3:3. —
2. Mannschaft Arb.-Sportklub Aiegelhauftn -,2. Mannschaft Viktoria
Mauer-1:4. — 4. Mannschaft Arb.-Sportklub Ziegelhausen — 3. Mann-
schaft Viktoria Mauer 0:4.
--»i --
Mtk MWMIW Skk IMzeilW'.
Schweden nimmt an einer Kreditgewährung an die
Zentralmächte teil.
Stockholm, 18. April. Schweden wird auf der Kon-
ferenz vertreten fein, die am 21. April in Paris Zusammentritt um
über em Programm für die Kreditgewährung an
die Zentral machte zu beraten.
Englisches Militär rückt in Irland ein.
London, 18. April. Eine amüich veröffentlichte Depesche
besagt, dass eine Kavalieriebrigade nach Irlond
abgeht.
Autonomie des deutschen Südtirols.
Berlin, 19. Ap-rfl. Der Berliner „Lvk.-Anz medri aus
Lugano: Die Führer der politischen Parteien des deutschsprechcnoen
Südtirols feien nach Rom emgeladen worden, um ar dem
Autonomie-Entwurf für die deutsche Bevölkerung dc»
Oberetfchtales mitzuwirken.
Ein skandinavisches Lustich^ahrtsprogramm.
Stockholm, 18. April- 3n Chrrstiania fand rnc
Konferenz zwischen Vertretern Norwegens, Dänemarks, Fimands
und Schwedens statt zwecks Ausarbeitung eines Gesetzentnnufts zu,
Regelung der Luftverbindungen der vicr Länder.