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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Lindenberg, Paul: Das neue Heim des "Vereins Berliner Künstler"
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Donner von Richter, Otto: Schwind-Ausstellung in Frankfurt a/M.
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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [23]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0365

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2g^ Das ncue kjeim des „vereins Berl. Mnstler". von Paul Lindenberg — Schwind-Ausstellung — Unsere Bilder

Thaten — den Angriff auf das „fabelhafte Seetier",
einen Hasen — aussühren. Farbigschöne Lünettenbilder,
von herrlicher Wirkung, stammen von Paul Souchay,
E. Hildebrand, H. Vogel und W. Clementz her.
— An diesen Saal stößt das Billard- und Bibliothek-
Zimmer an, welche beide teilweise noch ihrer künstlerischen
Ausschmückung harren.
Gleichzeitig mit der Einweihung des neuen Heims
wurde die Frühjahrs-Ausstellung des Vereins in
den neuen Räumen eröffnet. Wenn sie auch nicht gerade
Hauptwerke aufweist, so finden wir doch in ihr eine be-
deutende Zahl sehr tüchtiger Werke, welche das emsige
Vorwärtsschreiten der jüngeren Berliner Malerschule
kennzeichnen und, was die einzelnen Mitglieder derselben
anbelangt, zu den schönsten Hofsnungen berechtigen. So
gering die Ausstellung mit Skulpturen beschickt ist, so reich
ist sie mit Aguarellen versehen worden und zwar in der
Mehrzahl mit ganz hervorragenden Leistungen, unter
denen auch diejenigen des Wiener Aquarellisten-Klubs eiuen
guten Platz einnehmen.
Wenn wir im Anschluß hieran noch ein Wort über
die im Konzerthause veranstaltete sogenannte „Kunst-
Ausstellu ng" äußern, so ist es nur, um unser ehrliches
Bedauern auszusprechen, daß ein Jahr uach der glänzen-
den Jubiläums-Ausstellung ein derartiges Simmelsammel-
surium dem Berliner Pnblikum vorgesetzt wird. Es thut
uns leid, daß auch einige — allerdings sehr wenige —
Mitglieder des „Vereins Berliner Kiinstler" diese merk-
würdige Ausstellung beschickt habeu.

Gchwind-Austtellung in Lrankfurt u/M.
von Gtto Donner- v. Richter
c->lrm 7. Mai wurde in Frankfurt a. M. die von dem
Freien Deutschen Hochstift veranstaltete Schwind-Aus-
stellung eröffnet und iibte eine noch größere Anziehungs-
kraft aus, als die in den vorhergegangenen Jahren von
dem Hochstist ins Leben gerufenen Führich- und Richter-
Ausstellnngen. Jn einer Fülle von Handzeichnungen aus
allen Entwickelungsstadien des Künstlers: von seiner Knaben-
zeit an durch das Jüuglingsalter hindurch, und aus der
ganzen Periode seiner eigentlichen künstlerischen Thätigkeit,
von den ersten Wiener Anfängen bis zu seiuer letzten und
vollendetsten Schöpfung, der Melusiue, ffnden wir sowohl
in Entwürfen als durchgesührten Handzeichnungen, im Verein
mit dersehr vollständigen Sammlung vonReprodnktiouennach
seinen Werken, ein ungemein anziehendes Bild der vielseitigen
Begabung dieses so durchaus eigenartigen, durchaus deut-
schen und unabhängigen Künstlers entrollt. Der Ölge-
mälde sind nicht viele vorhanden; aber unter ihnen
interessieren gerade einige aus seiner Wiener Anfangs-
periode, Nr. 27: Käthchen von Heilbronn unter dem
Hollunderbusch, Nr. 33: der Eifersüchtige, andere aus der
Zeit seines Frankfurter Aufenthaltes und einige aus seiner
späteren Münchener Periode stammende durch die Wand-
lungen, welche sie uns in der malerischen Behandlung
vorführen. Wir können an ihnen den Kampf beobachlen,
in welchem Schwind sein Leben lang mit der Ölfarben-
technik lebte, dabei aber auch die immer schöne und echte
malerische Anschauung, die er in höherem Grade besaß,
als manche sie ihm wohl zuerkennen möchten, die ffch nur

an die häufig unbefriedigende technische Ausführnng halten.
Was er aber auch hierin Treffliches leisten konnte, das
zeigt das Poetisch fein kolorierte und durchgebildete Ge-
mälde „Der reitende Dante von Amor geleitet".
Wahrhaft erquickend aber sind jene Arbeiten, durch
welche er seine malerische Begabung in leichter Aquarell-
farbe auf die Unterlage einer festen Zeichnung doknmen-
tieren konnte; leider fehlt auch hier das Hauptwerck, die
schöne Melusine, im Original, nur ein Teil der Schluß-
szene in herrlich getuschter Zeichnung ist davon vorhanden.
Aber »sx unZue leoneru« kann man wohl bei Anschau-
ung der herrlichen Aquarelle „Bacchantischer Tanz" Nr. 49,
„Die Königin der Nacht" Ntr. 54, „Erster Entwurf zum
Sängerkrieg" Nr. 51 u. s. w. sagen.
Die große Sammlung der 22 Kartons zu den
Fresko-Gemälden aus der Zauberflöte in der Loggia des
Wiener Opernhauses (im Besitz der Verlagsanstalt Bruck-
mann in München) zeigt uns jenes liebenswürdige heitere
Kunstwerk in seiner Vorbereitungsstufe uud den Künstler
in seiner ganzen Meisterschaft aumutiger Formengebung,
welche sich in der Melusine zu noch größerer Pracht und
Bedeutung entwickelte. Dem freundlichen Willen der
Witwe des Meisters und dessen Kindern, seinem Schwieger-
sohne Herrn Justizrat Or. Siebert, Herrn Arnold Otto
Meyer in Hamburg, Frau von Mangstl, Herrn Landauer
und manchen anderen Kunstfreunden, verdanken wir das Zu-
staudekommen der schönen Ausstellnng. Wir fühlen uns
durch dieselbe wahrhaft der Gegenwart entrückt und in ein
märchenhaftes Zauberreich voll echter Poesie und Schön-
heit versetzt, in welchem wir uns wohl gestatten dürfen,
wahrhaft beglückt zu lustwaudelu, mögen uns diese Pfade
auch von den Grenzen des Neiches der Realität oft weit
genug hinweg führen!

Mnferre Wiköer:
vom ^erausgeber
enn man als den Hauptvorzug von Paul Thumnnns
Werken ihre anmutige Natürlichkeit bezeichnen kann,
so hat er dieselbe nie glänzender bewiesen, als bei seinen
Lutherbildern. Durch sie hat er zuerst das Herz des
deutschen Volkes gewonnen. Das fiel einem recht auf,
als man auf der letzten Berliner Ausstellung wieder einnial
jene „Trauung Luthers" sah, mit welcher er vor bald
zwanzig Jahren so großes Aufsehen im protestantischen
lllorddeutschland gemacht. Alles in allem gewiß mit Recht,
denn wer müßte sich nicht alsbald gestehen, daß die Szene
gewiß ungefähr so und nicht anders ausgesehen haben dürfte?
Man könnte meinen, Holbeiu oder Cranach hätten mit
daran gemalt, so sehr erinnert das Bild an die beiden,
ohne daß man doch einen Augenblick zweifelte, daß es
vierthalb Jahrhunderte später entstanden ist. Aber wer
erkannte da uicht alsbald die Weimar'sche Darstellung
Luthers von Crauach wieder oder in dessen anmutiger
Braut die Jungfer Meyer aus der Holbein'schen Madonna?
Thumann hat auch die gewisse protestantische Nüchteruheit
und ächt bürgerliche Ehrenhaftigkeit sehr glücklich wieder-
gegeben, welche den Vorgang ganz gewiß charakterisierte
und einen Alexander VI. mit der Lucrezia Borgia sicher
viel vornehmer daneben hätte aussehen lassen. Daß das
aber ein ganzer Mann ist, der sich da die Gefährtin an-
trauen läßt, und daß er trotzdem schwerlich unter deren
 
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