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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Albrecht Adams Selbstbiographie
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0324

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Albrecht Adams Selbstbiograpbie — Personal- und Ateliernachrichten

25,

feld zu zeichnen, dann folgte er dem Prinzen nach Jtalien, unter-
wegs alle Schlachtfelder des eben von ihm geführten Feldzuges
zeichnend. Jn Mailand angekommen, ward er dcm Hofe des
Vizekönigs förmlich angeschlosfen nnd hatte lediglich für diesen
zu malen. Künstlerisch war das nicht oorteilhaft, da er dadurch
bei dem Mangel akler Konkurrenz notwendig einseitig lverden
mustte wie er denn auch in allem Technischen fortau zurückblieb.
Ebenso begabt als Peter Heß, wurde er doch bald überholt von
diesem, welcher eine strenge nnd gründliche Schule durchgemacht
hatte. Jn Mailand malte er nun die Siege des Vizekönigs über
die Österreicher 1809, ward aber zulctzt selbst besiegt von einem
deutsch-italienischen Mädchen, welches er 1811 heiratete. Sie ist
seitdem die hochverehrte Mutter einer gnnzen Kiinstlerfamilie ge-
worden. Er aber mußte 1812 dem Vizekönig nach Nußland folgen,
wohnte den Schlachten von Smolensk, Borodino rc. sowie dem
Brande von Moskau bei, entschloß sich dann aber, alles verloren
sehend, zur Rückkehr. Trotz der hernmschwärmenden Kosaken konnte
er diese auch glücklich vollführen nnd dabei selbst seine reich ge-
süllten Mappen retten. Dieser ausführlich geschilderte Feldzug nach
Rußland ist unstreitig die glnnzendste wie erschütterndste Episode
unseres Buches, und nnr die solcher Besprechung gezogenen
Grenzen halten uns ab, Näheres aus derselben mitzuteilen.
Auf der Rückreise hatte er in Grandenz, inmitten preußischer
Offiziere, das erstemal Gelegenheit, echt deutsche Gesinnung
und solch intensiven Haß gegen die durch ihren brntalen Übermut
unertraglich gewordene französische Herrschait kennen zu lernen,
daß er in München unbefangen seine Meinung aussprach, der
Kaiser sei verloren, wenn er durch Prenßen zurückreisen müsse,
tvas man ihm damals sehr übel nahm. Da, wo er sich jetzt mit
seiner Frau zunächst anfhielt, fand er anch Beschäftigung. Aber
schon im Juli rief ihn der heimgekehrte Prinz Eugen nach Mai-
land zurück. Man sah jedoch die Vorboten des Zerfalls überall.
Bald war der Vizekönig in Mantua dnrch die Österreicher ein-
geschlossen, und am 20. April brach in Mailand eine Revolution
gegen die verhaßten Franzosen aus, Finanzminister Prina wurde
ernwrdet und alle Zeichen der napoleonischen Herrschast in der
ganzen Stadt mit Wut vertilgt. Eine provisorische Regierung
wurde gebildet, bis das Einrücken der Österreicher der Sache ein
Ende machte, ohne die llnabhängigkeitsgelüste zu dümpfen. Adam
aber ward nun der Maler der Sieger und malte österreichische
Generale und Erfolge, wie vorher sranzösische; sein bisheriges
Leben hatte mit Notwendigkeit eine ?lrt Landsknechtsnatur in
ihm ausbilden müssen. Prinz Eugen hatte ihn jedvch nicht anf-
gegeben und berief ihn, vom Wiener Kongresse nach München
znrückgekehrt, alsbald dahin. Er folgte indes erst nach sechs
Monaten, um dann seinen bleibenden Wohnsitz dort zu nehmen,
mit der Verarbeitung seines ungeheueren Materials zu Bildern für
den Prinzen und andere beschäftigt. Dann gab er von 1827 an
auch jenes Werk über den russischen Feldzug heraus, welches fast
die einzige Quelle über denselben ist, da außer ihm nur das
Faber-du-Faurs existiert. — Mit Bestellungen überhänft, ging es
ihm, so lange der Prinz und Konig Max lebten, sehr gut, nur
ward er bei seiner großen Familie und vielen Bedürsnissen veran-
laßt, mehr zu produzieren, als für die künstlerische Durcharbeitung
gnt war, da er auch die ganze Zeit noch seine armen Eltern zu
unterstützen hatte. Mit dem Tode jener beiden Beschützer war
Adam genötigt, sich andere zu suchen, und wir finden ihn nun
bald in Alsen beim Herzog von Augustenburg, bald in Stuttgart,
Pferde und Porträts malend sür den König. Dann malte er
mit Nnterstiitznng seines hochbegabten Sohnes Franz um 1835
das große Bild der Schlacht vvn Borodino für König Ludwig.
ES ist wohl seine beste Leistung, in der er eine Lebendigkeit erreicht
hat, wie nie vorher. Dann entstanden sür den Herzog von
Leuchtenberg die zehn Hauptschlachten seines Vaters.
Das Jahr 1848 führte eine ganz neue Nuhmesperiode für
den Künstler herbei, der aus fteien Stücken sich nach dem Kriegs-
schauplatz begab, um die Lsterreichischen Siege zu malen. Von
Radetzky sehr gut aufgenommen, erhielt er Gelegenheit, mit seinem
Sohn Eugen alle Schlachtfelder zu bereisen. Zurückgekehrt, ver-
wertete er dies Material zu einer großen dlnzahl von Bildern,
die er alle mit der llnterstützung seines genialen Sohnes Franz
ausführte. Dabei erwarb er auch die Gunst des österreichischen
Hofes, wie die König Ludwigs , der mehrere seiner Bilder für
die Pinakothek wiederholen ließ. Auch den mit der Schlacht von
Novara und der Einnahme von Venedig endigenden Feldzug von
1849 schilderte er in einer Anzahl von Bildern, die er nach den
vortrefflichen Studien seiner Söhne malte, da der 64jährige alte
Herr selbstverständlich zum Studienzeichnen zu bequem geworden
war. Auch zur Schilderung des Feldzuges in Ungarn ward er

vom Kaiser Franz Joseph herangezogen und hat eine Reihe von
Bildern aus demselben gemalt, bei denen freilich, wie bei den
italieuischen, sein Sohn Franz das mciste und beste that. Ebenso
bei einer für König Ludwig gemalten Darstellung der Erstürmung
der Düppler Schanzen 1849. Einmal hat er aber noch ein Bilo
ganz allein gemalt, sogar sein größtes, die Schlacht von Zorndorf
für das Maximilianeum, und dabei wenigstens seine genaue
Kenntnis des Krieges gezeigt.
Mit dem ungarischen Feldzuge endigen seine eigenen ?luf-
zeichnuugen, am 16. August 1862 traf den 76jährigen der Tod,
dem er seit Monaten fest und ungebrochen ins Äuge gesehen.
Eine soldatische Natur durch und durch, ist er ein durch seine
große Begabung höchst merkwürdiger Repräsentant jener unglück-
lichen Zeit Deutschlauds geworden, wo eigentlich niemand ein
Vaterland hatte, da niemand sicher war, am Morgen aufwachend


Aus Alerauder Waguers Skizzenbuch

nicht ein anderes zu haben als das, welches er abends zuvor
besessen. Vom einzelnen da eine patriotische Gesinnung zu ver-
langen, die kein Mensch mehr hatte oder haben konnte, wäre
offenbar ungerecht, freuen wir uns, daß jetzt endlich jeder ein
großes Vaterland erhalten hat, auf das er stolz sein kann und
soll. Die kriegerischen Tugenden der Nation, dieznseiner Erringung
führten, finden in unserem Adam aber einen vortrefflichen Re-
präsentanten, er war eine jener Gestalten, wie man sie nirgends
meisterhafter als in Wallensteins Lager geschildert findet und seine
von Or. Holland sehr zweckmüßig redigierte und ergänzte Lebens-
geschichte ist darum ein überaus schätzbarer Beitrag zur Zeit-
geschichte. Kricdrich H>ccht

Prrsonal- und Mrlirrnachrichkrn
vm Prof. Ernst Herter in Berliu legt gegenwärtig die
letzte Hand an das Thonmodell einer lebensaroßen Hermesfigur,
welche ihm von der Kaiserin Elisabeth von Österreich in Lluftrag
gegeben wurde. Sie ist in Marmorausführung für das Gitter-
portal des nahe Schönbrunn gelegenen Jagdschlosses Lainz bestimmt,
in welchem auch die den Kunstfreunden bekannte und der Berliner
Nationalgalerie ebenfalls angehörende Figur des sterbenden
Achilleus von demselben Meister ihren Platz gefunden hat. Die
Hermes-Figur ist eine Gestalt von schlankem Gliederbau, das mit
 
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