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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Voss, Georg: Das Lübecker Geibel-Denkmal
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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [17]
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0247

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Das Lübecker Geibel-Denkmal. von Georg voß — Unsere Bilder — Personal- und Ateliernachrichtcn

schrieben hat, möchte man in einem Denkmal gern an
einer andern Stelle verewigt sehen. Sehr hübsch erfnnden
ist die Figur in dem Entwurf von Friedrich Beer aus
Paris, dem Verfasser der auf der Jubiläumsausstellnng
bekannt gewordenen Statne „Dürer als Knabe". Beer
hat den Dichter dargestellt, lvie er sich in beschaulicher
Haltung mit dem erhobenen Arm gegen einen Banm lehnt.
Geibel trägt einen modischen knrzen Sommerüberzieher und
in der Hand deu Hut. Jedes Attribut des Dichters fehlt.
Trvhdem ist die Stimmung des lyrischen Dichters hier
glücklicher getrofseu, als in manchem anderen Entwurfe, in
welchem Geibel die unmöglichsten Papierrollen in der
Hand trägt.
Dem Gewinner des I. Preises ist zugleich anch die
Ansführung übertragen worden. Möge sich das nene
Werk würdig den Denkmälern des Mittelalters und dcr
Renaissance anschließen, mit welchcn die alte Hansestadt so
reich wie wenig andere Städte unseres Vaterlandes ge-
segnet ist.
Wnseve Wiköev
vom kserausgeber
nter den jüngeren Meistern der Historienmalerei ninimt
FrankKirchbach unzweifelhaft eine der hervorragcnd-
stcn Stellen ein, die er sich noch als Schüler des Professors
Alex. Wagner durch den Sieg in einer akademischen Kon-
kurrenz zuerst erwarb mit eineni „Herzog Christoph dem
Kämpfer", der seinen Gegner niederstreckt. Schon da zeigte
er das sichere zeichnerische Können und das bedeutende
koloristische Talent, welches ihm in Verbindung mit einer
reichen Phantasie erlaubt, all' seinen Bildern eine über-
raschende, sich sofort dem Gedüchtnis einprägende Gestalt
und seinen Menschen eine große Glaubwürdigkeit zu
geben.
Noch glänzender erprobte er diese Gaben bei seinen
Bilderu zum Nibelungen-Epos, mit denen er einen Saal
der Drachenburg am Rhein verzierte, und wovon wir hier
den „Streit der Königinnen" an der Kirchthüre bringen.
— Leider nach einer unvollkommenen Photographie.
Dennoch wird man auch hier die große dramatische Gewalt
nicht verkennen, welche in dieser Darstellung der so plötz-
lich in wilden Flammeu auflodernden, alle Rücksichten auf
Zeit und Ort vergessenden Eifersucht der beiden Damen
entfaltet ist, wie die vortrefsliche Charakteristik der einer
jeden vom Dichter gcliehenen Jndividualität. — Wie gut
ist vollends die Verblüffung des beiderseitigen Gefolges
geschildert, dem eine dunkle Ahnung aufdämmert, daß es,
wie das so üblich, die Kriegskosten dieses tötlichen
Kampfes der Herrscherinnen jedenfalls mit zu bezahlen
haben dürfte. Dabei ist der Anfbau des Ganzen überaus
malerisch, die Komposition sehr geschickt in den doch sehr
unbequemen Raum gepaßt, so daß das Gemälde die Ver-
gleichung mit oen Schnorr'schen Szenen sehr wohl aus-
hält und das durch die überzeugende Wahrheit der ein-
zelnen Figuren voll ersetzt, was ihrem Rcalismus an
romantischem Duft neben jenen abgeht. Durch eine bald
nachher unternommene Reise nach Paris hat der Künstler
sein technisches Können noch sehr gesteigert, wovon wir
unseren Lesern demnächst eine glänzende Probe hoffen vor-
legen zu können.
Zu dem Blutdurst jener gekrönten Löwinnen bildet
die friedliche Gesinnung des Meyerheim'schen Königs

der Wüste, die ihn sein Schoßhündchen mit so viel gnt-
mütigem Wohlgcfallen betrachten läßt, den erfreulichsten
Gegensatz. Freilich sitzt die altcrude Majestät gefangen im
Käfig und hat daher solch ein Spielzeug zum Zeitvertrcib
sehr notweudig. Denii dic entsetzlichste Langeweile ist ihr
vom schalkhaften Künstler deutlich genug auf die Stirne
geschrieben, so daß dieser Monarch mit uur eiucm lluter-
than schon sänberlich mit demselben umgehen muß. Osfenbar
ist dieser sich seiner günstigen Stellung auch vollkommcn
bewußt nnd nützt sie mit all' dem Selbstbewußtseiu aus,
das die Kleinen so gerne gegen die Großcn geltend machen,
bis sie ein Schlag mit der Tatze etwa einmal unsanft zur
Besinnung bringt, wenn sie sich zu viel herausgeiiommen.
— Jedenfalls ist Meyerheims Bild eine köstliche Bariation
übcr das nralte Thema vom König und dem Floh, und
unser Junker wird nicht verfehlen, sein Standesbewnßt-
sein kläffend geltend zu machen.

Personal- und Mleliernschrichten
VI« Michael Munkacsy weilt gegenwärtig in Wien, NNI
den Vertrag iiber die Ausinalung deS Treppenhauses iin kunst-
historischen Hofinuseuin dort, deren Ausfiihning ihin iibcrtragen
werden soll, zum Abschlus; zu bringen. Wie wir hören, handclt
es sich nur noch darum, das; der Kiinstler des Auftrages lvegen
sein Pariser Heim nicht mit Wien vertauschen will. Die Aus-
nialung des fraglicheiiTreppenhauseS — die entsprechendenMalereien
iin naturhistorischen Hofinuseiliii waren bekanntlich Canons letzte
Arbeit — war ursprünglich Makart übertragen, welcher aber
nur die Liinettenbilder vollendet und fiir das Deckengeinälde nichts
als eine fliichtige Skizze binterlassen hat. Mnnkacsy wird das
letztere deshalb ganz srei nach eigenen Jdeen aussühren nnd iin
Anschlus; daran jedenfalls auch siir die Lünetten eigene neue
Konipositionen liefern. Das Honorar war mit Makart seiner Zeit
auf.Zg—40,000 Gulden vereinbart worden. Das Teckengeinälde
beansprucht eine Leinwand von gegeu 100 gm Fläche und lvird
nach seiner Vollendung zu den umfänglichslen Kuiistleistuugen
dieser ?lrt zählen.
vrn Jn Wien starb am t t.Februar einer der begeistertsten
Verehrer der bildenden Kiinste, Daniel Penther, dessen
Schmerzenslager vor kurzein noch sein Lehrer und Frennd Franz
von Lenbach auf seiner Reise nach Rom besucht hatte. Noch in
den letzteu Augenblicken seines Lebens suchte er, umringt von
kiinstlerischen Freunden, in der Betrachtung ausgesuchter Kunst-
werke, vornehmlich einer prachtvollen Madonnenskizze Tiziaus,
Trost und Erleichterung. Jm Jahre t837 in Lemberg geboren,
hat er sich unter der illnleitung Lenbachs nanientlich als Kopist
der alten Meister einen geschätzten Namen erworben und sich alS
Kustos der Gemüldegalerie der k. k. Akademie der bildenden Kiinste
in Wien um die Restaurieruug wertvoller Stücke derselben verdient
geniacht. Sein letztes Werk war die Neuordnung und teilweise
Nestaurierung der Harrach'schen Gemüldegalerie.
** Berlin. Paul Otto hat für die Vorhalle des alten
Museums eine Statue Chodowieckis vollendet, welche, wie
seine Vestalin in der Nationalgalerie, polychrom behandelt ist.
Selbst dem rötlicheu Haar des Meisters ist die natürliche Farbe
gegeben. Aus die öst'entliche ülusstellung des Werkes darf man
sehr gespannt sein.
O Professor Otto Knille in Berlin arbeitet gegenwärtig
an der Komposition der Hochzeit zu Kana. Dieselve soll als
Wandgemälde in der Apsis der neuen Kirche zu Golm bei Pots-
dam ihreu Platz finden: sie ist von den kronprinzlicheu Herr-
schasten, den Patronen der Kirche, dem Meister in 4luftrag ge-
geben. Jm Sommer gedenkt der Künstler das Werk in Kasein-
malerei auszuführen.
** Berlin. Der Bildhauer Steiner ist an einem
Modell eines Reiterstandbildes des Prinzen Friedrich Karl
beschäftigt. Das Hilfsmodell ist bereits vollendet. Die Statue
soll die Höhe von 18 F-uß erhalten.
4b Toby E. Rosenthals großes Ölgemälde, „Die Tanz-
stunde", ist nach über zweijährigen künstlerischen Mühen voll-
endet und das geworden, was es versprach, — das cllek ck'oeuvre
des hochbegabten Kllnstlers.
 
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