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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [21]
DOI Artikel:
Wolf, August: National-Kunstausstellung in Venedig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0322

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Unsere Bilder. vom ^erausgeber — National-Kunstausstellung in venedig. von August lvolf



er fortan fast nur Bilder malte, in denen Pferde eine
Rolle spielen, so.,Mazeppa", ein „Wettrennen in Debrcczin"
u. a. Eine Reise nach Spanien ließ ihn dann Land und
Volk nicht weniger scharf charakterisieren, und auch hier
zogen ihn besonders die ganz originelle Weiterbeförderung
durch die spanischen Diligencen nnd die Stiergefechte an.
Ebenso schilderte er altrömische Wagenrennen mit sprühender
Lebendigkeit und ist gerade jetzt wieder daran ein solches
Zirkusspiel in einem Panorama darzustellen. Als akade-
mischer Lehrer endlich hat sich Wagner besondere Ver-
dienste erworben. Aus seiner Schule sind eine Menge
tüchtiger Küustler wie Julius von Payer u. a. hervor-
gegangen, da er sie vor allem auf strenge
Zeichnung, große und einfache Formbehandlung
hindrängte. Sie findet sich auch in ffeinem
sprechend ähnlichen Selbstporträt, das nicht
weniger Stil hat als alles andere, was er
macht, und weit entfernt ist von dem schlott-
rigen, saloppen Wesen einer gewissen „Zukunfts-
malerei."
Natlonal-Kunstausstellung in
Venedig
von Auguit lvols
Venedig, den 25. April. Nur mit den
allergrößten Schwierigkeiten gelang es Jhrem
Berichterstatter, sich einen Einblick in die Aus-
stellung noch vor der Eröffnung, welche, um
sieben Tage verschoben, am 2. Mai stattfinden
wird, zu verschaffen. Der empfangene Ein-
druck übertrifft alle Erwartungen, besonders
durch die überaus reichlich vertretene Malerei.
Bezüglich der Plastik ist die «lusstellung
etwas hinter den früheren zurückgeblieben,
während die Kunstindustrie, so weit bis jetzt
eine Beurteilung möglich, in aller Pracht und
Reichhaltigkeit sich zu zeigen verspricht. Die
Abteilung, welche die Architektur, Zeichnungen
und Produkte der vervielfältigenden Künste
enthält, war mir unzugänglich. Bei schöner
Ausstattung aller Räume und vortrefflicheni
Lichte kommen die von allen Seiten zu-
geströmten, zum Teile durch ihre Vortrefflich-
keit fesselnden Werke der hervorragendsten Künstler der Nation
zur vollen Geltung. Die Venezianer sind in geschlossener
Reihe erschienen und dürften wohl die besten Koloristen
Jtaliens sein. Das Figurenbild herrscht überall vor,
wenn auch einzelne hochbedeutende Leistungen auf dem
Gebiete der Landschaft von wahrhaft ergreifender Wirkung
find. Die Historie, welche, nach früheren Ausstellungen
zu schließen, kaum zu erwarten war, ist in hervorragenden
Leistungen, oft im größten Maßstabe zur Geltung ge-
kommen, die religiöse Historie nur ganz vereinzelt. Wenn
auch höchst bizarre Dinge nicht fehlen, bei manchen
Sensationsbildern starke Nerven erforderlich sind, so herrscht
doch im ganzen ein redliches Streben nach Vollendung,
ein Suchen nach der Wahrheit und dem Ehrlichen in der
Kunst. Roher, gemeiner Naturalismus erdrückt nirgends
das Bessere, Erfreulichere. Auffallend bleibt der Mangel
an hervorragenden Bildnissen. Nach den früheren Aus-

stellungen und dem heutigen Geiste italienischer Kunstübung
ist dagegen nicht niehr auffallend der völlige Bruch mit allem,
was auch nur entfernt an die großen alten italienischen
Meister in Form und Farbengebung erinnern könnte.
Die Besichtigung der Aquarelle war mir nicht möglich,
ausgenommen die Originale des von Ongania hergestellten
Prachtwerkes der Markuskirche, welche verdientermaßen
einen ganzen Saal füllcn. Hunderte von Händen find
noch überall beschäftigt zu ordnen, aufzustellen, zu voll-
enden, so daß die hier gegebenen Eindrücke nur mit Mühe
zu gewinnen waren. Der erste Katalog der Ausstellung
soll rechtzeitig fertig werden. Das Äußere des Ausstell-

Aus Alerauder Wagners Skizzenbuch
ungsgebäudes macht "trotz seiner halb griechischen, halb
modernen Formen- nnd Farbengebung in Verbindung mit
den umgebenden prächtigen Gärten einen überaus freund-
lichen Eindruck. Diese Ausstellung, von welcher man sich
den größten Erfolg verspricht, ist für das alte Venedig
ein großes nie dagewesenes Ereignis. So werden dem
entsprechend auch die Vorbereitungen zu der am Abend
des ersten Mai stattfindenden Jlluniination aufs groß-
artigste betrieben. Ilnter Anwesenheit des Königspaares
wird an diesem Tage das Reiterdenkmal Viktor Emanuels
enthüllt werden und der ganze Hafen Venedigs einem
Lichtmeere gleichen. Venedig will auch bei dieser Gelegen-
heit nicht fehlen lassen, darzulegen, wie sehr man sich der
nationalen Einigung freut.

Die Aunst für Alle II

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