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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Kunstmarkt
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278

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc. — Ausstellungen, Zammlungen rc.

Personal- und Mrlirrnacheichlen
O Professor Erdmann Encke iu Berlin, der Schöpfer
des Denkmals der Königin Luise, arbeitet zur Zeit ini Auftrage
der kgl. Nationalgalerie an einer Gruppe, welche die Kurjiiistin
Elisabeth von Brandenburg, ein Kind in der Bibel unterweisend,
darstellt. Dieser Austrag hat nach der Weserzeitung folgende
Geschichte: Professor Encke beteiligte sich im Jahre 1885 bei dcr
Konkurrenz siir das Berliner Lutherdenkmal; sein mit dem Mvtto:
„Brunn alles Heils" bezeichneter Entwurf zeigte ein Postanient,
das von zwei Gestalten flankiert wurde. Zur Linken Joachiins II.
Heldengestalt, dessen rechte Hand das Kruzifix uinfahle, während
die Linke sich auf das Schwert stiitzte; die Gruppe zur Rechlen
war Kurfiirstin Elisabeth, eine holdselige Frauengestatt, an deren
Knie sich ein Kind schmiegt, welches von ihr aus dem auf ihreni
Schooße liegenden Evangelienbuch belehrt wird. Besonders
letztere Gruppe erregte damals bei Kennern und Laien ungeteille
Bewunderung, und das Bedauern, daß diese Koinposition nicht
weiteren Kreisen zugänglich werden sollte, wurde von
verschiedenen Seiten laut. Die Dtrektion der Nationalgalerie
teilte diese Meiniilig, erwarb jenes kleine Hilssmodell uiid gab
dem Kiinstler den Auftrag, dasselbe in halber Lebensgröße aus-
zuführen. Die Gruppe wird in Bronze gegossen werden und
voraussichtlich ihren Platz in den die Nationalgalerie uingebenden
Gartenanlagen finden.
ll. x. Jm Atelier des Wiener Bildhauers Prvf. Benk
wurde dieser Tage das im Auftrage der Witwe des Malers
Friedrich v. Amerling ausgefiihrte Grabdenkmal vollendet.
Dasselbe formiert eine Pyramide aus rosigem Porphyr, vor
welcher auf einem archilektonisch schlichten llnterbau der trau-
ernde Genius der Kunst sitzt und den Namen deS Tvdten auf
die Pyramide schreibt. Den Granit-Sockel schmiicken das Por-
trätmedailloii Amerlings und die mit Lorbeerzweigen umwuii-
denen Embleme seiner Kunst: Pinsel und Palette. Das Denkinal
ist vier Meter hoch und macht in seiner edlen Harmoiiie einen
niächtigen Eindruck. Es lvird am 1. November auf dem Ehren-
grabe, welches die Vertretung der Stadt Wien dem Kiinstler
gewidmet hat, enthiillt werden.
** Berlin. Jm Treppenhause des Rathauses werden
nunmehr die Wände fiir die Ausführirng der Wandgemälde zu-
recht gemacht. Der Maler Mühlenbruch hat sich verpflichtet, die
ihm übeitragenen Gemälde in 8 Jahren auszuführen. Die von
den Malern Vvgel, Simmler und Scheurenberg in einem
Vorsaal desselben Gebäudes auszusührenden Wandgemälde sollen
vertragsgemüß in 2 bezw. ö Jahren beendet seiu.
vm München. Professor Max von Widnmann ist
auf eigenes Ansuchen unter Verleihung des Komturkreuzes des
Verdienstordens vom hl. Michael in den Ruhestand versetzt und
an seiner Stelle gleichzeitig Professor Ruemann zum Lehrer
der Bildhauerkunst an uuscrer Kunstakadeiiiie ernannt wvrden.
— Architekt Leopold Theyer, bisher Direktor der Fach-
schule für Holzindustrie in Bozen, ist zum Fachvorstande der
kunstgemerblichen Abteilung der Staatsgewerbeschule iu Graz
ernaniit worden.

Denkmäler rtr.
4P Esse n. Jm Auftrage der Krupp'schen Familie ist Bild-
hauer Otto Lang aus Mkünchen zur Zeit mit den Norarbeiten
für ein Grabdenkmal des berühmteu Begrllnders der Krupp'schen
Fabriken, Alfred Krupp, beschästigt. Auch auf dem Marktptatz der
Stadt Essen joll nach kürzlichem Beschluß der Stadtverordneteuver-
sammlung fiir 80,000 M. ein Standbild des Verstorbenen errichtet
werden, mit dessen Aiisführung, Berliner Blätternzusolge, Prosessor
Schaper betraut ist.
— Jn Tübingen ist zu den Denkmälerii Uhlands,
Silchers und Hölderlins am 9. August noch ein solches der
liebenswürdigen schwäbischen Dichterin Ottilie Wildermuth gelreten.
Es besteht aus eiuem obeliskensörmigen Sockel vo» vier Meter
Höhe, welcher ein von.Rösch ausgefiihrtes Pvrträtmedaillon der
Dichterin iu Bronzeguß trägt.
** Berlin. Prof. Adolf Donndorf ist beaustragt
worden, seiue im vergangenen Herbst im Modell beendete Kolosjal-
büste des Fürsten Bismarck sür den preußischen Staat in
Marmor auSzuführen.
sl Ro m. Depretis bekommt in Rom ein Denkmal. Der
römische Gemeinderat bewilligte 100,000 Lire.

— Professor Siemeriilgs Reiterstatue Washingtons wurde
in der Nacht zum 24. August von der Gladenbeck'scheu Gießerei bei
Fackeljchein durch die Straßen Berlins nach dem Kronprinzenufer
geschafft, um von dort über Hamburg nach seinem Bestimmungsvrt
Philadelphia transportiert zu werden. Außerordentliche Schwierig-
keiten bereitet nicht sowohl das große Gewicht von 200 Zentueru,
als vielmehr der kolossale Umfang der Kiste oder des Bretter-
verschlages, in welchem der Transport erfolgt. Derselbe betrügt
nicht weniger als 2,75 m in der Höhe uud über 6 Hsm Grundfläche.
OI. Die Genosseuschast der bilüenden Künstler in Wien
hat dem Magistrate deu vom Bildhauer Eümund Hellmer ver-
saßten, künstlerisch trefflichen Entwurf des Grabdenkmals für
Hans Makart in Zeichnung und Photvgraphie vorgelegt, und
der Magistrat hat diesen Entwuif dem Gemeinderate zur AuS-
führung empfohlen. So wird sich denii bald im Ehrenparke des
Centralfriedhofs auf dem Grabe, das bislang nur ein Steinblock
niit der Jnschrift „Hans Makart" deckt, ein würdiges Denkmat
erheben. An dem über der Gruftdecke ruhenden Sarkophage steht
ein das Medaillvnporträt des Künstlers emporhebender Genius,
während kleinere Genien das INedaillon, mit Ruhmeskrüiizen in
den Händen, niiischmeben. Das in Altarform gehaltene Grab-
denkmal schließt nach oben mit einer Archivolte ab, deren Mitle
eine Muschel bildet; aus dieser baut sich eiue iüeale Vase auf,
von welcher Festons niedersiiiken. Der Grabstein wird aus
Syenit, die Ornamentik und der figurale Schmuck aus Bronze
hergestellt werden. — Das von Professor Hermanu Klotz ange-
fertigte Eitelberger-Denkmal für das Österreichische Museum wird
am Jahrestage der Eröffming dieses Hauses, am 4. November,
enthüllt. Der Präsident deS Denkmalkomitees, Graf Edniund
Zichy, wird die Festrede halteu. Au die Festgäste werden
von Professor Schwartz ausgeführte Medailleu mit dem Kopfe
Eitelbergers anf der Avers-, uud einer Jnschrift auf der Revers-
seite zur Verteilung gelangen.
vm Jn Göttingen ist bei Gelegenheit der F-eier des
150jährigen llniversitätsjubiläums eine Marmorbüstedes Historikers
Waitz enthüllt worden. Sie ist ein Werk des Bildhauers
H a r tz e r.
?. ?t. Eine Mcdaille nnt dem von feinem ForinverständniS
zeugenden und sehr ühnlicheu Profilbilünis des Papstes Leo XIII.,
wohl mit Benützung der in unserem Blatte mitgeteilten Zeichnung
Lenbachs, hat der Medailleur Schiller in Stuttgart gefertigi.
Die Rückseite enthält dann eine Allegorie auf das nahende jünfzig-
jährige Priesterjubiliäum desselben, das die Veranlassung zu diejer
Denkmünze gegeben.

Ausstellungeil, Sammlungrn rtr.
g DreSden. Die Aquarellausstellung ist nm 14. August
in den Räumen des Polytechiiikums durch den König eröffuet
worden. Der Katalog weist 2504 Nunimern aus; die Absicht
der Dresdener Kunstgenoffeiischaft, ein übersichtliches Bild der
modernen Kunstproduklion auf dem Gebiete der Aquarell-, Pastell-
und zeichnendeu Kunst zu geben, dürfte aljo als ersültt zu be-
trachten sein. Ausführlicher Bericht folgt lvegen Raummangel
in nächster Nummer. Hier schon wollen nnr aber unserer Ber-
wunderung Ausdruck geben, daß die Dresdener Kunstgenossenschaft
so uiigenilgend ausgeführte antotypische Jllustrationen für deu
Katalog acceptieren konnte, mie sie die Firnia Meinhold geliefert
hat. Das sind die schlechtesten Autotypien, die wir je gesehen;
zu solchen Produktionen führt übel angebrachter Lokalpatriotismus.
Herr Partikularist Bliemchen war ivohl Komiteevorstand?
g Berlin. Jn der Nationalgalerie ist nunmehr das Frey-
tagporträt von Stauffer-Bern zur Aufstellung gelangt, dann
von Neuerwerbungen noch das Porträt einer jungen Dame von Hans
Canon und das Porträt Rankes von I. Schrader. Endlich ist
die Skulpturenabteilung bereichert durch die Kopf'sche Kaiserbüste
und das Mormorporträt Philipp Beits von dem Schöpfer des
Mainzer Schillerdenkmals, dem zu Darmstadt lebenden Bild-
hauer A. Scholl.
Wien. Das Künstlerhaus wird gegenwärtig nach den
Plänen des Prof. Deininger für die nächstjährige internationale
Jubiläumsausstellung erweitert.
jj: München. Die Aquarellausstellung der hiesigen Hof-
kunsthandlung Neumann ist eröffnet worden; hervorragende
deutsche, österreichische und italienische Meister sind vertrelen.
Von Ludwig Passini sind zwei weibliche Köpfe da, die, wie
immer, den ersten Preis verdienen.
 
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