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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Voss, Georg: Die Berliner Kunstausstellung, [2]
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Grünewald, E.: Das Urheberrecht auf dem Gebiete der bildenden Kunst und der Photographie, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0471

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Die Berliner Rimstausstellung. von Georg voß — Das Urkeberrecht rc. von E. Grünewald


bcwährten Porträtmalern sind Schenrenberg, Gräf,
Spangenberg, Kiesel, Richter, Schrödl und Ernst
Hildebrandt mit neuen Werken erschienen. Unter den
jnngen Kräftcn treten bcsonders Stanffer- Bcrn,
Koner, Fedor Encke, Fehr, Höckner, Stcrry
nnd Eichstädt hcroor. Unter den Landfchaften befinden
sich gnte dlrbciten von Lndwig, Bracht, Albert
Hertcl, Donzctte, Hcrmann Eschke nnd dessen
Sohn Richard Eschke. Flickel, Fricke, Gude,
Mnller-Knrzwclli), Saltzmann, von den Velden
nnd oor allem 0on dcm jnngcn, in wenigen Jahrcn glän-
zend hervorgctrctcncn Hans Herrmann. Unter den
Mnlcrn siidlichcr Landschaften ist Felix Possart mit
einem großen Hanptwerk: „Blick anf die Alhambra", er-
schieneii. Tresslich ist ebcnfalls Körner nnd Wilhelm
Gentz vertrcten. Der Sohn des letzteren, Jsmael
Gentz, bewcgt sich mit einigen Zeichnungen schr glncklich
anf dcni Gebiete der Darstellnng charakteristischer Typen
ans dem Volkslebcn.
Tic Miinchencr Künstlerschaft schcint ihre beste Kraft
sür die bcoorstehcnde intcrnationale?lnsstellnng anfgespart
zn habcn. Die Landschaftsmalerci der Jsarstadt weist
allcrdings cinige trcssliche Zlrbeiten von Wenglein nnd
Willroider anf. Vvn jüngcren Kräften ist Dill rccht
gnt vcrtrcten. ?lus dem Hauptgebiete der Münchener
Kniist, dcm Genrcbilde nnd speziell dem historischcn Genre,
sind cinige jüngcre Talente erschicncn. So Seiler mit
mit zwci kleincn Mcistcrwerken: „Dcr Vertrag vom Haag"
und „Tie Verhaftnng Voltaircs". Holmberg bringt
das in lebcnsgroßen Figurcn ansgeführte Gemälde „Alte
Frciinde". ?lnf dcm Gebiete dcr ernsten dramatisch be-
wcgten historischcn Schildernng ist Otto Friedrich mit
scineni schönen aiisdrncksvollen Bilde: „Elisabeth von
Thüringen nimmt im Kloster zu Marburg ?lbschied von
ihrcn Kindern" nnd Lndw. Herterich mit seinem ans
dcm Besitz der Berbindiing für historische Kiinst ansge-
stellten Bilde der ?lnna Stegen fast isoliert gcbliebcn.
Unter dcn übrigen Werken befindet sich Toby E. Rosen-
thals anzichendcs Rokvkobild: „Eine Tanzstnnde unscrer
Grvßmütter". Ferner Kaspar Geigers formvollendcte
Komposition „Die Verehrnng des Dionysos", die dcn
Lescrn der „Kiiust für Alle" bereits durch eine Abbildnng
vorgesührt wnrde. George von Hößlins zarte?Rädchcn-
signr: „Ter deutjche Friede" hat hier sehr lcbhastcn Beifall
gcfunden; cbensalls I. C. Herterichs „Adagio", cine
große Engelgestalt, welche m.it cinem schlnmmernden Kinder-
paar über die Wolken schwebt. Von sehr rcifem Können
in dcr Darstelliing des Nackten zengt Kaspar Ritters
Jdylle: cin Jüngling, der in einer Felsschlucht am Mceres-
strande steht nnd laiischcnd eine große Muschel ans Ohr
hält. Tie Münchener Porträtmalerei wird wesentlich nur
durch die bcidcn Realisten Schlittgen nnd Lepsius
reprüsentiert. Der Münchener Schule und speziell dem

Einflnß von Fritz ?lugust von Kaulbach, verdankt auch
wohl die jetzt hier wohnende Ungarin Vilma Parlaghy
ihr glänzendes Kolorit und ihre bemerkenswerte Fähigkeit,
cine Persönlichkeit fein zn chnrakterisieren. ?lllerdings
zeigt sich die Malerin recht ungleich in ihren hier aus-
gcstellten Werken.
Den Ruhm der Düsseldorfer machen diesmal die
Landschaften aus. Gregor von Bochmann, O. Achen-
bach, Metzener, Oeder, Deiters, Dücker, Gilbert
von Canal nnd der hicr noch wenig bekannte Ottv
Serner sind mit großcn Wcrken erschienen. ?lus dcr
blühcnden Genrcmalerei der rheinischen Kunststadt sind
indessen nnr Öhmichen, Brütt, Dahl, Salentin
nnd Bachmann mit hervorragenderen Arbeiten vertreten.
Von den Weimaranern ist außer Leopold von Kalck-
renth wesentlich nur Freihcrr von Gleichen-Rußwurm
mit drei Landschasten zu nenncn. Das lcuchtende Kolorit des
Bkeistcrs ist besonders in den beiden großen Gemälden
von einer an Böcklins Jdeallandschaften erinnernden
Wirknng. Unter den Königsbergern zeichnet sich Heydeck,
der jetzt als Lehrer an der dortigen ?lkademie thätig ist,
vorteilhaft aus durch ein großes Geniülde: „Die Königin
Lnise auf der Fahrt von Königsberg nach Memel im
Jahre 1807", ein Werk, das ebenso das Können des
jiingen Künstlers auf dem Gebiet der historischen Charak-
tcristik als anf dem dcr landschaftlichen Darstellung erkennen
läßi. Die Karlsruhcr Künstlerschaft ist durch Nanien wie
Baisch, Borgmann, Kallmorgen, Keller, Meckel
und Ring rccht gut vertreten. Unter den Bildwerken
dcr Ansstellung bcfinden sich mehrere hervorragende Werke.
So die Kandctabergruppe „Der Kuß", in welcher Reinhold
Begas die Berührung der beiden Pole des elektrischen
Lichtcs symbolisch durch ein sich stürmisch umarmendes
jnnges Paar dargestellt hat. Die Gruppe ist ein Meister-
werk in dcr Darstellung lebensprühender Körperkraft. Jn
der wild verschlungenen Komposition zeigt sic den malerischen
Stil dcs 51ünstlers an der äußersten Grenze. Jn einer Büste
des Priuzen Wilhelm hat Reinhold Begas wiedernm ein
vorzügliches Bcispiel monnmentaler Charakteristik gegeben.
Rudolf Siemering bringt von den umfangreichen
Wcrken seines Ateliers die vier großen in Bronze gegossenen
Neitcrstandbilder des dentschen Kronprinzen, des Königs
von Sachsen, Bismarcks und Moltkes, welche für den Sockcl
des Leipziger Kriegerdenkmals bestimmt sind. Unter den
jüngeren Bildhanern treten besonders A. Brütt, Ro bert
Bärwald, Felderhoff nud von Üchtritz hervor.
Das ersrenlichste Resultat der Berliner Ausstellung
ist das Hervortreten mehrerer neuer verheißungsvoller
Kräfte. Hoffentlich gelingt es der bevorstehenden inter-
nationalen ?liisstellnng in dRünchen, auch die beste Kraft
dcr ülteren Meister bei dieser Gelegeuheit zu zentralisieren,
damit sich die deutsche Kunst vor den ?lugen des Auslandes
in ihrer vollen Stärke zeigen kann.

Das Ukyeberrecht aur dem Gebiete der bildenden Kunst und der Photographie
von Amtsgerichtsrat L. Grüneivald in Metz

Vorbemerkung
^tzlim ersten Jahrgang dieser Zeitschrift S. 276, 291 und 324
haben wir die Bestiiiiniungeii der ZZ I bis 4 des Reichs-
gcsetzes voin 9. Januar 1876 betreffend das lirheberrecht an
Werken der bildenden Kunst erörtert. Wir fassen an dieser

Stelle unsere dortigen ?lussiihruiigen in nachstehende Sätze
zusaminen.
Das Kunstwerk, welches durch das lNesetz geschiitzt wird,
muß ein Ergebnis individueüer geistiger Arbeit sein und vorwie-
gend dem Zwecke ästhetischer Darstellung dienen. Hiebei ist nicht
 
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