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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [15]
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0209

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,58

Uiisere Bilder. von Fr. pecht — Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc.

Aiigelwrne Vvniehmheit des Weseiis ins iicht Weibliche
übersetzt zeigt uns des Berliner Albert Wolffs Büste
der Kaiserin Augustci, welche diefelbe allerdings in jüngercn
Jahren, aber doch noch heute cihnlich wiedergibt. Wenu
hier die so eutschieden ausgefprvchene fürstliche Hoheit in
ehrerbietiger Entfcrnung halt, so erfreut dagegeu die Ab-
weseuheit all dcs Kleinlichen, was so vielen Franencharaktern
auhaftet, uni so niehr.
Dabei wirkt das Fragende im Ausdruck der Züge niu
so angcnehiner, als man fühlt, daß dieser Charakter anch
die größten Schicksale mit Würde zu ertragen im stande
seiu wird.
Prrsonal- und Mtelirrirnchrrchkcn
vm Maler Franz Rumpler in Wien, bisher anßerordentlicher
Professor der dortigen k. k. Akademie der schönen Kiinste ist zuin
ordentlichen Professvr derselben fiir die Malschnle ernannt worden.
** Berlin. Professor Schobelt aus Breslau hat snr die
„Neue Kirche" am Gensdarmen-Markt zwei große in Sepiafarben
ausgeführte Gemälde vollendet, welche „Die Bergpredigt" und
„Die Zertrnmmerung des goldenen Kalbes durch Moses" dar-
stellen. Jedes der figurenreichen Gemnlde hat eine Länge von 37 m.
* Jn Dresden starb am 16. Januar d. Js. der Land-
schaftsmaler Adolph ThvmaS im 53. Lebensjahre. Er war
am 28. Sept. 1834 zu Zittau i. S. geboren, besuchte die Ge-
werbeschule seiner Vaterstadt und die Dresdener Akademie, wo
er mehrere Iluszeichnnngen errang. So erhielt er ein Stipendium
der Munkeltschen Stiftung zu einer Reise nach Bapern und das
römische Reisestipendium der süchsischen Regierung. Er hatte
anch die Ehre, I. M. die Königin von Sachsen anf einer Neise
nach Tirol zn begleiten. Jn seinen zahlreichen Landschaften,
deren Vorwiirfe er znmeist Mittel- und Siiddeutschland entlehnte,
lehnte er sich an die sinnige oder rvmantische Weise seines Lehrers
Lndwig Nichter an, dessen hiesige Schnle numnehr wesentlich noch
Ed. Leonhardi und C. W. Miiller bilden. Thomas war ein
anspruchsloser, still wirkender sliinstler; seine liebevoll ausgefiihrten
Bilder erfreuten sich beim kaufenden Publikum iinmer einer ge-
wissen Beliebtheit. Seiue Statnr war von der Natur schlecht be-
dacht: Thomas war klein nnd verwachsen. Sein Nachlast, der
iiberrajchend reich an Skizzen ist, wird von der Dresdener Kunst-
genossenschaft im sächsischen Kunstvereine ansgestellt iverden.
** Berlin. Prosessor Geselschap wird seine Arbeiten
in der Herrscherhalle des Zeughauses demnächst wieder aufnehmen,
und der Raum daher fiir das Publikuin anf einige Zeit ge-
schlossen werden. Die beiden von dem genaniiten Maler noch
auszufiihrenden Bilder werden den „Emzug der.Helden in Walhalla"
und den „F-rieden" darstelten. Professor Anton v. Werner
malt gegenwärtig in demselben Raume an seincm Bilde „Die
Krönnng des ersten preutzischen Königs".
-r- Jn der am 14. Januar a. c. abgehaltenen Hanpt-Genercil-
versammlung des „Malkasten" in Dnsseldorf wurden die Herren
von Eckenbrecher, O. Erdmann, Hiinten, O. Jernberg, Sarter nnd
Ad. Schmitz in den Vorstand wiedergewählt. Iln Stelle der
Ausgeschiedenen (Prof. II. Banr nnd Fahrbach) traten die Herren
F. von Wille jun. nnd Henschel.
?lm 14. Januar starb zu Wien der Nestor der Wiener
Künstlerschaft Friedrich von Ilmerling. Er war am 14.
April 1803 zu Wien in dürstigen Verhältnissen geboren und galt
in den 40er und 50er Jahren zu Wien als der beste Bildnis-
maler seiner Zeit.

Denkmälrr rkr.
** Berlin. Das Komitee für die Ilusführnng des Lessing-
Denkinals hat beschlossen, den Bildhauern Siemering, Otto
Lessing und Hilgers jc einen Preis von 2000 Mark zu ver-
leihe». Die Entwürfe von Eberlein, Schott, Mvritz schnlz
nnd Wäsche wurden von der Konknrrenz ansgeschlossen, da in
denselben die für die Figur vorgeschriebene Höhe nicht innegehalten
war. Die Ilnssührung des Denkmals ist in der letzten Gcsanit-
sitznng deS Komitees dem Bildhauer Otto Lessing übertragen
worden. Jn Bezug auf den Sockel hgt das Kymitee dem Künstler

einige Ilendernngsvorschläge gemacht. Jn einer der nächsten Nummern
ds. Bl. werden ivir die drei prämüerten Entwiirse publizieren.
* Gleich nach dem Tode Ludwig Richters beschäftigte
sich die Tresdener Kunstgenossenschaft mit dem Gedanken, dem
unvergetzlichen Meister ein Denkmal zn errichten. Der dazn ein-
gesetzte Ilnsschntz hat indes lüsher ivenig in der Sache gethan
nnd erst vor knrzeni ist ein neuer Ilnlauf genommen worden,
nm den Plan zu verwirklichen. Die Verzögerung schadet ja anch
gar nichts, da gegenwärtig Schillings grotzes König-Johann-Denk-
mal noch im Werden begrifsen, und bei Denkmälern tiberstürzung
meist nicht von Nutzen ist. Jnzwischen kann nian sich über die
Form des Denkmals klar werden. Soll Lndwig Richter in einein
Stand- oder Sitzbilde in Marmor oder Erz ans irgend einem
öfsentlichen Platze DresdenS aufgestellt werden? Etwa wie der
begeisterte Luther auf dem Nenen bz. Henmarkte, oder wie die
Germania mit ihren vier edeln Leidensgenossinnen auf dem Alt-
markte unter den Gemüseweibern oder wie der so lebensfreudige
Gänsedieb anf dem abgelegenen Ferdinandsplatze oder wie Karl
Maria von Weber am tvten Ende des Museums, wo man ihn
selbst mit der Lateme am hellen Tage nicht findet? Svllen wir
auf eineni ofennhnlichcn tlnterbau eine Büste Nichters anfstellen
nnd unten vier Jungen in der Tracht der vier Jahreszeiten
in Nichters „F-ürs HauS" lesen lassen? Oder sollen wir endlich
den Landschaftsmaler Richter gleich dem Danteforfcher Philalethes
auf ein kriegerisches Streitrotz setzen, in Reliefs den Ilufschwung
der Knpferstecherei schildern und das Pferd nach der Jägerkasenie
zureiten lassen? Eines scheint uns festzustehen: Richter gehört
nicht hinans anf den Markt mit seineni geschäftlichtrivialen Tages-
verkehr, mit seinem iinharmonischen Geräusch, etwa auf den
Antonsplatz zu den Fischhändlern und Kohlrabifrauen. Dahin
gehört Diez' Gänsedieb — es müßte dann jeinand einwenden
wollen, datz ein solcher Diebstahl auf freiem Markte unmöglich
sei, — nicht aber der stille harnionische Mann, dessen Name
schon nns das Bild idhllischen FriedenS und beschaulicher Lnst in
frcier Natnr wachrust. Das Schicksal des Weber- oder auch des
ebenso unbekannten Nieritzdenkmals aber sollte nns andererseits davon
abhalten, noch einnial die Schlichtheit eines Mannes dadurch zn
stimbolisieren, daß man sein Denkmal abseits stellt. Das beste
nnd schönste Denkmal hat sich Ludwig Richter selbst durch seine
Werke gesetzt; sein Ilndenken aber wiirde am besten geehrt, wenn
maii die Liebe zu ihm und seinei Kunst, die eine Volkskunst im
edelsten Sinne des Wortes war, in ininier weitere Kreise zn
tragen sich bemühte. Das könnte durch ein Denkmal recht wohl
geschehen, aber nicht durch eines der gewöhnlichen Art. Es
inützte ein Tempel sein, in dem man Richters Kunst selbst sprechen
lietze. Man stelle sich einen Rundbau mit Oberlicht vor, in
welchem ringsum unter Glas nnd Rahnien Richters Werke in
Holzschnitt angebracht wären, und öffne ihn dem Volke ininier
oder wenigstens an gewissen Tagen unentgeltlich! Als Platz
dieses Tempels stellen wir nns die Bürgerwiese zu Dresden vor:
fenie genng voni geräuschvollen Getriebe des Ntarktes und des
Verkehrs, nahe genug bei der Stadt, nm nicht als abgelegen be-
zeichnet zn werden. Die Bildhauerei ist dnrch diesen Vorschlag
nicht benachteiligt: in diesem Tempel, den wir absichtlich nichl
ein Richtermusenm neiinen, ist Platz genug für ein Sitzbild
Richters, oder falls man ein gemaltes Bildnis in Pohles Weise
vvrzieht, für sonstige Bethätignng der Bildhauerknnst und sicher
auch der Malerei. Wir sollten ineinen, daß dieser Vorschlag
der künstlerischen Phantasie weiten Spielranm und eine schöne
Ilufgabe zur Bethätigung ursprünglicher Schaffeiiskraft biete.
Wir finden das so gedachte Denkmal als das der Eigenart Richters
entsprechendste nnd nnterbreiten unsem Vorschlag hiermit der
weiteren Erörterung.
ff Der Wiener Magistrat hat beschlossen, das Mozart-
Monument auf den Zentral-F-riedhof zu übertragen und nächst
den Gräbern von Lchubert und Beethoven aufstellen zu lassen.
vm Adam Krafsts den Weg zum JohanneSkirchhof weisenden
sechs Stationen zu Nürnberg zeigen, nachdem sie iinn fast vier
Jahrhunderten gelrotzt, so bedenkliche dlnzeichen des Verfalls,
datz man sich zu einer unifassendeii Restauration entschlietzen
niutzte. Dieselbe wird nach den Eiitwürfen des Prof. Wanderer
vom Bildhauer G. Leistner ausgeführt werden und erfordert einen
Kostenanfwand von etwa 6000 Mk. welche der Magistrat der
Stadt bereits bewilligt hat.

Ausstellungrn^ Snmmlungen etr.
sf Wir erhalten aus Dresden infolge unseres im vorletz-
ten Hest gebrachten Artikels über den sächsischen Knnstverein fol-
 
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