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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Paul, Richard: Eduard von Steinle
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0075

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n. Iahrgang. Left 4

;5. Kovember


..Tie Kunst für Alle" erscheint in lialbmonatlichcn Heftcn von l'/-—2 Bogen rcich itlustricrtcn TcxtcS und ca. l Bildcrbeilagcn in Umschlag. Abonncmcntspreis im
Buchbandcl odcr durch die Post lNcichspostverzeichnis Nr. 2996, bavr. Berzcichnis 386a) 3 M. 60 Pf. für das Bicrteljahr (6 Hefte); daS einzelne Hcst
75 Pf. — Jnserate (nur durch R. Mo sse) die vicrgespaltene Nonpareillezcile 50 Pf. 10000 Beilagen 60 M., bci größerem Format odcr Umfang Preisaufschlag.

Ldu.ird don Steinle
vc»i Richard Paul


dem Frankfurter Künstler ist der letzte jener
Meister vom Schanplatze eines über ein halbes
Jahrhundert währenden Wirkens geschieden, das eine ganz
eigenartige, denkwürdige Epoche deutscher Kunst begründet
nnd abgeschlossen, die, wenn auch soznsagen eben erst ge-
schaffen, der gegenwärtigen Generation doch schon — im
allgemeinen genommen — so unverständlich geworden, als
wären die Werke dieser Zeit assyrische Keilschriften. Da
diese Werke aber leider zum Teil sehr umfangreich und
anch unglücklicherweise an sehr geschützten und hervorragen-
den Plätzen, d. h. an Museums- und Kirchenwänden sich
befinden, so sind sie nicht so ohne weiteres nach Belieben
zu cntfernen und liegen also der jetzigen Strömung gleich
unverrückbaren Steinen recht unbeqnem im Wege.
Da es aber trotz alledem noch immer eine „stille
Gemeinde" gibt, welche vor den Schöpfungen jener Kunst-
auffassung, die mit Carstens begann und nun ihren letzten
Repräsentanten verloren, einen gewaltigen Respekt besitzt
nnd sie heut noch mit begeisterter Verehrung liebt, da
weiterhin „Die Kunst für Alle", wenn sie ihrem Pro-
gramm vollanf nachkommen will, auch diesen „Zurück-
gebliebenen" in ihrem so weitläufigen Palaste eine be
scheidene Unterknnft und wäre es auch nur eine Mezzanin-
kammer, gewähren sollte, — da endlich vvraussichtlich in
sehr langer Zeit nicht mehr die Gelegenheit sich bieten
wird, dieser seltsamen Art von Kunst zu erwähnen, so soll
ihr an dieser Stelle, da sie ja nach landlünfiger Meinnng
tot, also unschädlich ist, wie es bei anständigen Leuten so löblicher Brauch ist, in diesem Augenblick, wo sich
die Schollen auf ihrem Sarge aufhäufen, der landesübliche Nekrolog gehalten werden.
Nnn muß man leider allen diesen Leuten, diesen armen Cornelianern, nachsagen, daß sie nichts gethan
haben, um der Welt, d. h. der Mode zu gefallen, daß fie sich in den Kopf gesetzt, die seltsamen Vorstellungen
ihres Gehirns obendrein in möglichst abstoßender, weil sehr wenig einschmeichelnder Form zu verkörpern. Sie
„zogen ihre Umrisse streng und klar, daß man sehen könne, was da gemeint war", und „zugleich wünschte
damals der Künstler von seinem Publikum, daß man im Anblick seiner Arbeiten anch etwas denken sollte".
Merkwürdig jedoch: auf diese höchst eigentümliche Zumutung, die noch der alte Goethe beim Kunstwerk für

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