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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Voss, Georg: Die Berliner Kunstausstellung, [1]
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Ahl, Friedrich: Die Büste: Erzählung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0458

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Die Berliner Runstansstellung. von Georg Voß — Die Büste Von Friedrich Uhl

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üden verkrüppelten Weiden-
bännie, wie sie in der Kunst
svust nur als Symlwl einer
nielc> ncholischcn Stimmnng
Plcitz sinden. Sehr tüchtige
Leisiiingen innerhalb derselben
Richtnng bringen ferner Karl
Bantzer, Carlos Grethe,
Habermann, Halkett aus
Brüssel, Paul Höcker und
Klara Fischer. Max
Fleischer zeigt sich mit seiner
„ersten Konimnnion" und dem
lebcnsgroszen Bilde eincr Mode-
dame als ein sehr reifes Talent.
M a x Liebermann ist mit
einem neuen Werke „Die
Spinnerinnen" erschienen. Sein
„Münchener Biergarten", der
den Künstler bereits auf der
Weltausstellnng in Antwerpen
so vortrefflich vertrat, ist hier
wieder ausgestellt und gibt
cine sehr gute Probe von der
sicheren Darstellnngsgabe dcs
Künstlers. Jhm vielfach ver-
wandt zeigt sich Max Baer
aus München mit dem Bilde
eineS alten Fischers, der sein
Netz ausflickt. Cine sehr feine
poetisch durchdachtc Schöpsung
ist Paul Borgmanns Ge-
mälde „Die Auswanderer".
Innerrs drs Vampfrrs „Travr" (Nordd. Iloyü). Ausstattuug von A. Bembe in Mainz ^^h das woranf es dem
Maler in dcm fignrenreichen
Bilde ankommt, ist wesentlich der koloristische Effekt des
Ganzen, nnd die einzelnen Gestalten sind nnr um ihrer Wirkung
in der Landschaft willen da. Mit diesem Bilde wären wir
auf dem Gebicte der Landschaft angekommen, deren Be-
trachtnng den Gegenstand des nüchsten Berichtes bilden soll.
(Fortsetzung folgt)
Die Büste
Erzäblung von Lrtedrich Uhl
i^obert Haunold hat den Preis gewonnen und wird
beanftragt werden, das Dichter-Denkmal anszuführen . .
So las ich sreudig erregt in der Zeitung. Robert Hannold
war mein Schulfrennd. Jch hatte viel mit ihm verkehrt,
auch noch zur Zeit, nachdem sich unsere Wege geschieden,
und er Bildhauer, ich . . . Doch nur von ihm soll die
Nede sein. Er gehörte zn den Menschen, denen man die
Begabung früh ansieht. Diese Stirn, diese Augen . . .
man betrachtet sie lünger, man blickt zurück, wenn solch'
ein Knabe vorübergegangen. Robert Hcmnold bekräftigte
bald, daß er auserwählt, ein geborner Bildner war. Er
zeichnete nnd modellierte, als ob ein zweiter in ihm das
Auge richtete, die Hand lenkte. Was er angriff, wurde
eigentümlich schön und entstand rasch wie durch Zauber.
Die Lehrer freuien sich, die Nkitschüler staunten. Robert
wurde von einem seiner Meister, einem Kenner, gefördert.
Er arbeitete in dessen Atelier und lernte dort den Zu-
sammenhang der Kunst mit dem Leben. Wir bewunderlen

Derselbe Maler bringt ferner noch zwei trefsliche Blütter
aus dem Pariser Straßenleben. Das Leben der modernen
Gesellschaft hat im übrig^.i nur wenig Darsteller gesnnden.
Sehr tüchtig auf diesem Gebiet zeigen sich Emil Schwabe
ans Berlin und Friedrich Stahl ans München.
Das Soldatenbild. fehlt diesmal so gnt wie ganz.
Für das niilitärischste Volk Enropas ist dies eine über-
raschende Erscheinnng. Doch die Kunst ist eben leider
nicht >n allen Dingen der Ausdrnck der Gedanken des
Volkes. Einc sehr lebendige Schilderung ans dem Manöver-
leben hat Karl Röchling dargestellt. Ein Zug Jn-
fanterie marschiert dnrch die Hauptstraße eines altertüm-
lichen badischen Dörfchens. Es ist das Heimatsdorf mehrerer
der Soldaten. Die Einwohner jubeln ihnen entgegen,
und die Freude des Wiedersehens spricht aus de» Zügen
der wettergebräunten Gestalten. Die sonnige Landschast
und das frische Leben, welches die einzelnen Fignren des
kolossalen Bildes erfüllt, ist trefslich dargestellt.
Die übrigen Anhänger der neuen Schule bewegen
sich sast sämtlich auf dem Gebiete des Bauernbildes.
Graf Leopold von Kalckreuth, der jugendliche Pro-
fessor der Weimar'schen Kuiistschiile sührt uns eine lebens-
frische Gruppe von Kindern vor, welche auf einer Wiese
zwischen verkrüppelten Kopfweiden den Reigen tanzen.
Das Bild ist für die neue Richtung ungemein charakte-
ristisch. Der moderne Realist will jedem hergebrachten
Schönheitsideal soweit als möglich aus deni Wege gehen.
Deshalb die reizlose Komposition der Landschast nnd diese
 
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