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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Lindenschmit, Wilhelm von: Gedanken über Reform der deutschen Kunstschulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0173

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II. Iahrgang. tzert 9

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Buchhaudcl odcr durch dic Post lRcichspostvcrzcichuiS Nr. SIüI, bavr. Bcrzcichuis 41g) 3 M. S0 Pf. für das Vicrteljahr lS Hcfte); das einzelne Hcst
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Gedanken üüer trefciein der dentschen ttnnstfchnlen
von wilhelm Lindenschmit

Ainorrilrnvrrkäuftriu. von A. Sommer
Die Kuntz für Alle II

ste Kunst- und Altertumsforschung beleuchtet bereits mit
Tageshelle die rekoustruierteu Stätten uud Denkmale
mehrtausendjähriger Kunstübung; die Photographie über-
schüttet uns förmlich mit deu Nachbilduugen der Kuustthätig-
keit verschiedenster Kulturperiodeu uud Völker; kaum noch
zu übersehendes Material der Eutstehungs- uud Entwickelungs-
geschichte aller Zeiten und Stilarten der Kunst wird uns
täglich in verlockendster Weise zur Verfüguug und Benützuug
angeboten. Jn solcher Zeit der Reflexion, der Vielartig-
keit des Anreizes, der fieberhafteu Spekulation, dürfte wohl
für den Künstler die Epoche des unbewußten naiven Schaffens
unwiederbringlich vorüber sein. Unter der unendlicheu Fülle
mannigfachsten Materials der An- und Aufregung, erscheint
es schon für den gereiften Künstler schwierig, genügende
Sammlung und klare Überlegung von Mittel nnd Zweck
zur Bewahrnng seines teuersten Gntes, seiner Eigenart, auf-
zubringen. Wie viel schwieriger mag unter den heftig wech-
selnden Geschmacksströmnngen, wie sie unsere Zeit infolge der
erwähnten Ursachen zeigt, die Leitung einer zur Heranbildung
der künftigen Künstlergeneration berufenen Anstalt sein —
und nm wieviel notwendiger dürften da klar erkanntes Ziel,
zweckentsprechende Mittel und wohlbedachte Organisation sein.
Der reife, denkend strebende Künstler wird die jetzt so
leicht zugänglichen reichen Schätze der neueren wie ver-
gangenen Kunstepochen zu seiner Ausbildung zu verwerten,
durch weises Studium seinen Gesichtskreis zu erweitern,
seine Unternehmungen zu stärken wissen, ohne seiner berech-
tigten Eigenart zu nahe zu treten. Doch das unerfahrene,
nnausgebildete Talent gerät durch die unendliche Verschieden-
artigkeit des heute Gebotenen nur in Zweifel und Unsicher-
heit. Die jugendliche, leichter erregbare Empfindung entdeckt
überall Anziehendes, zersplittert, verirrt sich, um schließlich
enttäuscht und mißmutig das Gute mit dem Schlechten zu
verwerfen.
Hier klärend und stützend einzugreifen, der drohenden
Zerfahrenheit durch ein festes, zielbewußtes Gefüge der Lern-
und Lehrweise vorzubauen und damit den jungen Talenten
 
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