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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Über den heutigen französischen Impressionismus
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Köhler, Robert: Der amerikanische Kunstzoll
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0432

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Uber den heutigen franz. Impressionismus. Oom kfcrausgebcr — Der amerikanische Uunstzoll. von R. Uöhler ZZg

ailgehört, die Lichtfülle, und darüber ihre eigensten Vorzüge preisgibt und dann so nüchtern und häßlich wird,
als es, selbst seinen Verehrern znfolge, ein Liebermann oft wird. Man hat Nhde angeführt als Beispiel für
die Vorteile dieser in Paris neuentdeckten „Ehrlichkeit", wo sie allerdings schon durch ihre Seltenheit Anfseheu
machen mußte. Aber Uhde's Kolorit ist wahrhaftig das am wenigsten verführerische bei ihm, seine Bilder
sind interessant und bedeutend nicht wegen, sondern trotz desselben. Als ein echtes Talent fesselt er uns durch
die schlichte Wahrheit und Kraft des Ausdrucks seiner Figuren, er besitzt die »mncerits« wirklich, aber durch
seine nüchterne und staubige plsin-air-Malerei schwächt er diese Eigenschaften regelmäßig recht widrig ab, statt
sie zu höherer Geltung zu bringen durch die koloristische Stimmuug. Denn dieselbe sagt bei ihm oft das
gerade Gegenteil von dem, was die Komposition verlangt und scheint bei jedem neuen Bilde uoch dürftiger
zu werden. Wenn dieser hochbegabte Künstler mit seinen Bildern im Pariser Salon entschiedene Erfolge,
allerdings bei der Kritik noch mehr als beim Publikum davongetragen hat, so dankte er das wahrlich nicht
seiner Malerei, sondern der tiefen und schönen Empfindnng, mit der er seine Kinder oder Frauen beseelt, oder
dem Mut, mit dem er Christus und die Apostel als arme Teufel darstellt, die nur reich sind an Glauben
und Kraft, und sich so selbst zum Apostel der Armen und Enterbten machte. Das mnßte freilich doppelt wohl-
thuend anmuten, inmitten einer an Jnnigkeit und Schönheit der Empfindung immer sehr arm gewesenen Kunst,
wo alles dem Sinnenkitzel dienendes Raffinement ist und selbst Armut und Elend sich theatralisch gebärden,
gegenüber der allgemeinen Verderbnis. Gekauft haben die Pariser seine Bilder aber deshalb doch nicht, denn
sie lieben Schlichtheit und Ehrlichkeit wohl an anderen, d. h. sehr platonisch, sind aber meist weit entfernt,
ihnen Opfer zu bringen oder sie gar selber besitzen zu wollen.
Nichtsdestoweniger wäre auch aus dem Jmpressiouismus eiue nützliche Anregung zn ziehen, wenn man
dieselbe nun einmal nicht lieber bei Paul Veronese und Rubens holen will, die sich auf das hell und tagig
Malen noch ganz anders verstanden, d. h. ohne deshalb so nüchtern arm und häßlich zu werden, wie die
Jmpressionisten. Bis jetzt aber hat mau nur immer bemerkt, daß die Adoptierung solcher frauzösischen Moden
den Deutschen mehr geschadet als genützt, sie um ihre Eigenart gebracht und aus selbstündigen Künstlern zu
platten Nachahmern gemacht hat.

Aus D. tVidhoxfs Skizzcnbuch


Ver ckmrrikanische Aunstzoll*)
von Aobert Löhler

?Si>er edle Draug, sein Wisseu uud Köunen, seine Stellung
und seiuen Einfluß zum Wohle der Menschheit zu ver-
wenden, hat schon oft sonderbare Blüten getrieben, die nicht
selten von chenen am wenigsten gewürdigt wurden, zu deren
Beglückung sie speziell erzeugt worden. Eine der über-
raschendsten derartigen Erscheinungen der Neuzeit, die trotz
ihrer dreijährigen Dauer aber noch immer vergebens auf

*) Wir bringcn hicrmit den in Heft 20 bereits angeknndigten aussiihr-
lichcn Artikel über den amerikanischen Kunstzoll. der dnrch die nculichen Vcrhand-
lungcn des Delegiertentages (Bcricht im vorigen Heft) wicdcr in dcn Vorder-
grund der Erörterung gerückt ist.
Anm. d. Red.

die beabsichtigte wohlthätige Wirkung warten läßt, ist der
amerikanische Schutzzoll aus auswärtige Kunstwerke. Von
niemand begehrt, von niemand erwartet, fiel eines schönen
Tages dieser „Segen" auf unsere nichtsahnenden Hüupter.
Seit Jahren schon regte sich in der amerikanischen Künstler-
schaft das Begehren nach gänzlicher Beseitigung des
Schutzzolles von 100/o, eingeführt zu einer Zeit, als zur
Entwickelung der Ressourcen des Landes ein Schutzzoll
überhaupt notwendig erschien, und als namentlich sür die
Pflege der Kunst noch kauni ein Bedürsnis vorhanden war.
Seither indesseu hat sich auch dieses Bedürfnis Geltung
 
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