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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Fitger, Arthur: Bildhauer August Sommer
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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0186

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Bildhauer Augnst Sommer. vou A. Fitger — Unsere Bilder. von Lr. Pecht

lZS


rechtfertigen. Bcild zeigt er uns den Kamps eines Zen-
tanren mit einer Riesenschlange, bald einen alten Gecken
von Satyr, der sich mit einer Sichel den Bart salonfähig
zu scheeren sucht, wnhrend sich ein aus seinem Rücken
thronendes Amorettel über den Spaß halb totlachen will,
bald den jungen, verliebten Polyphem, so drollig und lackel-
hast, wie er nur je in Theokrits Jdylle oder Händels
Arie sich äuhert; dann bringt er ein paar halbwüchsige
Knabcngestalten: ein tanbenstehlender Faun,
den ein Wächterhund wütend am Pürzel
gefaßt, und einen Wiuzerjungen, dem jeniand
mutwillig einen Pfeil durch den strafs ge-
füllten Weinschlauch geschossen hat. Aber
auch die Grazie weiblicher Körperformcn
weiß er darzustellen und iu geistreichen,
realistisch-lebendigen Situationen: ob er eiue
junge Bacchantin im Übermut eiuer alteu
durstigen Herme den Becher an die Lippen
führen, oder Titania zu den Füßen ihres
eselköpfigen Geliebten sich hinschmiegen, oder
einen naiven Backsisch mit lautem Straßeu-
ausruf Liebesgötter feilbieten läßt.
Ob deni Künstler große monumentale
Aufgaben, össentliche Porträtstatnen u. dgl.
zu wünschen sind, mag bezweifelt werden;
der Zwang, der bei solcheu Anlässen un-
vermeidlich, würde wahrscheinlich seinen
Genius hemmen uud beeintrüchtigen (wie
ja auch Böcklin monumentalen Anforder-
ungen nicht sonderlich gerecht ward); aber
zn wünschen wäre ihm und uns eiu größeres
Feld, als das der transportablen Bronze-
statuetten. Jn zahlreichen Kleinigkeiteu sich
zersplittern, ist das Unheil manches außer-
ordentlichen Talentes gewesen; ein einziger
großer Zweck mitten in ein Künstlerleben
hineingestellt, auf daß es an ihm wachse
nnd sich emporarbeite, kann für alle Folge-
zeit unermeßliche Wirkungen haben. Sommer
steht gegenwärtig in der Blüte seiuer
Schassenskraft; es wird nur von dem Stand
der Gestirne und ähnlichen üußerlichen und
doch tief innerlich maßgebenden Umständen
abhängen, ob sich die Reihe unserer Bild-
hauer ersten Ranges um einen vervoll-
ständigen soll oder nicht.
K. Fiigrr
Mnsere BLlder
von Lr. pecht
as gäbe es doch in der Welt erfreu-
licheres, als den Anblick eines ge-
sunden jungen Talents? Ein solches scheint
nns allemal ganz unbegrenztes zu ver-
sprechen, man zweifelt nicht, daß es in der Zukunft, die ihm
ja vor allem gehört, mit Leichtigkeit das werde nachholen
können, was ihm heute etwa da und dort noch fehlt, es
hat überdies selbst noch die ganze glückliche Wärme, das
fröhliche Selbstvertrauen, die naive Freude am Schaffen
und Bilden, die man eben nur in der seligen Jugendzeit
besitzt und die einem später so tausendfach verkümmert
werden.

Eine derartige kerngesunde Begabuug hat nuu un-
zweifelhaft Karl Rickelt, dessen erstes großes Bild wir
heute zu bringen das Vergnügen haben. Für die vor
einigen Jahren vom Baron Sarter am Rhein bei Koblenz
neu erbaute Drachenburg gemalt, stellt es in überlebens-
großen Fignren ein Turnier der Kölner Patrizier dar,
welches anno dazumal anf dem Platze hinter Groß-
St. Martiu stattsand, dessen stolzer Ban daher den Hinter-

Drr vLrliebtr Polyphrm. von A. Sommer
grund füllt. Man braucht nur einen einzigen Blick auf
die Komposition zu werfen, die Rickelt aus diesem Vor-
wurf geschaffen, um sofort zu sehen, daß das ein geborener
Maler war, der so diesen Vorgang gesehen habe, einer
derjenigen, denen die Welt Bilder bietet, wo sie nur den
Blick hinwenden. Wie köstlich lebendig ist die Prachtvoll
erfundene Hauptgrnppe, wie vcrtieft und rund, welch echt
dramatisches Leben ist da entwickelt in dem schweren Fall
 
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