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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Franz Adam
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0164

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Franz Adam — Personal- und Ateliernachrichten

l2s

und dem kolossalen malerischen Gedächtnis bestand, malte früh
Pferde und Menschen, Christen und Juden mit c,leicher Treue.
Deu mangeinden ethischen Jnhalt ersetzte er durch seine üchte
Begeisterung siir die Kunst. Kaun man dicse Art vvn Charakteren
allein in Wallensteins Lager vollständig keiinen lernen, die wie
der alte Adam ganz auf ihren kecken Mut und ihre Gewandtheit ge-
stellt sind, und von denen man schließlich immer sagen wird:
Alles in Allem ivar er ein ganzer Mann", so gesellte sich beim
Sohn zu diesen Eigenschasten eine gewisse Exzentrizität, die mit
deu Jahren eher zu- alS abnahm und ihn gar oft sein Gluck ver-
scherzen ließ, da sie ihn in Liebe wie Haß selten das rechte Maß sinden
ließ,' wodurch er sich ost ganz unnötig F-einde schuf. Friih jein
Talent zeigend, war er bald die rechte Hand seines Valers, und
das Beste in dessen Werken rührt fast stegelmäßig von ihm her.
So besonders in den Bildern aus deu italienischen und ungarischen
Feldziigen der Österreicher 1848 und 49, wie.sie in der Münchener
Pinakothek und in Wien zu sehen sind. — Über die ersteren hat
er auch ein großes Bildiverk lithographiert, das in Teutschland
bis heute unübertroffen dasteht. — Ganz emanzipiert vom Bater
hat er sich erst mit der Episode aus der Schlacht von Solferiuo,
>vo er das Selbsterlebte mit einer so furchlbaren Wahrheit schilöerte,
daß das Bild ihm zwar viele Auszeichnungen eintrug, aber zu-
letzt keinen Käufer fand, als den Sultan. Die vortresfliche erste
Skizze ziert jetzt noch unverkauft die Ausstellung der hinterlassenen
Werke. Bkan kann kein erschütternderes Bild des Krieges sehen,
obwohl es eigentlich nur Episoden giebt, wie sie sich hinter der
österreichischen Fronte abspielten. — Nunmehr mußte er sich lange
Jahre iii Ermaiiglung von Aufträgen, die seiuem Talent aiigemessen
gewesen lvären, mit Pferdeporträts, ungarischen Pußtenszenen und
dgl. abquälen, die er vortrefflich machte, vbmohl sie im Grunde
für sein Talent ivenig paßten, das vor allem auf dramatische
Szenen hindrängte. Da man ihn in Österreich wegen jenes Svl-
ferino ganz uumotiviert hatte falleu lassen, so brachte ihm erst
das Jahr 1870 wieder passende Arbeit. Er verdankt demselben
sein bestes Bild, da ihm der Herzog von Meiningen glücklicher-
weise die berühmte Reiter-Attake bei F-loing bestellte, in welcher
sein Bataillon mitgejochten. Er schildert da diese stahlfeste preußische
Jnfanterie mit einer Wahrheit, als weiin er mitteii darunter ge-
slandeii hätte. Nicht ininder gab er ihre todesmutigen Angreifer
mit eiuer Kühnheit, die schwerlich ivieder erreicht, geschweige denii
überboten wordeu ist, so oft die Szene auch gemalt ward. —
Er hat das Bild nachher sür die National-Galerie mit Verän-
derungen wiederholt, ohne die Feinheit des ersten ganz zu er-
reichen. — Bald daranf ward ihni eine Szene aus der Schlacht
von Oileans sür die Pinakothek bestelll, wo die bahrische Jnsanterie
den Eisenbahiidamm erstürmt. Auch bei diesem Bild hat er jene
sprühende Lebendigkeit erreicht, die neben der scharsen Charaklert-
stik und klaren Kvmposition seinen Hauptvorzug ausmacht. Iln-
streitig liegt seine Stärke in der Darstellung deS Masseukampses;
die Gemeiiien gelingen ihm da unübertrefflich, die Suballern-
osfiziere auch noch sehr gut, aber die Feldherrn doch nur in be-
schränkterem Sinne. Einen Mioltke, Goeben, Manteuffel darzu-
stellen, hat er iveuigstens uie versucht, und bei seineii lebensgroßen
Reiterporträls des Kaisers Franz Jvsef und Radetzkq's sind die
Gäule dvch noch besser als ihre Reiter, obwohl deren packende
Ähnlichkeit nicht bestritten merden kann. — Die letzte, leider un-
vollendet gebliebene Arbeit des Künstlers ist eine Darstellung
des berühmten Todesrittes der Brigade Bredow bei Mars-La-Tour
für die Nationalgalerie, wo er wiederum Vortreffiiches leistete,
obwvhl er au der nialerischen Gestallung des Gegenstandes durch
ihm gemachte Vorschriflen in geradezu unbegreiflccher Weise ge-
hindert ward. — Fiir Bapern hat er gar nichts mehr zu malen
bekommen aus diesem Feldzug, wo sich die bayrischen Truppeu
mit Ruhm bedeckten, und von dem man in der Pinakothek nur
ein paar Bilder, in München dagegen bis jetzt weder ein Sieges-
denkuial noch Monuinente für von der Tann und Hartmann
sieht. Jedenfalls kann nicht genug beklagt werden, daß Adam
niemals so beschäftigt ward, wie es sein außerordentliches Talent
verdient hätte. Hatle man doch in Bahern damals zu viel mit
leider noch immer nicht entfernten Verherrlichungen Ludwig XIV.
zu thun, um auch noch Zeit und Mittel für die Verewigung der
Heldenthaten des eigenen Volkes übrig zu haben. Es muß also,
wie es scheint, einer späteren Zett vorbehalten bleiben, die un-
bestreilbar glänzendste Episode der dahrischen Kriegsgeschichte,
den Anteil uuserer Lanoeskinder an den Triumphen von 1870
zu schüdern. So kam es, daß Franz Adam bei Lebzeiten fast
nur Zurücksetzungen erfuhr, wie der lief erbitterle Biann zuletzt
einjam und verlassen gestorben ist. — Und doch zeigt die jetzt
eröffnete Ausstellung seine wahrhast gläuzende Begabung in einer
vi- Nun,I sür All- ll.

langen Reihe vortrefsticher Werke, unter denen gerade die vielen
gemalten und gezeichneteu Skizzen das beste sind. So, nächst
jenem Solferino, eine Szene von 1870 iin Abenddunkel nach der
Schlacht, dann ein köstliches Bild mit italienischen Gefangenen
nach der Schlacht von Novara, Kroaten in einem Antikenkabinett,
Pferdestudien, Landschaftsbilder u»d köstliche Bleistiftskizzen aus
den italieuischen Feldzügen 48, 49 und ö9, von denen eine An-
zahl aus dem vom Architekten v. Hügel großmiitig geschenkten
Fond bereits für das Kupferstichkabinett erworben ward. Hoffent-
lich bleibt das nicht das Einzige, was der bayrische Staat für
einen Künstler thut, welcher der Münchener Kunst so viel Ehre
machte, aber im Leben iinmer zurückgesetzt ward.

Personal- und Ateliernachrichirn
sj: Die Toten des Jahres 1886 im Reiche der
bildeuden Künste. Es starben: 2. Jan. Adolf Demmler,
Architekt in Schweriu; 18. Jan. Bernhard von Neher, Direktor
der Kunstschule in Stuttgart; 19. Febr. Josef Aigner, Maler in
Wien; 15. April A. Vogel, Holzschneider in Berlin; 25. Juni:
Friedrich Voltz, Tiermaler in München; 18. Juni Alfons
Bodeninüller, Maler in München; 10. Juli Alfred Püschel,
Bildhauer in München; 16. Juli Cäsar Willich, Maler
in Müuchen; 20. Juli Paul Dröhmer, Kupferstecher iu Berlin;
21. Juli Karl von Piloty, Direktor der Kunstakademie in München;
18. August vr. K. P. Burnitz, Maler in Frankfurt a/M;
18. September Eduard von Steinle, Maler in Frankfurt a/M;
30. September Franz Adam, Maler in München; 29. Oktober
Konrad Ennisch, Maler in Dresden; 10. Nov. I. F. T. Helbig,
Bildhauer in Dresden; 4. Dez. Georg Meyer, von Bremen
Maler in Berlin.
n Prof. W. Lindenschmit hat den Auftrag erhalten, im
Magistrats-Sitzungssaal des Münchener Rathauses ein Fresko-
bild auszuführen. „München, dich schmückte Ludwig I. durch der
Kunst und Wiff'enschaft herrliche Werke", so lautet das auf einem
Spruchbande angebrachte Thema des Bildes, das den König
zeigt, wie er der von der Kunst mit herrlicheu Gewändern, von
ihm mit goldenem Kranze geschmückten Munichia die Wissenschaft
zugesellt, Vamit die Hierherverlegung der Universität ausdrückend.
Jm Hiutergrunde slehen die Personiffkationen der bayerischen
Slüdte. Das Ganze wird durch eine trefflich erfundene allego-
rische Umrahmung, welche die Entwickelung des bayerischen Staats
aus den einzelnen Städten und Kreisen vorstellt, abgeschlossen.
U. Der Historieninaler Fritz Roeber in Düsseldorf ist
zur Beteiligung an der künstlerischen Ausschmückung des Berliner
Zeughauses aufgesordert rvorde«. Ler Künstler wird dem Ver-
nehmen nach die Erstürmung der Düppeler Schanzen nach per-
sönlichen Angaben und Disposilionen des Kaisers malen. Es
wird das wohl das erste Schlachtenbild sein, welches üer Hand
des vielseitigen Meisters seine Entstehung verdankt, und man ist
deshalb in Düsseldorfer Künstlerkreisen einigerinaßen gespannl,
wie Fritz Roeber seine Aufgabe lösen wird, nachdein Militärmaler
von Fach wie A. v. Werner, Camphausen u. a. m. ihre ganze
künstlerische Kraft an ähnliche Darstellungen der Kriegsgeschichte
gewandt haben.
vm Der junge Münchener Bildhauer K. Ludwig Sand,
ein Schüler des Prof. Syr. Eberle und zu wiederholten Malen
bereits wegen seiner Leistungen auf dem Gebiete der Holzskulptur
ausgezeichnet, ist zum Lehrer an der Kunstschule ^zu Frank-
furt a/M. berufen worden.
* Am 23. Dezember starb in der kgl. Heilanstalt Sonnen-
stein zu Pirna der Historienmaler Leopold Venus. Zu
Dresden 1843 geboren, besuchte er die dortige Annenschule, dann
die Kunstakadeniie. Seine entjchiedene Neigung zum Ronian-
tischen und sür das Märchen zeigte sich bald in den Bildern der
Genoveva, der Wichtelmämichen und der heiligen Elisabeth, welche
er in Julius Hübners Atelier malte. Das letztgenannte Werk gehört
der kgl. Gemnldegalerie zu Dresden an. Ferner schuf er Bilder
zu Godins Märchen, Hans Hänscheu, der etwas werden will,
u. s. w., die in ihrer Auffaffung an Ludwig Richter erinnern.
Jn der genannten Anstalt ist der bedauernswerle Künstler seit
10 Jahren gewesen.
** Berlin. Der Maler Karl Sterry, bisher Meister-
Atelier-Schüler der Akademie und der Maler Wilhelm Kuhnert,
Studierender der Akademie haben das Slipendium der neubegrün-
deten Ginsberg-Stistung im Betrage von je 1000 M. erhalten'

 
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