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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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s22

Personal- und Ateliernackrichten. — Denkmäler rc.

ee. Hnnnover. Ain 5. Dezember verstarb hierselbst der
durch seine Kunst-Sanimlungen in den weitesten Kreiseu bekamite
Senator Fr. Culemann. Es umfassen dieselben eine große
Zahl der ältesten Wiegendrucke, Unika von Biichern, mittelalter-
liche Gemnlde, so von Albrecht Diirer, Lukas vou Leiideu, van
Ehk u. v. a., Skulpturen, Kupferstiche, Miinzen und namenttich
viele ?lutographen. Sehr reichhaltig siud kirchliche Oruameute,
Kelche, Weihgefäße, dlltarbilder und Ornate aus dem Mittelalter
vertreten. Jm Friihjahr 1866 wollte der verstvrbene kuiistsiimige
Kiinig Georg V. die Sammlimgeu fiir das Welfeimmjeum er-
werbcn, die alsbald daraus eingetreteneii Ereignisse desselben
Jahres vereitelten jedoch diesen Plan. Hoffentlich bleiben die wert-
volleu Sammluiigen durch Ilnkauf vou Seiten der Stadt
Hannover erhalten.
A Der Miinchener, ivelcher längere Zeit nicht durch das
Siegesthor nach Schwabing spaziert ist, wird plvßlich iiberrascht
vor zwei Paiiorameii-?lteliers stehen. Der erste Bau gehvrt der
Müncheiier Paiioramengesellschaft, die die Professoren ?l. Wagncr
und Biihlmaim beaustragt hat, das antike Rom in eiiiem Pauo-
ramengemälde darzustellen. Ju dem dahiuterliegendeii Iltelierbau
des Hru. Prof. Braim iverdeu für eiue Leipziger Gesellschaft zur
Zeit 7 Dioramenbilder in Kolossalformat hergestellt. H. Schneider
malt an einem altrömischeu Frauenbad, Franz Simm an eiiicm
Harem-Juterieur, Beriünger an zwci Landschaften „-luc'blick
auf ?Nonaco" und „die Jungfrau im -llpenglüheii", Braim
au zwei Schlachteubilderu imd Peterseu an einer Strnße iu
Kamenm. Vom alten Niom über ein Harem — Monaeo —
die „Jungfraii" — nach Kamerun — man sieht, Maugel an Biel-
seitigkeit wird sich dem Leipziger Diorama uicht vvriverjeu lasscn.
** Berliu. Professor Georg Bleibtreu ist jeßt dabei,
die Zeichiiimg seines Gemäldes der Schlacht bei Belle-?llliance
auf die Wand der Feldherrnhalle des Berliuer Zeughauses zn
übertragen. Statt des bisher üblichen Diirchpaiijens hat Bleibtrcu
den Karton auf Glas photographieren lassen. Diese Glasplatte
wird in eiiien nach dlrt der I^aterna magica konstruierteii Appnrat
geselit, welcher das Bild in der gewünschten Grvße aus die Waud
wirft. .Illsdaun werden die eiiizeluen Linien direkt aus die Waud
gezeichnet.
I-. Düsseldorf. Fritz Röber hat die in Wachsfarben
ausgeführte Vorlage für das Mosaikbild an der Fassade der
Düsseldorfer Kunsthalle vollendet und zur dlusstellung gebracht.
Eine beigegebene textliche Erläuterung vermittelt uns deu Jdeeu-
gang des Künstlers: Ju der Mitte des Bildes auf Wolken
throut die Wahrheit. Das sie verhüllende Gewand haben Genien
fortgezogeu, sie wird sv der Kunst sichtbar, die vou der linken
Seite des Bildes heranschwebt, gesvlgt von Genien, welche für
die eiuzelnen Zweige der bildenden Kunst charakteristische Gegeu-
stände tragen. Jm Spiegel der Wahrheit erkenut die Kuust
ihreu wahren Beruf. Wahrheit und Kunst reichen sich die Hände.
Iluf der rechten Seite des Bildes naht die verführerische Lüge,
die hier zugleich als Personifikation des Uukeuschen in der Äunst
auslritt; aber eiu Engel mit dem Schwerte der Wahrheit stürzt
sie mit ihrem Ilnhange, der Schlange uud eiiicm Dämon, der sich
vergebens mit der Maske der Lüge zu verdecken sucht, in den
Abgrund. — Der szenische Ilnsbau der Komposition ist sehr ge-
schickt, die Linienführimg kvrrekt uud von jener edleu Kraft der
Beiidemaim'schen Schule, welche noch heute unsere Beivuu-
derung erregt, allerdings ohne uns zu erwärmeu. Jedeufalls
liefert aber das Röber'sche Gemälde eiuen erneuten Beweis für
das tüchtige Köimen uud gründliche Sttidium dieses rheinischeu
Künstlers.
ss: Braunschweig. Professor Karl Echtermeyer hat
in den letzten Tagen die Skizze zu cinem Denkmal für Franz
Abt vollendet. Dieselbe zeigt eiu Piedestal von sehr gefälliger
Form, dessen vier Seiten mit Blumeiigewiiiden geschmückt siud,
und auf welchem sich die Büste ?Ibts erhebt. Den plastischen
Schmuck der Hauptseite bildet, das Vvlkslied personifiziereud, eiue
Gruppe vvu zivei Kiuderu, welche aus einem Notenhefte siiigen,
wogegen an der Rückseite des Piedestals eine mit Lorbecr um-
wimdene Lyra und über derselben eine Tafel mit der Widmimg:
„Die deutschen Gesaugvereine ihrem Liedermeister" angebracht ist.
O. SRaler Karl Gehrts in Düsseldors, der vou längerer
Kraukheit glücklich geuesen ist und imt gewohnter Schaffeus-
freudigkeit wieder seinen künstlerischeii Arbeiten obliegt, hat den
Äustrag erhalten, fiir das große, ueu errichtete Hotel Kalelsch iu
Düsscldorf vier Friese zu liesein. Die ca. ck m breiten und l'/^m
hohen Kompositioiieu allegorisieren Kunst, Wissenschaft, Judustrie
nud Handel und werden nach den Originalfarbeuskizzen des
Künstlers von den Malern Wichtendahl aus Haimover imd Frauz

Gehrts ausgeführt. Zweifellos werden die vier Gemttlde dem-
nächst ciue neue Sehenswürdigkeit der rheinischen Kunststadt bilden.
O. II. Paris. Der bckannte Blnmenmaler E ugen P e tit ist
gestorben. Jn dcm letztcu Salon hatte.er ein hübschcs Rosen
stück. Trotzdcm er einer der gewissenyastcsten nnd begnbtesten
Künstler seines Genres ivar, hat er es nie übcr eine Mcdaillc
dritter Klasse im Salon gebracht. Blcibende Denkmäler seiner
Thätigkeit hintcrläßt cr in verschiedenen Dekvrattons Malereicn
der Schlösser in der Touraine, in dem Teckengemülde des Cases
„la nouvelle .^tbenes", in seinen Blimien-Panncaiix, III dcr Re-
sidenz Grevys, im Palais Elysce. — Pctit ivar eiu vollstäudiger
„Boheme". Dic Iliigevrductbeit jeiues Lebens führte wol nuch
seinen frühen Tod herbei und hat nicht weuig zu dcr kritischen
Lage beigetragen, in welcher er seine Frcm lnnterläßt. ?lns dcm
Gipfel seines Ruhnies befand sich Petit Ende der sechziger Fahre,
wo er berufen wurdc, iu dcn Tnilerien cinen Speisesaal anszu-
maleii. Eines Tages, nls er mit vfsencr Weste, dic kurzc Thon
pfeife im Munde, auf seineni Gcrüst nn der ?lrbeit saß, trat die
Kaiserin Eugenie, dic zu jener Zeit sich der?lgunrcl> ?Aalcrci er-
geben, in den Arbeitsranni. Pctit licß sich in der Arbcit nicht
stören, fühlte sich aber dvch sehr gcschmeichelt, als dic Mviiarchin
ihn bat, ihr cininal zu sagen, was cr vvn ihrer ?)ialcrei halte.
Er stieg von seiueni Gcrüst herab. Die Arbeit der Kniseriu, eiu
Bluineustück, wurde herbeigebracht. Der Küustlcr betrachtcte sie
lange nufmerksam, dann brach er in das Wort aus: Iliajestät!
Bluinen siud wie ein Hauch, Jhre aber siud vou Blech. Es ver-
steht sich vvn selbst, daß Petit nie wieder cin Gutachten übcr die
?Nalereien der Kaiserin abzugeben hatte: Petit ivar intini be
srenndct mit dcm im ?llter von 46 Iahren jüngst verstvibeneii
K arl Danbi g n y, desscn zahlreiche Landschaften, der K atalog weist
über 200 Niiminern anf, in diescu Tagcn im Hotel Drvuvt zur
Versteigcrung gelangcn. Daubigny hat eine schr achtbare Stell-
ung in der Kunst eiiigenoinmeii. Ein Schüler seines Vaters,
im Kontakt niit dcm diesem befreimdetcu Eorot, nttt Millet imd
Roussean, wandelte er iu den Bahnen dicser, vhne dabei seine
eigenc Originalität nufzugebeu. Viele haben in dem Tode
DaubignysdesVaters, wclcherdeu Sohnim Tiefiimersteu erschütterte,
für ihu mehr als den Verlust eines bloßen Freundes und künst-
lerischen Beraters sehen ivollcn. Man hat nicht übel Lust ge-
habt zu behcmpten, daß in deu Bildern Karl Danbignys sich die
Hand des Baters verratc. Wer ein wenig sich mit dem vcr-
gleichenden Studiuni der Arbeiten der beiden Künstler beschäftigt,
inuß uotwendigerweise anf eine gegenteiligr Ansicht konimen.
Wühreud dcr Vater minutiös innlt, überaus feinsühlig in der
?lnfsassung ist, zeigen die ?lrbeitcn des Sohnes cine mchr iin-
prcssioiiistische Faktur, bei einer oft brntalcn Behandlung der Land-
schaft. Taubigny stellte im letzten Salvn als Schwanensang eine
nvrmänuische Landschnft, Svnnenimtcrgang bei?Nondausgang, aus.

Denkmälrr rtr.
14. Budapest. Das Bronze-Monniiient des F-rauz Deäk,
das dcn großen Staatsinann iu sitzender Stellungdarstellt, wurdevou
seiten des Komitees von der Tircktivu der Schlick'schen Fabrik
überiiommeii, da das Koinitee lPräsident Graf Ludwig TiSza)
nach eingehender Untersuchnng das imposante Dciikmal in
jeder Hinsicht einstimmig als gelungeu nnd vvllstäudig eutsprechend
geftmden hat. Die zwei Nebeiifiguren des desjelben die
„Staatswcisheit" nnd die „Justitia", sind bereits übergeben wor-
den, während die „Vaterlandsliebe" nnd der „?lnsgleich" jetzt
noch nnter Gnß sind nnd erst Ende Jnli dieses Jahres fertig
werden. Jnfolgedessen wird die Enthllllung des ?Nonumentes
nttchsteii Herbst in Budapest stattfinden können.
fts Professor Lenz in dkürnberg hat soeben den Bronzeguß
des für den Römerplatz in Fraiikfurt a. M. besiimmteii Justitia-
brnimens vollendet. Derselbe ist nach dem znm größten
-veile von dcm alten llkenaissaiicebrnnnen auf jeneni Platze abge-
formteu und in seinen verwitterten Partien stilgerecht er-
gänzten ??kodell von F-riedr. Schierholz gegossen.
vm Der Prinz-Regent von Bayeni hat aus dem Fonds zur
Pslege nnd Fördeiung der Knnst 2ö.000 ?Nark zur Errichtung
eines K u ustbrnn n ens in Schweinfurt beigesteuert. Für
den letzteren wird denmächst ein Konkurrenzansschrcibeii an die
bayrischen Küustler erlassen werden, dem ein ebensolches für das
ö" errichiende Rückert-Deukmal folgen soll.
Für lctzteres sind durch Sammlungeii bis jetzt 16000 Mk. au f-
gebracht worden.
 
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