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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Paul, Richard: Eduard von Steinle
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Donner von Richter, Otto: Die Befehdung der k. Akademie der Künste und der Aquarellisten in London im Sommer 1886
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0081

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5H Ed. v. 5teinle. vorr Rich. Paul — Die Bcfehdung der k. Akademie der Aünste rc. von G. Donner - v. Richter

furt a. M-, wo er für Bethmann-Hollweg die Kapelle Rheineck malte, sich in genannter Stadt dauernd
niederließ nnd dort als Professor am Städel'schen Jnstitnte wirkte. Mit Ehren und der Anerkennung der
Welt nnd seiner Zeitgenossen ist er überhäuft wordeu, aber schwerlich wird weder der Orden der Ehrenlegion
noch die Diplome der unterschiedlichen Akademien ihn glücklicher gemacht haben, als ihn die Stnnden der Be-
geisternng und die Höhe seiner Kunst und Sicherheit seines Könnens zu erheben und zu beseligen vermochten.
Äls nun ihm endlich der Tod für immer Pinsel und Stift ans dcr Hand nahm, konnte'er ruhig die Thüre seiner
Werkstätte hinter sich schließen mit dem Bewußtsein, daß seine Werke voll ewigen Gehaltes und deshalb ewiger
Jugend den Wechsel der Zeit und alle Richtungen des Realismns. Jmpressionismns und alle anderen „—ismen"
und Modeflausen überdauern werden. Und als ferner dort oben ihm seine Meister Cornelius, Overbeck, seiue
alten Antipoden Kaulbach nnd Genelli und seine Frcunde Schnorr, Führich, Schwind, Rethel und Ludwig
Richter die Hand zum Willkommen entgegenstreckten, soll er sich — so erzählt der allerdings sehr verstümmelte
und lückenhafte Drahtbericht aus Elysium — uach dem Nachrufe und dem ihm von seinen auf Erden zurück-
gebliebenen Kollegen gewidmeten Lorbeer gar nicht einmal umgesehen haben.

Die Befebdmig der k. Akademie der Nünste und der Aquarellisten in London im Sommer
von Oktll Donner-ovn Richkrr

die Werke eincs nnd desselbcn Künstlers nur
sclten glcich anmntcnd ausfallen, sv gewährt auch das
Gesamtresiiltat des Schafsens Vieler, in einer Ausstclliing
zu cinem ganzen vercinigt, nicht immer die gleiche Befrie-
dignng; nnd wie dersclbe Stamm nicht in jedem Jahre
gleich treffliche Früchte trägt, so zeitigt eben anch nicht
jedes Jahr gleich vorzügliche Kunstwerke. Für bcide Er-
schciniingen sind die Ikrsachen teilweise nachweisbar, tcils
aber cntziehen sie sich nnserer Erkcnntnis nnd bleibcn das
eigenste Gcheimnis aller Prvduktionskraft in dcr Natnr
wie in der Knnst.
Sv hat man sich in London während dcr Dauer der
diesjnhrigen Ansstellnng der „lvuval /Xca.clem)- ok ^Vrts"
d. h. dcr königlichen Akademie der Künste, sowohl in der
Journalistik wie in Privatkreisen, vielfach die Frage gc-
stellt nnd sie zn beantworten versncht: warum die Schan-
stellnng in dicscm Jahre eine so ausfallend geringere An-
zahl hervorragender und fesselndcr Kuustwerke besitze als
in Vvrhergcgangenen Jahren? Über diese Thatsache selbst
ist man allseitig dersclbeu Ansicht gcwesen; übcr die klr-
sachen, die sie veranlaßtcn, ist man zn kcincr Einigung
gelangt.
Einige glanbtcn dicse augenscheinliche Ebbe dadurch
crklären zu köimen, daß viele englische Künstler ihre bcsten
neuen Arbeiten auf die Berliner Ausstellung gcschickt
hätten; eine stlnschauung, die berechtigt sein könnte, wenn
nicht die hervorragendsten jener eingesandtcn Bilder nicht
ncueste Prvduktionen der Künstler wären, svndcrn svlche,
wclche schon in London ausgcstellt wareu und also in
diescm Jahrc nicht mehr in der R.o)'al ^.cackem) ausgc-
stellt werdeu durften.
Eine andere Ursachc wurde von vielen in den Folgen
der eigentümlichen Organisation der Akademie selbst
gcsucht und dieser Annahme könnte, bei nur oberftächlicher
Betrachtung, eine gewisse Bercchtigung zugeschrieben werden;
doch erweist sie sich bei näherer Nntersuchung auch nicht
als zutreffend. Wir müssen, uni verständlich zu sein, die
Organisation der Rozml ^cackem) in ihren Hauptzügen
hier berühren.
Diese „königliche Akademie der Künste" unterscheidet
sich anf das Wesentlichste von dem, was wir in Deutschland,
ja auf dem Kontinent allgemein, unter einer solchen Be-
zcichnung verstehen. Der Staat hat mit der Rozml ^.cackem)
nichts zu schaffen, uud letztere wünscht auch in kciner Weise

eine svlche Beziehung, denn sie ist eine freie, von keiner
Scite beeinflußte Vereinigung von Künstlern, die ihre
Angclegenheiten in vollständigstcr Selbständigkeit leitet nnd
verwaltet, nnd sie will es blciben. Dagegen steht sie in
einem bestimmten Verhältnis zu der Krone, d. h. zu dem
jcweiligen Träger derselben, da bei dcr Grüudung der
Akademie im Jahre 1768 König Georg III. anf den
Wnusch der Künstler nicht nur das Protektorat der Ge-
sellschnft übernahm sondern dcrselben auch cinen könig-
lichcn Palast, das Lomerset-Iiouse, als Lokalität für Aus-
stcllungen und Lehrsäle nncntgeltlich cinräumte, auch so
lange, als die Gcsellschaft finnnziell nicht selbständig war
aus sciner Privatkasse dic laufcnden Kosten bestritt. Das
Wohlwollen des Königs dcr Gesellschaft gegenüber faud
seinen Ausdruck auch darin, daß er es übernahm, dcn von
den Kiinstlern gewählten Präsidcnten zu bestätigcn und in
sein Amt einznsühren, indem cr ihm persönlich die goldene
Kctte nmhängte und ihn zum Ritter machte.
Dieses für bcide Teile chrenvolle Verhältnis ist seit
der Gründung der Ro)ml ^.cackem) bis auf diesen Tag
nnverändcrt beibehaltcn worden, und beiden Teilen ge-
währt es Befricdigung. Sehr bald aber war die junge
Gcsellschaft dnrch die Eintrittsgeldcr, welche sie bei ihren
Ausstelluugen erhob, in der vorteilhaften Lagc, keinen
Zuschnß mehr aus der königlicheu Schatulle in Anspruch
nehmcn zu niüssen, und ihre finanzielle Lage ist heute eine
so ausgczeichnet gute, daß sie im stande war, ihre gcgen-
wärtigen Ausstellnngs- und Lehrräume in LurlinAton-kouse,
zu welcher ihr die Krone Grnnd und Bvdcu auf 999
Jahre gratis überließ, mit eincm Aufwaude von -L 18,000,
d. h. etwa 360,000 Mark zu errichten.
Die Rv)m1 RcackLm)' gleicht auch iusofeni nicht
unsern Akademien, als sie keine Professoren anstellt, bei
welchen Bildcr gemalt oder plastische Werke ausgeführt
werden, d. h. daß sie keine Meister-Ateliers besitzt, sondern
nur für die vorbereitende künstlerische Erziehung ihre Lehr-
gänge eingerichtet hat. Der so Vorbereitete muß sich selbst
seinen Wcg weiter suchen.
Die Vereinigung von Künstlern, welche sie bildet,
besteht aus zwei verschiedenen Abteilungen; nämlich aus
40 „loval acackLmiLians", d. h. königlichen Akademikern,
und ans 30 „ussociutes of tlie rovul acackLM)'",
d. h. Genossen der königlichen Akademie. Letztere
rücken durch Wahl in die erste Abteilung ein, wenn
 
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