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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc.

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Personal- und Meliernnchrichten
VI». Wilhelm Beckmann in Dttsseldorf ist augenblicklich
mit einem Gemälde beschüftigt, welches auf Grund sorgfnltiger,
nn Ort nnd Stelle gemachter Studien die Szene der Vollendung
der „Parzival"-Partitnr dnrch Richard Wagner in dessen viel-
bespröchenem, phantastisch dekoriertem Arbeitszimmer in „Wahn-
fried" darstellt. Franz Liszt gibt, die Partitur kritisch prüfend,
seiner Zufriedenheit dlusdruck, Frau Kosima Wagner und Hans
von Wolzogen hören andächtig zu. Nach seiner Vollendung. jeden-
falls schvn im Sommer d. I., wird das Werk in Berlin und Wien
ausgestellt werden.
^.. I'. Stnttgart im März. Am 7. d. M. starb hier der
86jährige Hosbildhauer Johannes Lndwig von Hofer und wnrde

Heimatdorfe Pleidelsheim znm Gcschenk machte und anf seine
Kosten aufstellen lieg. Wir erivähnen davon nur das Reiter-
standbild des Königs Wilhelm im Hof der Stnttgarter Kunstschnle
und eine patriotische Gmppe zn PlcidelSheim, in welcher er dem
Opfertod der 1870 in einer Schlacht gefallenen Briider Grasen
Tanbe, der auch vvn der Poesie mehrfach verherrlicht worden tst,
ein Denkmal setzte. — Zu Wangen im wnrttemb. Allgän ist
dieser Tage dem 1800 dort geborenen Maler I. A. v. Gegen-
baur, der durch seine Fresken im Stuttgarter Nesidenzschlost be-
kannt ist, eine Gedenktafel geweiht worden.
dk. Budapest. Dem ungarischen Maler Michael von Zichy,
der als rnssischer Hofmaler in Petersburg wohnt, ist eine be-
sondere AnSzeichnung seitens des russischen Kaisers zu teil ge-
worden, indem er dem Meister den Auftrag gab, sein Tagebuch
zu illustrieren. Der Kiinstler
arbeitet bereits an den Jllustra-
tivnen nnd hat das vom Zar
eigenhändig gesckiriebene Tagebuch
durchstudiert. Derselbe Knnstler
hat unlängst ein gröstercs Ge-
mälde: „Waisenmädchen" voll-
endet, das uns ein Grab, an dem
drei schöne Mädchen schluchzend
trauern, zeigt; das eine derselben
steht am Grabkreuz, die anderen
zwei haben sich anf das Grab ge-
worfen, wo sie den Tod der
Eltern beweinen. Links vom Grab-
hiigel stehen verfnhrerische Sirenen,
und locken die trauernden Mäd-
chen zu sich; hinter ihnen lanert
der Tod, die Bergänglichkeit der
irdischen Gennsse symbolisiercnd.
Rechts von den tranernden Waisen
steht das Elend, die Zerrgestalten
der Verzweiflung, und hinter
diesen steht ebenfalls drohend
der Tod. Die Waisenmädchen
ruft und lockt man beiderseits,
so daß man nicht weist, wohin
sich die armen Geschöpfe wenden
werden. Wenn sie die Wonnen
des Lebens wählen, sind sie ver-
loren, gehen sie zn Grunde; wenn
sie aber die Bahn des ehrlichen
Elends betreten, harrt ihrer das
gleiche Schicksal. Jn dieser Alle-
gorie steckt eine packende Lebens-
wahrheit und besonders sind die
lockenden Sirenen meisterhaft ge-
schaffen.
vm. Mnnchen. Professvr
Friedrich Thiers ch erhielt kiirz-
lich einen ehrenden Ruf an die
Berliner Hochschule, lehnte den-
selben jedoch ab, um sich seiner
Thätigkeit am hiesigen Polytech-
nikum zu erhalten.


Grab-Wonumrnt. Oon Aarl Ianssen

am 9. mit allen kiinstlerischen Ehren begraben. Hoser gehört zu
den wenigen bedeutenderen Kiinstlern, die das protestantische ?llt-
wiirttemberg hervorgebracht hat. Er war in Rom Schiiler Thor-
waldsens und wirkte seit 1838 im engeren Vaterland. Der verstorbene
König Wilhelm wandte ihm seine Gunst zu, und es stanimt so ziemlich
alles, was Stuttgart in den letzten fünfzig Jahren an plastischem
Schmucke erhalten hat, von Hofers Hand. Seine bedentendsten
Werke sind die beiden Rossebändiger, die Hylasgruppe nnd die treff-
lichen Nachbildungen der berühmtesten alt- und nenklassischen Sknlp-
turen in den königlichen Anlagen, sowie die Reiterstatue des Grafen
Eberhard im Bart ini alten Schloßhofe. Die Siegesgöttin auf der
hiesigen Jubiläumssäule, die gleichfalls von Hofer stainmt, teilt
mit ihrer bekannten Berliner Kollegin das Unglück, gründlich miß-
raten zu sein. Hoser war bis in die letzten Jahre seines Lebens
austerordentlich thätig, und da seine Mittel es ihm gestatteten, ganz
nach Lust zu schafsen, so hat er eine Reihe von Werken gefertigt,
die er den Städten Stuttgart und Ludwigsburg und seinem

Denkmäler etr.
vm. Dem geistigen Vater des Gotthardtunnels, Escher,
wird in Zürich ein Denkmal von der Hand des dortigen Bild-
hauers Kistling errichtet werden. Es gibt den Staatsmann
in ganzer Figur, auf einem mit Allegorien geschmückten Sockel
stehend, und ist als Brnnnenoriiament gedacht. Der Brvnzegnst
ist der Gladenbeckschen Anstalt übertragen worden und erregt
dadnrch besonderes Jnteresse, dast die genannte Giesterei dabei
— zum ersten Mal bei einem grösteren Denkmal — das von
ihr mit bestem Erfolge an Stelle der sonst üblichcn Stückformerei
wiedereingeführte Wachsformverfahren zn Hilfe nehnien wird.
Die in Wachsfvrmerei hergestellten Kunstwerke werden bekanntlich
im Rohgust belassen, so daß die Thätigkeit des Ciselenrs einfach
auf die Enlferiiung der Ansätze, welche sich an den Einflustöst'nungen
nnd an den Lnftlöchern gebildet haben, beschränkt. Da demnach
eine weitere Bearbeilung der Gußhaut unterbleibt, so liegt auf
 
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