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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten
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Denkmäler rc. — Ausstellurigen, Scimmlungen :c.


lyo

Drnkmäler rtr.
* Das Theodor Körner-Denkmal in Pirkenhammer
bei Karlsbad ist vom ylusschusse nunniehr endgiltig Herniann
H nltzs ch in Dresdeu, dem Vorsitzenden der Kuustgenossenschast, zur
dlussiihrung nbertragen worden. Jn der Stadt Karlsbad bringt
inan dein Denkmale des Helden und Sängers aus den deutschen
Befreiuugskriegen, wie sich aus den politischen Verhältiiissen er-
klärt, grosze Begeistenmg entgegeu. Tas Denkmal, welches aus
ciner Biiste auf hvhem Sockel, bez. mit Seitenflachbildern, be-
stehen wird, soll im Mai 1888 enthi'illt iverdeu.
O Die Stadt Eger in Böhineu erhält deinnächst ein
Kaiser-Joseph-Denknial; daSselbe ist vom dortigen Bildhaner Karl
Wilfert nwdelliert. Die Figur, überlebensgroß, hat 2^ Meter
Höhe und wurde vou Kunst-Autoritäteu als gut gelungen be-
zeichnet. Das Modell besindet sich bereits in der k. k. Erzgießerei
in Wien, welche den Bronzeguß der Figur übernomnien hat.
Berlin. Das Komitee zur Errichtung eines Chamisso-
Denkmals in Berlin hat den Bildhauer Moser nüt der Aus-
führung einer Büste des Dichtcrs in doppelter Lebensgröße be-
auftragt. Die Büste soll in Bronze gegossen und auf einem
10 Fuß hohen Granitposiainent aufgestellt werdeu. Zur Auf-
siellung ist der Denuewitz-Platz ausersehen, falls es nichl gelingen
svllte, einen Platz im Tiergarteu bewilligt zu erhalten. Mau
wünscht das Tenkmal am 21. August u. I., dem 50. Todestage
des Dichters, aufstellen zu könuen.

Nusstrllungen, Sauuuluugeu rtc.
* Jn den Näuinen des Kunstgewerbemnseums zu
DreSden ist angenblicklich eine böchst bedcutende Sammlung
von F-arb endru cken ansgcstellt, welche gegcu 6000 Blatt um-
faßt. Sie ist vou dcm Bibliothckar der Kunstgewerbeschule da-
selbst, Kunisch, zusammeugebracht und dient den Schi'ckeru der
Anstalt zu Studien. Die Sammlnng gibt einen guten Überblick,
nameutlich über das, was in Deutschlaud gegenwärtig im
Farbendruck geleistet wird. Weniger gut ist Nordamerika ver-
lreteu: bekanutlich hat neben Gustav W. Seitz in Wandsbeck der
Dentsche Louis Prang in Boston das Verdienst, den Farbcndrnck
nuf seine höchste Höhe erhoben zu haben. Dazn treten die Schweiz,
England und F-rankicich. Der höhere Kunstfarbeudruck ist, une
es dem Zwecke der Sammluiig entspricht, nur schwach vertreteu;
immerhin könnten, da doch einzelne vorzügliche Blätter von
Troitzsch und von Frisch in Berlin, von Goupil in Paris n. s. w.
da sind, anch andere Firmen, wie Hanhort in London, Barzino
in Mailand, Prang iu Bostou u. a. einigennaßen verlreten sem.
Die deutscheu Künstler verhalten sich dem Farbendruck gegenüber
noch zicmlich ablehnend; zum Teil halten sie nichtS davon, ihre
Namen auf den Nachbildungen zu sehen oder lassen es sich
thörichter Weise gefallen, wenn die Fabrikanten ihre Namcu unter-
drücken; zum Teil halten sie es für unter ihrer Würde, für den
Farbendruck zu arbeiten. Wohl mit Unrecht, denn es wird Er-
staunliches auf diesem Gebieie geleistet und die weilesten Kreise
werdcn durch den Farbendruck der Kunst gelvonnen. Es scheint
übrigens, als sei der F-arbendruck gegenwärtig anf der Höhe und
im Begriff durch andere noch vollkommenere Nachbildeverfahren,
die mit der Photographie in Verbindnng stehen, verdrüugt zu
werden. Vou hervvrragendeu deutschcu Malern, die sür den
Farbendruck arbeiten, verzeichnen wir in der wohlgeordncten
Sammluug Erdmann und Kiesel in Tüsseldors, Paul Mohn uud
Woldcmar Friedrich in Berlin, Wilhelm Claudius iu Dresden;
natürlich siud die Lehrer der Kunstgeiverbcschulen zahlreich ver-
treten, wie Richard Hofmann in Plauen saugenblicklich mit einein
Gehalt von 10,000 Frcs. nach St. Galleu berufeus u. a. Jn der
Blumenmalerei herrschen natürlich die Damen vor. Die Dres-
dener Kunstgewerbeschnle, besouders die Herren Beck und M. Rade
haben an dem Aufschwunge des Farbendrncks ihren Anteil; die
au der Schule ausgebildeten Zeichner sind namenilich in Berlin
gesucht. — An 70 Fabrikanteu sind in der Sammlung vertreten
aus Leipzig, Berlin, München, Dresden, Wandsbeck, Breslau,
Frankfurt a. M., Kassel, Düsfeldorf, Augsburg, Nürnberg,
Stuttgart, Lahr, Karlsruhe, Harlem, Graz, Wien, Zürich, London,
Belfast, Paris, New-Uork und Boston. Die Zwecke, deueu die
Farbendrucke dienen, sind sehr mannigfaltig: wir fiuden dn Vor-
lagen für Aquarellmalerei, Etiketten für Zigarren- nnd Zigaiwetteu-
kisten, Wunschkarten für Weihnachten, Neujahr und Ostern,
Tafel- und Tanzkarteu, Bildchen, wie man sie bei allerhand Ein-
äufen gegenwärtig als Zugaben zu erhalten Pslegt u. v. a.

Sollen wir von den vertretenen Firmen die nennen, welche uns
am vollkommensten das Jdeal erreicht zu haben scheinen, so
würdeu eS sein Gebr. Obpacher fMüiichen), Wezel und Naumaun
(Lcipzig), Meißuer und Bnch (Leipzig), Hagelberg (Berlin).
Sie alle stehen, ohne das; mir einem den Vorzug einräumen
köunte», auf einer unübertrefflichen Stufe der Vollendung: ihr
Gcbiet ist daS der volkstümlichen Fabrikswaare. Die Technik ist
io vorzüglicki, daß sich gar manche Stücke in die Höhe der wirk-
lichen Kunstproduktion erheben: die Mache des Lithographeu ist
in der Regel graziös nnd dem Zlvecke eines guten Druckes ent-
sprechend: der Druck ist genau registriert, die F-arben sind srisch
und dem Gegenstande entsprechend: alles zeugt von ausgezeichneter
technischer F-ührung und von der bis ins Kleinste gehenden Auf-
merksamkeit in dem Strcben, alles zu thun, um dem Auge des
großen Publikums zu schmeicheln. Jn diesen Eigenschaften werden
die gcnannten dentscheu F-irmeu vou den ylnSländern höchstens
erreicht, jedenfalls uicht übertroffen. Der französische Chic ver-
leugnet sich uatürlich auch iu dcn Drucken nickst: namentlich leistet
die Firma Testn und Massiu bewnndernswertes. Der englische
Geschmack mutet uns weniger anmutig, eher etwas hölzern an.
Dvch niag es manchem Künstler intercssant sein, zu hören und sehen,
daß große deutsche Firmen massenhaft sür England arbeiten, wo
ja die Ilqnarellmalcrei in viel weiteren Schicksten verbreitet ist,
nls beiuns in Deutschland. Die künstlerische Aqnarellmalerei stelst ja
dort ancrkanntermnßen auf einein höhereu Staudpunkte als bei
uns, demgeniäß auch der Dilettautismus. Anch in Amerika
dürfte sür deutsche Küustler, die für deu F-arbendrnck arbeiten
wollen, ein Markt sein. Die geuaiinte F-irma Louis Prang u. Cie.
in Bostou beherrscht deu Markt in den Vereiuigten Staateu, und
die betr. Ki'iustler können mit ihreu Nachbildungen mehr als zu-
friedeu sein. Die Preisverhältnisse sind dort andere als bei uns.
Die genannte F-irma, welche schon in den 60 cr Jahreu aus der
Höhe stand und das hohe Vorbild abgab, au dem sich der deutsche
Farbeudruck emporarbeitete, hat 1875 die künstlerische Weihnachts-
karte ins Leben gerufen und senier den Atlasdruck zn einer Höhe
gebracht, der bisher unerreicht blieb. Wir saheu z. B. ein herr-
!iches Blunieustück, welches von dem Vorbilde des belgijcheu
BlnmenmalerS Robin durchauS nicht zu unlerscheideu war. Das
Vvrbild kostete 6000 M., der Farbendruck 100 M., ein Preis,
welcher iu Deutschlaud allcrdiugs schwer zu crlangen ist. Das
Charakteristische in den Leistnngen Prangs besteht iu der Jn-
dividnalisierung jeder einzelnen Arbeit, iu dem sichtbaren Be-
strebeu, jedem Blatte, sei es anch nur cine sabriksmäßige Massen-
arbeit, einen Hauch von Kunstgefühl, ein Stück Seele mit auf
dcu Weg zu gebeu. Manche Erzeugnisfe der F-irnia sind daher
vielleicht iu Hinsicht auf die genaue technische Mache wcuiger voll-
kommeii als die ihrer Nebenbuhler, als die ihrer europäischen
Nebenbnhler, abcr jeues Streben nach einem höheren Jdeale hat
dem Hanse (z. B. nuf der Weltausstellung in Wieu) den reich-
sten wohlverdienten Beifall verschafft. Die Aquarellreprodnktiou
ivurde znerst in England nnd Bcrtiu zu großer Meisterschaft ge-
bracht, doch steht gegenwörtig auch Amerika und Paris mindestens
auf gleicher Ltufe. Namentlich in letztgenannter Stadt, wo oft-
mals die Handmalerei. nachhelfen muß, wird darum Ausgezeich-
netes geleistet. Der Llfarbendruck ist, wie schon gesagt, in der
Ausstellung ihrem Zwecke gemäß ivenig vertrete».
* Der Bildhauer Hugo Spieler, der auS München au
die Kunstgewerbcschule zu Dresden beirifen wurde, hatte vor
kurzem ein ganzes Dutzcud kleiuer zum Teil bemalter Genrefiguren
in der Kunstgewerbehalle daselbst ausgestellt. Da ist ein kernigcr
Alpenjäger, ferner eiu geziertes Paar aus der Zopfzeit, ein paar
F-ischerkinder, ein Jäger und eiue Winzerin als Hermeii behandelt,
ein paar reizeude Kinderköpfchen, eudlich mehrere'genrehafte Büsten.
Ein gemütlich ansprechender Zng feineu Humors geht dnrch alle
diese^ Gestalten, ivelche dnrchaus charakteristisch nnd lebendig auf-
gefaßi sind. Anch die Farbengebung trägt zur Erhöhnng des Ein-
drucks bei, da die Gestalten sichtlich von vvrnherein znr Aiifnahme der
Polychrvmie bestimmt wareu. Spieler war auf der Berliner
Jnbiläunisausstellung mit eiuein verwundeteu Philoktet vertrcten,
der sich durch Lebcndigkeit und Fleiß auszcichuete.
vm Die Neue Pinakothek in München hat letzthin einen
wertvolleu Zuwachs in einem Gemälde vou Heiurich Lang er-
halten, welches den Übergang des zweiteu bayrischeu Armeckorps
unter Geueral von Hartmanu über die Seine bei Corbeil, am
17. September 1870, darstellt. Es ist dies das erste der dem
genannten Schlachtenmaler vor mehr als Jahresfrist von der
Staatsregierung in Iluftrag gegebenen beiden Gemälde aus den
Kriegsjahren 1870/71, welches zur Ablieferung gelangt.
 
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