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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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2S2

j)ersonal- und Ateliernackrichten — Denkmäler - Ansstellnngen, Sammlungen rc.

dem Flügelhelm bedeckte Haupt leicht zur Seite gerichtet. Jn der
linken Hand hält der Gott nicht den Merkursstab, sondern ein
Schwert, weil die Figur, mit Riicksicht aufsthre Stelle am Portal,
gleichsam als Thorwächter gedacht ist. Uber dem linken ?lrm
hängt ein Ende des Gewandstiickes, welches nach der Riickseite
hinüberfnllt und von der rechten Hand aufgenommen wird. Zu
gleicher Zeit ist Professor Herter mit der Modellierung eines
großen, zur Marmor-dlnSfiihrung bestimmten Neliess beschäftigt:
eine Gruppe aus der Ainazonenschlacht. Mit erhobener Streitaxt
stiirnit eine hoch zu Roß sitzende Ilmazone anf einen sich ihr
entgegenstellenden Krieger ein; unter dem Pferde windet sich ein
zu Boden geschlagener Kämpfer.
Hf Karlsruhe. Prvf. F. Keller arbeitet an dem Ent-
wurf eines grohen Bildes sür die Miinchener Ausstellung, welches
eine Verherrlichung des Kaisers Wilhelm darstellen soll. Jm
März war Prof. Keller einige Zeit iu Berlin, nm Studien für
das Bild zu machen und hatte das Glück, vom Kronprinzen mehrere
Sitzungen zu eincm Porträt bewilligt zu erhalten. Bei seiner
Anwesenheit in Berlin malte Prof. Keller auch das Porträt
einer Dame in ganzer Figur nnd eines Kindes. Diese beiden
Porträts waren im hiesigeu Kunstverein ausgestellt. Ebenda ist
gegenwärtig auch das preisgekrönte GiPSmodell vvn Prof. Volz
für das Lübecker Geibelmonument zu sehen.
* Der Dresdener Bildhauer Hermaun Hultzsch, Vor-
sitzender der Kunstgenossenschaft daselbst, hat für das Denkmal
des Komponisten Karl Maria v. Weber in Eutin einen Ent-
wurf geliefert, der namentlich bei Musikern vielen Beifall findet.
Er schildert nicht den Tondichter allein, sondern den Augenblick
der künstlerischen Eingebung. Weber steht in sinnend auf-
horchender Stellung und lauscht den Eingebnngeu der auf einem
F-elsstücke hinter ihn, sitzenden Muse der Tonkunst. Wird der
Entwnrf, tvie sich erwarten läßt, ausgeführt, so wird die Muse
zu einer Verkörpenmg der Romantik umgestaltet werden.

jDrnkmälrr rlr.
— Berlin. Die AnregungzueinemSchlüter-Denkmal
sür Berlin in Form eines großen Monumentalbrunnens
hat Bildhauer Hundrieser in Charlottenburg durch eine kürzlich
vollendete vortreffliche Skizze gegeben. Der Künstler hat als
Aufstellungsort eine Stelle in der Papenstraße ins Auge gefaßt,
wo der Brunnen sich mit seiner Nückseite an die Wand eines
Hanses anzulehnen nnd einen wirkungsvollen dlbschluß der Straße
zu bilden hätte. Jn dem Stilcharakter des Schlüter'schen Barock-
stils gehalten und mit dekorativen Motiven aus des Mcisters
hcrvorragendsten Werken reich geschmückt, bilden seine vornehmsten
Bestandteile die auf hohem Postament in einer Nische thronende
Gestalt Schlüters, sowie die am Fuße des Postaments über einer
halbkreisfönnigen Schale ruhenden Figuren der Kraft und
Natur, als der beiden unversieglichen Qnellen, ans
denen die bildende Kunst neue Jngendfrische jchöpft.
Rechts und links an der schön gegliederten Wand, welche dem
Brnnnen als Hintergrund dient, sind die Reliesbildnisse Jacobis
und Eosander v. Goethes angebracht.
vm Dem als Direktor der Schwäbischen Kreisausstellung
zu Augsburg inr Sonimer vorigen Jahres verstorbeneu Bildhauer
Paul Ko ch ist von seinen Freunden anf dem Niiinberger Fiäed-
hofe ein Grabdenkmal errichtet worden. Dasselbe besteht in einem
Obelisken, welcher die Bronzebüste des Verstorbenen, ein Werk
des Prof. Schwabe und der Gießerei des bahrischen Gewerbe-
ninseums, trägt.
— Für ein Kriegerdenkmal, welches das Miinchen
benachbarte Neuhausen erhalten soll, ist gegenwärtig ein
Komitee eifng thätig, die nötigen Mittel durch Sammlungeii auf-
zubringen. Nachdem seitens der Gemeinde und des Kriegervereins
je 1000 Mk. bewilligt worden, hat sich diesen auch der Prinz-
Negent nüt einem Geschenke von 300 Mk. angeschlossen.
Hs Karlsruhe. Der früher beschriebene Entwurf des
Bildhauers Weltring zu einem monunieiitalen Brunnen (Pan,
auf einem Felsen sitzend, erschreckt zwei badende Nhmphen) soll
nun wirklich zur Ausführung koinmen. Durch die Verlängerung
zweier Straßeu wird in der Nähe der Metallpatronenfabrik Lvrenz
eine öffentliche Anlage eingeschlossen, in welcher der Eigentümer
der Fabrik den Binnnen aufstellen lasseu tvill, um ihn der Stadt
zum Geschenk zu machen.
§1. Jn der Kapelle des Alcsnther Schlosses. eiuer ungarischen
Besitzung des Erzherzogs Josef, wurde kürzlich die voni Bildhauer

Georg Zala ausgeführte Votiv-Statue des letzten ungarischen
Palatins und Vaters des Schloßherrn, Erzherzog Josef aufgestellt.
Das in Marmor gemeißelte Standbild ist ein Kunstwerk von
edler Einfachheit der Auffassung nnd sprechendem Gesichtsausdruck;
eS bildet ein würdiges Pendant zu der in derselben Kapelle be-
sindlichen Statue des Prinzen August von Sachsen-Koburg-Gotha,
einem tresflichen Werke von Viktor Tilgner, ein Pendant nmso-
niehr, als beide Gestaltcn knieend dargestellt sind.

Ausstellungen, Ssmmlungrn eir.
o. V. Berlin. Die Ausstellung der Adressen, welche
dem Kaiser zum 90jährigen Geburtstage aus allen Teilen
Dentschlands überreicht wurden, beweisl wieder einmal, nüt welcher
Mannigfaltigkeit und mit welchem Reichtum des ?lusdrucks die
deutsche Kunst den einen Gedanken, der an einem solchen Tage
alle beseelt, zu formnlieren versteht. Allerdings spricht nus auch
in dieser Ausstellung aus dem Text von manchem der großen
Pergamentblätter das unnüttelbare Wort, sowie es die einzelnen
Körperschaften ans dem Kreise ihrer Jdeale und Jnteressen herans
enipfnnden haben, innig nnd kenüg zuni Herzen. Doch der rechte
Dolmelsch, der uns die Gesinnungen aller erst in die rechte Festes-
sprache der Jubelfeier übersetzt, ist der Künstler, und Kiinstler-
hände sind zur Ausmalung aller dieser Adressen in reichem Maße
herangezogen wvrden. Die Städte haben ihrcn Adressen meist
dadurch ein eigenartiges Gepräge verliehen, daß sie in den Ilm-
rahniungen des Textes die Miniaturbildcheu ihrer ehrwiirdigsten
Bauten und Kniistdenkmäler dargestellt haben. Eineu durchaus
neuen Gedanken fiir die Form der Adresse haben die städtischen
Behörden der Stadt München gefunden. Statt des sonst iiblichen
riesenhaften Formats, ivelches es in den meisten Fällen unmöglich
niacht, ein derartiges Werk als Schmuck des Zimmers aufzustellen,
ist der Text auf ein kleines Pergamentblatt in einer Schrift des
16. Jahrhunderts gemalt. Dies Blatt liegt in einem silbernen
matt vergoldeten Rahmen, der dem Ganzen die Fvrm einer Votiv-
tafel gibt. Der Rahmen kanu durch reich ziselierte, in derselben
Weise behandette Klappen geschlossen werden. Ilnten daran hängt
durch einen rund geschliffenen Bergkristall geschlossen das Wappen
der Stadt. Das ganze Werk legt von dem vornehmen Charakter
des Miinchener Kunstgewerbes eine sehr reizvolle Probe ab. Ilnler
den sonstlgen Korporationen zeichnen sich die F-reiinaurerlogen
durch die Mannigfaltigkeit der Symbole ihres Bundes aus. Für
den deutschen Großlogenbund hat die geschäftssührende Großloge
von Hamburg eine Ädreffe eingesendet, die durch eine aus Eicheu-
holz geschnitzte und vergoldete gotische Architektur umrahmt
wird. Das vollständige Modell einer aus Holz konstruierten
Kirchturmspitze, die frei auf einem Postament aufgestellt ist,
haben die im Verbande der Slrchitekten- und Jngenieur-Vereine
vereiuigteu deutschen Baumeister gestiftet. Die Balken und
Sparreu der offen gelassenen Konstruküon sind nüt Kränzen aus
Blunien und Mhrthenzweigen umwunden. An den Ecken stehen
die aus Holz geschnitzten F-iguren der Werkmeister. Auch Kreise,
die keine bestimmte Korporation bilden, haben sich bei diesem
Feste zusainmengethan. So die Frauen und Jungfrauen der
Stadt Wiesbaden, welche den Kaiser so oft in ihren Mauern be-
grüßen dursten, mit einer großen Adresse, auf der ein liebliches
blondes Mttdchen in altdeutscher Tracht dem Kaiser einen Blunien-
kranz entgegen hült. Sehr reich ist naturgemäß die Kiinstlerschaft
vertreten. F-ür den Verein Berliner Künstler hat dessen Vorsitzender,
der Akademiedirektor Prof. Anton von Werner, ein großes
Pergamentblatt mit einer sehr reizvoll ausgefiihrten farbenfrischen
figürlichen Unirahmung ansgeführt. Der Meister der realistischeu
DarsteÜung der zeitgenössischen Geschichte gibt hier eine Reihe
von Jdealgestalten, unter denselben die Germania, die begeistert
zur deutschen Kaiserkrone emporblickt. Die deutsche Kuustgeiiossen-
schaft hat cin in prachtvollen Buchstaben ausgeführtes Pergament-
blatt iiberreicht. Die Studierenden der deutschen Kunstakadenüen
haben sich zu einer gemeinsamen Gabe vereinigt. Jede der be-
teiligteu Hochschulen hat ein großes mit figürlichem Schmuck
ausgestattetes Blatt überreicht; zu diesen Blättern gehört eine
monumentale in Lederschnittarbeit ausgefiihrte Mappe. Das
Blatt der Berliner Akademie von E. Hanetzog zeigt eine große
edle Franengestalt mit der Künstlerfahne und einem Lorbeerkanz.
Die Adresse aus München von Karl Marr stellt eine bewegt
aufblickende F-rauengestalt mit einem Palmenzweige dar. Fiir die
Düsseldorfer Akademie hat der durch sein realistisches Sensativns-
bild bekannt gewordene Maler Arthur Kampf ein Blatt aus-
geführt, das den Kaiser ini idealen Krönungsmantel darstellt.
 
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